Montag, 16. Mai 2016

Waren die Trophäen in Madrid für Roca Rey doch ein wenig übertrieben?


Auf den SfA-Beitrag War der König wirklich so königlich, welcher sich unter anderem auf den Artikel von Antonio Lorca in der spanischen Tageszeitung EL PAÍS bezog, gab es einige Reaktionen. 
Artikel vom 13. Mai 2016: Desvergonzada puerta grande
Der Autor kratzt an der Wahrhaftigkeit der tauromaquia. Macht es wirklich Sinn die mundo de los toros so zu popularisieren, nur um sie zu erhalten, und das um jeden Preis? Gewiss, man will dem politischen Druck und dem antitaurinismo etwas mehr entgegenbringen als bis jetzt. Viel mehr. Und Roca Rey war ja als junger torero keineswegs schlecht. Er hatte Mut bewiesen und das kann man doch durchaus anerkennen. Es ist nicht die Kritik an Roca Rey selbst, er ist ja noch jung, sondern vielmehr die viel zu euphorische Überwertung durch das Publikums in Madrid, welches für ein gewisses Erstaunen sorgt.


Torodora Gorges:
Ich habe Roca Rey noch nicht "life" erlebt. Über Videos vermittelt sich mir nicht das ganz Besondere. Mir kommt er eher vor wie Jung-Siegfried, über-mütig furchtlos, spätadoleszent! Er will es den "Alten" zeigen, zu was ein heldenhafter Jüngling fähig ist - die Autoritäten (oder die Realitäten) verachtend, den Tod verleugnend. - Mein Siegfried-Vergleich drängt sich mir auf, weil ich derzeit zum dritten Mal diesen wunderbaren Frankfurter Wagner-Ring "geniesse". Gestern war Siegfried an der Reihe mit einem herrlichen Sängerdarsteller. 
Der junge Siegfried (Klaus Busch)

Peter aus Marbella:
Roca Rey ist ein japanischer Kamikazetorero, der meint mit seinem riskanten Auftreten den echten aficionado überzeugen zu können. Der Mut ist lediglich der Anfang. Ob er das weiss? Doch um ein guter torero zu werden gehört weitaus mehr dazu. Ein guter Flamencosänger braucht nicht einmal den Mut, aber eine gewisse arte um nach oben zu kommen. Beim torero ist es ähnlich. Auch er benötigt arte, ganz bestimmt!!! und im Gegensatz zum Flamencosänger auch ein wenig Mut. 

Was ich persönlich ebenfalls nicht nachvollziehen kann, wie kommt ein ausländischer torero, er kommt ja aus Peru, so ohne weiteres so mit Lorbeeren beworfen wird? Und das in Madrid, dem wohl anspruchsvollstem Publikum in Sachen toros? Natürlich gab es da einen César Rincón aus Kolumbien, aber der hatte doch mal eine ganz andere Klasse.

Isabel González aus Madrid:
Ich finde den Artikel von Herrn Lorca sehr gut. Er reitet nicht auf der Welle wie die anderen Medien, sondern berichtet so, wie man es von der Zeitung El País erwartet. Sachlich bleibt er beim Thema, auch wenn es vielen aficionados missfallen hat. Persönlich war ich davon enttäuscht dass andere Zeitungen wie ABC, El Mundo es nicht so gesehen haben. 

Mir gefällt, dass auch Du Philip, diese Sichtweise hier mit eingebracht hast. Denn gerade ausländische aficionados von Stierkämpfen neigen zu einer gewissen Einseitigkeit. Einfach deswegen, weil es ihnen an Erfahrung fehlt. An der Nähe zum Thema. Im Allgemeinen habe ich das Gefühl, dass der Mut bei den ausländischen Besuchern an aller erster Stelle steht. Könnte ich da recht haben? 

Ich selbst war auch dort in Las Ventas und habe es gesehen. Klar, Roca Rey war sehr mutig. Zu mutig, sogar waghalsig, vielleicht auch verrückt, und genau das missfiel mir. Es erinnert mich daran, als ich vor vielen Jahren José Tomás gesehen habe. Auch er neigte dazu, sich zu sehr in Gefahr zu begeben. Aber aus ihm ist etwas geworden. Vielleicht haben wir ja bei dem jungen Mann aus Peru dieselbe Hoffnung. Es würde mich freuen. Für ihn und die toros.