Dienstag, 27. Dezember 2016

"Einfach nur lächerlich!"




von Valle-Inclán


Auch der spanische Dramatiker Ramon María Valle-Inclán (1866 bis 1936) aus Galizien zählte zu dem Kreis der passionierten aficionados de toros. Und wenn ein Dramaturg einer corrida de toros beiwohnt, weiss er sehr wohl das Gesehene zu reflektieren. Aber sein Blick war nicht nur auf das ruedo fixiert, sondern er schaute auch in die tendidos und beobachtete aufmerksam das Geschehen vor der plaza de toros und im gesellschaftlichen Umfeld. Schon damals versuchten sich verschiedene Personen auf dem sector antitaurino. Hier ein Textauszug aus dem Jahr 1915, wie Valle-Inclán darauf reagierte: 
Der Journalist Ramón Pérez de Ayala, der Schriftsteller Valle-Inclán und der torero Juan Belmonte 
"Die gesamte Kampagne dieser geradezu stillosen Schriftsteller ist einfach nur lächerlich! Die fiesta de toros ist das Wunderbarste was man sich vorstellen kann! Meines Erachtens sind die toros die einzige Erziehung die wir haben. Die Emotion, die Kunst, der Mut, das Licht. 

Ich bewundere Belmonte, seine Ausstrahlung. Jener Mann, wenn er weit weg vom toro sich befindet, er ist nur hässlich, klein, geschrumpft, lächerlich und ohne Schönheit versehen, aber wenn er dem toro begegnet, überträgt er etwas, wobei wir uns wunderbar fühlen, es reizt uns, es zieht uns in seinen Bann. Genau das ist die arte der corrida de toros. Gibt es etwas Schöneres als diese Übertragung, eine Verwandlung, eine Harmonie der Gegensätze zu sehen? 

Das griechischen Volk, welches zu den künstlerischsten gehörte, sah ihren Helden in der Tragödie sterben, und liebten ihn dafür mehr, weil er es verstand deren Gefühle in künstlerische Materie zu verwandeln; und das bevor wir ein starkes Land voller Künstler wurden. Nun werden wir alle plötzlich sentimental und weinen; und wohltemperierte Menschen welche es verstanden hatten aus Schmerzen, Perlen der Kunst zu kreieren, sollen nun zu Heulsusen und Nörglern konvertiert werden. Und dieses Werk wird von einer lächerlichen Presse getragen, die stets mit einfältigen Wehklagen präsent zu sein scheint."

"Spanien ist eine groteske Verformung der europäischen Zivilisation!" 
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Quellennachweis:

De Silencios y Espejos, Alberto Mira Nouselle, Seite 91, Edición de la Universidad de Valencia, Departamento de Filología y Filosofía Inglesa y Alemana, Valencia 1996 

Samstag, 24. Dezember 2016

Frohe Weihnachten 2016

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FROHE 
WEIHNACHTEN 
für 
ALLE! 
Auch in die Länder 
die bei SfA mitlesen:
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* Feliz Navidad * 
* Feliz Natal * 
* Joyeux Noël * 
Merry Christmas * 
* Buon Natale *  
* Поздравляю с Новым годом и Рождеством * 
* Zelig Kerstfeest * God Jol * Glædelig Jul * 
* Hyvää Joulua * Nollaig Shona Dhuit * 
* Westlych Świaat Bozego Narodzenia *
Crāciun fericit * Noeliniz kutlu olsun *
*Kellemes karácsonyi ünnepeket kívánok nektek *
* Geuzt Krislinjden * Echo Bricho * Maligayan Pasko *



"In Bethlehem ist ein torero geboren,
den sie Jesus nannten.
Statt capa und muleta
trug er Wörter und Werke des Lichts,
statt banderillas, drei Nägel
und für den estoque ein Kreuz."



Selige Weihnachten für Alle

Freitag, 23. Dezember 2016

Eine geheimnisvolle Kunst




von Camilo José Cela

Der spanische Schriftsteller und Nobelpreisträger Camilo José Cela (1916 bis 2002) benutzte in seinen Werken den Begriff des "Tremendismus". Eine Bezeichnung welche sich in der mundo taurino wiederfindet: In der escuela tremendismo

Überhaupt konnte sich Camilo José Cela neben seiner Passion als aficionado für die toros auch vorstellen, selbst im ruedo anzutreten. In der Tat versuchte er es selbst Mitte der Vierziger Jahre, ein paar wenige Male, sich mit becerros zu üben, wo er die schmerzhafte Erfahrung machen konnte, wie schnell doch so ein kleines Kalb beschleunigen kann. 

