Samstag, 14. Mai 2016

2.500 Chinesen kamen um die Stiere zu sehen




von Philip de Málaga


Für Chinesen gehört der Stierkampf zum typischen Spanien
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Was nicht viele wissen, im chinesischen Fernsehen werden spanische corridas de toros schon öfters zeitversetzt, meistens in den Wintermonaten, übertragen. Obwohl die Audienz sich eher bescheiden hält, aber in diesem Land der aufgehenden Sonne und ach so vielen Menschen, soll es doch immerhin an die 15 Millionen Interessierte vor den Bildschirm gelockt haben. Auch wurden in China zwischenzeitlich unblutige festejos taurinos veranstaltet. Der Erfolg blieb aber irgendwie aus. Trotzdem ist das Interesse der Chinesen an den toros vorhanden.

So reiste eine Gruppe von 2.500 Chinesen Anfang Mai diesen Jahres nach Spanien, um das typische Spanien kennen zu lernen. Es war die chinesische Unternehmensgruppe Tiens (mit Sitz in Tianjin), welche diesen Urlaub ihren Mitarbeitern ermöglichte. Neben Besichtigungen, Flamenco und Paella stand selbstverständlich auch eine corrida auf dem Programm. Und speziell für die asiatischen Gäste eine corrida sin sangre, ohne Blut.

Hierzu wurde die Reisegruppe am Morgen des 6. Mai in die plaza de toros von Moralzarzal geführt, welche bei diesen regnerische Tagen den Vorteil hatte überdacht zu sein, um eine suspensión der corrida taurina sin sangre für die sehr weit her gereisten aficionados zu verhindern.

Unter den drei novilleros befand sich der aus Málaga stammende Juan Carlos Benítez. Alle drei toreros mit ihren cuadrillas waren nicht nur sehr angetan von den asiatischen Gästen in den tendidos, sondern auch vollkommen überrascht über die Emotionen die dort aufkamen. Zwar füllte sich die plaza nicht mal zu Hälfte, aber die Stimmung war so beeindruckend wie bei einem vollem coso.
2.500 Chinesen in der Plaza de Toros von Moralzarzal.
Laut halten die Olé über das ruedo, wenn der novillo einen torero passierte, Rufe des Entsetzens, wenn das Tier sich dem Menschen zu sehr näherte und Begeisterung mit starkem Applaus, wenn sich der novillero vor den novillo kniete.
Das kam an, wenn der torero aus Málaga sich vor den novillo kniete.
Ein wenig ungewohnt und regelrecht auffallend waren für die toreros die zahlreichen Smartphones, welche fast die ganze Zeit auf sie gerichtet waren. Man will ja optische Erinnerung wieder in seine Heimat zurückbringen, oder ob da gar jemand live nach China gesendet hat?
Das Smartphone immer griffbereit.
Und als dann der junge novillero aus Málaga seine lidia beendet hatte erhielt er stehende Ovationen, und statt mit den weissen Taschentüchern nach trofeos zu verlangen, wedelten sie ihre blauen Mützen.
Die blaue Mütze als Ersatz für das weisse Taschentuch.
Su Lin, eine der Mitarbeiterinnen von Tiens war ganz begeistert. Sie sei schon mehrmals in Europa gewesen, aber einem espectáculo taurino hätte sie sich nicht nicht vorher erfreuen können: "Es hat mir sehr gut gefallen, so etwas habe ich noch nie gesehen.

Man kann gespannt sein, wie viele aus dem Reich der Mitte noch kommen werden. Sicherlich nicht wenige, denn wem schon die toros auf dem Bildschirm gefallen, der möchte dies doch sicherlich auch mal live mit erleben können. 
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Siehe auch:

Chinesen wollen auch Torero sein TAURONEWS vom 6.4.2014
Stierkampf in China Reportage vom16.11.2013