Morante de la Puebla - Libertad
____________________________________________________
von Torodora Gorges
Bezüglich des Todes des toreros Victor Barrio sind bei SfA folgende Reportagen erschienen:
Victor Barrio stirbt beim Stierkampf in Tereul TAURONEWS vom 9.7.2016
Un toro Marta Victor Barrio, Reportage vom 11.7.2016
Über die moralische Erbärmlichkeit der Antitaurinos, Reportage vom 12.7.2016
Rechtliche Schritte werden in die Wege geleitet TAURONEWS vom 13.7.2016
Nestle trennt sich von Mitarbeiter wegen Verleumdung im Netz TAURONEWS vom 13.7.2016
Die Politik positioniert sich gegen den Shitstorm TAURONEWS vom 14.7.2016
Sollen diejenigen, die den Tod des Toreros verspotteten, rechtlich verfolgt werden? Spanien sagt "Ja"! Umfrageergebnis vom 15.7.2016
Über die Diffamierung des Toreros Victor Barrio im Internet TAUROZITAT vom 16.7.2016
von Torodora Gorges
"El quite de la cigarrera" - mit dieser neuen suerte hat Morante de la Puebla
vor wenigen Tagen das Publikum im
coso von Insurgentes in México überrascht. Elegant, sehr ästhetisch-tänzerisch,
schwung- und kraftvoll - mehrmals habe ich mir diese suerte in mundotoro.com angeschaut. Sie
mutet in dieser Komplexität eher
wie eine spontan ausgeführte
Eingebung an. Lässt sie sich in ihrem choreographischen Ablauf
wiederholen? Morante hat den
"quite de la cigarrera" aus der Taufe gehoben. Er stellt seine
Neuschöpfung mit den Röcken der Bewohnerinnen von La Puebla del Rio in
Zusammenhang. Nach dem alten Lexikon von Slabý/Grossmann bedeutet
"cigarrera": Zigarren/Zigaretten-Arbeiterin, dann auch: Zigarrenkästchen;
das Internet-Wörterbuch LEO bietet als Übersetzung nur
"Zigarettenetui" an. Beim Begriff "cigarrera" fallen mir
die rauchenden Fabrik- Arbeiterinnen in Bizets CARMEN ein. In Kuba konnte ich
sehen, wie Zigarren gedreht werden, mit Tabakblättern umwickelt und
umschlungen.
Der matador de toros Morante de la Puebla mit einer quite de la cigarrera |
Also, José Antonio Morante
hat uns aficionados (zumindest aber mir als einer aficionada, die in der
spanischen Sprache nicht zuhause ist ) zum Jahresende wieder ein Rätsel
aufgegeben, ein erfreuliches, das Spass macht.
Das jahrelange Warten der
Mexikaner auf einen großen Erfolg Morantes in ihrer Plaza de Insurgentes war also endlich belohnt worden. José Antonio eroberte das
Publikum in seiner faena mit dem toro "Peregrino". Dem grandios
gelungenen Auftritt an diesem Nachmittag
des 12. Dezember vorausgegangen waren einige Interviews und
Fotosessions, in denen sich der artista von seiner kapriziösen Seite zeigte.
Stunden zuvor konnten wir ihn in einschlägigen Internetseiten sehen, posierend im morante-typischem modischen outfit. Die aufwändige, schillernde
Performance eines etwas
"mafiös" anmutenden "Lebemanns", mit dicker
Zigarre im Mund, sardonisch lächelnd. Das ist nicht unbedingt "mein"
Morante-Bild.
Einen desaströsen Ausgang
der corrida in Insurgentes nach diesem spektakulären Vorlauf, der Erwartungen
weckte, wollte ich mir nicht
vorstellen. Einmal in dieser temporada war ich von Morantes Auftritt in der Plaza von El Puerto de
Santa Maria während meines Urlaubs in Andalusien enttäuscht worden. (Über
diesen blamablen Nachmittag im August kann ich nur den Mantel des Vergessens
hängen.) Von anderen deutschen aficionados die Morante auf seiner Tour in
diesem Sommer verschiedene Male
erlebt hatten, hörte ich ähnlich
frustrierende Berichte.
Puerto de Santa María 2016, das war nicht sein tarde de toros. Und das merkte der maestro Morante de la Puebla selbst. |
Glücklich war ich darüber,
dass ich in Lissabon das künstlerische Zusammentreffen von Morante de la Puebla und Diego El
Cigala miterleben konnte (siehe Bericht in SfA: Die Nacht von Lissabon: 1. Teil, 2. Teil). Zu weiteren Besuchen von corridas de toros hatte ich in diesem Jahr leider keine Gelegenheit.
Weder die jungen
Stars noch die bewährten alten konnte ich life erleben. Gerne hätte ich meinen Favoriten Antonio Caro Gil bei
einem seiner höchst seltenen Auftritte gesehen. Ich hoffe immer noch, dass
diesem talentierten Künstler in
absehbarer Zeit die Möglichlichkeit zum Erfolg gegeben wird.
