Sonntag, 30. August 2009

Und was sagt die Kirche dazu?

Die Rolle der katholischen Kirche zum Thema Stierkampf
Immer wieder versuchen Tierschützer sich an die katholische Kirche zu wenden, mit der Aufforderung sich gegen den Stierkampf zu richten und ihn gar zu verurteilen. So empörten sich zum Beispiel die französischen Tierschützer von COPRA dass sich ein französischer Pfarrer öffentlich auf einer Webseite zum Stierkampf bekannte. Auch deutsche Aktivisten hatten sich schon an den Vatikan gewannt – doch vergeblich. Der Heilige Stuhl schweigt.
Tierschutz und Kirche – passt das eigentlich zusammen?
Da sollte man sich durchaus mal die Frage stellen, Tierschutz und Kirche, geht das überhaupt? Können Tierschutzaktivisten wie von PETA eigentlich überzeugte Katholiken sein? Die Antwort fällt nicht schwer: Eigentlich nein! Allein schon die fundamentalen Grundgedanken beider Organisationen gehen meilenweit auseinander. So können wir in der Präambel der PETA lesen:
„PETA ist der Ansicht, dass die Grundrechte von Tieren, also ihre ureigensten Interessen, berücksichtigt werden müssen, egal, ob die Tiere für den Menschen von irgendeinem Nutzen sind. Genau wie wir, können sie leiden und haben ein Interesse daran, ihr eigenes Leben zu leben. Daher steht es uns nicht zu, sie für Ernährung, Kleidung, Experimente oder aus irgendeinem anderen Grund zu benutzen.“
Mit anderen Worten, Tiere sollen sich selbst überlassen sein. Wir, die Menschen, haben nicht das Recht uns in das Leben der Tiere, in welcher Form auch immer einzumischen.
Die katholische Kirche hat in ihrem Katechismus (1997) ebenfalls klar Stellung bezogen. Im Artikel 2017 über das siebte Gebot und die Achtung der Menschen und ihrer Güter ist folgendes zu lesen:
„Gott hat die Tiere unter die Herrschaft des Menschen gestellt, den er nach seinem Bild geschaffen hat [Gen 2, 19-20; 9,1-14]. Somit darf man sich der Tiere zur Ernährung und zur Herstellung von Kleidern bedienen. Man darf sie zähmen, um sie dem Menschen bei der Arbeit und in der Freizeit dienstbar zu machen. Medizinische und wissenschaftliche Tierversuche sind in vernünftigen Grenzen sittlich zulässig, weil sie dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu retten.“
Ein vollkommende gegensätzliche Darstellung. Während PETA sich gegen den Nutzen von Tieren ausspricht, bezieht die katholische Kirche klar Stellung, indem sie feststellt, dass Tiere sehr wohl bei der Arbeit und in der Freizeit dienstbar gemacht werden dürfen.
PETA stellt allein durch die Andeutung „Genau wie wir …“ die Tiere mit den Menschen auf eine Ebene. Die katholische Kirche sieht es jedoch anders. Der Artikel 2018 endet mit:
„Man darf Tiere gern haben, soll ihnen aber nicht die Liebe zuwenden, die einzig Menschen gebührt.“
Der Standpunkt ist eindeutig: Erst die Menschen dann die Tiere. Also kann man sich doch nur wundern, warum von Seiten der Tierschützer immer wieder Versuche unternommen werden, die katholische Kirche zu beeinflussen. Eine Menschlichkeitswerdung der Tiere werden sie nie erreichen können.

Dienstag, 25. August 2009

Berühmte Stierkampfbesucher

Liebhaber oder Anhänger von Stierkämpfen werden als aficionados bezeichnet. Ernest Hemingway sieht in ihnen diejenigen die sich auf Stierkämpfe im Allgemeinen verstehen und sie dennoch gerne haben. Lorenz Rollhäuser erkennt in den aficionados den verständigen Teil des Publikums. Wie man es auch immer formulieren mag, sie haben alle etwas gemein: Die Liebe zum Stierkampf.

Die britische Schriftstellerin A.L. Kennedy differenziert dabei, indem sie die aficionados in Experten und Anhänger teilt. Man muss also kein Fachmann sein, um dem Spektakel zu folgen, wobei natürlich eine gewisse Basis an Grundkenntnissen erforderlich ist. Bei den nachfolgenden Namen handelt es sich also nicht nur um eine Auflistung von Experten oder Insidern, sondern es finden sich hier auch Personen die Stierkämpfe schon besucht haben.

