von Philip de Málaga
Wie plötzlich deutsche Medien etwas entdecken,
was es schon sehr lange gibt
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Jeder der sich mal ein wenig mit dem Ablauf einer corrida de toros beschäftigt hat, bekam irgendwie mit, dass die matadores am Ende von einer erfolgreichen lidia mit einem oder zwei orejas als trofeos belohnt werden. Um diese zu fordern, benötigt der aficionado in den tendidos ein weisses Taschentuch, welches er in Richtung presidente schwingt, um zu signalisieren, dass er ein oreja fordert.
Ist es die Mehrheit des Publikums, welche mit den weissen pañuelos winkt, wird von dem presidente der corrida das erste oreja gewährt. So gelang es dem matador de toros Curro Díaz, am letzten Palmsonntag in Las Ventas, der grössten plaza de toros in Europa, nicht nur ein oreja zu erlangen, sondern gleich zwei Mal ein oreja welches im die puerta grande in einem der wichtigsten cosos in Spanien öffnete, wo er auf Schultern durch getragen worden ist.
In fast allen spanischen Medien wurde dieses Ereignis lobend erwähnt wie zum Beispiel in der konservativen Tageszeitung EL MUNDO: Puerta grande für die Kunst des Curro Díaz. Man sprach von der arte del toreo.
So viel Kunst konnte wohl die deutschen Presse in der arte de lidiar nicht entdecken. Im Gegenteil sogar. Gerne betitelt man die toros wieder als ein sportliches Ereignis und die Pose des toreros sei eine einzige Schande.
Ob sich die Verfasser solcher Beiträge überhaupt einmal mit der mundo de los toros journalistisch korrekt befasst haben, kann man wohl bezweifeln. Wenn die meistgelesene Tageszeitung Deutschlands nicht einmal in der Lage ist den Ort des Geschehens korrekt zu nennen, was kann man da schon erwarten.
Zwar gab es im amerikanischen Las Vegas in der Tat auch schon mal corrida de toros, aber das hiesige Ereignis fand in Spaniens Hauptstadt Madrid statt, in der plaza de toros Las Ventas.
Zwar erwähnt BILD am Ende seines kurzen Berichtes die pro-taurinische Demonstration in Valencia diese Tage, aber trotzdem scheint die Frage nicht so ganz ungerechtfertigt, was will man mit solchen Artikeln eigentlich erreichen? Was möchte man dem Leser mitteilen? Fachkundige und gut recherchierte Information wohl kaum. Auch scheint es kein sinnvoller Beitrag für die abolición de los toros zu sein. Oder doch? Immerhin, benutzt man das Wort "immerhin" um anzudeuten, dass es auf der Inselgruppe der Balearen und in Katalonien verboten ist. Verboten? In Katalonien? Das dort lediglich eine Handvoll corrida de toros in der katalanischen Hauptstadt Barcelona verboten wurden, haben sie nicht erwähnt. Auch nicht die über 65 festejos populares, welche weiterhin mit grossem Eifer in den vor allem ländlichen Gegenden Kataloniens weiterhin organisiert werden. Selbst Tierschützer und antitaurinos erkennen dieses politische Intrigenspiel mit den toros. Die deutsche Presse muss da wohl noch ein wenig lernen.
Aber immerhin, dass mit den orejas haben sie jetzt auch mitbekommen. Immerhin, eine Tradition, welche es schon seit dem 18. Jahrhundert gibt, und in Ronda und Sevilla entstanden ist. Ursprünglich wurde mit dieser Geste dem matador das Fleisch seines getöteten toros zugeteilt, damit er es mit seiner cuadrilla, der Familie und den Freunden verspeisen konnte. Manchmal stellte der torero das Fleisch auch wohltätigen Zwecken zur Verfügung.
In Madrid werden jedes Jahr zwischen 35 und 50 orejas verteilt. Genau waren es in den letzten zehn Jahren 396 orejas. Und in Deutschland ist diese Erkenntnis jetzt angekommen . . .
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Siehe auch:
Orejas und rabos, was hat es eigentlich damit auf sich?, SfA Reportage vom 2. Februar 2014
Das Publikum war mit der Leistung des matadores zufrieden und fordert mit den weissen Taschentüchern die Prämie eines orejas vom Präsidenten. |
Der matador de toros Curro Díaz in Madrid |
So viel Kunst konnte wohl die deutschen Presse in der arte de lidiar nicht entdecken. Im Gegenteil sogar. Gerne betitelt man die toros wieder als ein sportliches Ereignis und die Pose des toreros sei eine einzige Schande.
Ob sich die Verfasser solcher Beiträge überhaupt einmal mit der mundo de los toros journalistisch korrekt befasst haben, kann man wohl bezweifeln. Wenn die meistgelesene Tageszeitung Deutschlands nicht einmal in der Lage ist den Ort des Geschehens korrekt zu nennen, was kann man da schon erwarten.
Ausschnitt aus dem Artikel der BILD. |
Zwar erwähnt BILD am Ende seines kurzen Berichtes die pro-taurinische Demonstration in Valencia diese Tage, aber trotzdem scheint die Frage nicht so ganz ungerechtfertigt, was will man mit solchen Artikeln eigentlich erreichen? Was möchte man dem Leser mitteilen? Fachkundige und gut recherchierte Information wohl kaum. Auch scheint es kein sinnvoller Beitrag für die abolición de los toros zu sein. Oder doch? Immerhin, benutzt man das Wort "immerhin" um anzudeuten, dass es auf der Inselgruppe der Balearen und in Katalonien verboten ist. Verboten? In Katalonien? Das dort lediglich eine Handvoll corrida de toros in der katalanischen Hauptstadt Barcelona verboten wurden, haben sie nicht erwähnt. Auch nicht die über 65 festejos populares, welche weiterhin mit grossem Eifer in den vor allem ländlichen Gegenden Kataloniens weiterhin organisiert werden. Selbst Tierschützer und antitaurinos erkennen dieses politische Intrigenspiel mit den toros. Die deutsche Presse muss da wohl noch ein wenig lernen.
Aber immerhin, dass mit den orejas haben sie jetzt auch mitbekommen. Immerhin, eine Tradition, welche es schon seit dem 18. Jahrhundert gibt, und in Ronda und Sevilla entstanden ist. Ursprünglich wurde mit dieser Geste dem matador das Fleisch seines getöteten toros zugeteilt, damit er es mit seiner cuadrilla, der Familie und den Freunden verspeisen konnte. Manchmal stellte der torero das Fleisch auch wohltätigen Zwecken zur Verfügung.
In Madrid werden jedes Jahr zwischen 35 und 50 orejas verteilt. Genau waren es in den letzten zehn Jahren 396 orejas. Und in Deutschland ist diese Erkenntnis jetzt angekommen . . .
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Siehe auch:
Orejas und rabos, was hat es eigentlich damit auf sich?, SfA Reportage vom 2. Februar 2014