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Donnerstag, 28. Juli 2016

Adiós Canito

Francisco Cano war nicht nur ein leidenschaftlicher Photograph 
in der mundo de los toros,
auch weltweit erfreute er sich gösster Popularität
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von Philip de Málaga
Wer es schafft so viel Leidenschaft, so viel Passion in seine Bilder zu transportieren, wenn es jemandem gelingt die ohne Frage viel diskutierte pasión a los toros für die Ewigkeit festzuhalten, der nimmt gewiss in der mundo de los toros eine ganz besondere Stelle ein. Legendär wurde er durch den Tod, hat er doch als einziger Photograph den Tod des matadores de toros Manolete in der plaza de toros von Linares (Andalusien) im Jahr 1947 bildlich festhalten können. Und nun hat der Tod ihn geholt. Francisco Cano Lorenza, liebevoll Canito genannt, der Mann mit der schon legendären Mütze und der einzigartigen Unterschrift eines cano.

Als Sohn des novilleros Vicente Cano "Rejillas" ist er am 18. Dezember 1912 in einem Vorort von Alicante geboren. Obwohl sein Vater schon ein Teil der mundo de los toros war, zog Paco Cano zunächst eine andere Leidenschaft in den Bann. Das Boxen. Mit siebzehn Jahren übte er sich im Fliegengewicht und fand damals schon in dieser Klasse einen Gegner, der dieselbe berufliche Laufbahn wie er einschlagen sollte. Der Kameramann Pepita Aguayo, der später auch für Luis Buñuel arbeitete.

Um der Armut zu entfliehen suchte Paco Cano nach neuen Wege. So wendete er sich der mundo taurino zu. Bei einer novillada in seiner Heimatstadt Alicante sprang er als espontáneo ins ruedo und landete erst einmal im calabozo der Polizei. Schliesslich kam es zu einem Auftritt als sobresaliente bei einer novillada mit toreras, den novilleras Palmeño.
Diese beiden novilleras gaben Paco Cano als sobresaliente eine erste Chance
Bei einer novillada in Orihuela (bei Alicante) machte Francisco Cano seine erste Erfahrung mit einer cornada, was ihm diesmal den Weg in das Hospital bescherte. Nein, er liebte die Welt der Stiere, war ergriffen von der pasión, aber den toros entgegen zu treten entsprach nicht unbedingt seinem Streben nach Erfolg. In Linares war er mit Manolete im Hotelzimmer und dieser fragte ihn:

Manolete: "Wie warst Du als torero?"

Paco Cano: "Ich war der ungeschickteste torero der Welt .... Die toros haben mich immer erwischt."

Manolete: "Wenn sie dich immer erwischt haben, wohl deswegen, weil Du immer ruhig stehen geblieben bist."
Paco Cano und der maestro Manolete im Hotel, vor dem tragischen tarde de toros.
Dann kam der spanische Bürgerkrieg. Paco Cano tauchte unter und versteckte sich in der Wohnung seines Freundes Gonzalo Guerra Banderas in Madrid, welcher ihn in die Kunst der Photographie einführte, von der er von Beginn an begeistert war. Zwar hatte er innerlich immer noch den Hang zum torero sein, während er als Aushilfskraft in einer Kosmetikfabrik gearbeitet hatte, aber er entschied sich letztendlich die traje de luces gegen einen Photoapparat einzutauschen. Der Krieg war vorbei, und Cano war entschlossen im Alter von 26 Jahren ein Photograph taurino zu werden. Schnell arbeitete er sich zum begehrtesten Photographen der tauromaquia hoch. Er arbeite für grosse Medien wie ABC oder EL PAIS, aber stets als Freiberufler, denn binden wollte er sich nie: "Mir gefällt die Unabhängigkeit, die Freiheit...". Und so begann er Photoreportagen von bekannten maestros zusammenzustellen; unter ihnen die diestros Pepe Luis Vázques, Domingo Ortega oder Luis Miguel Dominguín, mit dem er ein besonders freundschaftliches Verhältnis pflegte.
Paco Cano und der torero und Freund Luis Miguel Dominguín
Und dann kam der 29. August 1947. Der matador Luis Miguel schuldete dem Photographen ein wenig Geld und forderte ihn auf ihn nach Linares zu begleiten, dort könne er dann alles begleichen.  Ohne zu wissen, dass dies der wichtigste Tag im Leben seiner photographischen Karriere sein wird, begab sich Paco Cano in das andalusische Linares. Und an jenem Nachmittag war er in der Plaza de Toros der einzige Photograph der die dramatischen Momente festhielt, wo der toro von der gefürchteten ganadería Miura mit dem Namen Islero den damals auch international berühmten matador de toros Manuel Rodriguez Manolete tötete. Es entstanden Bilder, welche die Welt eroberten. Nach dem niedergeschriebenen Meisterwerk von Ernest Hemingway Tod am Nachmittag kam nun fünfzehn Jahre später die passenden Photos dazu. Muerte en la tarde.