Er selbst pflegte intensive Freundschaften zu der mundo de los toros, wie zu den matadores Manolo Vázquez und Luis Miguel Dominguín oder zum rejoneador und ganadero Álvaro Domecq.
Camilo José Cela mit der capa in Las Navas del Marques in Ávila (1948)
"Das toreo ist eine geheimnisvolle Kunst. Zur Hälfte ein Laster, zur anderen Hälfte ein Ballett. Es ist eine farbenreiche, sehr liebenswerte und lebendige Welt, und wir alle haben den Traum, an einem Tag mal ein torero zu sein."



Donnerstag, 22. Dezember 2016

Der Stierkampf, ein Schauspiel, welches sich mit keinem anderen auf der Welt vergleichen lässt



von José Ortega y Gasset


Der spanische Schriftsteller und Philosoph José Ortega y Gasset (1883 bis 1955) konnte in sich nicht unbedingt den passionierten aficionado de toros entdecken. Trotzdem haben ihn die toros sein Leben lang begleitet. Er hat nicht wenige festejos taurinos besucht, führte persönliche Beziehungen zu toreros wie die legendären figuras importante Juan Belmonte (1882 bis 1962), Rafael "El Gallo" (1882 bis 1960) oder Domingo Ortega (1906 bis 1988), und war letztendlich doch fasziniert davon, jenes Geschehen im ruedo vom geistigen Standpunkt her zu betrachten. Dies eröffnete ihm neue literarische Perspektiven. Den Blick in die seelischen Tiefen der Verbundenheit zwischen Mensch und Tier. Somit gehörte er in der Literaturszene mit Sicherheit zu den ersten Autoren, den es gelungen ist, die mundo de los toros intellektuell zu erfassen. Er begann sich für die Menschen zu interessieren, für die taurinos. Wie sie denken und warum sie es so tun.   
José Ortega  y Gasset und der torero Juan Belmonte gemeinsam bei einerm pase al limon.
" Ich bin nicht unbedingt jemand, der sich einen aficionado nennt. Nach meiner Jugend habe ich sehr selten corridas besucht,  gerade so viele, um zu verstehen was dort geschieht. 
José Ortega y Gasset und der torero Rafael "El Gallo"
Hingegen habe ich mit den toros das gemacht was kaum einer tat.  Meine Aufmerksamkeit mit intellektuellem Grossmut  diesem erstaunlichen Phänomen der corridas de los toros zu schenken,  ein Schauspiel, welches sich mit keinem anderen vergleichen lässt, und welches in der ganzen Welt auf eine gewisse Resonanz stösst."
José Ortega y Gasset (Mitte) mit den toreros Machaquito, Pascual Calderón Velis
und Rafael Martínez de Arizala in der Finca La Viñuela von Antonio Cañero
bei Córdoba im Frühjahr 1932 

"Die Geschichte des toreo ist verbunden mit der von Spanien. Und es scheint genauso unmöglich den Fortschritt zu erkennen, wenn man die Anfänge nicht versteht."

Mittwoch, 21. Dezember 2016

Das Verfassungsgericht bestätigt das Verbot des Tötens beim Toro de la Vega




von Philip de Málaga


Der klassische  Toro de la Vega bleibt weiterhin verboten
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Eigentlich war eine solche Reaktion zu erwarten. Das spanische oberste Verfassungsgericht hat vor einer Woche einstimmig das Vorgehen der Landesregierung aus Kastilien León bestätigt, wo das Töten des toros bei den jährlich stattfindendem wie weltbekannten festejo popular Toro de la Vega in der Gemeinde Tordesillas (Valladolid) untersagt worden ist. 
Das Rathaus von Tordesillas reichte die Verfassungsklage ein, weil sie den Standpunkt vertreten, das mit dem verbot dieser Tradition die Autonomierechte der Gemeinde verletzt worden seien. Mehr noch. Das Urteil verbietet einen weiteren Dialog, bzw. weitere Diskussionen mit dem betroffenen Rathaus, welches wiederum einem endgültigen "Aus" des Toro de la Vega gleichzusetzen ist. Begriffe wie Libertad oder Tradition reichten nicht aus um diese Veranstaltung zu rechtfertigen. Das Töten eines toros bei einem torneo tradicional sei nicht zulässig, wenn es ein Entscheid der autonomen Landesregierung ist. Die Landesregierung habe absolut konform der spanischen Verfassung gegenüber gehandelt.