Morante de la Puebla & Diego El Cigala
Antonio Caro Gil |
Dass sich die taurinische
Szene politisch engagiert, profesión und afición gemeinsam aufgestanden sind,
zigtausende Anhänger der toros im April in Valencia auf die Strasse gingen und
für die Freiheit der tauromaquia nachdrücklich protestierten, hat mich
erleichtert. Dass sich die Anhänger der corrida de toros und insbesondere auch
die Haupt-Akteure nicht mehr dezent bedeckt halten, es sich nicht mehr gefallen
lassen, als Mörder beschimpft zu
werden, dass sie mit juristischen Mitteln zu kämpfen begonnen haben gegen
dreiste Verunglimpfungen und
bedrohliche Aggressionen, wurde höchste Zeit.
Ob die Proteste
erfolgreich sein, und wie die
Veränderungen in der politischen Landschaft Europas die Zukunft der tauromaquia beeinflussen werden - von der zunehmenden Diktatur der political correctness
einmal abgesehen - beschäftigt mich immer mehr. Die schamlos perversen
Reaktionen auf den Tod des matador Víctor Barrio verstärkten den Widerstand
der Befürworter der tauromaquia. (Zahlreiche SfA-Reportagen zu diesem Thema entnehmen Sie bitte dem Anhang).
Ich selbst fühle immer wieder Ärger und Wut in
mir aufsteigen, wenn den Vertretern der grün, links oder liberal orientierten
spanischen Parteien, die sich besonders der Jugend andienen wollen, nichts
anderes einfällt als das Verbot der toros zu fordern!
"Die toros, Kultur, Wurzeln und Freiheit eines Volkes" Demonstration für die tauromaquia in Valencia mit namenhaften toreros. mit figuras wie Juan José Padilla (Augenklappe) oder El Juli (rechts, Mantel über dem Arm) |
Ein Photo, welches um die Welt ging. Der Tod des toreros Victor Barrio |
Deshalb war ich froh, als ich
im Sommer das Buch von Joselito, "Los Toros Explicados a mi Hija" (Die toros meiner Tochter erklärt) entdeckt und mit grossem Gewinn gelesen
habe. Ich würde es als Lektüre für Schulen empfehlen, die es Ernst meinen mit
der Nachhaltigkeit im Umgang mit der Natur, mit der Liebe zu Tieren und zu den Menschen
(besonders den heranwachsenden). Aufklärung statt Verdummung! - Dieser Tendenz folgt auch das von Álvaro
Acevedo editierte, dreimal im Jahr erscheinende Magazin Cuadernos de
Tauromaquia (Hefte der Tauromachie), das sich durch ein hohes intellektuell anspruchsvolles Niveau
auszeichnet. Álvaro Acevedo ist
ein hervorragender Journalist, der als junger Mensch eine Torero-Karriere
anstrebte; dasselbe trifft auch auf Santi Ortiz zu, Autor des im Oktober neu
erschienenen Buches: "El toreo frente al mundo" (Der toro vor der Welt), das ich mir sofort bestellt
habe. In grosser Ausführlichkeit geht Ortiz auf die - in Spanien sehr viel
exzessiver spürbaren - Kontroversen in Bezug auf die Einstellung zu Tieren ein.
Er analysiert sehr profund die "bases de animalismo" (Fundamente des animalismo), den
"nacionalismo antitaurino" und "el frente politico de la taurofobia" (Die politische Front der Taurophobie). Mit der Lektüre
dieses klugen Buches, das mit dem dreimaligen Aufruf "Libertad! Libertad Libertad" ("Freiheit", wer denkt da nicht an Barcelona 2011?!) endet, werde ich weit über das Jahresende 2016
befasst sein. Die toros und die Wunder der Tauro-Magie werden mich auch im Jahr
2017 begleiten.
_________________________________________
_________________________________________
Bezüglich des Todes des toreros Victor Barrio sind bei SfA folgende Reportagen erschienen:
Victor Barrio stirbt beim Stierkampf in Tereul TAURONEWS vom 9.7.2016
Un toro Marta Victor Barrio, Reportage vom 11.7.2016
Über die moralische Erbärmlichkeit der Antitaurinos, Reportage vom 12.7.2016
Rechtliche Schritte werden in die Wege geleitet TAURONEWS vom 13.7.2016
Nestle trennt sich von Mitarbeiter wegen Verleumdung im Netz TAURONEWS vom 13.7.2016
Die Politik positioniert sich gegen den Shitstorm TAURONEWS vom 14.7.2016
Sollen diejenigen, die den Tod des Toreros verspotteten, rechtlich verfolgt werden? Spanien sagt "Ja"! Umfrageergebnis vom 15.7.2016
Über die Diffamierung des Toreros Victor Barrio im Internet TAUROZITAT vom 16.7.2016