(In alphabetischer Reihenfolge)

Aguirre, Esperanza (spanische Politikerin, PP) Foto
Alba, Herzogin von (spanischer Adel) Foto
Alberti, Rafael (spanischer Schriftsteller)
Alexandre, Vicente (spanischer Schriftsteller)
Almodóvar, Pedro (spanischer Regisseur)
Alvarez del Manzano, José María (Ex-Bürgermeister von Madrid)
Amores Guardiola, Andrés (spanischer Literaturkritiker)
Amusátegui, José María (Präsident der Bank BCHA)
Arenas, Javier (spanischer Politiker, PP)
Arola, Sergi (spanischer Zwei-Sterne-Koch)
Banderas, Antonio (spanischer Schauspieler)
Becker, Boris (deutscher Tennisspieler) Foto
Benlliure, Mariano (spanischer Bildhauer)
Berkel, Christian (deutscher Schauspieler)
Biatore, Flavio (italienischer Sportmanager) Foto
Bischof, Rainer (österreichischer Rechtswissenschaftler)
Boadella, Albert (spanischer Regisseur) Foto
Bono, José (spanischer Politiker, PSOE) Foto
Botella, Ana (spanische Politikerin, PP)
Brody, Adrian (amerikanischer Schauspieler)
Caesar, Gaius Julius (römischer Kaiser)
Calderón, Ramón (Ex-Präsident Real Madrid) Foto
Camacho, José Antonio (spanischer Fussballtrainer)
Cañizares, Antonio (spanischer Kardinal)
Capello, Fabio (italienischer Fussballtrainer)
Casillas, Iker (spanischer Torwart) Foto
Cela, Camilo José (spanischer Schriftsteller)
Cocteau, Jean (französischer Schriftsteller)
Collins, Larry (amerikanischer Schriftsteller)
Corbacho, Celestino (Ex-Arbeitsminister, PSOE) Foto
Charteris, Leslie  (amerikanischer Schriftsteller)
Chavez, Manuel (spanischer Politiker, PSOE) Foto
Conrad, Barnaby (amerikanischer Diplomat)
Cruz, Penelope (spanische Schauspielerin)
Dali, Salvador (spanischer Maler)
Dean, James (amerikanischer Schauspieler)
de Montherlant, Henry (französischer Schriftsteller)
Dion, Céline (kanadische Popsängerin)
Doña Letizia, Letizia Ortiz Rocasolano (Königin von Spanien) 
Doré, Gustavo (französischer Maler)
Dumas, Alexandre (französischer Schriftsteller)
El Cigala, Diego (spanischer Flamenco Sänger)
Espinosa de los Monteros, Carlos (Ex-Präsident, Daimler Benz, Spanien)
Felipe VI. (König von Spanien)
Ford, Richard (amerikanischer Schriftsteller)
Forsyth, Frederick (amerikanischer Schriftsteller)
Franklin, Sidney (amerikanischer Filmproduzent)
Gala, Antonio (spanischer Schriftsteller)
García, Ramón (spanischer Fernsehmoderator) Foto
García-Escudero, Pío (spanischer Politiker, PP) Foto
Gardner, Ave (amerikanische Schauspielerin) Foto
Gautier, Théophile (französischer Schriftsteller)
Goya, Francisco (spanischer Maler)
Guevara, Ernesto (argentinischer Guerillaführer) Foto
Guti (spanischer Fussballspieler) Foto
Hemingway, Ernest (amerikanischer Schriftsteller)
Hensel, Georg (deutscher Theaterkritiker)
Herrera Carlos (spanischer Journalist und Moderator)
Ingendaay, Paul (deutscher Journalist und Buchautor)
Irnberger, Harald (österreichischer Autor und Journalist)
Jiménez García-Herrera, Trinidad (spanische Gesundheitsministerin, PSOE)
Jiménez Mantecón, Juan Ramón (spanischer Schriftsteller)
Juan Carlos I.  (König von Spanien) Foto
Juan y Medio (spanischer Fernsehmoderator)
Jurado, Rocío (spanische Sängerin) Foto
Kerr Deborah (amerikanische Schauspielerin)
Lapierre, Dominique (französischer Schriftsteller)
Leiris, Michel (französischer Schriftsteller)
Le Pen, Jean-Marie (französischer Politiker)
Lorca, Frederico García (spanischer Schriftsteller)
Lord Byron (französischer Schriftsteller)
Mailor, Norman Kingsley (amerikanischer Schriftsteller)
Marchena, Pepe (spanischer Sänger)
Michel (spanischer Fussballspieler und Trainer) Foto
Michener, James A. (amerikanischer Schriftsteller)
Miró, Joan (spanischer Maler)
Montilla, José (Expräsident von Katalonien) Foto
Muhammad XII. Abu Abdallah, Boabdil (Sultan von Granada)
Neruda, Pablo (chilenischer Schriftsteller)
Ortega y Gasset, José (spanischer Schriftsteller)
Paz, Octavio (mexikanischer Schriftsteller)
Pérez-Reverte, Arturo (spanischer Schriftsteller)
Picasso, Pablo (spanischer Maler) Foto
Rajoy, Mariano (spanischer Politiker, PP) Foto
Ramos, Sergio (spanischer Fussballspieler) Foto
Resines, Antonio (spanischer Schauspieler) Foto
Rodríguez, Roberto (spanischer Fernsehmoderator)
Royal, Ségoléne (französische Politikerin)
Rubio, Paulina (mexikanische Sängerin) Foto
Rueda, Salvador (spanischer Schriftsteller)
Sabina, Joaquín (spanischer Liedermacher) Foto
Sanlúcar, Manolo (spanischer Gitarrist)
Samaranch, Juan Antonio (Präsident des IOC)
Saramago, José (portugiesischer Schriftsteller)
Sarkozy, Nicolas (französischer Staatspräsident)
Schlauch, Rezzo (deutscher Politiker, Grünen)
Serrat, Joan Manuel (spanischer Liedermacher)
Sorolla, Jóaquín (spanischer Maler) Foto
Steinbeck, John (amerikanischer Schriftsteller)
Tucholsky, Kurt (deutscher Schriftsteller)
Valle-Inclan, Ramón María del (spanischer Dramatiker)
Vargas Llosa, Mario (peruanischer Schriftsteller)
Vega, Pastora (spanische Schauspielerin)
Vega, Paz (spanische Schauspielerin) Foto
Viertel, Peter (amerikanischer Schriftsteller)
Villa, David (spanischer Fussballstar)
Wells, Orson (amerikanischer Schauspieler und Regisseur) Foto

