Wer es schafft so viel Leidenschaft, so viel Passion in seine Bilder zu transportieren, wenn es jemandem gelingt die ohne Frage viel diskutierte
pasión a los toros für die Ewigkeit festzuhalten, der nimmt gewiss in der
mundo de los toros eine ganz besondere Stelle ein. Legendär wurde er durch den Tod, hat er doch als einziger Photograph den Tod des
matadores de toros Manolete in der
plaza de toros von
Linares (Andalusien) im Jahr 1947 bildlich festhalten können. Und nun hat der Tod ihn geholt.
Francisco Cano Lorenza, liebevoll
Canito genannt, der Mann mit der schon legendären Mütze und der einzigartigen Unterschrift eines
cano.
Als Sohn des
novilleros Vicente Cano "Rejillas" ist er am 18. Dezember 1912 in einem Vorort von
Alicante geboren. Obwohl sein Vater schon ein Teil der
mundo de los toros war, zog
Paco Cano zunächst eine andere Leidenschaft in den Bann. Das Boxen. Mit siebzehn Jahren übte er sich im Fliegengewicht und fand damals schon in dieser Klasse einen Gegner, der dieselbe berufliche Laufbahn wie er einschlagen sollte. Der Kameramann
Pepita Aguayo, der später auch für
Luis Buñuel arbeitete.
Um der Armut zu entfliehen suchte
Paco Cano nach neuen Wege. So wendete er sich der
mundo taurino zu. Bei einer
novillada in seiner Heimatstadt
Alicante sprang er als
espontáneo ins
ruedo und landete erst einmal im
calabozo der Polizei. Schliesslich kam es zu einem Auftritt als
sobresaliente bei einer
novillada mit
toreras, den
novilleras Palmeño.
Bei einer
novillada in
Orihuela (bei
Alicante) machte
Francisco Cano seine erste Erfahrung mit einer
cornada, was ihm diesmal den Weg in das Hospital bescherte. Nein, er liebte die Welt der Stiere, war ergriffen von der
pasión, aber den
toros entgegen zu treten entsprach nicht unbedingt seinem Streben nach Erfolg. In
Linares war er mit
Manolete im Hotelzimmer und dieser fragte ihn:
Manolete: "
Wie warst Du als torero?"
Paco Cano: "
Ich war der ungeschickteste torero der Welt .... Die toros haben mich immer erwischt."
Manolete: "
Wenn sie dich immer erwischt haben, wohl deswegen, weil Du immer ruhig stehen geblieben bist."
Dann kam der spanische Bürgerkrieg.
Paco Cano tauchte unter und versteckte sich in der Wohnung seines Freundes
Gonzalo Guerra Banderas in
Madrid, welcher ihn in die Kunst der Photographie einführte, von der er von Beginn an begeistert war. Zwar hatte er innerlich immer noch den Hang zum torero sein, während er als Aushilfskraft in einer Kosmetikfabrik gearbeitet hatte, aber er entschied sich letztendlich die
traje de luces gegen einen Photoapparat einzutauschen. Der Krieg war vorbei, und
Cano war entschlossen im Alter von 26 Jahren ein Photograph
taurino zu werden. Schnell arbeitete er sich zum begehrtesten Photographen der tauromaquia hoch. Er arbeite für grosse Medien wie
ABC oder
EL PAIS, aber stets als Freiberufler, denn binden wollte er sich nie: "
Mir gefällt die Unabhängigkeit, die Freiheit...". Und so begann er Photoreportagen von bekannten
maestros zusammenzustellen; unter ihnen die
diestros Pepe Luis Vázques,
Domingo Ortega oder
Luis Miguel Dominguín, mit dem er ein besonders freundschaftliches Verhältnis pflegte.
|
Paco Cano und der torero und Freund Luis Miguel Dominguín |
Und dann kam der 29. August 1947. Der
matador Luis Miguel schuldete dem Photographen ein wenig Geld und forderte ihn auf ihn nach
Linares zu begleiten, dort könne er dann alles begleichen. Ohne zu wissen, dass dies der wichtigste Tag im Leben seiner photographischen Karriere sein wird, begab sich
Paco Cano in das andalusische
Linares. Und an jenem Nachmittag war er in der
Plaza de Toros der einzige Photograph der die dramatischen Momente festhielt, wo der
toro von der gefürchteten
ganadería Miura mit dem Namen
Islero den damals auch international berühmten
matador de toros Manuel Rodriguez Manolete tötete. Es entstanden Bilder, welche die Welt eroberten. Nach dem niedergeschriebenen Meisterwerk von
Ernest Hemingway Tod am Nachmittag kam nun fünfzehn Jahre später die passenden Photos dazu.
