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Sonntag, 1. Dezember 2013

Tercio de varas

Über eine neue Variante einer vara.
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von Colin Ernst 


Wer sich Gedanken um und über den Stierkampf macht, kommt eigentlich nicht am tercio de varas vorbei. In älteren Videos, sieht man die toros mitunter drei Mal mit voller Kraft, den picador und sein Pferd angreifen. Heute ist er oft schon nach der ersten Begegnung mit der pica zu geschwächt, um am Ende ein gutes Bild bei der Faena mit der Muleta abzugeben. Liegt es an den „herunter gezüchteten“ Stieren, die nicht ausreichend auf die corrida vorbereitet sind? Nun das könnte ein Grund sein. Eine gute Aktuation des picadores hängt vom fachgerechten Gebrauch der vara, der Lanze ab. Mehrfaches hineinstoßen in den morillo des Stieres, der mit gut 500 Kilo Kampfgewicht gegen das Pferd und die Lanze antritt, verursachen unschöne und unnötige Verletzungen. Die Spitze der Lanze (vara), die sogenannte Pyramide ist nicht allzu lang. Danach kommt ein Stück, welches mit einer Hanfkordel fest umwickelt ist, cuerda encolada genannt. Das Ende der Spitze formt das sogenannte cruceta, der Querbalken, welches tieferes Eindringen in das Fleisch verhindert.


Soweit hat sich wenig geändert im Geschäft des picadores. 1929 wurde der peto, der Schutzanzug des Pferdes eingeführt, das Alter und das Gewicht der Stiere reglementiert, auch die Pferde wurden schwerer. Die Präsentation des Stiers in den varas wurde von drei auf zwei heruntergesetzt, und die puya, die Lanzenspitze etwas gekürzt. Geblieben sind 8,75 cm Lanzenspitze. In meinem Artikel bei SfA über die Heilung der indultos im campo, habe ich berichtet, das der eigentliche Stich mit dieser kleinen Spitze nicht die Ursache, für die mitunter tiefen Muskelrisse sind. Sondern der Aufprall des, mit hoher Geschwindigkeit und viel Gewicht zitierten Aktes.

(Foto: Dr. Andreas Krumbein)
Nun sind ein findiger picador und sein Freund auf die Idee gekommen, die Spitze einer vara so zu präparieren, wie einen Bleistift. Ohne Knopfdruckfunktion. Jedes Mal wenn die Spitze auf einen Widerstand trifft, zieht sie sich in den Kanal der Lanze zurück. Das heißt nicht, das der Stier keine Verletzung erfährt. Aber auf diesem Wege ist wirklich nur die Obere Hautschicht ge.- und betroffen. Zur Zeit wird die von dem picador „Chamorro“ erfundene Veränderung auf der finca der Züchterin Aurora Algarara ausprobiert. Mit eindeutigem Erfolg. Die toros halten die faena besser und länger durch. Stiere, die als Deckstiere geprüft werden, haben nur eine oberflächliche Verletzung, die leichter zu behandeln ist, was auch für die zukünftigen Mutterkühe eine gute Nachricht sein dürfte.

(Foto: mundotoro)
Ich persönlich bin gegen die Abschaffung des tercio de varas, und würde so eine Änderung positiv sehen. Besonders in Anbetracht von drei Aspekten: Der toro hat eine gerechtere Chance sich dem torero zu stellen, was uns aficionados vielleicht einige unschöne Bilder im letzten tercio erspart. Und diese Verbesserung verschafft uns vielleicht einen kleinen Pluspunkt in der Welt, die sich gegen die tauromaquia stellt. Für den toro selbst, dürfte es weniger schmerzhaft sein, seine Rasse, seine bravura zu zeigen und zu entfalten.