Donnerstag, 16. Juli 2015

Pamplona: Neue Rekorde





von Philip de Málaga


Das Fest der Stiere in Pamplona so populär wie noch nie
Auch im Ausland!
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Was unterscheidet die fiesta de los toros von Pamplona von anderen ferias taurinas? Die Antwort ist einfach. Während die anderen fiestas nacionales vorwiegend von spanischer afición besucht werden, findet das Fest taurino in Pamplona weltweites Interesse. Nicht nur dass man sich dafür interessiert, man reist sogar hin. Laut den Reiseveranstaltern kam gut die Hälfte aus dem Ausland. Für spanische Veranstaltungen mit den toros einzigartig, kommt sie normalerweise nicht mal an fünf Prozent ran. Selbst in Las Ventas (Madrid), in der Real Maestranza de Sevilla oder an der Touristenküste Costa del Sol in der grossen Malagueta von Málaga bilden die Ausländer eine ziemlich bescheidene Minderheit. Die ausländischen Besucher in Pamplona kamen in diesem Jahr hauptsächlich aus den Vereinigten Staaten, Grossbritanien und aus Deutschland.

Wie lässt sich dieser ausländische Boom erklären? Er begann vor 87 Jahren, als der amerikanische Schriftsteller Ernest Hemingway in seinem Roman Fiesta (The sun also rises) die zweite Hälfte seines Werkes dem Fest San Fermín widmete. Seitdem war der Ansturm der Ausländer nicht mehr zu bremsen und es avancierte zu einer Art Weltmeisterschaft der toros. Und sie gehörten plötzlich zur Literatur, eine Andeutung der toros als Teil der Kultur? Nur vier Jahre später erschien Hemingways zweiter Bestseller über die mundo de los toros: Tod am Nachmittag.

Zurück in die Gegenwart. Geradezu dementsprechend war auch das Interesse der ausländischen Presse gross. Weltweit wurde von 685 Journalisten aus über 20 Ländern berichtet. Auf nationaler Ebene waren natürlich alle Medien vertreten, bis hin zum Fernsehen, welches die encierros nicht nur live übertrug sondern auch mehrmals am Tag wiederholte. Morgens ab 7:15 Uhr schalteten in Spanien für die encierros 632.000 bis 821.000 Zuschauer ihre Fernseher ein m live dabei zu sein. Das entspricht einer Einschaltquote von stolzen über 40 Prozent. Mehrmals am Tag wurden die Läufe wiederholt ausgestrahlt und somit ein Millionenpublikum erreicht. Auch die Nachrichten berichteten stündlich vom aktuellen Geschehen taurino aus Pamplona, vor allem wenn es bei den morgendlichen Stiertreiben Verletzte oder sonstige Zwischenfälle gegeben hatte. Auch weltweit (unter anderem auch in den Vereinigten Staaten, Australien und Japan) wurden TV-Rechte veräussert. Unter anderem an den amerikanischen Sender NBC.

Spanisches wie internationales Fernsehen dabei
Und sie, die Besucher aus dem In-und Ausland haben Geld dort gelassen. Denn billig war Pamplona gewiss nicht. Nicht nur bei den corridas, welche stets sehr gut besucht waren, bis hin zum ausverkauften No hay billetes, oder bei den täglichen Trinkgelagen, sondern auch bei den Unterkünften, obwohl das Schlafen bei Nacht kaum angesagt war. Mehr als 200 Euro wurden teilweise dort pro Person und Nacht gelassen.

Die corridas in Pamplona: Fast immer ausverkauft! Fast 20.000 Zuschauer!
So war für den linken Bürgermeister der Stadt, Don Joseba Asirón (SfA-Leser kennen ihn schon: Kurioses aus Pamplona: Die linke BILDU leitet Stierkampf) die Sanfermines in diesem Jahr muy maravillosa, besonders fabelhaft. Ein wirtschaftlicher, populärer wie kultureller Erfolg.

Eine tolle  fiesta de los toros welche am letzten Tag mit einem gebührendem Rekord endete: Denn beim morgendlichen encierro legten die toros von Miura, einer der wohl berühmtesten ganaderías Spaniens, eine Rekordzeit hin. In nur zwei Minuten und fünf Sekunden rannten die Miuras die 825 Meter zur plaza de toros, ohne auch nur einen Läufer auf die Hörner zu nehmen. Das war das bis jetzt schnellste encierro seit Beginn der Zeitmessung vor 35 Jahren.

Der Highlight eines jeden Morgen in Pamplona: Der encierro
Seit 1924 kamen in der Geschichte der encierros von Pamplona fünfzehn Menschen ums Leben. Das letzte Mal im Jahr 2009. Ein Grund dafür, dass es weniger Todesfälle gibt ist wohl auch der, dass die Polizei sehr wohl darauf bedacht ist, angetrunkene Läufer von der Strecke fern zu halten. Was allerdings die Zahl der Verletzten nicht minderte. In diesem Jahr wurden 835 registriert (plus 3 Prozent zum Vorjahr).

Fazit: Die fiesta de los toros von Pamplona erfreut sich weiterhin allergrösster Beliebtheit. Und zwar nicht nur für ein paar Spanier. Das Interesse im Ausland wird stets grösser und auch in den Besucherzahlen von San Fermín reflektiert sich ebenfalls eine erneut steigende Tendenz in der mundo de los toros.

Als Hemingway am letzten Tag sein Hotel verliess verteilte er sehr grosszügig Trinkgelder, um noch mehr Freunde zu erwerben, wie er schrieb, und um beim nächsten Besuch in den Genuss eines noch besseren Service zu kommen. Er wollte wieder kommen. Das stand fest. Und er tat es auch. Ob er wohl erahnte, welche Boom er mit seinem Roman, der über diesen Aufenthalt erzählt, auslöste? Wohl kaum.

¡Viva San Fermín!

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Auch bei SfA bemerkte man das steigende Interesse an den toros während San Fermín in Pamplona. Das hat wohl auch damit zu tun, dass einige deutsche Medien von den encierros berichteten. Obwohl SfA eher bescheiden im Detail davon berichtete, gab es die komplette Berichterstattung bei Toros y Toreros von Colin Ernst.