Freitag, 31. Juli 2015

Bücher statt Stiere




von Philip de Málaga



Über das Setzen von Prioritäten einer Gemeinde
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Keine Frage. Die tauromaquia ist nicht nur Teil der spanischen Kultur sondern auch zum spanischen Kulturerbe deklariert worden. Das gibt den toros eine gewisse Priorität. Aber es bedeutet auf keinen Fall, dass sich deswegen ein municipio verschulden muss, oder es zu Lasten von anderen geht. Wie zum Beispiel der Ausbildung, der Infrastruktur, den sozialen Hilfen etc.

Nicht allen Städten geht es so wie Pamplona. Mit ihrer berühmten feria del toro  und dem weltweiten Interesse brachte es stolze 74 Millionen Euro in die Stadtkasse! Davon können kleine Gemeinden nicht einmal träumen.

Wie zum Beispiel die 5.000 Seelengemeinde Villafranca de los Caballeros, in der Zone der spanischen Windmühlen, in La Mancha. Dort hat der Bürgermeister Don Julián Bolaños (PSOE) eine solche Entscheidung gegen die toros getroffen. Und das Stadtoberhaupt versteht sich durchaus nicht als ein antitaurino. Im Gegenteil sogar, wenn jemand anderes die festejos taurinos finanzieren möchte und kann, würde er dieses grundsätzlich begrüssen und befürworten. Also ist sein Entscheidung keine gegen die tradición taurina.

Aber in seiner Gemeinde herrsche viel Arbeitslosigkeit, und man müsse das Geld den Familien zur Verfügung stellen, die nicht in der Lage seien die Schulsachen für ihre Kinder zu finanzieren. "Dies sei eine Frage der Prioritäten", so der Bürgermeister. Hinzu käme die Tatsache, die Gemeinde verfüge nicht über eine eigene plaza de toros und müsste sich für teures Geld eine plaza portátil anmieten.

Ein kleine Gemeinde ohne eigene plaza de toros
Das Besondere an dieser Aktion ist, dass selbst aficionados, als Befürworter der mundo taurino, diese Entscheidung befürworten. Wenn man toros sehen möchte, könne man dieses ohne weiteres auch in anderen Städten tun. Festejos taurinos gäbe es ja schliesslich fast in ganz Spanien.

Auch in der spanischen Hauptstadt sieht man es positiv. Denn auch dort fliesse nicht ein öffentlicher Euro in die corrida de toros, so verkündete die Bürgermeisterin Doña Manuela Carmen. Allerdings sei Las Ventas, die plaza de toros von Madrid mit ihren 24.000 Plätzen, über 30 festejos taurinos und anderen Veranstaltungen zur mundo de los toros sehr gut selbst in der Lage die Veranstaltungen der toros zu organisieren und zu finanzieren. So sollte es auch grundsätzlich gehandhabt werden.

Allerdings, mit der politischen Entscheidung in der Gemeinde Villafranca de los Caballeros ist man nicht überall einverstanden. Zum Beispiel in Valencia vertritt man die Meinung, dass die toros als spanisches Kulturerbe auf jeden Fall nicht politisch benutzt werden dürften und dementsprechend geschützt werden sollten.

Kurios am Rande, auch bei den antitaurinos stösst diese Entscheidung nicht gerade auf Begeisterung. In deren Augen sei es einfach zu wenig. Statt die Gelder der toros für ein paar Bücher auszugeben, sollte man lieber sehen, sich komplett für die abolición de los toros einzusetzen. Also diese Gelder in den antitaurinismo investieren. Das kann doch nicht deren Ernst sein? Mehr Politisierung ist ja nun wirklich nicht möglich.

Donnerstag, 30. Juli 2015

Palma de Mallorca von nun an eine antitaurinische Stadt





von Philip de Málaga


Palma de Mallorca hat sich zur Stierkampf freien Stadt deklariert
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Wie zu erwarten war, konnte man im Rathaus von Palma de Mallorca mit der politisch links orientierten Mehrheit (PSOE, Som Palma und Més per Palma) mit 16 zu 13 Stimmen erreichen, die Inselhauptstadt zu einer ciudad antitaurina zu deklarieren. Das Ziel der drei linken Parteien ist klar definiert. Die toros sollen in der Zukunft auf allen Baleareninseln komplett verboten werden. Bis jetzt sind es 19 municipios, auf Mallorca selbst, wo festejos taurinos nicht mehr zugelassen sind.

Klare Absage an die toros in Palma de Mallorca
"Wir verstehen", so ein Sprecher der Partei Ciudadanos, Befürworter der tauromaquia auf den Balearen, "das hier andere Prioritäten gesetzt werden müssen. Solche, welche der Gemeinschaft mehr nützen, wie das Problem der Flüchtlinge, die Versorgung der Kinder usw. Und das unterstützen wir auch. Aber wir glauben auch an die toros als eine Tradition in Spanien und auf unserer Insel. Schliesslich entstand die erste plaza de toros auf den Balearen hier in Palma de Mallorca."

Mit der Entscheidung, Palma zur ciudad antitaurina zu deklarieren ging man aber noch einen Schritt weiter: Bürger die weiterhin mit corridas zu tun haben, sie besuchen wollen, sollen von jeglichen offiziellen Ehrungen durch die Stadt ausgeschlossen werden, selbst wenn sie wohltätig agieren oder anderen helfen.

Trotzdem ärgert etwas die Stadtväter ungemein. Zum einen findet trotz Verbot am kommenden 6. August eine corrida de toros in Palma statt (Siehe SfA Reportage: Stierkampf in Palma de Mallorca). Zum anderen wird eingeräumt, dass die Stadt selbst weitere corridas im Coliseo Balear nicht verbieten kann. Dieses Recht hat allein die Landesregierung, und die ist wiederum von solch einem Urteil weit entfernt.

