Mitternacht in der Malagueta und vor Beginn der corrida
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von Torodora Gorges
(Fotos: HJD)
von Torodora Gorges
(Fotos: HJD)
Nur recht wenige Menschen hatten sich schon vor Mitternacht
in der plaza eingefunden. Fasziniert schauten wir auf den Oldtimer, der sich
vor uns im Dunkel des ruedo abzeichnete und uns mit ehrwürdiger Eleganz beeindruckte. Das also war der alte
Ford, in dem Morante und El Juli morgen
zur plaza fahren würden so wie vor 100 Jahren Belmonte und Joselito. -
Zwei junge Männer setzten sich in den Wagen, andere kamen und nutzten die
Chance, in das nicht abgeschlossene Auto zu klettern. Für Liebhaber alter Autos
sicher ein aufregendes Gefühl; wir
versuchten, daran teilzuhaben.
Fast ebenso aufregend war es dann, um Punkt Mitternacht beim
Durchqueren des dunklen Rondells tiefes sonores Muhen und mehrstimmiges Läuten
von Kuhglocken zu hören. Irritiert fragte mein Begleiter, ob wir auf der Alm
seien. Die cabestros waren selbstverständlich auch schon vor Ort wie die Stiere
und machten sich bemerkbar. - Wir schweiften dann noch durch die Gänge der plaza und bewunderten die Kinderbilder.
Inzwischen waren auch noch mehr Besucher zur Fiesta
Nocturna eingetroffen. Die
Bar war eröffnet. Aber, die Jugend schien woanders zu feiern. Aus der
Stierkampfszene waren zwar etliche junge Männer erschienen, ansonsten aber
trafen wir auf unsere Altersklasse: engagierte aficionados und aficionadas aus
England, Frankreich, Amerika - die gestandene "Internationale der
Stierkampfanhänger und -verteidiger", wie ich uns gerne tituliere.
Ein Flamenco-Duo - Gitarre und Cajón - spielte und sang mit
großer Ausdruckskraft und ansteckender Begeisterung. Wie lange die beiden Musiker noch durchhielten, ihr
Publikum zu faszinieren, weiß ich nicht. Gegen halb Drei verabschiedeten wir
uns; da gerade Pause war, wurden wir von den freundlichen Sängern per
Handschlag verabschiedet.
Wir registrierten, dass es begonnen hatte zu nieseln.
Ostersonntag
- vor Beginn der corrida
Am Morgen regnete es ziemlich stark, es war unfreundlich und
kalt. Wir überquerten die Strasse zur plaza. Sofort wurden uns die ersten
entradas angeboten. Hatten die Verkäufer sich mit ihren Eintrittskarten
verkalkuliert? An den taquillas stand man Schlange unterm Regenschirm. Wir
hatten unsere entradas per Internet gekauft. Ich staunte über den Optimismus derer,
die angesichts der Wetterlage ihre Zuversicht nicht verloren und jetzt noch
Karten kauften.
Der Wetterbericht machte Hoffnung: zwischen 17 und 21 Uhr
sollte es eine Regenpause geben. Und tatsächlich liess gegen 16 Uhr der Regen
nach, die Sonne schimmerte zeitweise durch die graue Wolkendecke. Es gab zwar
immer wieder leichte Schauer, aber die Menschen strömten zur plaza. Die Betriebsamkeit mit den üblichen
Vorbereitungen nahm ihren Lauf: Verkauf von Sitzkissen und auch Regencapes, Getränken, Knabberzeug.
Die Ankunft von Morante und El Juli im Oldtimer beobachteten
wir nicht. Die Besucher der inzwischen nahezu ausverkaufte plaza drängten sich.
Es schien ratsam, die Plätze in den tendidos rechtzeitig aufzusuchen. Als wir
unsere Plätze erreichten, regnete es noch, die Steine waren nass. Regenschirme
und dicke Kleidung behinderten uns, eine bequemere Sitzhaltung einzunehmen. Ich
dachte voller Sehnsucht an den Sitzkomfort, den uns die Plaza Monumental in Barcelona einst geboten hatte! Hier auf den steinernen Treppen quetschte man
sich aneinander in unzuträglichen
Sitzpositionen. Wir kamen uns in dieser Situation vor wie arme Büsser, die schon
durch die erzwungene unbequeme Körperhaltung ihre Strafe für potentielle Sünden
im Umgang mit den Tieren absassen.
Die areneros waren fleißig damit beschäftigt, den
durchnässten Sand im ruedo zu glätten. Die Zeit des offiziellen Beginns, 18 Uhr,
war bereits überschritten. Schließlich mussten auch noch die weißen Kreise
gezogen werden, was die beiden kräftigen Männer mit großer Präzision unter
dem Beifall des Publikums
ausführten.
Die Stimmung war gut, Spannung und Vorfreude breiteten sich
aus. Hinter mir versicherte eine Spanierin ihrem Mann: "Wenn Morante
kommt, beginnt die Sonne zu scheinen!"
Fortsetzung folgt