von Domingo Delgado de la Cámara eingeleitet und übersetzt von Tristan Wood entnommen aus La Divisa, Club Taurino of London, Number 168 - January/February 2006, S. 29-33: The Tercio de Banderillas and Its Purpose
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von Domingo Delgado de la Cámara eingeleitet und übersetzt von Tristan Wood entnommen aus La Divisa, Club Taurino of London, Number 168 - January/February 2006, S. 29-33: The Tercio de Banderillas and Its Purpose
Übersetzung von Dr. Andreas Krumbein
Die Bedeutung der brega
Wie hat sich die suerte de banderillas in den zeitgenössischen toreo eingefügt? In anderen Worten, wie
wurden die banderillas durch die von José und Juan vollendeten Änderungen
betroffen, oder welche Auswirkung hatte die gesteigerte Betonung des letzten tercios auf das tercio de banderillas? Lasst uns jetzt diese Fragen
beantworten...
Es ist schon klar, dass das tercio de banderillas ohne eine genaue Zielsetzung geboren wurde. Ich habe auch
gezeigt, dass die Theorie, die von so vielen Autoren verteidigt wird, dass
nämlich die banderillas dem Stier helfen sich zu erholen, so ist, als würde man
versuchen seinen Durst durch den Genuss von Stockfisch zu löschen.
Nichtsdestotrotz traf das tercio de banderillas, seitdem José und Juan zu experimentieren begannen und anfingen den modernen toreo zu schaffen, auf einen
neuen Zweck. Denn durch das Beobachten, wie der Stier gegen die Subalternos
anläuft, kann der matador sich ein Bild von der Verfassung des toros machen,
mit dem Gedanken an die faena mit der muleta im Hinterkopf. Wenn der Stier gegen die subalternos anläuft, kann er beobachten, ob er schnell und gerade, mit dem
einen oder dem anderen Horn angreift. Wenn der für die lidia verantwortliche subalterno den Stier mit seinem capote annimmt, kann der matador die Fähigkeit
des Stiers, gerade auf den Köder zu gehen und den Kopf zu senken, beurteilen.
Mit anderen Worten, zu der Zeit,
zu der der matador zum Töten hinausgeht, sollte er schon eine genaue Vorstellung vom Verhalten des Stieres haben, denn er hat ihn mehrere Male mit
jedem seiner Hörner angreifen sehen. Da er den Stier beobachtet hat und weiß,
wie er ist, kann er sich in der Tat mit der muleta vom ersten Pase der faena an
auf einen vorzüglichen toreo einlassen.
Trotzdem sehen wir viele faenas, die mit unnötigen pases zum Testen beginnen, mit muletazos de tanteo, die demonstrieren, dass der matador seinen toro immer noch nicht verstanden hat. Wenn wir einen matador sehen, der den Stier ausprobiert, während er der faena, die er gerade ausführt,
Gewicht verleihen will, beschleicht uns der Zweifel auf zweierlei Art -
entweder ist dem Stier im zweiten tercio die lidia nicht in geeigneter Form zuteil geworden und seine
Qualitäten sind dem matador deshalb unbekannt, oder die lidia war korrekt, aber
der matador hat nicht gesehen, was er hätte sehen sollen, was uns zu der
Schlussfolgerung führt, dass er ein Mann ist, der nicht versteht, wie er
arbeiten muss.
Wenn wir zur zweiten Schlussfolgerung
gelangen, dass dem toro die lidia in korrekter Form zuteil geworden ist, der matador aber nichts daraus gelernt hat, wird es für den torero zu einem großen
Risiko im Ring zu sein, denn seine Unwissenheit könnte sich als fatal erweisen.
Das mag überraschend erscheinen, aber es gibt viele Ignoranten, die den
Lichteranzug tragen. Nachdem ich mit einigen von Ihnen gesprochen habe, bin ich
nicht überrascht, dass sie sich als katastrophale toreros erweisen...
