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Mittwoch, 7. Juni 2017

Wenn Plakate täuschen




von Philip de Málaga


Barcelona rüstet sich für die nächste corrida,
doch eine corrida de toros soll es nicht sein
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Wer durch die Strassen der katalanischen Hauptstadt schlendert wird mit einem Plakat überrascht, welches die nächste corrida cultural ankündigt.
Man sieht eine Plaza de Toros, doch der eingefleischte aficionado erkennt es sofort und fragt sich, was soll dass denn? Zu sehen sind im Hintergrund die tendidos der Real Maestranza de Sevilla, der andalusischen Hauptstadt.  Eine Plaza de Toros  welche jährlich über zwanzig festejos taurinos vor meistens vollen Rängen veranstaltet. Pure afición a los toros. Aber es geht weiter: Die Dame im Zentrum des cartel mutet mit ihrem Haarkamm ebenfalls doch sehr andalusisch an. Und schließlich steht es in dicken Buchstaben dort geschrieben: LA GRAN CORRIDA CULTURAL. Alles wird gezeigt was die Seelen vieler Andalusier erfreuen lässt: Die königliche Plaza de Toros, andalusische Schönheiten, der rote Sand im ruedo und von einer CORRIDA ist die Rede, dessen Wort sich unmittelbar unter dem Begriff Toros positioniert findet. Nur der Hauptakteur scheint hier zu fehlen: Der toro bravo.

Da wird man mit andalusischen Elementen bombardiert, benutzt Vokabeln aus der mundo de los toros, doch den wichtigsten Darsteller will man nicht dabei haben. Mehr noch, unter den angekündigten Künstlern finden sich nicht einmal Spanier, geschweige denn Andalusier. Da kann man doch mal wirklich hinterfragen, was dieses cartel eigentlich überhaupt bewirken soll? Keine Frage, ist gibt auf jeden Fall eine fiesta, nur eben keine fiesta nacional

Ist es nicht so, dass die Katalanen das spanische Kulturgut der tauromaquia ablehnen? Dann sollten sie es aber auch konsequent tun, und nicht so andeutungsweise Wischi Wascha ins Rennen senden. Mit Regionalstolz hat dieses nichts zu tun. Und nebenbei bemerkt, die Monumental von Barcelona ist ja nun wirklich keine unbedeutende Plaza de Toros. Aus ihr sind zahlreiche berühmte figuras hervorgegangen und 1941 gab sogar eine maxicorrida gab. 
Warum ein so beeindruckender coso mit einer plaza de toros aus Andalusien beworben wird,
versteht eigentlich keiner.
Seit 1947 steuert die Familie Balaña das Geschehen rund um die Monumental. Man kann durchaus von einer Familientradition sprechen. Umso schwerer ist es nachvollziehbar, warum gerade das Haus Balaña so auf Distanz zu den toros steht. in diesem offensichtlichen Desinteresse sieht die größte Mediengruppe von Spanien, Vocento,  fehlendes Ehrgefühl und man spricht von nicht mal dem kleinsten Anzeichen eines Reuegefühls der afición gegenüber. Und warum Balaña ausgerechnet mit Sevilla für Barcelona wirbt ist und bleibt für niemanden nachvollziehbar. 

Es geht aber auch anders. In Madrid zeigt man den Katalanen wie man eine corrida de la cultura organisiert: Der bekannte empresario Simon Casas will die barrera, welche die tauromaquia von der Gesellschaft trennt niederreissen, und die pasión taurina dem Publikum so nahe bringen wie möglich. Als Teil der Kultur. Dazu werden die Zuschauer unter anderem eingeladen die ganadería vorerst zu besuchen, dann beim Verladen und Entladen in der Las Ventas dabei zu sein und die dazugehörige corrida soll vom Minister für Kultur als presidente geleitet werden.