Was die tauromaquia im Allgemeinen angeht, so verhält es sich auf den Balearen doch wie in Katalonien. Weniger noch, denn die mundo de los toros hat hier eigentlich nie eine besondere Rolle gespielt, obwohl sie sehr wohl präsent war. Allein in den letzten Jahren waren es doch recht wenige festejos taurinos, welche hier veranstaltet worden sind. Und letztendlich kostet es den Steuerzahler eine Menge Geld diese komplett abzuschaffen. Die empresa Balaña und Eigentümer der plaza de toros von Palma wird dementsprechend finanzielle Entschädigung fordern und erhalten. Kultur wurde hier wieder zu einem Politikum. Die antitaurinos wird es freuen, mehr noch, sie werden diesen Triumph sicherlich auf ihre Flagge schreiben, obwohl sie damit rein gar nichts zu tun haben.

Das es hier nicht um Tierschutz geht, dürfte allen Beteiligten klar sein. Und ob so mehr Touristen kommen, darf ebenfalls bezweifelt werden; die meisten wissen nicht einmal, dass es überhaupt noch corridas auf Mallorca gibt.  Also stellt sich die Frage, was soll das ganze Theater eigentlich? Wer hat was davon? Und da werden soviel politische Steuergelder verwendet, um eine einzige corrida de toros zu verbieten, welche jährlich in Palma de Mallorca organisiert wird.

Wird es den maestros gelingen das aforo von 12.000 Sitzplätzen zu füllen?
Man darf gespannt sein, wie sich das Coliseo Balear zur nächsten corrida de toros in den tendidos füllen wird. Denn hier wird sich die wahre afición a los toros von Palma widerspiegeln.

Königliche Präsenz bei TV-Übertragung aus dem Baskenland





von Philip de Málaga


Der Ex-Monarch Don Juan Carlos I 
wird bei der Wiedereröffnung der plaza de toros in San Sebastián dabei sein.
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Während man am Ballermann auf Mallorca sich eher gegen die toros besäuft, bestätigte gestern die konservative Tageszeitung ABC, dass das spanische Königshaus weiterhin die mundo de los toros unterstützt:


So wird zur ersten corrida de toros in San Sebastián, wo die festejos taurinos für zwei Jahre untersagt worden waren, der Ex-Monarch von Spanien Juan Carlos I im palco real oder sich an der bevorzugten barrera platzieren, um die lidias der matadores de toros Enrique Ponce, Paquirri und José María Manzanares zu verfolgen. Nach Madrid ist es von Don Juan Carlos der zweite öffentliche Auftritt bei einer corrida in diesem Jahr.

(Foto: mundotoro)
Wie SfA berichtetet hat wird jene corrida de toros live im Fernsehen übertragen (Und wieder: Stierkampf live im öffentlichen Fernsehen). Mit anderen Worten, Don Juan Carlos bekennt sich zu seiner afición zu den toros vor einem Millionenpublikum.

"Ihr könnt auf meine afición und meine Unterstützung für die fiesta zählen", so die Worte von Don Juan Carlos. Überhaupt steht das komplette Königshaus hinter der mundo de los toros, wird diese doch als ein wichtiger Bestandteil spanischer Kultur angesehen.


Schon öfters zeigte sich das spanische Königshaus bei festejos taurinos. Hier im April 1968 an einem historischen Nachmittag, wo der matador de toros Diego Puerta die faena seines Lebens zeigte, in der Real Maestranza von Sevilla, wo die spanische Königin auch wegen ihrer Schönheit für viel Aufsehen erregte. Beide hier nicht im palco real sondern an der barrera.

Mittwoch, 29. Juli 2015

Deutsche Medien in Spanien mehrheitlich gegen die Stiere

Fast alle deutschsprachigen Medien in Spanien
berichten nicht neutral über die Stiere
Wie kommt es dazu?
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von Philip de Málaga



In Spanien leben nun mal viele Ausländer. Auch Deutsche. Auf Mallorca, Costa Brava oder zum Beispiel an der Costa de Sol. Und wo es solche Konzentrationen an einem deutschsprachigen Publikum gibt, finden sich in der Regel auch deutschsprachige Medien wie Radio oder Presse. Und viele Deutsche, der spanischen Sprache nicht so mächtig, empfinden es als angenehm, die Nachrichten aus ihrem Umfeld, in ihrer neuen Heimat in deutscher Sprache zu erfahren. Was ja irgendwie verständlich ist.

Infos aus Spanien für Deutsche in Spanien
Meistens entsprechen deren Berichte der Wahrheit, sind sie nicht selten auch von den spanischen Kollegen abkopiert. Doch wenn es um die mundo de los toros geht, hat man eine ganz andere Meinung.
Kein spanisches Medium bringt solche Nachrichten,
welche einfach nicht der Wahrheit entsprechen!
Oft weit entfernt von der Realität. Hauptsächlich wird nämlich über die Aktivitäten der antitaurinos berichtet. Oder wenn es um ein Verbot der toros geht, wie derzeit in Palma de Mallorca. Mit besonderer Leidenschaft wird dem Leser von Ortschaften erzählt, welche sich zu einer Gemeinde antitaurino deklariert haben. Zum Beispiel gerade in der Aktualität werden die 18 municipios auf Mallorca genannt, welche mit gutem Beispiel voran getreten sind und die toros abgeschafft haben. Da wären:
  • Son Servera
  • Mancor de la Vall
  • Ariany
  • Deiá
  • Sant Joan
  • Campanet
  • Manacor
  • Lloseta
  • Porreres
  • Algaida
  • Capdepera
  • Santa María del Camí
  • Sencelles
  • Costixt
  • Esporles
  • Artá
  • Puigounyent
  • Consell

  • Palma de Mallorca (?)