Mittwoch, 19. August 2009

Und wenn die Zuschauer Kinder sind? (3.Teil)

Ein Jahr später

Und wieder gab es ein Certamen de Escuelas Taurinas 'La Malagueta'. Diesmal mit noch mehr Zuschauerbeteiligung. An die 36.000 Besucher verfolgten die Veranstaltungen, 20 Prozent mehr als im letzten Jahr.

Aber diesmal wurden wir zu einem Festival mixto in Benalmádena Pueblo eingeladen. Aber nicht nur wir, viele Einheimische und Kenner der Szene erfreuten sich an den invitaciónes. Wieder einmal sassen wir an der barrera im angenehmen Schatten und der einzige novillero Jiménez Fortes breitete direkt bei uns seinen prunkvollen Umhang des paseos aus. Zahlreiche Kinder füllten die Reihen der tendidos, aber nicht allen gefiel was sie sahen. Neben mir sass der neunjährige Jorge, interessiert an allem was er sah und seine Fragen nahmen kein Ende. Ob er es denn brutal fände? Nein, denn er esse gerne Fleisch und dann dürfe man sich nicht an sowas stören. Woher er denn die Weisheit habe? Von seinem Vater.

Meine Tochter hatte eine Freundin neben sich sitzen und klärte sie gewissenhaft über alles auf. Sogar den Sinn des picadores versuchte sie zu vermitteln.

Doch warum soll ich erzählen. Noch am selben Abend befragte ich sie dazu:

Wie haben dir heute die toros gefallen?
Mucho! Es hat mir sehr gefallen.

Was hat die am besten gefallen?
Am meisten haben mir die circulares gefallen. (Bei dem Manöver circular führt der torero den Stier vom Rücken her um seinen Körper.)

Und warum und was gefiel dir an den circulares?
Das der torero so still da stand und den Stier ganz langsam um sich führte. Das sah sehr elegant aus. (Sie macht eine Geste und zeigt mir das Manöver.) Er hatte überhaupt keine Angst dabei.

Gab es noch etwas, was dir gefiel?
Als der torero mit der capa den dritten Stier empfing und sich dazu nach rechts lang streckte indem er sein Knie beugte.

Und zum Schluss, als wir beim torero waren und er sich mit uns fotografieren liess.

Was gefiel dir überhaupt nicht?
Vor allem die Art und Weise wie der rejoneador seinen novillo tötete. Dabei blutete der Stier aus dem Mund. Das gefiel mir gar nicht!

Und dann gefiel mir auch nicht, als der novillo beim picador unter das Pferd geraten ist. Auch mag ich nicht, wenn der picador zu lange auf den Stier einsticht.

Traurig fand ich beim ersten Stier, dass dieser sich sein linkes Hinterbein verstaucht hatte. Da konnte der torero keine schöne faena aufbauen. Der torero hätte das arme Tier ruhig schneller töten können.

Möchtest du noch weitere Stierkämpfe sehen?
Ja, sehr gerne sogar.

Obwohl deine Freundin den Stierkampf fürchterlich fand?
Nun, es gibt Leute denen die toros nicht gefallen. Aber es gibt auch welche den gefällt es. Ich gehöre zur Gruppe der aficionados. Und wenn es meiner Freundin nicht gefällt, wird sie auch keiner zwingen Stierkämpfe sich anzuschauen.

Sonntag, 9. August 2009

Und wenn die Zuschauer Kinder sind? (2.Teil)

Der Stierkampf

Zurück an der barrera, erschien der Nachwuchstorero Jony de Ronda (Jonathan López, Canal Sur Zuschauer kennen ihn sicherlich). Auch ihn fand sie charmant, redete mit ihm und bekam ihr erstes Autogramm eines Stierkämpfers: „Para Alexandra, con cariño, Jony López“.

Der Gang vor uns begann sich zu füllen, es gab einiges zu sehen und durch die Nähe auch viel zu hören. So begann ich zunächst einmal ihr alles im Detail zu erklären: Wo der Präsident sitzt und wie er mit verschiedenen Tüchern die Veranstaltung leitet, wo der Stier rauskommt, von wo gleich die Musik ertönen wird, woran man die novilleros erkennt, und, und, und.… und sie hatte immer noch und wohl auch gerechtfertigte Bedenken den Stier gleich leiden zu sehen.

