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Mittwoch, 23. Oktober 2013

Ein begnadigter Stier kommt zurück auf seine Weide

Was geschieht mit einem begnadigen toro?
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von Colin Ernst


Ein toro indultado kehrt auf die heimischen Weiden zurück,… - einer meiner Lieblingssätze, wenn ich Reportagen über Stierkämpfe schreibe. Aber was passiert denn nun wirklich mit dem Stier? Entgegen der Vermutung der antitaurinos, das dieses Tier letztendlich beim Schlachter landet, wird es gesund gepflegt. Wie sieht so etwas aus? 

Ein toro bravo auf dem Weg in seine neue Freiheit (Foto: mundotoro)
Zunächst wird nach dem Kampf die Wunde provisorisch gereinigt und ein Antibiotikum verabreicht. Nun geht es mit dem Transporter zurück auf die heimische finca, wo sich Tierarzt, mayoral und ganadero dem saneamiento widmen. Die Widerhaken der banderillas werden entfernt und die Wunden, welche durch die pica und banderillas entstanden, sorgfältig gereinigt. Rund um die Wunden wird das Fell wegrasiert, Sauberkeit ist oberstes Gebot. Abgestorbene Fleischreste, bereits entzündetes Fleisch und Blutreste werden penibel entfernt. Die tiefen Wunden werden mit agua oxigenada ausgespült und mit Jodtinktur nachbehandelt. Mitunter sind die Wunden tiefer, als es die Kürze einer pica vermuten lässt. Dies erklärt sich durch die Heftigkeit, mit welcher der Stier sich in Pferd und pica hineingearbeitet hat. Durch den kräftigen Aufprall teilt sich der Muskel, ähnlich wie bei einem Muskelfaserriss. Es ist von besonderer Wichtigkeit, festzustellen, wie tief die Wunde wirklich ist, denn wenn sie sich verschließt, während ein Entzündungsherd in der Tiefe schlummert, kann dies zum Tod des Tieres führen. Ein altes Hausmittel ist der Honig. Dieser verhindert, das sich Bakterien verbreiten und hält die Wunde geschmeidig. So schließt sie sich letzten Endes von innen nach außen und nicht umgekehrt, was fatale Folgen hätte. In so einem Fall bekäme das Tier eine Infektion und Fieber, was ebenfalls zum Tod führen kann. Ein Tierarzt hat mir bestätigt, das kein toro an den zugefügten Wunden stirbt, sondern an den Infektionen, wenn diese nicht sachgemäß behandelt wurden.
Toros im campo bravo (Foto: mundotoro)
Nachdem der indultado die tierärztliche Behandlung hinter sich hat, geht es zunächst nicht auf die Weide zurück, sondern in den corral, in dem er sich vor der corrida zuletzt aufgehalten hat. Auch dies hat Hand und Fuß. Abgesehen, das die Bakterien hier dem Organismus des Körpers schon bekannt sind, hat der hochgestresste Stier hier keine Probleme sich zurecht zu finden. Er weiß, wo er Wasser und Futter findet. Gerade Wasser ist für das Tier nun sehr wichtig, damit es nicht dehydriert. Seine gesamte Muskulatur war während der corrida aufs Höchste angespannt und dies muss auch erst einmal nachlassen. Ist der Indulto nun in seinem corral verordnet ihm der veterinario als bestes Heilmittel Ruhe. Er muss trinken und fressen, sich entspannen, dann steht dem Heilungsprozess nichts im Wege. Ist der toro unruhig alleine, stellt man ihm ein paar erales, junge Rinder dazu. Jung deshalb, damit er nicht schon wieder auf die Idee kommt, seinen Rang in der Herde festzustellen oder zu verteidigen. Er soll sich sicher und stolz fühlen, sich ausruhen und seine Gesundheit wieder herstellen. Der Tierarzt, sowie der ganadero vermeiden es möglichst, den Stier mit zu viel Behandlung zu stressen, denn das Beste ist Ruhe, nochmals Ruhe, damit er schnell wieder frisst und trinkt. Ist er dazu zu unruhig, kann es zu Dehydration kommen, Nierenversagen wäre die tragische Folge. Auf diesem Wege wünsche ich allen indultados dieser Saison ein langes glückliches Leben als Deckstier, auf das ihre Nachkommen mit viel trapio und Ausdauer gesegnet seien.