Ohne Frage, für eine Insel eine beeindruckende Liste. Doch bitte was haben sie denn abgeschafft oder verboten? Im reglamento taurino, also im staatlichen Regelwerk für die toros werden vorwiegend nur in jenen Ortschaften festejos taurinos zugelassen, welche über eine tradición taurina verfügen.
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In den oben genannten Ortschaften auf Mallorca
ist nicht eine Gemeinde dabei, 
die über eine Tradition der Stierkämpfe verfügt!
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Weder haben sie eine plaza de toros oder eine escuela taurina, noch haben sie jemals festejos taurinos veranstaltet, verfügen über kein museo taurino, keine ganaderías wo Stiere gezüchtet werden, keine toreros und auch die Zahl der aficionados hält sich eher bescheiden, eben weil keine tradición taurina dort verankert ist. Das wäre, als ob man Städte wie München, Berlin oder Hamburg zur antitaurinischen Gemeinden ausrufen würde. Und genau darüber berichten die Medien nicht.

Im Gegenzug. Pamplona war dieses Jahr ein voller Erfolg. So viele Zuschauer wie noch nie, finanzieller Gewinn und weltweites Interesse. Nur das verschweigen die hiesigen deutschen Medien. 

Noch ein Beispiel: Überhaupt, volle plaza de toros, selbst in Touristenorten wie Roquetas de Mar (SfA hatte darüber berichtet: Roquetas, ein Ferienziel und eine volle plaza de toros), solche Informationen werden dem Leser einfach vorenthalten. Über 20.000 Zuschauer in Luft aufgelöst.

Ein volle plaza de  toros, doch der deutsche Leser erfährt es nicht.
Wie kommt es dazu? Woher kommt diese einseitige Berichterstattung? Zum einen spielt da eine durchaus verständliche Tierliebe eine Rolle. Und für solche Tierliebhaber ist es nicht einfach die mundo de los toros zu verstehen. Will man auch gar nicht. Wie will man dann darüber neutral oder gar positiv berichten? Und da liegt das eigentliche Dilemma. In diesen deutschen Verlagen gibt es in der Regel keine Experten zum Thema der toros, nicht einmal aficionados

Hinzu kommt die Tatsache, dass diese Medien von dem antitaurinismo geradezu bombardiert werden, während sich die taurinischen Medien, Politiker und empresarios diesbezüglich in Schweigen hüllen. 

Und so kommt es, dass die Leserschaft nicht nur ziemlich einseitig über die tauromaquia informiert wird, sondern auch sogar gegen den aktuellen Trend.

Nicht anders bei den nationalen Medien aus Deutschland. Auch sie berichten relativ einseitig. Mit einer Ausnahme: Die beiden Korrespondenten für Spanien der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Leo Wieland und Paul Ingendaay zählen zu den wenigen Journalisten aus dem deutschsprachigen Bereich, die berichten wie es wirklich ist. Sie selbst bezeichnen sich sich nicht als aficionados, sprechen sich aber auch nicht dagegen aus. Auf eine solch neutrale Berichterstattung hat ein jeder Leser ein bestimmtes Anrecht.

Ob nun Mallorca dem Beispiel von Katalonien folgen wird spielt für die tauromaquia eine wohl untergeordnete Rolle, denn in der Tat verfügt diese Balearen Insel über eine eher bescheidene tradición taurina, obwohl es sie auch dort mal gab. Auch hierüber hat SfA berichtet: Und es gibt ihn doch: Stierkampf auf Mallorca.

Wie auch immer, eine bessere und vor allem neutralere und realitätsnahe Berichterstattung der ausländischen Medien zum Thema der toros hier in diesem Lande wäre wünschenswert. Denn erst dann sind auch die hier lebenden Deutschen in der Lage mitreden zu können.

Dienstag, 28. Juli 2015

Man muss zuhören!





mit Toni Gaspar

Und wieder ist es ein sozialistischer Politiker der sich für die mundo de los toros einsetzt. Toni Gaspar, geboren 1971 in Faura (Valencia), wo er auch Bürgermeister ist, Mitglied der PSOE, ist der neue Abgeordnete des Kreistages der Provinz Valencias, der von nun an für die asuntos taurinos verantwortlich ist. Seine Aufgabe ist es, die toros in Valencia zu fördern und als Kulturerbe Spaniens zu schützen. Dabei will er besonders auf den Dialog mit den taurinos setzen. Dem Portal mundotoro stellte er sich zu einem Interview, welches von j.e.t. aufgezeichnet worden ist. Hier einige Auszüge seiner Antworten und Reaktionen:


"Für den Anfang kann ich mit meiner neuen Arbeit sehr zufrieden sein. Ich hoffe dass ich mit vielen reden kann um beste Resultate zu erzielen. Ich kann mich wirklich nicht beklagen, denn ich bin von euch (gemeint sind die taurinos) recht herzlich aufgenommen worden.

Und jetzt muss ich zuhören. Ich bin mir ganz sicher, wenn ich allen zuhöre werden neue Ideen entstehen. Dabei muss man wirklich allen zuhören. Keinen auslassen. Das ist essential. Und man muss vor allem daran arbeiten die Dinge zu verbessern.

Man muss nach vorne schauen, Dinge ändern, nach Neuem suchen um gute Entscheidungen treffen zu können. Dazu gehören auch unter anderem die escuela taurina oder das museo taurino.