Zu anderen Gelegenheiten weiß
der matador, was er mit seinem Material tun sollte, aber er ist umringt von Unfähigen, die das zweite tercio in eine lächerliche capea verwandeln und die
unfähig sind, den Stier zu schulen. In den Händen bestimmter cuadrilla-Angehöriger können alle Stiere schlecht aussehen. Das kann bedeuten,
dass, wenn der matador Schwert und muleta nimmt, er sich tief auf pases zum
Testen beider Hornseiten einlassen muss, um herauszufinden, wie das Tier
wirklich ist. Sehr oft jedoch wird er auch gezwungen sein, die faena mit einer
Serie mittelmäßiger muletazos zu beginnen, derart dass sie den Stier von
Unarten befreien, die er sich im zweiten tercio angeeignet hat.
Wie schlecht nur, lieber Leser,
ist die heutige lidia! Ich glaube trotz des Gesagten nicht, dass es derzeit
sehr viele schlechte matadores gibt. José Tomás, Enrique Ponce oder El Juli sind
so gut wie irgendeiner der Besten früherer Epochen. Aber unter den subalternos
besteht totale Dekadenz. Es gibt keine Nachfolger von Leuten wie Blanquet oder
Alfredo David. Ich kehre jetzt zurück zu einem der Leitmotive dieses Buches -
der toreo mit der muleta hat eine spektakuläre Weiterentwicklung und
Verbesserung erfahren, doch unglücklicherweise sind wir im Falle der ersten
zwei tercios Zeugen einer deutlichen Rückentwicklung und eines klaren Verfalls.
Nicht nur im ersten tercio, sondern ebenso im zweiten. Wenn wir nur das terciode banderillas in Betracht ziehen, ist es verblüffend wie die cuadrillas der
berühmten matadores von komplett mittelmäßigen subalternos bevölkert sind.
Natürlich gibt es Ausnahmen, aber das ist es, was sie sind - Ausnahmen.
Deswegen bleibe ich ein
Bewunderer der großen Würde, die von den heutigen toros an den Tag gelegt wird,
und ihrer geringen Neigung zu lernen. Wären dieselben Tricks, die wir heute
sehen, mit einem toro von vor 80 Jahren durchgeführt worden, wäre man nicht in
der Lage gewesen, danach noch einen einzigen pase mit ihm auszuführen. Jene
Hunderte von capotazos, die hin und her fegen, ein paar falsche, kleine
Schritte hier, eine capea dort... und seht, ich spreche nicht über die cuadrillas eines becerista, vielmehr über die cuadrillas der großen matadores,
die stoisch einen nutzlosen Pöbel unterstützen, nur um sich nicht mit den
Führern der Unión de Picadores y Banderilleros konfrontiert zu sehen, die Stück
für Stück durch Streikdrohungen die Bosse der fiesta werden.
José Tomás, Enrique Ponce, El Juli ... die grossen maestros (Fotos: mundotoro & tauromaquia.de) |
Ich weiß nicht, wie ich die
beginnen soll, das zweite tercio, so wie es heute ist, zu analysieren. Alles
ist so zusammenhanglos; es ist schwierig, irgendeinen Sinn zu erkennen. Und in
der Zwischenzeit steht der matador wie festgenagelt und betet zur Heiligen
Rita, es möge nur so kurz dauern, dass es den Stier nicht ruiniert, oder er
bittet den Präsidenten, das tercio früh zu beenden, damit der Stier die muleta erreichen
kann, solange er noch etwas in sich hat.
Alle subalternos wiederholen
aufs lästigste: "Die banderillas sind nicht wichtig. Was wesentlich ist,
ist gut den capote zu führen." Dadurch dass sie das sagen, versuchen die
meisten ihre armselige Arbeit mit den Stöcken zu rechtfertigen... Das Argument
wäre vielleicht gerechtfertigt, wenn sie gut mit der capa kämpften, aber mit
ihrer Capaarbeit wird es auch immer schlechter.