Startseite

Sonntag, 26. August 2012

Manolete - Blut und Leidenschaft

Grosses Kino ohne Passion

Ein holländischer Regisseur, ein amerikanischer Hauptdarsteller und eine englische Sprache in einem britischen Film über eines der spanischsten Themen überhaupt, der tauromaquia. Was kann man da erwarten?


Der Film erzählt die letzten Jahre des wohl berühmtesten matador de toros der vierziger Jahre, Manuel Laureano Rodríguez Sánchez bekannt unter Manolete, dargestellt durch Oskarpreisträger Adrien Brody. Dabei steht die turbulente Liebesbeziehung zu Antonia Bronchalo Lopesino, alias Antoñita Lupe Sino (Penelope Cruz) im Mittelpunkt der Handlung. Sein tragischer Tod im Jahr 1947 in der plaza de toros von Linares in Andalusien sorgte weltweit für Schlagzeilen.

Die britische Produktion bleibt trotz der Unterstützung durch das staatliche spanische Fernsehen TVE, der spanischen Regierung und der Landesregierung aus Valencia ein nichthispanisches Erzeugnis. Das erkennt man an den Dialogen, an den verbalen Ausdrucksformen. Selbst eine spanglish sprechende Penelope Cruz konnte da auch nicht viel mehr retten.

Der Film beginnt jedoch vielversprechend. Während man die Schauspieler vorstellt werden die Originalpersonen gezeigt und benannt. Das verleiht dem Werk einen historischen Anspruch.

Doña Angustias, die Mutter von Manolete
Bilder und Kameraführung verstehen durchaus zu überzeugen. Ohne Frage erkennt man hier die professionelle Erfahrung der Filmemacher. Auch der akustische Background ist ansprechend und passt sich gefühlvoll der Handlung an.
Manolete auf dem Weg sich als Stierkämpfer zu behaupten
Manolete in Gedanken
Doch mit der Handlung stößt der Film schnell an seine Grenzen. Obwohl Regisseur Menno Meyjes schon mit Drehbüchern wie für Die Farbe Lila, Das Reich der Sonne, Ausnahmezustand oder Indiana Jones und der letzte Kreuzzug sich nicht nur einen Namen machte, sondern auch viel Einfühlungsvermögen für die Hauptpersonen zeigte, so wirkt hier die Geschichte wie eine, unter einem pseudokünstlerischem Anspruch, wahllos zusammengewürfelte Abfolge. Die sparsam angesetzten Dialoge tun zwar der Atmosphäre gut, aber inhaltlich erinnern sie eher an südamerikanische Telenovelas. Der wohl einzige Bezug zur spanischen Sprache. Beiden Hauptdarstellern gelingt es nicht die spannungsgeladene Beziehung mit der nötigen Leidenschaft, wie sie ja im Titel versprochen wird, dem Publikum zu vermitteln. Auch einen historischen Hintergrund zur Francozeit sucht man vergebens.

Verblüffend die Ähnlichkeit des Hauptdarstellers mit dem Original, der damit aber seine Rolle als Statist in einem taurinischen Spektakel nicht überspielen kann. Obwohl die beiden matadores de toros Juan Antonio Ruiz "Espartaco" und das Armani-Model Cayetano Rivera Ordoñez als Experten des Stierkampfs die Dreharbeiten beratend begleitet haben, kann dieser Streifen in taurinischer Hinsicht so gar nicht überzeugen. Fast alle Manöver von Manolete, alias Adrien Brody werden kopflos dargestellt, oder aus einer luftigen Perspektive gezeigt.

Der Schnitt zwischen dem Schauspieler und dem agierenden torero wirkt künstlich, zu erkennbar, da stehen zwei im ruedo. Einer mit toro, einer ohne. Das merkt ein jedes Kind. Ein jeder, der schon einmal eine richtige corrida de toros auf dem Bildschirm verfolgen konnte. Man erkennt schnell die Welten zwischen diesem Streifen und der Realität. Geradezu eine Beleidigung für die afición. Der Moment der Wahrheit wird zum bedeutungslosen Schauspiel degradiert. Zu einer gesichtslosen tauromaquia. Es ist nicht mehr der Mensch, der über das Tier dominiert, sondern der Griff in die filmische Trickkiste verwehrt dem Zuschauer genau das, worum es eigentlich geht. Und war es nicht Manolete, jener geniale Vertreter der tauromaquia, der während des Zeit des zweiten Weltkrieges und danach dem Stierkampf seinen Kopf verlieh?
Erst der Kopf ...
... dann das gesichtslose Manöver.
Antitaurinos befürchteten, dass die tauromaquia durch diesen Film erneut einen weltweiten Popularitätsschub erleben könnte. Vor allem die Präsenz von Adrien Brody und Penelope Cruz liess sie Schlimmes erahnen. Doch nun können sie sich entspannt nach hinten legen, denn dieser Streifen ist weit von dem entfernt, was sich die afición erhoffte, bzw. dem antitaurinismo zusätzliche Sorgenfalten bereiten könnte.

Von April bis Juli 2006 wurde gedreht. Leider ist es kaum nachzuvollziehen, warum es dieser über 20 Millionen Euro verschlingenden Produktion nicht gelungen ist die im Untertitel versprochene Passion rüberzubringen. Und was die taurinische Sichtweise angeht fragt man sich, warum nicht entsprechende Spezialisten hinzugezogen worden sind, denn augenscheinlich waren Cayetano und Espartaco damit wohl ein wenig überfordert.
Seit dem 24. August 2012 
in den spanischen Kinos.