Ich bin schon seit den jungen Jahren mit den toros konfrontiert. Vor allem dem Bous al carrer. Aber mit der Zeit wächst man in eine Sache hinein.

Und ich bin nicht alleine bei meiner Arbeit. Da helfen mir aficionados, Menschen aus der mundo taurino


In Valencia gibt es viel afición.
Wie Du weisst, in erster Linie sind es die Nachbarn, die Bevölkerung einer Stadt. die das Leben einer plaza de toros prägen. Auch junge Leute finden sich in den tendidos

Die Provinz Valencia ist sich eigentlich immer ziemlich einig wenn es um die toros geht. Bous al carrer, Las Fallas oder die feria taurina im Juli. Die toros gehören einfach dazu!"

Montag, 27. Juli 2015

Wie viel Leidenschaft benötigt ein Aficionado?

Wie viel afición macht einen aficionado aus?
Welche Summe an taurinischen Kenntnissen 
und persönlichen Erfahrungen sollte abverlangt werden?
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von Philip de Málaga


Gerade in Anbetracht der letzten Reportagen stellt sich doch mal die Frage nach dem aficionado. Wann kann man sich als ein solchen bezeichnen? Was rechtfertigt eine solche Betitelung? Wie viel afición ist dazu nötig. Reicht es aus in den tendidos zu sitzen?

Nur in der plaza de toros zu sitzen macht einen noch nicht zum aficionado
Sicherlich kaum. Der Cossío, also der spanische Brockhaus zum Thema der toros unterscheidet zwischen afición und aficionado:

"Unter afición versteht man nicht nur die Gegenwart bei einer fiesta taurina sondern die Gesamtheit der aficionados, auch jene, die bei diesen fiestas nicht präsent sind." 

"Unter einem aficionado versteht man eine Person, welche enthusiastisch die fiesta de toro verfolgt und sie mit einer gewissen Intelligenz technisch erfassen kann. Ein aficionado sei auch jemand, der eine lidia durchführt ohne es professionell zu tun."

Wo beginnt sie, die Leidenschaft?

Wie man es auch immer definieren mag, ein Bezug zu den toros wird vorausgesetzt. Wobei hier der Cossío von zwei Gruppen unterscheidet. Dem Zuschauer, dem reinen Beobachter und demjenigen der mit den Tieren auch umgeht, wie zum Beispiel einen aficionado práctico.

Dominik Sachsenheimer als aficionado práctico
Keine Frage, wer mit einer capa oder muleta einem res gegenüber gestanden ist, kann auf eine ganz andere Weise mitreden, als der, der es nur von den tendidos aus her kennt. Er kann die persönliche Begegnung zwischen dem animalischen Instinkt, der menschlichen Intelligenz und der entsprechenden Gefahr mit einbringen. 

Man geht hier von Formen des Wissens aus. Der persönlichen Begegnung mit den toros und der Beobachtungsgabe. In beiden Fällen kommt dann noch der zeitliche Erfahrungsfaktor hinzu, sowie das angelesene Wissen.

Und gerade hierbei stellt sich die Frage, wie viel Zeit muss ich bei der nicht persönlichen Konfrontation mit dem Tier dafür aufbringen, um ein richtiger aficionado zu werden? Muss ich mich täglich mehrere Stunden mit dem Thema auseinandersetzen und lesen, wie viel orejas es in welcher corrida gab? Was muss man gesehen, gehört und gelesen haben? Muss man den Cossío mit seinen 30 Bänden besitzen?

Sind es die Bücher die zur afición führen?
Und überhaupt, hunderte an Werken der taurinischen Literatur, wie auch die Literatur in deutscher Sprache, verschlungen haben? Täglich die Online-Portal von mundotoro, Aplausos, Toros y toreros oder auch SfA zu studieren? Wohl kaum. Gewiss, sie helfen sich ein Wissen anzusammeln, aber macht dieses jene Leidenschaft zu den toros aus?

Wie im normalen Leben, ist dies eine rein subjektive Entscheidung. Jeder setzt seine Prioritäten und kann diese auch nach Belieben vermischen. Und man kann Leidenschaften entwickeln ohne die Fähigkeit zu besitzen sie ausführen zu können. Zum Beispiel bei Opern. Nicht jeder hat die Stimme eines Plácido Domingos, kann sich aber trotzdem sehr wohl an einem seiner Auftritte erfreuen. Und je mehr er gehört hat, umso mehr kann er vergleichen, analysieren und Wert schätzen. Nicht anders verhält es sich mit den toros.

Immer wieder begegne ich Menschen die corridas besuchen, sich ab und zu eine Zeitschrift wie 6toros6 besorgen, manchmal TPT oder Tendido Cero im Fernsehen verfolgen, aber die toros sind eben nicht nur der toros Inhalt ihres Lebens. Sie gehören dazu. Nicht mehr und nicht weniger. Und, wenn sie diesen begegnen entfacht sich eine gewisse Leidenschaft. 

Es gibt auf der Welt dermassen viele Künste und Kulturen, welche es Wert sind, mit einer gewissen Aufmerksamkeit bedacht zu werden. Und nur weil sich jemand auch noch für eben diese anderen interessiert, sollte er als aficionado de toros nicht abgewertet werden. Und dazu muss man nicht einmal Spanien verlassen. España hat gewiss mehr zu bieten als nur die fiesta nacional mit ihren toros. Flamenco, Kunst, Geschichte, kulinarische Köstlichkeiten ... die Liste ist recht lang.

Und nicht nur Spanien, wir leben in einer Welt mit einer Vielzahl von interessanten Gegebenheiten. Und ein Tag zählt nun einmal lediglich nur 24 Stunden. Da sind wir gezwungen Prioritäten zu setzen.

