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von Colin Ernst
In der ersten Woche konnten wir reichlich „Toreroluft“ schnuppern und hören nicht auf zu lernen, in dem wir die toreros beim Training beobachten und zuhören, wie sie sich gegenseitig korrigieren.
Novilleros bei Training in Sanlúcar de Barrameda |
Auch wenn Rivalität herrscht, hilft einer dem anderen, sich zu verbessern. Jedes Detail zählt. In welchem Winkel man den Zipfel der muleta vor den Stier herführt, um ihn passieren zu lassen oder um sich herum zu lenken. Wie die capa benutzt wird um den toro vom picador weg zu locken, im Unterschied zum quite.
Training, wie man die capa führt |
Wir beobachten, wie ein banderillero den Gebrauch der puntilla, dem kurzen Messer, welches den Stier kurz und schmerzlos erlöst, übt. Heute haben wir eine „Meisterstunde“. Maestro Juan José Padilla und seine cuadrilla sind aus Südamerika zurück. Manuel Rodriguez „Mambru“, einer seiner banderilleros kennen wir gut und so werden wir begrüsst und bekommen seine frische cornada zu sehen. Unglaublich, eine gut 30 Zentimeter lange Narbe zieht sich vom inneren Oberschenkel bis fast zum Knie. Aber das tut Mambrus Arbeitseifer keinen Abbruch, er trainiert eisern mit der capote de brega – unsereins wäre wochenlang außer Gefecht.
Maestro Padilla ist in Top Form. Auch ihn hat ein Stier erwischt, er hat eine neue Narbe im Mundbereich. Ein Genuss, den durchtrainierten Mann vor unseren Augen mit capa und muleta arbeiten zu sehen. Auch im Training schenkt er sich nichts. Verschiedene pases werden mit der gleichen Eleganz ausgeführt, wie bei einer corrida, nur das wir hier, alles aus nächster Nähe zu sehen bekommen – für uns unbezahlbar.
Der maestro Padilla mit einer becerra (Foto: mundotoro) |
Für den Toreronachwuchs wird es ernst. Am Wochenende steht das festejo in Utrera (bei Sevilla) an, wo auch Eloy Hilario einen Auftritt hat. Zusammen mit seinem Vater, dem ehemaligen banderillero trainiert er eifrig alle tercios einer corrida. Mit der capa übt er die verschiedenen Schwünge, während sein Vater, die Hörner in den Händen, den Stier spielt. Später wird die gehörnte Karre geholt, an der Eloy das Setzen der banderillas trainiert. Sein Vater ist auch hier unermüdlich dabei und simuliert mit dem Karren den angreifenden Stier. Dem novillero kommt die Erfahrung seines Vaters zu Gute, der ihm wertvolle Tipps geben kann.
Die plaza von Utrera ist im September 2010 eingeweiht worden und bietet Platz für knapp 5.000 Zuschauer. (Foto: mundotoro) |
Aber auch andere, wie der torero El Califa de Aragua aus Venezuela, schauen zu und geben Ratschläge. Auch für uns ist dies sehr interessant, um die Details zu begreifen, die so wichtig sind für das toreo. Zum Abschluss wird der schwierigste Moment durchgespielt, das Töten mit der espada, dem Degen. Auch hier ist es ein gehörnter Karren, auf dem sich ein Heuballen befindet. Der Torerolehrling stellt sich auf, hebt den Degen in Augenhöhe und visiert die zu treffende Stelle an. Dann schiebt sich der Wagen auf ihn zu, während er versucht, ihn, volapie zu treffen. Hört sich einfach an, ist es aber nicht, besonders wenn er am Sonntag dem lebendigen Objekt gegenüber steht. Das geplante Training mit einer becerra im campo bravo fand am Ende nicht statt. Zum einen war es zu kurzfristig und zum anderen schraubten einige Züchter die Preise dermassen hoch, dass es nicht einzusehen war. So etwas unterstützt man nicht. So nimmt das Vater-Sohn Gespann die Benefiznovillada in Utrera als Trainingseinheit. Die Nerven möchte ich haben! Eloy wirkt kein bisschen nervös, unsereins macht sich Gedanken, ob das alles so gut geht. Am Vortag, Samstag, werden die zwei nochmals für sich alleine trainieren, während wir uns noch einmal nach El Puerto begeben, um bei und mit unseren Freunden im „Sol y Sombra“ die corrida aus Valencia im Fernsehen anzusehen: Finito de Cordoba, Morante de la Puebla und José Mari Manzanares, mit den toros von Juan Pedro Domecq. Das lassen wir uns nicht entgehen. Und dann geht es am Sonntag, in einem gemieteten Bus voller fröhlicher aficionados zum festejo nach Utrera.