Die Plaza de toros hatte sich nun mit knapp 6.000 Zuschauern gefüllt als die Musik ertönte. Der Paso Doble gefiel ihr auch jetzt, und als die jungen Stierkämpfer einzogen spürte sie ein inneres Kribbeln. Es gab so viel zu sehen und zu beobachten, dass sie eigentlich gar nicht wusste wo sie hinschauen sollte.

Schließlich ertönte das Signal für den ersten eral. Das toril ging auf, das Kalb stürmte heraus. Und beim besten Willen, dass war nun wirklich kein Kalb mehr, sondern eher ein kräftiger kleiner Jungbulle. Dieser fegte einmal durchs Rund und rammte seine Hörner direkt vor uns in das burladero. Krachend flogen Späne und meine Tochter wich mit ihrem Oberkörper zurück, dachte sie doch, dass er gleich zum Sprung ins Publikum ansetzten würde. Ich klärte sie auf, nein, zum einen ist er dafür noch zu klein und zum anderen haben wir hier dicke Drahtseile, die uns schützen. Bei den nächsten Angriffen blieb sie standhaft.

Doch dieser erste Zusammenprall löste bei dem kleinen Mädchen eine völlig unerwartete Reaktion aus. Ihr Mitleid für das Tier wurde, bei soviel Kraft und Gewalt die sie da in unmittelbarer Nähe auf sich zugekommen sah, geradezu entmachtet. Da man jenes Geschehen praktisch aus derselben Perspektive wie die toreros im callejón betrachtete, also man kann sagen aus einer menschlichen Torero-Sichtweise, hatte sie zunächst ein Gefühl, dass ihr sagte, dass die Festung Mensch erst einmal zu verteidigen sei. Das Objekt des Mitleides verwandelte sich in eine Form unmittelbarer Gefahr, gar in eine Bedrohung, etwas dass es zu bezwingen gilt. Sie erkannte die körperliche Kraft des Stieres gegenüber der menschlichen Intelligenz. Umso beeindruckter fand sie es, als der erste Jungtorero sich diesem Ungetüm gegenüberstellte. Und schnell fand sie die Momente der Bewunderung für die einzelnen Bewegungsabläufe, der Eleganz und wo sie schon bald mit dem Publikum in ein kräftiges „olé“ einstimmte.

Beindruckt, schockiert aber auch ein wenig ängstlich zeigte sie sich, als ein eral einen der Stierkämpfer drei Mal erwischte. Der torero wurde durch die Luft gewirbelt, fiel unsanft auf die Erde, seine chaquetilla wurde zerrissen, die Schuhe, die so genannten zapatillas hatte er verloren und über sein Gesicht und die Weste strömte Blut. Und immer wieder kehrte der junge Mann zurück ins ruedo, um im Angesicht seines Rivalen seine Arbeit fortzusetzen. Ich erklärte ihr, warum weitere Begegnungen mit dem eral nun gefährlich seien, denn der Stier hätte nun erkannt, dass nicht das rote Tuch der Feind ist, sondern die Person daneben. Als schliesslich jemand aus dem callejón schrie, “mátarlo ya!”, töte ihn jetzt, stimmte meine Tochter ihm beinahe schon wie eine eingefleischte aficionada zu.

Das Blut hat sie fast nicht wahrgenommen. Und dabei hatten wir die Tiere fast immer direkt vor unseren Augen.

Es ging sogar noch weiter. Sie verstand den Sinn des picadores, und fand den Akt mit der Lanze für sich selbst auch gar nicht mehr so grausam wie es sich auf dem Bildschirm des Fernsehers darstellte.

Schließlich kam noch der Lokalmatador Javier Conde vorbei und wieder gab es einen netten Wortwechsel plus Autogramm.

Fazit

Meiner Tochter hatte es gefallen. Und sie würde gerne noch weitere Stierkämpfe besuchen.

Für einige Leser wird es sicherlich etwas grausam anmuten, dass ein Vater ein neun-jähriges Mädchen zu einem Stierkampf und dann auch noch in so unmittelbarer Nähe mitgenommen hat. Aber gerade diese Nähe ließ sie in das Thema eintauchen, da sie mit toreros und afición im Dialog stand, genauso litt, sich erschreckte oder freute und mit Vergnügen das weiße Taschentuch schwenkte. Und von der ersten Minute an hatte sie die Möglichkeit zu gehen.

Auch die Erkenntnis, dass die Menschen rund um den Stierkampf nicht weniger sympathisch sind, als die aus dem “normalen” Leben hatte sie nicht erwartet. So die alte Dame, die neben uns sass und ihr viel über Stierkampf zu erzählen wusste. Oder der dicke Zigarren rauchende Urandalusier hinter uns, der lautstark seine Anmerkungen in die Arena schrie. Diese wiederum, wurden von dem eleganten Herren, weiter rechts von uns, mit der Anmerkung kommentiert, er solle doch erst einmal das Regelwerk studieren, bevor er hier so dummes Zeug von sich gebe.