Eine grundsätzliche Frage die sich dabei stellt, in wie weit sind festejos populäres, wie zum Beispiel eben jener Toro de la Vega, Bestandteil der spanischen tauromaquia, welche ja es als spanisches Kulturerbe eigentlich zu schützen gilt. Viele aficionados de toros schweigen zu diesem Thema. Wollen kein heisses Öl ins Feuer der antitaurinos kippen (Warum Aficionados wegschauen), was wiederum verständlich scheint. Trotzdem ist diese Frage nicht ganz unberechtigt. Wie weit haben der Staat, die Landesregierungen, die Kreistage, bzw. die Rathäuser, die Rechte der mundo de los toros zu beschneiden?
Ein José Antonio, zwei Meinungen!
José Antonio de Santiago-Juarez (PP) und José Antonio González Poncela (PSOE)
Nun meldete sich am Montag dieser Woche auch Don José Antonio de Santiago-Juarez Lopez (PP), Vizepräsident der Landesregierung von Kastilien León zu Wort, der auch selbst für die Entscheidung des Verbotes verantwortlich ist: "Wir hatten zu keinem Zeitpunkt begründete Zweifel, dass wir hier gegen irgendwelche Regeln verstossen". Und an den Bürgermeister in Tordesillas, Don José Antonio González Poncela (PSOE) gerichtet: "Ich denke was sie jetzt tun müssen ist es, in die Zukunft zu schauen, das neue torneo für September 2017 vorzubereiten, und sie sollten wieder den Namen Toro de la Vega verwenden, statt Toro de la Peña. Alleine schon deswegen, um an den Ursprung dieser Tradition zu erinnern". Und er fügte hinzu: "Bei den festejos populäres sollte man die Sensibilität der Gesellschaft des 21. Jahrhunderts anpassen". Der Bürgermeister erklärte lediglich ernüchternd, "Keiner habe das Recht von ausserhalb eine 500 Jahre alte Tradition zu beschneiden oder zu beeinflussen".

Erstaunlich wie hier geradezu in einem umgekehrten Verhältnis, die konservative PP gegen die sozialistische PSOE gegen die toros argumentiert.

Dienstag, 20. Dezember 2016

Taurinische Assoziationen zum Jahresende 2016

Morante de la Puebla - Libertad 
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von Torodora Gorges


"El quite de la cigarrera" - mit dieser neuen suerte hat Morante de la Puebla vor wenigen Tagen das Publikum  im coso von Insurgentes in México überrascht. Elegant, sehr ästhetisch-tänzerisch, schwung- und kraftvoll - mehrmals habe ich mir diese suerte in mundotoro.com angeschaut. Sie mutet  in dieser Komplexität eher wie eine  spontan ausgeführte Eingebung an. Lässt sie sich in ihrem choreographischen Ablauf wiederholen?  Morante hat den "quite de la cigarrera" aus der Taufe gehoben. Er stellt seine Neuschöpfung mit den Röcken der Bewohnerinnen von La Puebla del Rio in Zusammenhang. Nach dem alten Lexikon von Slabý/Grossmann bedeutet "cigarrera": Zigarren/Zigaretten-Arbeiterin, dann auch: Zigarrenkästchen; das Internet-Wörterbuch LEO bietet als Übersetzung nur "Zigarettenetui" an. Beim Begriff "cigarrera" fallen mir die rauchenden Fabrik- Arbeiterinnen in Bizets CARMEN ein. In Kuba konnte ich sehen, wie Zigarren gedreht werden, mit Tabakblättern umwickelt und umschlungen.
Der matador de toros Morante de la Puebla mit einer quite de la cigarrera
Also, José Antonio Morante hat uns aficionados (zumindest aber mir als einer aficionada, die in der spanischen Sprache nicht zuhause ist ) zum Jahresende wieder ein Rätsel aufgegeben, ein erfreuliches, das Spass macht.