Muerte en la tarde.
"
So konnte ich Bilder machen, die um die Welt gingen. Einige waren böse auf mich, dass ich dieses so ausnützte, aber es brachte mir viel Ruhm und Geld ein. Die Leute standen Schlange bei mir zu Hause um Photos von der cogida mortal von Manolete zu erwerben. Armer Manolo. Ich habe in meinem ganzen Leben viel um dich geweint, viel mehr als um meinen Vater."
Es folgten noch weitere 69 Jahre, in denen der Ruhm des Mannes mit der Leica in der Hand aus
Alicante noch anhalten sollte. Bis in diese Tage. Aber er war nicht nur ein Meister im Festhalten der
toros, der
lidia, sondern es gelang ihm eine Epoche zu erfassen mit ihrem ganze Tiefe an Ambiente und Emotionen. Er lebte diese einzigartige Atmosphäre in und um einer Plaza de Toros und mit seiner ehrlichen aufrichtigen gefühlsintensiven Arbeit erfreut er sich zahlreicher Freundschaften mit vielen Berühmtheiten aus der ganzen Welt.
|
Ave Gardner gibt den Rhythmus vor und der torero Chamaco tanzt Flamenco |
Immer gestand er seine Schwäche für die amerikanische Schauspielerin
Ave Gardner. Für ihn sei sie die schönste Frau der Welt. Einmal ging er zu seiner Frau und sagte: "
Es ist alles geregelt. Für dich die Jungfrau. Für mich, Ave Gardner."
|
Paco Cano mit Ernest Hemingway in Pamplona |
Hemingway war vor allem ein Freund seiner Freunde. Aber er war der freundlichste. "
Der sympathischste Freund von allen war Hemingway, Don Ernesto. Und nicht nur deswegen, weil ich mich mit ihm betrunken habe. Aber noch viel mehr von einem Genie hatte Orson Welles. Er war unglaublich liebevoll."
|
1961 in Pamplona: Antonio Ordoñez, Orson Wells und Paco Cano |
|
1953: Paco Cano mir Gary Cooper |
Auch
Cano hatte seinen
High Noon. Der amerikanische Schauspieler
Gary Cooper versuchte sich mit einer
becerra. "
Aber weil er so gross war, wirkte das Tier so fürchterlich klein."
Cooper lud ihn ein nach Hollywood zu kommen, er würde ihn gerne in einem seiner Filme mitspielen lassen.
Cano fand diese Idee toll, jedoch stellte er sich vor, dass
Cooper sicherlich nur an die Rolle eines Bösewichts für ihn dachte.
|
1953 Cano mit Bing Crosby in Sevilla |
|
1962 in Pamplona. Cano trifft Charlton Heston im callejón. |
Viele gehören zu seinem Freundeskreis. Zu nennen wären da noch
Ortega y Gasset,
Soraya,
Fürst Rainer und
Grace Kelly,
Deborah Kerr,
Alexander Fleming und viele andere. Aber im Zentrum seines Lebens standen die
toros. Die
tauromaquia mit ihren eindrucksvollen Momenten, wo er stets den richtigen Zeitpunkt gefunden hat, den Auslöser zu drücken. Und er liebte sein Zigeunerleben, von
ruedo zu
ruedo trieb es ihn, sein ganzes Leben lang. In seiner Arbeit blühte er auf, er war bei allen beliebt und das trieb ihn an noch besser zu werden.
|
Ein Leben für die Photographie der toros. Francisco Cano (1912 bis 2016) |
"
Mein grösster Stolz ist es, wo auch immer ich hingehe, die Leute mögen und umarmen mich." Und jetzt in den
plaza de toros, wenn die
toreros zum
paseillo aufmarschieren, da fehlt er im
callejón, der Mann mit der hellen Mütze, dem freundlichen Lachen und seinen herzlichen Umarmungen.