Eine Anmerkung zum Schluss: Dieser Wettbewerb der Stierkampfschulen von Málaga im Jahr 2008 mit seinen vier Veranstaltungen wurde von über 30.000 Zuschauern begleitet. Ein Großteil davon Familien mit ihren Kindern.

Freitag, 7. August 2009

Und wenn die Zuschauer Kinder sind? (1.Teil)

Das Thema der Tauromaquia ist für sich alleine schon recht schwierig, und wenn nun noch Kinder ins Spiel kommen wird es nicht gerade einfacher. Das dieses ein sehr sensibles Thema ist, dürfte wohl allen Lesern klar sein. Dabei geht es hier nicht um Jungtoreros, wie zum Beispiel der zehnjährige Miguelito aus Mexiko, der in Frankreich aufgetreten ist. Gott sei Dank sehen die Spanier das anders: Vor dem 16. Lebensjahr hat keiner etwas im öffentlichen Rund einer Plaza de toros zu suchen.
Aber was ist mit den jungen Zuschauern von Familien die der afición verfallen sind. Wann und wie soll man den Familiennachwuchs der Tauromaquia näher bringen? In Spanien gibt es dazu keine Altersbeschränkungen. Nur in Katalonien kann man erst mit 14 Jahren einen Stierkampf besuchen. In Andalusien werden in vielen Zonen die Kleinen sogar mit den toros gross. Die Stiere spielen hier eine wichtige Rolle. Oder wie hat König Philipp II dazu gesagt? “Die Bräuche der Stierkämpfe liegen den Spaniern einfach im Blut.“
Meine neunjährige Tochter hat schon mehrere Male eine corrida de toros im Fernsehen verfolgt. Im Allgemeinen gefiel es ihr: Das Ambiente, die Musik, das spektakuläre Setzen der banderillas a la El Fandi und die Wildheit der Stiere. Auch sieht sie sich gerne ab und zu das TV-Magazin Toros para Todos an (Link dazu auf der rechten Seite) mit dem charismatischen Moderator Enrique Romero. Nur bei den picadores, den Lanzenreitern und beim Todesstoß sah sie stets weg – ihr tat der Stier leid.
Das Vorspiel
Nun waren wir in Málaga und es gab an dem Nachmittag eine novillada mit Kälbern, ein Wettbewerb der Stierkampfschulen für Nachwuchstoreros. Meine Tochter war nicht sicher, entschied sich aber trotzdem es sich mal anzuschauen. Wie der Zufall es wollte kamen wir gerade als die Tore geöffnet worden sind. So ergatterten wir einen Platz an der barrera. Wir sassen in dem Insiderblock, gleich in der ersten Reihe an der hölzernen Barriere, genau dort wo die toreros sich im callejon, im Gang zwischen dem Rund und dem Publikum, aufhielten. Während des Stierkampfes hatten wir dann die kunstvollen capas der Stierkämpfer direkt vor uns auf der barrera ausgebreitet liegen.
Doch bevor es losging nahm ich meine Tochter beiseite, und ging mit ihr in die gegenüber von der Stierkampfarena liegenden Bar. Genau dort wo sich die afición zu einem letzten Drink traf, bevor es losging. Hier wollte ich meiner Tochter erst einmal drei Dinge zu ihrem ersten Stierkampf mit auf den Weg geben.
ERSTENS: Du sollst wissen, dass wir jederzeit, wenn du es wünscht, sofort den Stierkampf verlassen. Fühlst du dich angewidert, bist du traurig, wird dir gar übel oder was es auch immer ist, keiner wird dich zwingen einen Stierkampf anzuschauen. Du musst es nur ehrlich sagen und schon sind wir draußen. Denn zu dieser Veranstaltung gehen wir nur für dich, damit du es mal live erleben kannst.
ZWEITENS: Der Stier ist dazu da um zu sterben. Du wirst keinen sportlichen Wettkampf sehen. Der ganze Stierkampf hat nur ein Ziel: Den Tod des Stieres! Hierzu vielleicht eine Erklärung: Ich wollte sie mit möglichen indultos, also Begnadigungen der Stiere nicht durcheinander bringen, auch deswegen nicht, weil diese bei solchen Veranstaltungen sowieso nicht zugelassen sind.
DRITTENS: Bei diesem Stierkampf wirst Du Blut sehen. Mal mehr, mal weniger. Was aber nicht gleich bedeutet, dass durch das Blut auch Schmerzen hervorgerufen werden.
Große Augen eines kleinen Mädchens sahen mich an, und sie nickte verständig. Sie versprach mir mit einem kräftigen Handschlag es sofort mitzuteilen, wenn sie gehen möchte. Ich war so ziemlich davon überzeugt, dass wir keine viertel Stunde in der Plaza de toros bleiben werden.
Zurück zu Bar. Ein junger Mann, Diego,  bediente uns an der Theke, er wollte auch Stierkämpfer werden, aber das Glück hatte er leider nicht auf seiner Seite. Im letzten Jahr hat er hier an so einem Wettbewerb teilgenommen, aber seine Arbeit mit dem roten Tuch kam beim Publikum nicht an und wurde mit einem unerträglichen silencio abgestraft. Nie wieder, hatte er sich geschworen. Meine Tochter fand ihn trotzdem sehr sympathisch – schließlich flirtete er mit ihr kräftig und verabschiedete sich mit dem Wunsch sie bald hier wieder begrüßen zu können.
Antonio taucht auf. Auch er wollte mal Stierkämpfer werden, aber um ehrlich zu sein, ihm war dass alles viel zu gefährlich. Als er das erste Mal so einem Stier gegenüber stand, hat er es einfach mit der Angst bekommen, und beschlossen diese Karriere doch anderen zu überlassen. In den tendidos sei es sowieso bequemer und vor allem viel sicherer. Wir mussten sehr lachen, auf welche humorvolle Weise er sein taurinisches Scheitern uns vorgetragen hatte.