Das jahrelange Warten der Mexikaner auf einen großen Erfolg Morantes in ihrer Plaza de Insurgentes  war  also endlich belohnt worden. José Antonio eroberte das Publikum in seiner faena mit dem toro "Peregrino". Dem grandios gelungenen Auftritt an diesem Nachmittag  des 12. Dezember vorausgegangen waren einige Interviews und Fotosessions, in denen sich der artista von seiner kapriziösen Seite zeigte. Stunden zuvor konnten wir ihn in einschlägigen Internetseiten sehen, posierend im morante-typischem modischen outfit. Die aufwändige, schillernde Performance  eines etwas "mafiös" anmutenden "Lebemanns",  mit  dicker Zigarre im Mund, sardonisch lächelnd. Das ist nicht unbedingt "mein" Morante-Bild. 

Einen desaströsen Ausgang der corrida in Insurgentes nach diesem spektakulären Vorlauf, der Erwartungen weckte, wollte ich mir nicht vorstellen. Einmal in dieser temporada war ich von Morantes Auftritt in der Plaza von El Puerto de Santa Maria während meines Urlaubs in Andalusien enttäuscht worden. (Über diesen blamablen Nachmittag im August kann ich nur den Mantel des Vergessens hängen.) Von anderen deutschen aficionados die Morante auf seiner Tour in diesem Sommer verschiedene  Male erlebt hatten,  hörte ich ähnlich frustrierende  Berichte.
Puerto de Santa María 2016, das war nicht sein tarde de toros.
Und das merkte der maestro Morante de la Puebla selbst.
Glücklich war ich darüber, dass ich in Lissabon das künstlerische Zusammentreffen von Morante de la Puebla und Diego El Cigala miterleben konnte (siehe Bericht in SfA: Die Nacht von Lissabon: 1. Teil, 2. Teil). Zu weiteren Besuchen von corridas de toros hatte ich in diesem Jahr leider keine Gelegenheit. 
Morante de la Puebla & Diego El Cigala

Antonio Caro Gil
Weder die jungen Stars noch die bewährten alten konnte ich life erleben. Gerne hätte ich  meinen Favoriten Antonio Caro Gil bei einem seiner höchst seltenen Auftritte gesehen. Ich hoffe immer noch, dass diesem talentierten Künstler in absehbarer Zeit die Möglichlichkeit zum Erfolg gegeben wird.

Dass sich die taurinische Szene politisch engagiert, profesión und afición gemeinsam aufgestanden sind, zigtausende Anhänger der toros im April in Valencia auf die Strasse gingen und für die Freiheit der tauromaquia nachdrücklich protestierten, hat mich erleichtert. Dass sich die Anhänger der corrida de toros und insbesondere auch die Haupt-Akteure nicht mehr dezent bedeckt halten, es sich nicht mehr gefallen lassen, als Mörder  beschimpft zu werden, dass sie mit juristischen Mitteln zu kämpfen begonnen haben gegen dreiste Verunglimpfungen und  bedrohliche Aggressionen, wurde höchste Zeit. 
"Die toros, Kultur, Wurzeln und Freiheit eines Volkes"
Demonstration für die tauromaquia in Valencia mit namenhaften toreros.
mit figuras wie Juan José Padilla (Augenklappe) oder El Juli (rechts, Mantel über dem Arm)
Ob die Proteste erfolgreich sein, und wie  die Veränderungen in der politischen Landschaft Europas die Zukunft der tauromaquia beeinflussen werden - von der zunehmenden Diktatur der political correctness einmal abgesehen - beschäftigt mich immer mehr. Die schamlos perversen Reaktionen auf den Tod des matador Víctor Barrio verstärkten den Widerstand der Befürworter der tauromaquia. (Zahlreiche SfA-Reportagen zu diesem Thema entnehmen Sie bitte dem Anhang).
Ein Photo, welches um die Welt ging. Der Tod des toreros Victor Barrio
Ich selbst fühle immer wieder Ärger und Wut in mir aufsteigen, wenn den Vertretern der grün, links oder liberal orientierten spanischen Parteien, die sich besonders der Jugend andienen wollen, nichts anderes einfällt als das Verbot der toros zu fordern!

