Wenn Tiger und Löwen auf die toros angesetzt werden
Der toro Caramelo, Happy End ... und doch keins
Der toro Caramelo, Happy End ... und doch keins
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von Philip de Málaga
Bleiben wir noch einmal bei den Tieren als enemigo des toros. Normalerweise versteht man in der Sprache der tauromaquia als enemigo den toro selbst. Doch in diesem Falle setzte man dem toro nicht Hunde, wie in den letzten Beiträgen von SfA zu lesen vor, sondern andere Tiere. Tiere von denen man meinen könnte, dass sie eben gefährlicher als Hunde seien. Die Stadtherren von Madrid wollten der Bevölkerung ein besonderes espectáculo bieten.
Dazu wurde für den 12. Mai 1849 an der Puerta de Alcalá eine plaza portatil errichtet. Bei diesem festejo taurino traten keine toreros an. Sondern dem toro "Señorito" von der ganadería José Bermúdez wurde ein bengalischer Tiger vorgesetzt. Es war das Tagesgespräch in der spanischen Hauptstadt. Und so fieberte man einer langen, harten wie blutigen Auseinandersetzung beider Rivalen entgegen. Die Plätze in den tendidos waren gefüllt und die Stunde der Wahrheit kam. Gespannt verfolgten die Massen das Geschehen im ruedo und schnell machte sich die Enttäuschung breit. Denn der toro bravo Señorito benötigte gerade mal drei Minuten seinen enemigo, den zwar kleineren aber weitaus wendigeren indischen Königstiger zu erledigen.
Damit hatte keiner gerechnet. Also beschloss man dieses espectáculo zu wiederholen. Aber damit es nicht von so kurzer Dauer war setzte man gleich mehrere Tiere auf den Stier an. Einen Löwen mit dem Namen Julio und einen Tiger dann einige Hunde. Es dauerte zwar ein wenig länger, aber am Ende siegte der toro, wobei er den Löwen regelrecht verjagte. Bei einem anderen festejo versuchte man es mit Hyänen, ebenfalls erfolglos.
Am 12. August 1849 kam die Stunde des toros Caramelo. Ihm wurden gleich mehrere Aufgaben gestellt. Er sollte gegen den Löwen Julio, welcher zum zweiten Mal ins ruedo geschickt worden ist, und schliesslich gegen einen Tiger antreten. In der Mitte des ruedos stand ein grosser Käfig mit den beiden Raubtieren. Caramelo wurde durch das toril eingelassen und nahm sogleich den Löwen ins Visier. Dieser verliess den Käfig und griff an. Doch der toro verstand sich zu wehren, nahm den Löwen auf die Hörner und wirbelte ihn durch die Luft bis er zu Boden fiel. Dort liegend griff Caramelo erneut an, und beförderte ihn wieder mit einer voltereta an eine andere Stelle, wo er ihm dann einige cornadas zufügte. Verletzt zog sich der Löwe ins Gehege zurück. Dann der Auftritt des Tigers, dieser beisst sich erst am Hals des toros fest und wird schliesslich von Caramelo gegen die Eisenstangen der barrera geschleudert, wo er vorerst regungslos liegen blieb, und sich dann ebenfalls ins Gehege schleicht. Dann geschah etwas höchst ungewöhnliches, weder der Tiger noch der Löwe trauten sich aus ihrem Käfig heraus um dem toro entgegenzutreten. Keinem subalterno ist es gelungen die Tiere wieder ins ruedo zu bewegen. Und so kam es, dass Caramelo ohne einen weiteren Kampf wieder in den corral geleitet wurde.
Am 4. September 1849 musste Caramelo wieder antreten. Diesmal bei einer richtigen corrida de toros mit einem matador de toros. Mit voller bravura stellte er sich dieser neuen Herausforderung, griff den picador zwölf Mal an, erlegte drei caballos und wurde mit einem indulto, vor allem durch das Publikum gefordert, begnadigt.
Trotz des indulto wurde Caramelo in Bilbao zwei Jahre später in der plaza de toros nach einer guten faena durch eine estocada getötet.
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Quellennachweis:
España 1790 - 1900, Sociedad y condiciones económicas,
Kapitel XIII Entrenamientos, Espectáculos y Convivencia de Masas,
Germán Ruedo Hernanz, Editorial Istmo, 2006
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Quellennachweis:
España 1790 - 1900, Sociedad y condiciones económicas,
Kapitel XIII Entrenamientos, Espectáculos y Convivencia de Masas,
Germán Ruedo Hernanz, Editorial Istmo, 2006