Mittwoch, 5. August 2009

Die Geburt der Tauromaquia

Wo ich in den letzten drei Beiträgen über die Beziehung zwischen Kunst, Kultur und dem Stierkampf geschrieben habe, stellt sich noch die Frage:

Seit wann zählt in Spanien die Tauromaquía zu den "bellas artes" den Schönen Künsten?

Und die beginnt zunächst einmal mit der Klärung:

Was ist eigentlich Tauromaquia?

Die aktuelle dreißigbändige Ausgabe des Cossíos, mit immerhin 21.000 Seiten, verwendet gerade mal vier Worte zur Erklärung: Arte de lidiar toros, also die Kunst mit Stieren zu kämpfen. Fertig! Ernest Hemingway bezeichnet es 1932 als Kunst, Stiere zu Fuß oder zu Pferd zu bekämpfen. Lorenz Rollhäuser spricht von künstlerischen Regeln bei der Lehre vom Stierkampf und Rolf Neuhaus benötigt in seinem aktuellen Buch gar nur ein Wort: Stierkämpferkunst. Und für den chilenischen Dichter und Schriftsteller Pablo Neruda war die corrida ein Fest, Kunst und ein metaphysischer Schrei des Volkes.

Tauromaquia und Kunst, zwei Begriffe die vereint zu sein scheinen. Und so lässt sich die Frage, seit wann ist wird der Stierkampf als Kunst bezeichnet leicht beantworten: Solange es die Tauromaquia gibt! Aber … die Tauromaquia gibt es noch nicht so lange wie die Stierfeste. Also stellt sich diesbezüglich eine weitere Frage:

Seit wann gibt es eigentlich die Tauromaquia?

Bis weit in das 18. Jahrhundert waren die Stierfeste ein unorganisiertes Durcheinander. Jeder durfte teilnehmen und jeder konnte mit den Stieren treiben wozu er Lust und Laune hatte. Ob Bauernjungen aus Andalusien, Schlachtersöhne aus Madrid, Akrobaten aus Navarra oder edle Ritter, die sich hoch zu Ross mit Lanzen im Kriegsspiel übten, es war stets eine heillose Unordnung. Gäbe es heute noch diese Art von Stierfesten, der Stierkampf wär mit Sicherheit schon längst abgeschafft worden. Zwar gab es schon im 13. Jahrhundert Gesetzesblätter zur Organisation von Stiergefechten, jedoch bezogen diese sich nicht auf den Ablauf selbst.
Doch das sollte sich ändern. Am 20. Juli 1729 erblickte in Sevilla das Licht der Welt jemand, welcher der erste berühmte Torero der Tauromaquia werden sollte: Joaquín Rodríguez, bekannt unter dem Namen Costillares. Um 1750 wurde er zum matador de toros, und war der erste bekannte Stierkämpfer, der mit dem Umhang, der so genannten capa und der roten muleta kunstvolle Manöver vollführte. Vor allem wird ihm die Erfindung des volapié zugeschrieben, eine Tötungsart, bei der der Torero von vorne auf den Stier zugeht. In seinem Schatten eroberte ein weiterer den Torerohimmel: Der ebenfalls in Sevilla am 14. März 1754 geborene José Delgado, genannt Pepe-Hillo. Unter seinem Namen wurde 1796 in Cádiz die erste Tauromaquia o Arte de torear veröffentlicht. Dabei handelte es sich um die erste Systematisierung des Stierkampfs. Der Pöbel wurde aus der Plaza de toros entfernt, und professionelle Stierkämpfer übernahmen das Zepter im Rahmen einer klar strukturierten Ordnung, die noch heute größtenteils ihre Gültigkeit hat. Doch Pepe-Hillo hat das Buch nicht selbst geschrieben, konnte er doch gerade mal, kunstvoll seine Unterschrift auf das Papier bringen. Somit wird als Verfasser der ersten Tauromaquia der Freund des Maestros, José de la Tixera gesehen. Dass Pepe-Hillo es damit auch nicht so ernst nahm, zeigt die Tatsache, dass er selbst sich des Öfteren nicht an die Regeln hielt, sobald er die Möglichkeit hatte, auf andere Weise zu Ruhm zu gelangen. Erst der am 19. November 1754 in Ronda geborene Pedro Romero perfektionierte die Tauromaquia und schuf sogar eine eigene Stilrichtung, den schnörkellosen Ronda-Stil, im Gegensatz zur verspielten sevillanischen Schule.