Deshalb war ich froh, als ich im Sommer das Buch von Joselito, "Los Toros Explicados a mi Hija" (Die toros meiner Tochter erklärt) entdeckt und mit grossem Gewinn gelesen habe. Ich würde es als Lektüre für Schulen empfehlen, die es Ernst meinen mit der Nachhaltigkeit im Umgang mit der Natur, mit der Liebe zu Tieren und zu den Menschen (besonders den heranwachsenden). Aufklärung statt Verdummung! - Dieser Tendenz folgt auch das von Álvaro Acevedo editierte, dreimal im Jahr erscheinende Magazin Cuadernos de Tauromaquia (Hefte der Tauromachie), das sich durch ein hohes intellektuell anspruchsvolles Niveau auszeichnet.  Álvaro Acevedo ist ein hervorragender Journalist, der als junger Mensch eine Torero-Karriere anstrebte; dasselbe trifft auch auf Santi Ortiz zu, Autor des im Oktober neu erschienenen Buches: "El toreo frente al mundo" (Der toro vor der Welt), das ich mir sofort bestellt habe. In grosser Ausführlichkeit geht Ortiz auf die - in Spanien sehr viel exzessiver spürbaren - Kontroversen in Bezug auf die Einstellung zu Tieren ein. Er analysiert sehr profund die "bases de animalismo" (Fundamente des animalismo), den "nacionalismo antitaurino" und "el frente politico de la taurofobia" (Die politische Front der Taurophobie). Mit der Lektüre dieses klugen Buches, das mit dem dreimaligen Aufruf "LibertadLibertad  Libertad" ("Freiheit", wer denkt da nicht an Barcelona 2011?!) endet,  werde ich weit über das Jahresende 2016 befasst sein. Die toros und die Wunder der Tauro-Magie werden mich auch im Jahr 2017 begleiten.
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Bezüglich des Todes des toreros Victor Barrio sind bei SfA folgende Reportagen erschienen:


Victor Barrio stirbt beim Stierkampf in Tereul TAURONEWS vom 9.7.2016 

Un toro Marta Victor Barrio, Reportage vom 11.7.2016
Über die moralische Erbärmlichkeit der Antitaurinos, Reportage vom 12.7.2016
Rechtliche Schritte werden in die Wege geleitet TAURONEWS vom 13.7.2016
Nestle trennt sich von Mitarbeiter wegen Verleumdung im Netz TAURONEWS vom 13.7.2016
Die Politik positioniert sich gegen den Shitstorm TAURONEWS vom 14.7.2016
Sollen diejenigen, die den Tod des Toreros verspotteten, rechtlich verfolgt werden? Spanien sagt "Ja"! Umfrageergebnis vom 15.7.2016
Über die Diffamierung des Toreros Victor Barrio im Internet TAUROZITAT vom 16.7.2016

Montag, 19. Dezember 2016

Vom Winde verweht . . .




von Rafael "El Gallo"

Der maestro aus der andalusischen Hauptstadt Sevilla, Rafael Gomez Ortega "El Gallo" (1882 bis 1960) war der Bruder des berühmten Joselito (1895 bis 1920), sowie der Schwager des matadores de toros Ignacio Sánchez Mejías (1891 bis 1934), über dessen Tod SfA-Mitarbeiterin Torodora Gorges auf ihrer Seite torodoro schreibt. "El Gallo" galt in seiner Epoche als ein torero mit einer pittoresken Erscheinung, mit grosszügigem Charakter und er liebte das Leben über welches es auch zahlreiche Anekdoten gibt. Trotzdem war er im ruedo eine angesehene Persönlichkeit, der es verstand mit elegantem Stil und einer grossen Palette an Verschiedenheit mit den toros zu agieren. Er war einer der ersten toreros, der sich weigerte gegen bestimmte toros anzutreten oder sie gar zu töten. Für ihn war es wichtig im toreo eine arte de lidear zu schaffen, ein Zusammenspiel zwischen Tier und Mensch, den duende, welchen er in seinem Zigeunerblut spürte in die tendidos zu transportieren. Er selbst bezeichnete seinen Stil als anticombativo, also anti-angriffslustig. "El Gallo" galt als Vorreiter der klassischen toreros artistas wie Curro Romero (1933 -), Rafael de Paula (1940-) oder aktuell Morante de la Puebla (1979-).
Rafael "El Gallo", 1914 in Valencia
Seinen Stil bezeichnete er als anticombativo und rechtfertigte er mit folgendem Zitat:

"Die broncas werden vom Wind verweht,
die cornadas dagegen bleiben einem für immer."