Hinzu kommt die Erkenntnis, man kann gerne zu den toros gehen, ohne sich selbst als ein aficionado zu bezeichnen, so wie es der deutsche Kulturkorrespondent Paul Ingendaay getan hat. (Siehe SfA Taurozitat: Stierkampf bietet eine mächtige Metapher für das Leben selbst)

Wenn es andere besser wissen

In Spanien war es lange ein gewisses Problem, dass so jeder taurino in seiner eigenen Suppe löffelte. Es fehlte der gewisse Zusammenhalt. Oft war es sogar ein Gegeneinander. Erst das Verbot in Barcelona brachte Bewegung in die Szene taurina und man erkannte, erst wenn wir alle unsere Kultur gemeinsam vertreten und verteidigen macht alles zum einen mehr Sinn und man ist auch besser in der Lage diese cultura taurina einem breiten Publikum besser zu vermitteln. Und so sind es mittlerweile die maestros selbst, wie die bekannten matadores de toros El Juli, José María Manzanares,  Alejandro Talavante, Morante de la Puebla oder Enrique Ponce die sich für die mundo de los toros und sogar recht erfolgreich einsetzen. Auch empresarios sind dabei, zur afición zu motivieren. Das kulturelle Angebot im Umfeld der toros ist täglich am wachsen. Sei es in den Städten durch museos taurinos, durch clases prácticas in den plaza de toros oder den Besuch von ganaderías.

Dann gibt es die unterschiedlichen Betrachtungsweisen, zum einen zwischen Tier und Mensch und auf der anderen Seite die kulturellen, sozialen, gesellschaftlichen und historischen Aspekte, die bei der ersten Gruppe kaum auf Interesse stossen. 

Leider lassen sich solche allgemeinen Differenzen auch im Ausland beobachten. So richtig an Zusammenhalt will es nicht gelingen. Da gibt es hier und dort peñas taurinas, jeder will mehr wissen als die andere und näher am Geschehen sein, verschiedene Webseiten die vorwiegend an den eigenen Besucherzahlen orientiert sind, was ja auch irgendwie nachvollziehbar ist, aber auch hier fehlt es an einem gemeinsamen Vorgehen. 

Wo liegt eigentlich das Interesse bei angehenden aficionados?

Bei SfA stellen wir uns öfters die Frage, wie viel will der Leser eigentlich wissen? Wie viel Informationen möchte er täglich, wöchentlich oder gar monatlich erhalten. Welche Zeit kann und will er aufbringen um die Artikel zu lesen? Ist es für ihn interessant zu erfahren, wie viele orejas ein torero gestern wo auch immer bekommen hatte? Hinzu kommt die Kenntnis, wenn einer schon mal begonnen hat sich den toros zu nähern, beginnt er auch die spanische Sprache zu erlernen, womit er sich viele Informationen aus erster Hand besorgen kann, wie zum Beispiel vom Portal Aplausos,den ganaderías oder toreros selbst Da spielen dann deutsche Portale wie eben SfA eher eine sekundäre Rolle.

Somit sei hier auch ein wenig der SfA-Leser gebeten mitzuhelfen und und gebeten uns zu informieren, welche Informationen er bevorzugt er gerne lesen möchte. Was ist für ihn von Interesse? Und Interesse an der tauromaquia ist da. Die Besucherzahlen bei SfA zeigen es mit steigender Tendenz, wie auch beim deutschsprachigen Nachschlagewerk dem Cossío en alemán, wo in drei Jahren an die 84.000 Begriffe nachgeschlagen worden sind.

Täglich werden 70 bis 100 und mehr Begriffe nachgeschlagen!
Irgendwer muss sich ja dafür interessieren.
Fazit: Auch im deutschsprachigen Bereich steigt das Interesse an den toros. Das ist eine Tatsache! Zumindest will man mehr über dieses Thema erfahren. Ob man dann schliesslich zu einem aficionado de toros wird steht auf einem anderen Papier. Aber eins lässt sich feststellen. Es braucht ein wenig Zeit. Beim Fussball hat man recht schnell den Überblick. Bei der mundo de los toros dauert es etwas länger. Zu komplex, zu viele Faktoren, zu viel Geschichte und eine Begegnung der besonderen Art. Für viele etwas völlig Neues. Allein schon die Begegnung mit dem Tod, der stets präsent ist. Das macht dieses Spektakel in der modernen Gegenwart einzigartig. Eingebunden in Kunst, Kultur, Literatur ist es ein Teil des spanischen Lebens und etwas ganz Besonderes.

Gerade diese Tage erhielt SfA von einer leidenschaftlichen aficionada de toros, hat zahlreiche corridas besucht, und ohne Frage eine Expertin zu über die tauromaquia, hat darüber auch einiges geschrieben, kennt persönlich toreros, ist Mitglied in einer peña taurina folgende Nachricht: "Deine täglichen Beiträge lese ich regelmäßig und mit Freude, natürlich schaue ich auch sonst, was in der Welt der Stiere so passiert. Allerdings ist mein Interesse derzeit etwas im Ruhezustand". Ein typisches Beispiel wie es zahlreichen nicht-spanischen aber auch spanischen aficionados so geht.

Die mundo de los toros ist eine Welt für sich, aber eben nicht die Welt allein. Sondern ein spannender, aufregender wie vielseitiger Teil von ihr.

