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von Dr. Andreas Krumbein
José Tomás auf einem cartel vor der plaza de los toros |
Das lesen der ersten
Ankündigung der carteles für die Colombinas 2011, das organisieren des
Sommerurlaubs so, dass man zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein würde, und
das Bestellen der entradas war Eins.
Die neue Regel Nr. 2, deren sträfliche Missachtung mir wohl nie mehr
unterlaufen wird, war mir zu diesem Zeitpunkt ja noch nicht ins Bewusstsein
gedrungen, und so war in kürzester Zeit alles perfekt vorbereitet.
Die erste corrida
nach Aguascalientes in Valencia Ende Juli war im 6toros6 gut besprochen worden und meine Erwartungen hoch. Sie waren
zu hoch.
Die erste Irritation
war die sehr luftig sitzende taleguilla,
als wäre sie eine Nummer zu gross gewesen.
Es kam mir so
vor, als würde viel schiefgehen.
Bis auf
weniges war ich mit nichts zufrieden und enttäuscht. Die Stiere schlecht? Der
Mann noch nicht wieder voll in Form? Ich selbst zu fordernd und mit falschen
Vorstellungen?
Und die manoletinas con el compás abierto, die
in den Kritiken am nächsten Tage in einigen Zeitungen als sehr persönliche,
frische Neu-Interpretation von ganz besonderer Ästhetik gepriesen wurden, erhärteten
in mir den Verdacht, dass die körperliche Konstitution von vor Aguascalientes
noch nicht wieder vollständig wiederhergestellt war. Und die seelische?
Missglückter Abschluss einer Serie von chicuelinas: Versuch einer revolera? |
Alles gut gegangen - diesmal |
Manoletinas con el compás abierto
|
Nun denn, auf ein
Neues! Ein seguidor bleibe ich
natürlich.
Der matador de toros José Tomás in Huelva, beim ersten tercio |
Vuelta al ruedo beim zweiten toro des tarde de toros |
Unser Stier
Die kleine Feria |
Die Karussells
sind solide, eiserne 50er-Jahre-Konstruktionen, die das sentimentale Herz eines
alternden Vaters höher schlagen lassen, der fino
ist sehr großzügig – mit Berg – eingeschenkt, die ración patatas fritas (Portion Pommes Frites) von
enormer Größe, so dass ich helfen muss, denn die Tochter bleibt bei ihrer Linie
und isst immer noch wie ein Vögelchen. Die Atmosphäre ist familiär und
vermittelte den Eindruck, als würden ausländische Touristen Mazagón nur selten
aufsuchen, und ich fühlte mich besonders gut behandelt.
Mazagón hat ein
Apartment-Hotel, das es dem aficionado
nahelegt, das Fleisch der Stiere vom Vortag in der kleinen, gut ausgestatten
Küche selbst zuzubereiten und in
grossen Mengen zu sich zu nehmen. Und so haben wir es getan.
Nachdem Doña
Jimena vom schwarzen Wagen mit den getönten Scheiben abgeholt worden war, fuhr
ich mein Fleisch – solomillo, kein
Suppenfleisch! – nach Mazagón und bin bis heute stolz auf die großartige
Qualität der Ware, auf die Leistung des Koches, auf meine Frauen, die mit
größtem Appetit mein Werk genossen und es lobten. Vor allem bin ich stolz auf
meine Tochter, die seit dem bis auf den heutigen Tag im Falle von gutem
Rindfleisch das Essverhalten eines Vögelchens ausgetauscht hat gegen dasjenige
grösserer, gefrässigerer und hungrigerer Tiere.
„Ist das jetzt
unser Stier?“
„Wie meinen?“
„Ob das jetzt unser Stier ist?“
„Ja sicher!“