(Die lautstarken Proteste vom Publikum werden vom Wind verweht,
die Hornwunden durch die Stiere bleiben ewiglich.)

Sonntag, 18. Dezember 2016

Wird der neue Bürgermeister von Málaga gar ein Förderer der Tauromachie?




von Philip den Málaga


Elías Bendodo ist nicht nur ein aficionado de toros,

er setzt sich auch für die mundo taurino ein
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Der am 18. August 1974 in Málaga geborene Elías Bendodo ist nicht nur ein leidenschaftlicher Politiker, sondern auch ein passionierter aficionado de toros, der es aber auch versteht sich für die tauromaquia einzusetzen und sie zu fördern. Der studierte Jurist mit MBA-Abschluss legte in der andalusischen Politik eine beispiellose Karriere hin, ist Vorsitzender der lokalen Partido Popular und leitet derzeit als Präsident den Kreistag in Málaga. Zusätzlich hat er das Resort für den Tourismus, Sport und Jugend übernommen und eben für die toros.
Elías Bendodo, bald der neue Bürgermeister von Málaga?
Bendodo, verheiratet und zwei Kinder, sieht in der mundo taurino nicht nur ein zu schützendes Kulturerbe von Spanien, welches auch in der spanischen Verfassung verankert ist, sondern situiert sie mit Selbstverständlichkeit im gesellschaftlichen wie sozialen Leben. So ist es auch eines seiner Bestreben, die La Malagueta, die plaza de toros, welche sich am Hafen, zwischen dem Zentrum der Stadt und dem zukünftigen Luxushotel Miramar befindet in ein Mehrzweckzentrum zu gestalten, wo es neben den toros der ersten categoría auch andere kulturelle und gesellschaftliche Veranstaltungen und Einrichtungen geben soll (SfALa Malagueta soll zu einem Mehrzweckzentrum werden).


Francisco de la Torre und Elías Bendodo
bei einer corrida de toros in der La Malagueta
Und nun konnte man gestern in der südspanischen Tageszeitung SUR lesen, dass der dann nur 44-jährige Politiker, Elias Bendodo, zum Spitzenkandidaten der Partido Popular für die Bürgermeisterwahlen in Málaga 2019 avancieren könnte. Dort soll er den ebenfalls konservativen 77-jährigen Francisco de la Torre ablösen, der in den letzten Wochen seinen Rücktritt angekündigt hat. Eine offizielle Bekanntgabe wird für Frühjahr 2018 erwartet. Zwar bezeichnet sich der gegenwärtige Regent von Málaga auch als ein aficionado de toros, besuchte auch regelmässig corridas in der La Malagueta, aber eben setzte sich nicht so für die Förderung des Kulturerbes der tauromaquia ein. 

Bei Elías Bendodo kann der sector taurino mehr erwarten. Schon jetzt ist Málaga eine Stadt sehr taurino. Die Zahl der aficionados ist stetig am steigen, auch zahlreich junges Publikum fand sich in den tendidos wieder, die kulturellen Veranstaltungen bezüglich der mundo de los toros nehmen kontinuierlich zu, es gibt zwei museos taurinos, und im optischen Stadtbild sowie in der Gastronomie ist der toro häufig präsent.