Sonntag, 26. Juli 2015

Faenas: Ein neues Literaturportal über die Stiere




von Ursula Herzog


In Frankreich erscheint ein neues Literaturportal zur Tauromachie
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Faenas“ ist eine digitale Literaturzeitschrift, die der Welt der tauromaquia gewidmet ist. Es handelt sich um die Wiederaufnahme eines Projektes in gedruckter Form. Die Zeitschrift wurde von 1991 bis 2007 vom Verlag Verdier herausgegeben.



Faenas“ bringt Unveröffentlichtes aus Archiven und Gesprächen und Aktuelles aus der mundo de los toros.

Wieder ein Beispiel wie die Literatur sich für die toros interessiert. Wer der französischen Sprache mächtig ist, ist gerne eingeladen diese Seite zu besuchen: Hier der Link: Faenas




Samstag, 25. Juli 2015

Und wieder: Stierkampf live im öffentlichen Fernsehen




von Philip de Málaga
(Fotos: mundotoro, La Tauromaquia)


Fast bis zu vier Millionen Spanier die toros im TV sehen wollen
Nach drei Jahren Verbot wieder corridas in San Sebastián
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Wenn die Einschaltquote zu dieser Sendezeit über 10 Prozent liegt, kommt das öffentliche spanische Fernsehen TVE gar nicht darum herum weiterhin corridas de toros live zu übertragen. Fast bis zu vier Millionen Zuschauer verfolgen die letzte Übertragung der toros im Mai diesen Jahres.

Toros im spanischen öffentlichen Fernsehen live ist einfach eine Tatsache!
Hierzu unterzeichneten am letzten Mittwoch RTVE und die Verantwortlichen den entsprechenden Vertrag mit der plaza de toros von San Sebastián für eine corrida de toros am 13. August mit einem cartel de lujo: Den matadores de toros Enrique Ponce, Paquirri und José María Manzanares. Sie treten an gegen die toros der ganadería Torrestrella. Und mit dem diestro Enrique Ponce haben sie einen wahren maestro der toros für dieses Projekt gewinnen können. TPT Moderator Enrique Romero betitelt ihn als den Professor für den Umgang mit den Stieren.

Enrique Ponce, Paquirri und José María Manzanares
Und gleich eine zweite Neuigkeit gibt es zu berichten, denn nach einer drei-jährigen Pause, antitaurinos konnte ein Verbot durchsetzen (erstaunlich, während Bildu in Pamplona die corridas leitet haben sie diese hier verboten!), gibt es endlich wieder toros in der Hauptstadt der Provinz Guipúzcoa im Baskenland.

Man ist sich einig: Toros wird es weiterhin im öffentlichen Fernsehen geben.
"Es sei einer der Höhepunkte diesen Jahres", betonte der Präsident von RTVE Don José Antonio Sánchez,"hiermit erfüllen wir die Anforderungen von Fachleuten wie von aficionados, in unserem Publikum, um einer der wichtigsten kulturellen Aktivitäten unseres Landes zu präsentieren!"

Spanische Kultur im Baskenland an der französischen Grenze
Weiterhin wurde festgehalten, dass es auch in den nächsten Jahren weiterhin Live-Übertragungen von corridas de toros im öffentlichen Fernsehen geben wird.

Ein kleiner Nachtrag: Die toros live im Fernsehen zu verfolgen, bringt vor allem Neueinsteigern zwar nicht die prickelnde Erfahrung wie, wenn man selbst in den tendidos sitz, aber wenn man die spanische Sprache ein wenig beherrscht, hat man hier die Möglichkeit einiges von den Kommentatoren, meist ein TV-Moderator und ein torero einiges über die mundo de los toros zu erfahren und zu lernen. Besonders über das Verhalten der toros und der toreros während einer corrida.

Freitag, 24. Juli 2015

Im wahrsten Sinne des Wortes: Stierkampf

In der deutschen Sprache spricht man unter anderem vom Stierkampf. Die Engländer reden vom bullfight. Dagegen wird in der Sprache der tauromaquia das Wort Kampf so nicht verwendet. Denn eigentlich ist diese Form der Übersetzung von toros oder einer corrida nicht ganz richtig. Wenn man sich aber folgende Fotos betrachtet, welche Gedanken kommen da wohl auf?



(Fotos BOUS al carrer)


Sehr wohl verwendet man aber in der mundo de los toros den Begriff des Kampfes. Aber nicht in diesem Sinne. Dort spricht man von lucha. Als Verb luchar.


Donnerstag, 23. Juli 2015

Mit den Augen Hemingways




von Ernest Hemingway

Der letzte Beitrag bei SfA mit dem Titel Wenn Nicht-Spanier über Stierkampf sprechen sorgte für Einträge im Gästebuch. Auch einige nette Mails erreichten uns. Vielen Dank dafür.

Und wo wir über Ausländer schreiben, welche über die mundo de los toros berichten, sollten die Worte des amerikanischen Schriftstellers Ernest Hemingway, dem ausländischen Pionier zu diesem Thema nicht fehlen: 

Mit den Augen eines Hemingway gesehen und für wahr empfunden.
"Ich nehme an, dass sich die gesamte mundo de los toros vom modernen moralischen Standpunkt, dass heisst vom christlichen Standpunkt, nicht so einfach verteidigen lässt; er ist bestimmt sehr grausam; er ist voller provozierter oder unerwarteter Gefahr, der Tod ist stets gegenwärtig, und ich will jetzt auch nicht versuchen, die toros zu rechtfertigen, sondern die Dinge einfach nur ehrlich erzählen, die ich für wahr befunden habe. Um dies zu tun, muss ich ganz freimütig sein, oder wenigstens versuchen, und wenn die Leser, die dies hier lesen, mit Abscheu feststellen, dass es von jemandem geschrieben ist, dem das Feingefühl des Lesers abgeht, so kann ich nur unterstellen, dass dies wahr sein mag. Aber wer auch immer diesen text hier liest, kann ein solches Urteil nur dann mit Ehrlichkeit abgegeben, wenn er die Geschehnisse, von denen hier die Rede ist, gesehen hat und wirklich weiss, wie seine Reaktion auf sie sein würde."