Fazit: Wie weit man auch immer die kunstvollen Formen dem Stierkampf, insbesondere der Tauromaquia, zuordnen kann, die Anfänge finden sich gegen Ende des 18. Jahrhunderts in Verbindung mit den drei Toreros Costillares, Pepe-Hillo und Pedro Romero. Lorenz Rollhäuser hat es so beschrieben, dass ab diesem Zeitpunkt die Toreros mit der Würde einer wissenschaftlich-künstlerischen Disziplin auftraten.
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Quellennachweise:
COSSÍO, Espasa, Calpe 2007, Band 1
EL COSSÍO, Espasa, Calpe 1996, Band 5
Ernest Hemingway, Tod am Nachmittag, Rowohlt Taschenbuchverlag, Reinbek bei Hamburg 1957
Lorenz Rollhäuser, Toros, Toreros, Rowohlt Taschenbuchverlag, Reinbek bei Hamburg 1990
Rolf Neuhaus, Der Stierkampf, Insel Verlag, Frankfurt am Main, 2007
Pierre Imhasly, Corrida, Edition Erpf, Bern 1982

Sonntag, 2. August 2009

Stierkampf, bald ein Weltkulturerbe?

Hat der Stierkampf eine echte Chance von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt zu werden?

Dresden trauert. Da bauen sie eine Beton-Metall-Konstruktion durch ihr Kulturerbe und schon ist der Titel weg. Kulturelles Eigentor mit Ansage! Aber wir sind in Spanien und wollen so von einem der spanischsten aller spanischen Themen reden, vom Stierkampf. Und schafft man hier eine Verbindung, also vom Stierkampf zum Weltkulturerbe, da stellt sich doch die Frage, der Stierkampf als Weltkulturerbe, geht das überhaupt?
Man muss nur in die Gesichter der resignierten Tierschützer schauen um nur zu erahnen, da scheint wirklich etwas dran zu sein. Die Chancen auf Erfolg, den angestrebten Eintrag des Stierkampfes als Weltkulturerbe der UNESCO durchzusetzen, schließen inzwischen auch eingefleischte antitaurinos nicht mehr aus. Die Lobbyisten seien zu mächtig und verfügen über zu viele politische Beziehungen, als dass ihre Forderungen ignoriert werden könnten. Denn man lebe in einer Zeit des Verfalls jeglicher moralischer Werte.


Der Anfang

Es begann in Paris am 17. Oktober 2003 als die UNESCO (Vereinte Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur) ein Übereinkommen zur Bewahrung des immateriellen Kulturerbes verabschiedete. Nachdem 30 Staaten es ratifiziert hatten, trat es zum 20. April 2006 in Kraft. Während Deutschland in der offiziellen Liste noch nicht zu finden ist, ist Spanien schon mit zwei immateriellen Kulturerbschaften vertreten: Den Mysterienspielen von Elche und dem Patum-Fest von Berga.
Die spanische Stierkampflobby erkannte schon sehr früh, dass ein Antrag zum Weltkulturerbe nur dann Aussichten auf Erfolg habe, wenn alle stierkampfpraktizierenden Länder gemeinsam vorgehen würden. So wurde Ende 2004 in Madrid die internationale Stierkampforganisation AIT (La Asociación Internacional de Tauromaquia) gegründet, mit dem Hauptziel den Stierkampf in die UNESCO-Liste mit aufzunehmen. Der Präsident der AIT, D. Williams Cárdenas Rubio rechtfertigt seinen Antrag damit, dass sich die Tauromaquia über Jahrhunderte hin entwickelt hätte und somit fundamentaler Bestandteil des sozialen, politischen und kulturellen Lebens des spanischen Volkes sei. Sein Einfluss reflektiere sich auf allen intellektuellen und künstlerischen Ebenen und bildet die Essenz der Hispanität. Hinzu betont er die länderübergreifende Wirkung, allen voran mit Frankreich, Portugal, Mexiko, Kolumbien, Peru, Venezuela und Ecuador, mit dessen politischer Unterstützung der jeweiligen Regierungen zu rechnen sei.
So wurde von der AIT im November 2005 der spanischen Kulturministerin Doña María del Carmen Calvo Poyato ein öffentliches Schreiben zugestellt mit der Aufforderung sich in dieser Angelegenheit als Vertreter Spaniens an die UNESCO zu wenden. Auch an die spanische Königstochter Doña Cristina de Borbón y Grecia wandte man sich in dieser Angelegenheit, sich doch für den Stierkampf als Kulturerbe einzusetzen.
Dem Vorgehen wurde ein Name gegeben:


Das Proyecto Tauromaquia-UNESCO.

Um politische Interessen bezüglich der Fiesta nacional zu wahren wurde im Juni 2006 die ATP (Asociación Taurina Parlamentaria) gegründet, der sich auf Anhieb 150 Senatoren anschlossen. Das sind immerhin schon 57 Prozent! Es folgten verschiedene Werbeveranstaltungen, so auch 2007 bei der Feria del toro in Portugal wo man bei den iberischen Brüdern auf viel Zustimmung gestoßen ist.