Samstag, 17. Dezember 2016

Joselito in Málaga



von Antonio Romero
und Philip de Málaga


Der maestro Joselito wurde für seine alternativa vor 30 Jahren

in der Malagueta von Málaga geehrt
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Am letzten Donnerstag wurde im Kultursaal Sala María Cristina (aus dem Jahr 1489) in Málaga der matador de toros José Miguel Arroyo Delgado, bekannt unter dem Künstlernamen Joselito dafür geehrt, dass er vor dreissig Jahren, am 20. April 1986 in der La Malagueta vor ausverkauftem Hause zu seiner alternativa antrat. Mit knapp 400 Besuchern erreichte auch diese Ehrung ein hasta la bandera, bei dem verbalen Memorandum im Herzen von Málaga. Zahlreich war die afición erschienen, auch sein padrino Damaso Gonzalez und sein testigo Juan Mora um bei dieser dreistündigen Ehrung teilzunehmen.
Sala María Cristina in Málaga, für eine festlichen Ehrung
Und da zog er ein in den Sala Cristina, ein paseillo mit lang anhaltenden ovaciones und aplausos. Eine figura des spanischen toreos hat das Szenario betreten. Der maestro Joselito, elegant schmal in noblem grauen Anzug und roter Krawatte. Sein Lächeln sympathisch, überzeugend und mitfühlend. Ein caballero der tauromaquia, der bei der gesamten afición taurina allerhöchsten Respekt erfährt. Ein Gentleman im ruedo mit grösster Achtung den toros, dem toreo und den taurinos gegenüber. 
Joselito im Sala Cristina von Málaga am letzten Donnerstag
Málaga und Joselito, das ist wie Playa und Mar. Es gehört zusammen und der torero, der am 1. Mai 1969 in Madrid geboren ist, fühlte sich hier stets zu Hause. In der La Malagueta bestritt er 31 corridas de toros erhielt 20 orejas, öffnete fünf Mal die puerta grande und erlitt im August 1989 seine einzige cornada in Málaga. Zwanzig weitere tarde de toros präsentierte er sich in der Provinz, in Marbella, Fuengirola, Torremolinos, Estepona und fünf Mal im September zur legendären corrida goyesca in Ronda. Kein Wunder also, wenn Joselito in Málaga und Umgebung antrat, füllten sich die plaza de toros von einem lleno bis hin zum No hay billetes
Wenn Joselito antrat füllten sich die tendidos.
Kaum ein matador konnte zur estocada so perfekt ansetzen wie Joselito. Eine estocada a ley. Und blieben die trofeos aus, weigerte sich der maestro, trotz starken aplausos zur vuelta al ruedo anzutreten. Die gebühre einem lediglich, wenn man mindestens ein oreja erhalten habe. Seine Überzeugung.

An dem Tag seiner alternativa erinnert er sich noch ganz genau. Nervös sei er gewesen und das ging schon mit dem extra für diese corrida bestellten weissen traje de luces los. Diesen konnte er nicht bezahlen, weil er noch offene Wechsel hatte. So trug er einen alten traje in grana y oro. Aber der maestro Damaso Gonzalez hatte viele beruhigende Worte für ihn, vorher im patio de caballos. Und auch Juan Mora hätte im sehr hilfreich zur Seite gestanden, schliesslich war er es, der die afición in ihm erweckt habe, "Er war mein Spiegel des toreos."

Beide konnten ihm die nötige Ruhe vermitteln und so gelang es dem neuen matador de toros mit seinem toro de ceremonía, der den Namen Correrías trug und von der bekannten ganadería Carlos Nuñez kam, ein oreja als trofeo zu ergattern.
Alternativa in Málaga: Joselito, Juan Mora, Damaso González
Und so begann auch seine Liebe zu der südspanischen Metropole: "Málaga ist meine plaza. Seit meiner alternativa herrscht zwischen uns eine tiefe Gemeinschaft", so der maestro. Und genauso sah man ihn in Málaga, hier sei er ein Prophet der tauromaquia gewesen, und es gelang ihm stets in seiner "Wahlheimat" zu triumphieren, den Rausch des temple in die stets voll besetzten tendidos zu übertragen.
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Siehe auch:

Focus Joselito Reportage vom 27.3.2016
Die älteste Plaza de toros Reportage vom 23.12.2015
Ein grosses Privileg  TAUROTALK vom 12.2.2014
Joselito betritt wieder die Bühne Reportage vom 1.2.2014
Joselito in Istres TAURONEWS vom 1.2.2013
Joselito trainiert die jungen Toreros TAURONEWS vom 11.12.2013
Ich wäre im Gefängnis oder tot Reportage Über sein Buch vom 23.5.2013

