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Dienstag, 24. Mai 2016

Rennato Motta, es hätte auch anders ausgehen können

Warum die Tragödie in Peru so dramatisch endete
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von Philip de Málaga


Die mundo de los toros in der südamerikanischen Andenrepubik Peru ist populärer wie kaum etwas anderes. Die Tradition wird dort regelrecht er- und gelebt. Mehr noch, ganze Familien nehmen daran teil. Ein festejo taurino zu besuchen ist dort gleich einem sonntäglichen Familienausflug. SfA hatte davon berichtet (Peru: Stierkämpfe sind populärer als Fussball).
In Peru sind die toros beliebt wie kaum etwas anderes. 
Somit scheint es verständlich, dass der Beruf eines toreros, eines erfolgreichen matador de toros der Traum vieler junger Männer ist. Das ist ist nachvollziehbar. Doch so ein Weg ist mühsam und lang. Und in einem Land wie Peru voller Gefahren. Denn hier verfügen die meisten Orte des Geschehens auf dem Lande nicht über die notwendigen medizinischen Einrichtungen und kompetente Ärzte, so wie man es von den plaza de toros in Europa gewöhnt ist. Sich dort eine cornada zu holen, ist ein Spiel mit dem Leben. Denn das Sprichwort La Puerta Grande o la de la enfermería entpuppt sich für die peruanischen toreros als purer Luxus. So für Rennato Motta, der nur deswegen sterben musste, weil weit und breit kein kompetenter Arzt aufzutreiben war.

Es hätte aber auch anders ausgehen können!

Am 21. November 1993 ereignete sich in der plaza de toros von Acho in der Hauptstadt Lima ein ähnlich dramatischer Zwischenfall. Der subalterno Trinidad Laote "El Trini" setzte erfolgreich im zweiten tercio ein Paar der banderillas. Dem Publikum gefiel es und aplausos hallte durch den coso aus dem Jahr 1766 für 13.000 Zuschauer. "El Trini" genoss den Triumph, wendete sich einen Bruchteil einer Sekunde vom toro der ganadería Roberto Puma ab, schaute in die applaudierenden tendidos, stolzierte langsam auf den burladero zu, als der Stier ihn angriff und schwer verletzte. Im rechten Oberschenkel hatte er drei cornadas. 10, 25 und 40 Zentimeter lang! Doch hier waren wir nicht auf dem Land, sondern in der peruanischen Grossstadt Lima. In der plaza s gab es eine enfermería. Nur die konnte keiner öffnen und ein Schlüssel war nicht vorhanden. So trat man die Tür mit Füssen ein. Aber der Chirurg Dr. Andrés León Martínez war da und konnte kompetent dem 23jährigen torero das Leben retten.
Rennato Motta in Acho
Am 7. August 2004 ereignete sich im Dorf Coracora, welches sich in derselben Provinz befindet, wo Rennato Motta vor ein paar Tagen gestorben ist, ein ähnlich dramatischer Unfall. Der novillero Eduardo Jorge Valdez "El Bebe" wurde von den Hörnern eines Stieres am Hals und im Gesicht verwundet. Von Ohr zu Ohr, waren die Luftröhre, die Speiseröhre und die Innenwand des Rachens gerade zu zerstört. Das schlimmste dabei war, dass eine Arterie riss, was eine extreme Blutung verursachte. Auch hier, wie bei Rennato Motta gab es keine enfermería. Aber der junge torero hatte Glück im Unglück. Seine Schutzengel waren in der plaza de toros. Denn unter den aficionados in den tendidos sassen ein Ohrenarzt, ein Zahnarzt, an Anästhesist und eine amerikanische Krankenschwester. Alle vier rannten unverzüglich zum verletzten novillero  leisteten so gut wie möglich erste Hilfe, bereiteten ihn für den Transport vor, und begleiteten ihn auch nach Lima in das Hospital Sergio Bernales de Collique, wo er von Dr. Maltazar Mateo erfolgreich operiert worden ist. Letzterer war und ist als Spezialist für Hornwunden in Peru nicht unbekannt. In der mundo de los toros kennt man ihn als "Engel der peruanischen toreros". Und Schutzengel hat "El Bebe" sehr wohl auch gehabt, jene, auf die ein Rennato Motta vergeblich warten konnte.

Am letzten Freitag wurde er bestattet. Während der Messe in der Kapelle der plaza de toros von Lima ertönte der Paso Doble La Puerta Grande, danach gab man ihm seine letzte vuelta al ruedo und vor dem Friedhof verweilte man ein Minute in silencio um den torero seinen letzten Adiós zu geben.