Mittwoch, 5. Oktober 2016

Die Tauromachie im Visier von künstlerischem Schaffen (3)

Ein Überblick mit der Frage, kann die Tauromaquia als gestaltende Kulturleistung gesehen werden?  
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von Philip de Málaga



In der Photographie:

Ähnlich wie sich Fotografen zum Beispiel auf gewisse Sportbereiche spezialisiert haben, verhält es sich auch hier in der mundo de los toros. Aktuelle Fotos, nahe am Geschehen mit gesellschaftlichen Blickwinkel und privater Sphäre, das ist in erster Linie gefragt. Momentaufnahmen journalistischer Darstellung des Lebens durch den Tod in der 
Plaza de toros. Der erste bekannte Vertreter dieser Gruppe dürfte wohl der Franzose Juan Laurent y Minier (1816 – 1886) sein. 

Juan Laurent y Minier: LINKS: 1874 RECHTS: 1863
Es folgte eine Menge an Stierkampffotografen, doch nur einer schaffte es mit seiner seiner weißen Kappe und der schon legendären Unterschrift an die wirkliche Spitze. Wer seinen Namen hört, bringt automatisch gleich den tragischen Tod von Manolete mit ihm in Verbindung: Francisco Cano Lorenzo (1912 - 2016). Siehe auch SfA-Reportage Adiós Canito.
Francisco Cano und das Foto von Manolete, welches um die Welt ging
Gegenwärtig gibt es sogar eine deutsche Photographin, welche sich auch in der tauromaquia einen Namen gemacht hat. Anya Barrels-Suermondt versteht es auf wunderbare Art und Weise die ganze Dramatik, die Tragödie des Seins, die beinahe nicht wahrzunehmenden Details bei einer corrida festzuhalten in Schwarz-Weiss-Photographie festzuhalten. Drei Bildbände sind von hier schon erschienen, ein allgemeiner, corrida und über die figuras José Tomás und Cayetano.
Auf dem linken Photo die deutsche Photographin mit dem maestro José Tomás
In der Literatur:

Kinder, vor allem in den nich-spanischen Ländern werden in ihren jungen Jahren mit einem Klassiker beschenkt. Ferdinand der Stier. Wir hatten schon im 2. Teil dieser Serie darüber gesprochen, weil seine Popularität auch Walt Disney beeindruckte und ihm dieser Streifen einen Oscar einbrachte. Der amerikanische Schriftsteller Wilbur Monroe "Munro" Leaf (1905 - 1976) brachte diese Geschichte innerhalb von nur vierzig Minuten auf das Papier, um seinem Freund, dem Kinderbuch-Illustrator Robert Lawsen (1892 - 1957) eine Verdienstmöglichkeit zu verschaffen. Das illustrierte Büchlein wurde ein Welterfolg.
1935: Munro Leaf, Ferdinand der Stier und Robert Lawsen
Doch zu Weltruhm kam die mundo de los toros drei Jahre vorher. Nach den Romanciers wie Lord Byron (1788 - 1824) oder Thèophile Gautier (1811 - 1872) war es 1932 der Amerikaner Ernest Hemingway (1899 -1961) welcher die spanischen fiesta nacional zu auf der ganzen Welt zu Popularität verhalf. Man begann sich plötzlich dafür zu interessieren. 
Schon 1926 erweckte er mit seinem Buch "Fiesta" viel Aufmerksamkeit für die toros. Von diesem Jahr an begann man die mundo taurino mit anderen Augen zu sehen. Man fing an, in dem Leben der toreros die menschlichen Schicksale und in den toros die geballte animalische Kraft zu erkennen. Der nach seinem Tod erst 1985 veröffentlichter Roman "Gefährlicher Sommer" gilt als das beste Werk, welches der amerikanische Schriftsteller über Stierkampf geschrieben haben soll. 
Ernest Hemingway und seine erfolgreichsten Werke über die mundo de los toros (Originalausgaben)
Viele folgten seinem Beispiel, James. A. Michener (1907 - 1997), Norman Mailor (1923 - 2007), John Steinbeck (1902 - 1968), Sidney Franklin (1893 - 1972) und so weiter, es wäre müssig sie jetzt alle aufzuzählen. Ein Buch soll aber nicht unerwähnt bleiben: „… oder du wirst Trauer tragen“ von Larry Collins (1929 - 2005) und Dominique Lapierre (1931). Hier wird auf brillante Weise der Werdegang von "El Cordobés" vor der Kulisse des spanischen Bürgerkrieges in die Diktatur hinein beschreiben. Der Ausspruch des jungen toreros El Cordobés zu seiner Schwester vor der wichtigsten corrida seines Lebens wurde zum bedeutendsten Zitat der tauromaquia  "Heute Abend kaufe ich dir ein Haus ... oder du wirst Trauer tragen".
Larry Collins und Dominique Lapierre
Und im spanischen Sprachraum? Der "Stierkampfbrockhaus" Cossío widmet dem Thema "Literatur und Journalismaus" ganze 700 Seiten. Das lässt erahnen, dass die mundo de los toros auf der Iberischen Halbinsel zum literarischen Tagesgeschäft gehört. Dabei fallen große Namen wie Rafael Alberti (1902 - 1999), Juan Ramón Jiménez (1881 - 1858), Salvador Rueda (1857 - 1933), José Zorilla y Moral (1817 - 1893), Octavio Paz (1914 - 1998), Pablo Neruda (1904 - 1973), Vicente Alexandre (1998 - 1994), Camilo José Cela (1916 - 2002), José Ortega y Gasset (1883 - 1955), Federico García Lorca (1998 - 1936), um nur eine kleine Auswahl zu nennen.

In den Tageszeitungen:

Nicht zu vergessen die jährlich über 25.000 Artikel im Kulturteil der spanischen Tageszeitungen, dabei federführend sicherlich EL PAÍS und ABC. Dabei ist auffallend zu beobachten, mit welcher Selbstverständlichkeit die Redaktionen ihre Beiträge über die tauromaquia in der Sektion Kultur platzieren.
Man achte auf "CULTURA" rechts oben!

Fortsetzung folgt