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Dienstag, 27. Mai 2014

Das erste Mal (5. Teil)

HINWEIS: Die blau-kursiven spanischen Fach-Begriffe
sind mit dem deutschsprachigen Lexikon des Stierkampfs verlinkt.

Wer das erste Mal einen Stierkampf besucht sollte gewisse Punkte bedenken

5. Teil: Der Stier betritt das Geschehen
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von Philip de Málaga


Nun ist der Moment gekommen. Die corrida kann beginnen. Der presidente wedelt mit dem weissen pañuelo und eine Mini-banda von drei bis vier Personen über dem toril, das Tor wo der Stier rauskommt, gibt mit ihren Trompeten das offizielle Signal, den ersten toro einzulassen.

Bevor der toro das Geschehen betritt, kommt ein Mitarbeiter der empresa mit einem grossen Schild ins ruedo, auf dem das Publikum lesen kann, wie der Stier heisst, aus welcher ganadería er stammt, wann er geboren ist und vor allem mit welchem Gewicht, also mit welchem peso er antritt. In einigen plaza de toros werden diese Informationen nicht im ruedo gezeigt, sondern ein jeweils aktuelles Schild ist über dem toril angebracht.

Der Mann vor dem toril, der torilero, betritt das ruedo um herauszufinden, ob alle, also der matador und die banderilleros, bereit sind den ersten toro zu empfangen. Dann begibt er sich zum toril und öffnet es. In einigen plaza de toros hört man das Klappern der Tore hinten in den corrales, wenn der Stier durch ein Gangsystem ins ruedo geleitet wird.

Hinter einem burladero im Schattenbereich wo sich die toreros mit ihren Utensilien aufhalten sieht man den matador de toros, wie er sich konzentriert, manchmal betet, und gespannt auf das toril blickt um zu sehen, in welcher Verfassung sich der toro befindet.

Und dann betritt der toro das Geschehen. Alle Augen sind auf das toril gerichtet. Wie wird der toro das ruedo betreten.

(Foto: Dr. Andreas Krumbein)
Betritt er zögerlich das ruedo, galoppiert er gleich auf die toreros, auf alles was sich bewegt zu? Kurz formuliert, greift er schon von alleine an, oder muss man ihn erst dazu bringen anzugreifen. Wenn toros schon vor dem ersten tercio sich dermassen zurückziehen, ist es für den matador sehr schwierig eine lidia, also den Stierkampf in seiner Gesamtheit, aufzubauen.

In solchen Fällen kann es passieren, dass der toro ausgetauscht wird. Erst recht, wenn der toro behindert wirkt, also ein hinkendes Bein oder ähnliches. Das Publikum beginnt in der Regel zu protestieren, und der presidente spricht sich mit seinen beiden Beratern ab. Wenn er sich schliesslich dafür entscheidet den toro auszutauschen schwingt er das grüne Taschentuch. Dies geschieht in der Regel bis zum Beginn des ersten tercio. Darauf hin werden abgerichtete Ochsen, die cabestros, ins ruedo gelassen, welche den toro wieder durch das toril in die corrales begleitet sollen. Danach wird ein Ersatzstier, ein so genannter sobrero eingelassen.


Cabestros begleiten den toro raus (Foto: Dr. Andreas Krumbein)
Normalerweise empfangen die banderilleros den toro. Aber sie sollen und dürfen keine Figuren ausführen. Dies ist auschliesslich das Privileg der matadores. Die Aufgabe der banderilleros ist es in diesem Fall den toro zu bewegen. Dazu schleifen sie die capa hinter sich her um den toro dazu zu bringen das ruedo mindestens einmal zu durchrunden.

Der matador steht am Rand hinter einem burladero um den toro zu analysieren. Greift er gerade an, mit welchem Horn attackiert er, wie wendet er sich, kommt er zögernd in die Gänge, bremst gar ab, schmeisst er beim Angriff den Kopf nach oben? Kurz, der matador hat nur ungefähr eine Minute um sich über das Angriffsverhalten ein Bild zu machen, bevor er selbst dem toro mit der capa entgegen tritt.

Manchmal geschieht es, dass die matadores auf diese Analyse verzichten und den toro direkt vor dem toril auf den Knien empfangen. Dabei halten die matadores die capa vor sich und in dem Moment wo der toro das ruedo betritt und auf den torero zugaloppiert schwingt der matador die capa in einem grossen Bogen um seine rechte oder linke Schulter und der toro folgt meistens der capa und galoppiert knapp an dem knieenden matador vorbei. Das Manöver nennt sich porta gayola.


Die porta gayola ist vor allem gefährlich, weil der matador keine Möglichkeit hat dem angreifenden toro auszuweichen und wenn der Stier der capa nicht folgt, wird der matador zur Zielscheibe.


- Fortsetzung folgt

© Philip de Málaga

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