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Dienstag, 18. März 2014

Sanlúcar (5. Teil)

Wieder auf den Spuren der toros . . .
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von Colin Ernst


Von Sanlúcar nach Sevilla
Und wie sich die toreros kleiden, wenn sie den toros gegenüberstehen

Wie immer bei unseren Besuchen in der Provinz Cádiz, besuchen wir natürlich auch Sevilla. Mit dem Bus dauert die Fahrt gut zweieinhalb Stunden. Eine wunderschöne Stadt, mit viel Torerogeschichte. In den Tapasbars in der Altstadt, rund um die berühmte Giralda, dem Real Alcazar im Barrio Santa Cruz und El Arenal, gibt es viele Details zum Thema toro und toreros zu sehen. 

Berühmte toreros, wie Belmonte oder Curro Romero stammen aus Sevilla. Stadtviertel, wie Triana und Santa Cruz haben seit ewigen Zeiten bekannte Stierkämpfer, Flamencosänger und Tänzer hervorgebracht. In den zahlreichen Souvenirgeschäften bekommt man alles was irgendwie mit Flamenco oder toros zu tun hat. Man kann das museo taurino der Real Maestranza besuchen, wo man viele interessante Dinge zu sehen bekommt. Alte traje de luces, aus vergangenen Zeiten, capas de paseo bekannter maestros, ein Besuch lohnt sich. Mein Besuch führt mich, vorbei an Curro Romero und Pepe Luis Vazquez, zum sastre taurino Pedro Algaba, dem Schneider der toreros. Hier werden, wie zu alten Zeiten, die traje de luces, das Lichterkleid, per Hand geschneidert. 


Die figuras lassen sich ihre trajes anpassen, geduldig stehen sie still, wenn der Meister der Nadel Mass nimmt. Wer es sich leisten kann, bestimmt die aufwendigen Details der traje selbst. Hier ein Paar goldene Pailletten in Form eines Blattes, oder phantasievolle Ornamente, eingefasst in weißem oder schwarzen Borde, die Schulterkappen, bestickt oder mit bulto…, jede Einzelheit zählt. Vieles ist mit der Hand genäht oder gestickt. Natürlich gibt es auch die capotes, die capas de paseo und die muletas hier. Sogar die Silberbecher und die Strümpfe kauft der torero hier. Das Haus verfügt auch über einen Verleih von trajes und verkauft gebrauchte Anzüge. 

Das kann sich nicht jede torero leisten.
Wer die Preise kennt, kann sich vorstellen, das sich nicht jeder torero eine traje schneidern lassen kann. 2.000 bis 4.000 Euro und mehr muss man schon auf den Tisch legen. Auch die trastos, so nennt man die capas und muletas haben einen hohen Preis, 200 bis 400 Euro im Schnitt. Und wer schon mal einen Stierkampf gesehen hat, weiss, dass es oft vorkommt, das am Ende die traje nicht nur voller Blut, sondern auch zerrissen ist, die capa zerfetzt und die muleta durchlöchert. Selten kann der matador seine traje auf Kredit kaufen, weiß der Schneider doch, das der Träger mitunter nach der corrida vom empresario nicht, oder schlecht bezahlt wird und dieser so das Geld für den Lichteranzug schuldig bleibt. Wohlhabende maestros lassen sich für jede Saison neue Anzüge schneidern, ein Luxus, von dem ein torero, der nur fünf corridas im Jahr bestreitet, nur träumen kann. Für den Toreronachwuchs, den novilleros ist das lange ein Traum, eine eigene traje zu besitzen. Ist diese dann zerfetzt, kostet es viel Geld, diese flicken zu lassen. 

Die puerta grande von Sevilla, fast alle grossen maestros waren hier
Auf der Rückfahrt von Sevilla komme ich ins Grübeln… Wie schafft es eine Familie in diesen Zeiten der Krise, einen Sohn zu unterstützen, der torero werden will? Die escuela taurina ist selten umsonst, das Handwerkszeug, capa und muleta sind noch der geringste Posten. Wer kann es sich leisten, dem jungen Talent, mal eben eine traje de luces zu kaufen? Und damit nicht genug, die becerrasvacas, die er braucht um am lebenden Objekt zu üben. Die Eltern dieser jungen, enthusiastischen Torerolehrlinge, sind die ersten, die unter großen Opfern, ein Talent fördern. Findet sich dann ein Gönner oder apoderado, sehen sie ihren geliebten Sohn mitunter vom Horn durchbohrt in der Arena liegen. Ich weiß nicht, ob ich dies als Mutter oder Vater aushalten könnte…