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Quellennachweis:

Death in the Afternoon, Ernest Hemingway, Charles Scribner`s Sons, New York, 1932

Mittwoch, 22. Juli 2015

Wenn Nicht-Spanier über Stierkampf sprechen

Wenn man nicht aus einer taurinischen Zone kommt,
ist man dann in der Lage überhaupt über die Stiere zu schreiben?
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von Philip de Málaga



Anfang Juli erschienen bei SfA zwei Reportagen mit den Titeln Denken wie ein Stier und Denken wie ein Torero. Grundsätzlich erfuhren beide Darstellungen ein positives Feedback wie zum Beispiel im Gästebuch von SfA:


Auch zustimmende Mails erhielten wir. Aber er es gab auch kritischen Stimmen dazu, wie zum Beispiel diese:

"Deine Ansätze zu den letzten beiden Beiträgen sind gewiss in bestem „Wissen“ geschrieben, entbehren aber jeder wirklichen Grundlage. "

Klar zu erkennen, hier vertritt jemand eine andere Meinung. Und das ist gut so, das man über ein Thema diskutieren kann. Erst die geistige Auseinandersetzung damit macht es interessant. Ohne jetzt aber ins Detail zu gehen, stellt sich hier eine ganz andere Frage. Wann ist man eigentlich in der Lage, sachlich, fachgerecht über ein Thema zu berichten, mit dem man eigentlich selbst nicht einmal gross geworden ist?

Ernest Hemingway
Bleiben wir einmal bei den toros. Die erste ausländische Persönlichkeit die begann so sachlich wie möglich über das Thema der mundo de los toros zu berichten war Anfang bis Mitte des letzten Jahrhunderts der amerikanische Schriftsteller Ernest Hemingway. Ohne Frage gehörte er unter den Ausländern zu denjenigen, der am meisten von den toros verstand. Und er hatte auch in der mundo taurino zahlreiche amigos. Aber auch zahlreiche Kritiker und aficionados, welche dieses fachliche Einmischung von aussen nicht besonders schätzten. Eine ähnliche Kritik, welche man auch den antitaurinos zukommen liess und lässt. Und trotzdem gilt er heute noch als der grosse Stierkampfkenner.

Überhaupt, wie sind die Texte in der Literatur zu bewerten? Es sind ja nicht gerade Unbekannte, die sich an das Thema der toros heranwagten: Unter anderem James A. Michener, John Steinbeck, Norman Mailer, Lord Byron, Margarete Stein, Barnaby-Conrad, D. H. LawrenceTheophile Gautier ... die Liste lässt sich endlos weiterführen. Alle schrieben über die toros, erlebten sie, in den plaza de toros oder auch auf den dehesas, bei capeas oder wo auch immer. Sie schwangen nicht die Tücher wie capa oder muleta, konnten aber trotzdem mitreden. Darüber schreiben. Und damit sogar beeindrucken. Selbst den toreros gefiel es häufig, wenn so über sie geschrieben wurde. 

Machen wir einen kurzen Abstecher in einen anderen Bereich. Zum Boxen. Man muss doch keine Boxhandschuhe getragen oder im Ring gestanden haben um mitreden zu können. Jedoch etwas gehört dazu. Erfahrung. Häufiges Beobachten und Analysieren, dem Zuhören, was Experten und Kenner dazu sagen oder geschrieben haben, kurz, das Gefühl eines Kennenlernen entwickeln, sich dem Ereignis geistig wie emotional nähern, verstehen was dort geschieht. Nicht anders verhält es sich bei den toros.

Uli Pürschel
Uli Pürschel vom Portal La Tauromaquia beschrieb es so: "Den Spaniern scheinen die Pyrenäen hoch genug zu sein um eine Einmischung von aussen nicht ernst zu nehmen". Zwar bezog er es in erster Linie auf die antitaurinos, aber auch jede andere Einmischung von ausserhalb wurde eher auf Distanz geschoben als sich damit auseinander zusetzen. Und er selbst zählte ohne Frage im deutschsprachigen Bereich von 2003 bis 2012 mit seinem Portal zu den führenden Experten in Sachen tauromaquia für Deutsche.

Was ist mit den aficionados in den tendidos, welche noch nie in ihrem Leben eine capa, muleta oder einen estoque in ihren Händen hielten? Haben die keine Ahnung, weil ihr Wissen nur aus der Literatur, aus dem Fernsehen, dem Internet oder des Betrachtens, was im ruedo geschieht, basiert? Dann wären es Sadisten, die sich an der Qual des toros erfreuen würden stand über die Erkenntnis der Ereignisse. Gehen wir aber mal einen Schritt weiter:

Da gibt es den toreo de salón. Der hat sehr wohl jene "Tücher" schon mal wenigstens in der Hand gehabt, sie geschwungen. Da bewegt man zwar die capa oder was auch immer, und vielleicht sogar recht elegant, aber die drohende Gefahr eines toros ist nicht vorhanden. Wie sind solche Aktivitäten zu bewerten?

Geht man einen Schritt weiter kommt man zum aficionado práctico. Da wird ein gewisser Mut abverlangt. Tritt dort der Mensch doch einem wirklich Stier entgegen. Zwar kleiner, eine becerra oder ähnliches, aber deswegen nicht ungefährlicher. SfA-Mitarbeiter Dominik Sachsenheimer hat diese Begegnung wunderbar in Viva México! (1. Teil und 2. Teil) beschrieben. Hier kann also jemand wirklich von der Begegnung der menschlichen Intelligenz und dem animalischen Instinkt erzählen. Von seinen Gefühlen berichten.