Weitere Hoffnung konnte die afición schöpfen, als die Schriftliche Erklärung für ein europaweites Verbot von Stierkämpfen am 15. Mai 2007 von ¾ der EU-Parlamentarier abgelehnt worden ist. Besonders schlimm für die antitaurinos, selbst bei den europäischen Tierschützern forderte nur die Hälfte ein Verbot. Und schließlich brachte dieser Antrag noch eine Erkenntnis zu Tage: Die politische Rückendeckung in Ländern wo Stierkampf praktiziert werde beträgt 92 Prozent, was natürlich die AIT bestärkt.

Am 4. und 5. Juli 2008 wurde die Welt der Tauromaquia im europäischen Parlament vorgestellt. Parallel dazu lief eine Ausstellung in Brüssel mit dem Titel Entre el Hombre y el Toro. Mit der Präsenz berühmter matadores de toros wie die Spanier Enrique Ponce, "El Juli" und des Franzosen Sebastián Castella wurde das Feedback der europäischen Parlamentarier durchaus als sehr positiv bewertet. Selbst die Tierschutzorganisationen mussten einräumen, dass die Chancen für einen Eintrag als Weltkulturerbe der UNESCO sehr gut stehen.

Im November 2008 kamen alle parlamentarischen Mitglieder der Organisationen für den Stierkampf aus Spanien, Frankreich, und Portugal in Madrid zusammen und beschlossen, dass man unter Berücksichtigung der kulturellen und artistischen Werte der Tauromaquia alles Nötige in die Wege leiten werde, mit dem Ziel den Stierkampf als Eintrag in die Liste der Kulturerben zu erlangen. 
Auf dem Fórum Mundial de la Cultura Taurina welches im Januar 2009 auf Terceira (Azoren) stattfand würdigte man ebenfalls das UNESCO-Projekt.

Auch die andalusische Landesregierung (Junta de Andalucía) fördert dieses Projekt in besonderem Masse.

Mittlerweile hat sich fast jede Organisation aus dem Stierkampfgewerbe dem Projekt Stierkampf-UNESCO angeschlossen. Allen voran in der Organisation Mesa del Toro aus Madrid, in der sich 15 Verbände zusammengeschlossen haben, und die gerade am 6. Juni 2009 bei einem internationalen Treffen ihre vollkommende Unterstützung zusagte.

Mehrere Städte mit Stierkampftradition bewerben sich als spanisches immaterielles Kulturgut


Damit die spanische afición ihrem Schritt zum Weltkulturerbe näher kommt, haben sich erstmals mehrere Veranstaltungen für die Wahl zum Spanischen Kulturerbe für die immateriellen Kulturgüter bei der IBOCC (International Bureau of Cultural Capitals) beworben. Von den 45 Bewerbungen werden 10 Kulturgüter zum Patrimonio Cultural Inmaterial de España deklariert. Aus dem Bereich des Stierkampfes haben sich Städte mit ihren Ferias und Fiestas beworben, wo der Stierkampf ein nicht wegzudenkender und stark integrierter Bestandteil darstellt:

Da wären unter anderem: 

Pamplona: Sanfermines 


Valencia: Las Fallas 

Sevilla: Feria de Abril 

Jerez de la Frontera: Feria del Caballo


Bei der Wahl sollen traditionelle Werte einen besonderen Aspekt darstellen.

Stierkampfgegner wie Stop Corrida befürchten: "Wenn jedoch die Anerkennung als spanisches Kulturerbe erreicht ist, wird der Antrag für das Weltkulturerbe der UNESCO sicherlich bald folgen."
Ganz aktuell hat SOS Galgos einen offenen Brief an die UNESCO gerichtet, wobei selbst sie eingestehen: Das Projekt Stierkampf-UNESCO / “Proyecto Tauromaquia de la UNESCO” ist inzwischen weit fortgeschritten und es sei kein Hirngespinst. Erbittert stellen sie fest, dass der Optimismus der Stierkampfanhänger alarmierend ist und zeigt, dass sie sicher sind, ihr Ziel zu erreichen. Auch die Fellbeisser Tierschutznachrichten sprechen von einer “Höchsten Alarmstufe” und wollen informieren wie ernst die Gefahr ist, dass der Stierkampf zum Kulturerbe erklärt wird.


Fazit

Die Stierkampflobby schleicht sich leise im Untergrund an ihr Ziel. Auf große Konfrontationen mit antitaurinos legt sie keinen Wert und achtet bei ihren Werbekampagnen stets auf eine positive Stimmung. So ist die AIT nun schon so weit vorangekommen, was sich nicht mal die größten Optimisten zu träumen gewagt hätten.

Ob der Stierkampf nun wirklich zum Weltkulturerbe geadelt wird, ist sicherlich noch recht offen und auch eine Frage der Zeit und des politischen Stimmungsbarometers. Aber genau an diesem letzten Punkt setzt die Lobby an und zieht somit wichtige Entscheidungsträger auf ihre Seite.