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Samstag, 29. August 2015

Der alte Mann und die Stiere

War Hemingway ein wahrer Kenner der Tauromachie?
Oder einfach nur ein ziemlich guter Schriftsteller a la Karl May?
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von Philip de Málaga


Ein immer noch viel diskutiertes Thema. War nun der amerikanische Schriftsteller Ernest Hemingway nur ein ein aficionado, ein taurino oder gar ein echter Kenner der mundo de los toros? Oder lediglich ein genialer Autor der es verstand nach ein paar Begegnungen mit den toros sich zum Spezialisten in Sachen tauromaquia zu avancieren?

Mit dieser Ausgabe von Fiesta begann die mundo de los toros 1926 die Welt zu erobern.
Man kann das Thema sehen wie man möchte, aber eine Tatsache lässt sich nun mal nicht wegleugnen. Obwohl schon zahlreiche Schriftsteller vor ihm über die toros erzählten, und es waren nicht wenige, er war es, der den toros mit seinen beiden Büchern Fiesta, erschienen 1926, und Tod am Nachmittag aus dem Jahr 1932 (siehe Deutsche Literatur) der fiesta de los toros zu Weltruhm verhalf.
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„Von diesem Zeitpunkt an, 
begann man die mundo taurino 
auf der ganzen Welt mit anderen Augen zu betrachten. 
Verband sie mit menschlichen Schicksalen, dem Leben der toreros
Diesen Verdienst kann ihm keiner nehmen.“

Als der Roman Fiesta 1926 erschien
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Doch kommen wir zurück zu eigentlichen Frage. War er denn auch wirklich ein Kenner der Szene? Konnte er, oder hatte er wirklich das Recht dort mitreden zu können? War er in der mundo de los toros eine Persönlichkeit? Gegenteiliges gibt es darüber zu hören.

So gibt es Stimmen, natürlich aus den Reihen der spanischen taurinos, welche den Standpunkt vertraten, dass er sich als „Ausländer“ zu viel in das Thema der toros einmische. Da gibt es zum Beispiel die Geschichte, dass er es angeblich pflegte, vor Beginn einer corrida in den patio de caballos zu gehen, um den Zustand der Pferde zu überprüfen. Weder sei er veterinario noch verfüge er über das Wissen dieses zu beurteilen, hiess es.

Auch gab es Stimmen von bekannten toreros, wie dem matador de toros Juan Miguel Dominguín, der meinte, dass Hemingway zwar viel über die toros geschrieben hat, aber in wirklich keinen Schimmer hätte. Er gab vor alles zu wissen. Angeblich hatte der amerikanische Schriftsteller vor seinem Buch Tod am Nachmittag bis dahin nur zwei corridas de toros gesehen. Dass dieses nicht ganz der Wahrheit entsprechen kann, davon kann man getrost ausgehen. Denn bei seinen Besuchen in Pamplona gab es zahlreiche Zeitzeugen.

Hemingway in Pamplona
Hemingway in Aranjuez
Hemingway in Logoño
Und das Hemingway zahlreiche corridas besucht hat, davon sprechen die zahlreichen Photographien in den verschiedensten plaza de toros: Unter anderem in Bilbao, Sevilla, Bayonne, LogroñoPamplona, Málaga, Cadiz, Aranjuez, Burgos, Córdoba und in Madrid. Und nicht nur in den plazas war er zu sehen, viele Aufnahmen zeigen ihn auch im Kontakt mit vielen matadores wie Antonio Ordoñez, Luis Miguel Dominguín, Pepe Luis Vázques, Pepe CáceresVarelito, Valencia II „El Chato“, Ignacio Sánchez Mejías, Pedro Romero ...

Hemingway und die matadores Antonio Ordoñez und Pepe Luis Vázques
Hemingway und der matador de toros Pepe Cácares
Hemingway mit dem banderillero Juan de la Palma 
Trotzdem standen beide in einer gewissen Beziehung. Schließlich besuchte Dominguín ihn auch in Kuba. Angeblich habe Hemingway das Gerücht verbreiten lassen, dass er den damals verletzten torero finanziell unterstütze, motivierte und ihm beim Training helfe. Dominguín konnte darüber nur lachen, Hemingway hätte nie in seinem Leben auch nur einen Fuss ins ruedo gesetzt. Aber mal ehrlich, dass der Autor auch mal ein wenig die Werbetrommel für sich in Bewegung setzten ist och nachvollziehbar. Hinzu kommt die Tatsache, das Hemingway eine besondere Freundschaft zum Erzrivalen der Dominguín pflegte, zum matador de toros Antonio Ordoñez.

Zwei Freunde: Hemingway und Ordoñez
Antonio Ordoñez und Ernest Hemingway in Madrid
Kommen wir zum Schluss zum literarischen Werk des Amerikaners, zum Thema der toros. Hatte er nun Ahnung oder nicht, was er auf das Papier brachte? Werfen wir einen Blick auf seine Wortwahl, seine Beschreibungen, seine Fachausdrücke aus der mundo taurino welche er verwendete.  Im Anhang von Tod am Nachmittag befindet sich auf 67 Seiten ein Erklärendes Spezialverzeichnis wo über 576 Begriffe aus der mundo de los toros von ihm  erklärt werden.  Das geht nur, wenn man darüber auch eine gewisse Ahnung hat.

Es ist bekannt, dass diese Bücher aus seiner Hand kamen. Kein anderer hat sie für ihn geschrieben. Und wer so in der Lage ist über die toros zu schreiben, der muss mit der mundo de los toros auch entsprechend konfrontiert worden sein. Ja, geradezu mit ihr gelebt haben.

Nehmen wir sein letztes Buch Gefährlicher Sommer, das er in der temporada taurina 1959 geschrieben hatte, wo er den Konkurrenzkampf der beiden matadores de toros Luis Miguel Dominguín und Antonio Ordoñez beschreibt. Nebenbei bemerkt, in Kennerkreisen sein bestes Werk zu diesem Thema. Er kam nach Spanien um das Leben zu finden aber entdeckte letztendlich den Tod. Ein Jahr später nahm er sich das Leben. Ein Buch sehr taurino

Man darf halt einen Punkt nicht aus den Augen verlieren. Hemingway war ein genialer Schriftsteller, mit persönlichen Ansichten, eigenen Ideen, auch Verrücktheiten, und da war und wird die Trennung zwischen Dichtung und Realität nicht immer eindeutig erkennbar. Aber er war und ist immer noch, der die toros in die Welt gebracht hatte und auf internationaler Ebene konnte ihm bis heute in Sachen tauromaquia noch keiner das Wasser reichen, nicht mal ein Spanier.

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Vielen herzlichen Dank an Ursula Herzogwelche die Anregung und auch Quellen zu diesem Beitrag gab. Auslöser waren die SfA-Reportagen Wenn Nicht-Spanier über Stierkampf sprechen und Mit den Augen Hemingways. Muchas gracias.

Quellennachweise:

The Sun Also Rise, Ernest Hemingway, Charles Scribner`s Sons, New York, 1926
Death in the Afternoon, Ernest Hemingway, Charles Scribner`s Sons, New York, 1932

The Dangerous Summer, Ernest Hemingway, Charles Scribner`s Sons, New York, 1985
Der alte Mann und die Mär, Peter Zingler, Focus-Reportage, 2011