von Colin Ernst
Über einen der grössten Hoffnungsträger der tauromaquia
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Der torero aus der Vizcaya hat einen fulminanten Aufstieg hinter sich. Iván Fandiño Barros, geboren in Orduña, am 29.09.1980, präsentierte sich als novillero 2004 zum ersten Mal in Madrid. Seine alternativa nahm er 2005 in Bilbao und seine confirmación 2009 in Las Ventas, ist noch nicht allzu lange her. Er ist zur Zeit die Nummer Fünf im escalafón. Seine Karriere zeigt steil nach oben und lässt auf weitere Steigerungen hoffen.
Iván Fandiño ist einer der besten toreros in dieser Saison. Und in Madrid gibt er alles. Besonders interessant ist, das er bei seinen zwei Auftritten in der feria de otoño, also im Herbst, zwei verschiedenen encastes gegenübersteht. Am Freitag präsentierte er sich mit den toros der ganadería Victoriano del Rio und toros del Corte, dem zweiten hierro Victoriano del Rio. Beide Zuchten basieren auf der encaste Domecq, was im Voraus auf ihr comportamiento schließen lässt. Die Victorianos sind groß und haben ausladende Hörner, sind in ihrem Bewegungsablauf meist flüssig aber nicht zu schnell, was einem Profi wie Iván Fandiño erlaubt, seine Karten, angesichts des kritischen Publikums von Las Ventas auszuspielen. Sein erster toro bestätigte genau diese Theorie. Der matador aus Orduña verstand sich auf Anhieb mit dem etwas streitbaren Schwarzen. Schnell hatte er ihn dominiert und lieferte eine vibrante faena, welche die tendidos erreichte. Besonders schön, seine klassische Haltung, Füße zusammen, sich nicht bewegend.
Der diestro gab dem toro den nötigen Raum, um ihn mit hervorragender Führung der muleta zu dirigieren. Zwei tandas mit der Linken und manoletinas komplettierten sein Programm. Zum Abschluss eine estocada desprendida, bescherte Fandiño seine erste Trophäe.
Neun orejas hat der torero aus Nordspanien auf seinem Konto in Madrid und er lechzt gradezu nach der puerta grande. „Cuando un torero llega dispuesto a triunfar, no hace falta lo pregone, se nota, se siente. Es la forma de andar, colocar de saludar y de citar“ (Wenn ein torero triumphieren möchte, ist es nicht nötig es an die grosse Glocke zu hängen. Man bemerkt es, man spürt es. Es ist seine Form wie er sich bewegt, wie er sich positioniert und auffordert und zitiert) hat Antonio Lorca einmal gesagt – dies trifft auf den torero Iván Fandiño zu. Auf seiner Homepage sagt er über sich: “Encontrae un camino, si no, lo creare“ (Ich werde meinen Weg finden, wenn nicht, werde ich ihn mir schaffen) und dies macht er auch. Bietet sich ein Stier an, wie dieses Exemplar Victoriano del Rio, kann er sich erfolgreich darstellen und bei jedem muletazo steigern. Sieht man ihn mit schwierigen toros kann man mit verfolgen, wie er seinen Weg sucht um aus dem Angebot das Beste herauszuholen. Angesichts des zweiten toros erwies sich diese Operation als hoffnungslos. Ein Stier, schwer, Format eines Domecq, soso und nicht zur Mitarbeit bereit, entschied sich der diestro zum schnellen Beenden dieser nicht erhellenden Vorstellung. Abschluss mit einer estocada trasera, was das Publikum mit silencio quittierte.
Dieser junge Mann hat „madera“ (Begabung), wie die spanischen aficionados ihn beschreiben, Charisma, Mut, Können und einen starken Willen. Die Enttäuschung, die sich in seinem Gesicht widerspiegelte, als er sein oreja aus der Hand des alguaciles entgegen nahm, konnte man deutlich sehen. Aber er ist auch ehrlich zu sich selbst, sein Bedauern galt nicht der entgangenen zweiten Trophäe sondern der Erkenntnis, das mit diesem toro nur eine Prämie zu erreichen war. In Las Ventas bedarf es noch ein Quentchen mehr toro bravo um die puerta grande mit nur einem Stier zu öffnen. Am Sonntag, mit den Adolfo’s (ganadería Adolfo Martín) könnte ihm diese Kunststück durchaus gelingen, wenn…, wenn sich die encaste der Albaserradas-Santa Colomas so präsentiert, wie man es von ihnen erwartet: Bravo…