von Philip de Málaga
Zu der EU-Abstimmung und den Folgen erreichten SfA zahlreiche Anfragen
Hier ein paar Informationen zu diesem Thema
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Da wird im Europäischen Parlament, vor allem wegen dem Drängen der politischen Grünen, darüber abgestimmt, ob der Stierkampf subventioniert werden soll oder nicht. Das Ergebnis viel mit 438 zu 199 relativ eindeutig aus. Und kaum wird das Ergebnis bekannt gegeben, verkünden verschiedene Medien und die Europäische Kommission, dass diese Entscheidung gar nicht durchführbar sei.
Was ist hier eigentlich los? Um was geht es genau? Was soll denn verboten werden? Viele Fragen erreichten SfA. Die Antwort ist einfach: Die europäischen Subventionen für Zucht des toros bravos sollen ab 2016 untersagt werden.
Nur unterliegt diese Forderung einem kleinen Schönheitsfehler. Wann beginnt ein toro ein so genannter toro bravo zu werden? Wer entscheidet dieses? Was geschieht mit denjenigen, welche nicht zu einem toro bravo werden? Und was geschieht mit dem Umfeld?
Gehen wir doch mal in das Detail:
Was ist eine Stierzucht und was gehört dazu?
Da gibt es eine ganadería. Ein landwirtschaftlicher Betrieb, der unter anderem eben auch toros züchtet. Stiere für den Tod in einer plaza de toros. Zudem verfügt dieses Unternehmen aber auch über andere landwirtschaftliche Zweige, wie Pferde-, Schweine-, Ziegen- oder Milchkuhzuchten.
Die Zucht von Pferden und den bekannten iberischen Schweinen gehört dazu |
Hinzu kommen die agrartypischen Grundflächen für Oliven, Wein, Orangen, Zitronen, Avocados, Kartoffeln, Korkeichen oder ähnlichem. Auch Gärtnereiprodukte stehen auf dem Programm. Mit anderen Worten, es handelt sich hier um ein Agrarunternehmen, welches sich vielen Bereichen zuwendet, eben auch den toros.
Korkeichen, Olivenplantagen und Wein ... auch das gehört zu Andalusien und den toros |
Mit einer Subventionsstreichung für die ganadería wäre der ganze landwirtschaftliche Betrieb betroffen und lahmgelegt. Das kann und darf nicht im Interesse europäischer und demokratischer Politik liegen.
Welche Rolle spielt der Stier?
Was viele nicht wissen, die Subventionen für den toro bravo sind ja schon offiziell gestrichen worden. Nur hier trennt sich die Spreu vom Weizen. Wann können wir von einem toro bravo sprechen, also von einem Stier, welcher für den Tod in der plaza de toros gezüchtet wird. Von Geburt her kann man es nur vermuten, aber erste Ergebnisse erfährt man erst nach einem Jahr, wenn das Tier bei einer tienta getestet wird, ob es über genügend bravura, also Mut, verfügt, um für ein festejo taurino tauglich zu sein. Und selbst dann ist noch nicht einmal garantiert, dass es für eine corrida vermarktet werden kann. So landen viele Tiere im Schlachthaus, ohne einen torero gesehen zu haben. Und genau in dieser Differenzierung liegt die Problematik. Mit welcher Kalkulation will man diese Jungstiere bewerten. Dafür müssten erst einmal entsprechende Experten ausgebildet werden.
Hinzu kommt die Tatsache, dass die Zucht eines toros bravos relativ kostenaufwendig ist. Bei kaum einer Zucht wird dermassen auf den gesundheitlichen Zustand der Tiere geachtet wie bei einer ganadería von toros. Tierärzte sind häufig gegenwärtig und kennen die Tiere der jeweiligen Zucht ziemlich genau. Geradezu schon beim Namen.
Was gäbe es für andere Möglichkeiten der Subvention?
Eine Alternative dazu, wäre eine mögliche Subventionsrückzahlung, nach dem Einsatz in einer corrida. Aber so weit sind die europäischen Politiker, nicht einmal die Grünen oder nicht einmal der sector antitaurino in ihren Gedankengängen noch nicht gekommen.
Was gäbe es für andere Möglichkeiten der Subvention?
Eine Alternative dazu, wäre eine mögliche Subventionsrückzahlung, nach dem Einsatz in einer corrida. Aber so weit sind die europäischen Politiker, nicht einmal die Grünen oder nicht einmal der sector antitaurino in ihren Gedankengängen noch nicht gekommen.
Ein kuriose Frage wäre: Was geschehe mit einem toro indultado, einem begnadigten Stier. Er ist zwar für den Tod in der plaza de toros gezüchtet worden, auch angetreten um im ruedo zu sterben, aber letztendlich wird er begnadigt. Schliesslich endet er sein Leben als Zuchtbulle auf einer dehesa, jener Weideflächen, von dem das meiste Fleisch auf unsern Tellern nur träumen kann. Stehen ihm etwa keine Subventionen zu?
Da gibt es ja noch andere Feste mit den Stieren!
Und nicht zuletzt die encierros, festejos populares oder capeas in den kleinen Ortschaften. Da werden toros oder novillos für dörfliche Stierlaufen verkauft, aber nicht öffentlich getötet, sondern durch die Strassen und Gassen getrieben, wobei sich die Bevölkerung mit muleta oder capa üben darf. Erst im Schlachthaus, wie die Massentierhaltung findet sein Leben ein Ende. Wenn überhaupt. Oft werden diese Tiere häufiger eingesetzt.
Capeas in Dörfern wo nicht getötet wird. |
Dann finden sich die recortadores, jene mutigen Männer, welche über die toros springen, oder mit Stuhl und Staab andere Manöver unternehmen, bei denen sie dem toro begegnen. Einem Stier, der ebenfalls nicht getötet wird. Nicht öffentlich in der plaza.
Ein recortador |
Auch hier stellt sich dieselbe Frage. Kein Tod, aber keine Subventionen?
Und Portugal?
Da wird der toro bei einer corrida, meistens ein rejoneo, ja nicht öffentlich in der plaza de toros getötet. Sondern erst danach im Schachthof, beim matadero. Wie steht es denn dort mit den Subventionen? Denn den eigentlichen Anstoss bei den corridas für die antitaurinos bildet ja das öffentliche Töten.