SfA torero Dominik Sachsenheimer
Kommen wir zu den Deutschen. Zugegeben, da wird eher bescheiden berichtet. Zwar gibt es hier bei SfA eine Seite mit Deutscher Literatur zum Thema Stierkampf, aber in der Aktualität hält es sich in Grenzen. Auch im Internet. Ob nun Stierkampf - corrida de torostorodoro, oder wer auch immer, wer an diesen Seiten arbeitet hat es mit Herz und Seele getan. Hat sich viele Jahre mit der mundo de los toros auseinandergesetzt, ist ihr begegnet, kennt taurinos wie toreros, hat viel darüber gelesen, beherrscht die spanische Sprache, und alle sind in der Lage zu informieren, zu berichten und Emotionen zu vermitteln. Die Erfahrung vieler Jahre, und wer bei SfA einen Blick in Das Team von SfA wirft kann erkennen, dass diese Begegnung mit der mundo taurino schon seit 1985 besteht, also ganze stolze dreissig Jahre! Da kann man ruhig davon ausgehen, das diese Leute sehr wohl mitreden können. 

Bei einem interessanten Gespräch über dieses Thema in der peña taurina in der Malagueta von Málaga sagte mir jemand mal folgenden Satz: "Um bei Politik mitreden zu können, muss man kein Politiker sein, genauso trifft das auch auf das toreo zu!

Wie man auch immer darüber denken mag, gerade die verschiedenen Betrachtungsweisen des toreos, der toros und toreros, überhaupt der gesamten mundo de los toros macht das Thema der toros zu einer spannenden wie vielseitigen Kultur Spaniens. Aber man benötigt Zeit um ihr zu begegnen und um sie verstehen zu lernen.

Und was uns angebliche Kenner der taurinischen Szene anbetrifft, so sollten wir uns hüten den Experten heraushängen zu lassen, sondern einfach nur den Dialog suchen, einfach nur berichten was wir gesehen, gehört und erlebt haben.

Dienstag, 21. Juli 2015

Roquetas: Ein Ferienziel und eine volle Plaza de toros!





mit Eloisa Cabrera


Das Portal mundotoro führte ein Videointerview mit der stellvertretenden Bürgermeisterin vonRoquetas del Mar mit seinen 90.000 Einwohnern, Doña Eloisa Cabrera. Das vorwiegend bei Spaniern, England und Deutschen beliebte Ferienziel zeigt auch ein grosses Interesse auch für die mundo de los toros. Neben dem Obst und Gemüseanbau spielt der Touristensektor die zweitgrösste Rolle. Und trotz Touristen spielen die toros eine tragende Rolle, was wohl auch mit dem hohen Anteil der spanischen Touristen zu tun hat. Aber es zeigt auf, Touristen und toros, dass scheint auch zu funktionieren. Das Interview wurde von der Prensa Roquetas durchgeführt:


Ein lleno in der plaza de toros.

"Man muss verteidigen, woran man glaubt. Wenn sich die plaza füllt kann man davon ausgehen, dass wir die Sache gut gemacht haben und uns auf dem richtigen Weg befinden.

7.900 Zuschauer in den vollen tendidos!
Es ist einfach eine Tatsache, dass die toros in Roquetas derzeit das espectáculo sind, welche die meisten Menschen zusammenbringt. Am letzten Wochenende verfolgten mehr als 20.000 Personen die festejos taurinos


Es gab eine corrida de toros sehr gut präsentiert, toros bravos, toreros die triumphierten, kurz, eine Balance die nicht besser ausfallen kann.



Es ist ein wunderbares Gefühl wenn sich die plaza fast bis zum No hay billetes füllt, ein hasta la bandera. Selbst bei der clase práctica gab es mehr als 6.000 Zuschauer (Fast 80 Prozent der plaza).

Ein Prost auf die toros.
Wir sind zufrieden und finden hier eine Bestätigung für den Einsatz des Rathauses. Die toros sind eine Kultur und somit eine Investion und keine Kosten!"

Vivan los toros im touristischen Roquetas del Mar.
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Zusätzliche Infos von SfA:

Die plaza de toros von Roquetas del Mar mit einem aforo für 7.900 Zuschauer wurde am 2. Juli 2002 eingeweiht. Die corrida de toros wurde live im öffentlichen TVE übertragen. Die matadores de toros El Juli und Jesús de Almería verliessen das ruedo durch die puerta grande.

Auch diesmal öffnete sich die puerta grande für zwei matadores de toros Enrique Ponce (oreja und oreja mit petición nach einem zweiten oreja) und Miguel Ángel Perrera (dos orejas und dos orejas mit petición nach rabo). Alejandro Talavante (silencio und oreja). Die toros kamen aus der Zucht von Alcurrucén.

Bei der zweiten corrida de toros gab es folgende Ergebnisse: Morante de la  Puebla (silencio und dos orejas), Sebastián Castella (ovación und dos orejas) und El Juli (oreja und oreja). Für alle drei maestros öffnete sich die puerta grande. Die toros kamen aus der Zucht von Zalduendo.

Sechs toreros, dreizehn orejas und fünf puertas grandes, eine wirklich erfolgreiche Bilanz! Und die tendidos in der plaza de toros zeigten ein lleno und ein No hay billetes.  Vivan los toros!

Und da behaupten doch einige Personen aus dem Kreise der antitaurinos, die toros seien nicht mehr populär.