"So konnte ich Bilder machen, die um die Welt gingen. Einige waren böse auf mich, dass ich dieses so ausnützte, aber es brachte mir viel Ruhm und Geld ein. Die Leute standen Schlange bei mir zu Hause um Photos von der cogida mortal von Manolete zu erwerben. Armer Manolo. Ich habe in meinem ganzen Leben viel um dich geweint, viel mehr als um meinen Vater."

Es folgten noch weitere 69 Jahre, in denen der Ruhm des Mannes mit der Leica in der Hand aus Alicante noch anhalten sollte. Bis in diese Tage. Aber er war nicht nur ein Meister im Festhalten der toros, der lidia, sondern es gelang ihm eine Epoche zu erfassen mit ihrem ganze Tiefe an Ambiente und Emotionen. Er lebte diese einzigartige Atmosphäre in und um einer Plaza de Toros und mit seiner ehrlichen aufrichtigen gefühlsintensiven Arbeit erfreut er sich zahlreicher Freundschaften mit  vielen Berühmtheiten aus der ganzen Welt.
Ave Gardner bei einer corrida de toros
Ave Gardner gibt den Rhythmus vor und der torero Chamaco tanzt Flamenco
Immer gestand er seine Schwäche für die amerikanische Schauspielerin Ave Gardner. Für ihn sei sie die schönste Frau der Welt. Einmal ging er zu seiner Frau und sagte: "Es ist alles geregelt. Für dich die Jungfrau. Für mich, Ave Gardner."
Paco Cano mit Ernest Hemingway in Pamplona
Hemingway war vor allem ein Freund seiner Freunde. Aber er war der freundlichste. "Der sympathischste Freund von allen war Hemingway, Don Ernesto. Und nicht nur deswegen, weil ich mich mit ihm betrunken habe. Aber noch viel mehr von einem Genie hatte Orson Welles. Er war unglaublich liebevoll."
1961 in PamplonaAntonio Ordoñez, Orson Wells und Paco Cano
1953: Paco Cano mir Gary Cooper
Auch Cano hatte seinen High Noon. Der amerikanische Schauspieler Gary Cooper versuchte sich mit einer becerra.  "Aber weil er so gross war, wirkte das Tier so fürchterlich klein." Cooper lud ihn ein nach Hollywood zu kommen, er würde ihn gerne in einem seiner Filme mitspielen lassen. Cano fand diese Idee toll, jedoch stellte er sich vor, dass Cooper sicherlich nur an die Rolle eines Bösewichts für ihn dachte.
1953 Cano mit Bing Crosby in Sevilla
1962 in Pamplona. Cano trifft Charlton Heston im callejón.
Viele gehören zu seinem Freundeskreis. Zu nennen wären da noch Ortega y Gasset, Soraya, Fürst Rainer und Grace Kelly, Deborah Kerr, Alexander Fleming und viele andere. Aber im Zentrum seines Lebens standen die toros. Die tauromaquia mit ihren eindrucksvollen Momenten, wo er stets den richtigen Zeitpunkt gefunden hat, den Auslöser zu drücken. Und er liebte sein Zigeunerleben, von ruedo zu ruedo trieb es ihn, sein ganzes Leben lang. In seiner Arbeit blühte er auf, er war bei allen beliebt und das trieb ihn an noch besser zu werden.
Ein Leben für die Photographie der toros. Francisco Cano (1912 bis 2016)
"Mein grösster Stolz ist es, wo auch immer ich hingehe, die Leute mögen und umarmen mich." Und jetzt in den plaza de toros, wenn die toreros zum paseillo aufmarschieren, da fehlt er im callejón, der Mann mit der hellen Mütze, dem freundlichen Lachen und seinen herzlichen Umarmungen.