Joselito el Verdadero, Adrian Neville, Tendido San Juan vom 25.6.2012

Freitag, 16. Dezember 2016

Conchi Ríos: 2016 - Eine Matadora unter den 100 Frauen der Welt



von Ursula Herzog

und Philip de Málaga


In der Liste des BBC der 100 bemerkenswerten Frauen der Welt des Jahres 2016 scheint eine einzige Vertreterin Spaniens auf: Conchi Ríos

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Die matadora de toros Conchi Reyes Ríos ist am 11. März 1991 in Murcia geboren. Aus ihrer Familie hatte niemand etwas mit der mundo de los toros zu tun. Nur ihre Grosseltern erkannte ihre Passion für die toros nahmen sie öfters zu festejos taurinos mit. Als ihre Enkelin 15 Jahre alt war, gingen sie mit ihr in die plaza de toros La Condomina, wo sie sich das erste Mal mit dem capote einem becerro näherte. Da beschloss sie torera zu werden.
Sie schrieb sich in der escuela taurina von Murcia ein, und übte ein Jahr lang eifrig mit vaquillas, in AndalucíaAlbacete und Madrid, bis es zu ihrer ersten novillada sin picadores kam am 23. September 2007 kam. Ihr Debüt bei einer novillada con picadores zelebrierte sie in Granada am 8. Juni 2009, wo sie mit den novilleros Luis Miguel Casares und El Nico im ruedo stand. 

Zwei Jahre später hatte Conchi Ríos ihren grossen tarde de toros wo sie Geschichte der tauromaquia geschrieben hat. Es war am 10. Juli 2011 in der spanischen Hauptstadt wo sie mit noch damaligen matadores de novillos López Simon und Jiménez Fortes antrat und als zweite torera, nach Cristina Sánchez im Jahr 1995, in der Geschichte von Las Ventas als trofeos dos orejas erhielt und das ruedo auf Schultern durch die puerta grande verliess.  Allerdings ist sie die erste Frau, welche gleich zwei trofeos bei einem astado bekommen hatte. In diesem Jahr kam sie noch auf 18 festejos taurinos, ergatterte 33 orejas (11 faenas mit dos orejas) und 3 rabos. Eine neue torera war geboren.

Im folgenden Jahr 2012 gelang es ihr noch einmal ein oreja in Valencia zu ergattern. Sie kam auf 15 corridas aber auch nur noch auf 15 trofeos. Schliesslich holte Conchi Ríos die von Männern dominierte Politik der mundo taurino ein, und die neue torera verschwand für drei Jahre von den carteles. Und noch heute blickt sie verärgert zurück, eine wahre Glut entfacht sich in ihr, wenn sie daran denkt wie das System die Annalen der toros verschlungen hat.
Conchi Ríos bei ihrer alternativa in Cehegín
Doch sie kam wieder. Diesmal wollte sie es wissen. Am 9. Juni 2016 trat sie mit den maestros El Cordobés als padrino und Antonio Punta als testigo zu ihrer alternativa in der kleinen Gemeinde Cehegín (Murcia) an, wo sie insgesamt drei orejas erhält. Damit ist sie die zwölfte matadora de toros in der Geschichte der tauromaquia. Im September folgt noch eine corrida de toros in Alcañiz (Tereul) wo sie oreja und dos orejas y rabo als trofeos zugesprochen bekommt. Trotz ihrer Erfolge ist das Interesse an der neuen matadora der empresarios doch eher bescheiden und man erinnert sich daran, wie es die matadora de toros Cristina Sánchez ebenfalls sehr schwer hatte sich durchzusetzen.

Und nun kam die frisch gebackene matadora de toros zu internationalen Ehren. Die torera Conchi Ríos landete beim BBC als einzige spanische Frau (und von 20 europäischen) unter den 100 einflussreichsten Frauen der Welt.

Sie hatte die Neuigkeit von ihrer Cousine erfahren, die  - eine Englischlehrerin -  am Abend immer englische Zeitungen auf ihrem Computer las. Das war und ist für sie ein grossartiger Moment. Als matadora de toros unter Künstlern, Politikern, Journalisten, Sportlern, Kirchenvertretern, Geschäftsmännern und Menschenrechtsvertretern. In der Erklärung des BBC wird vor allem gewürdigt, dass sie sich mit drei anderen toreras in einer Sparte hält, welche von 820 Männern dominiert werde.
Conchi Ríos, den Blick in die Ferne gerichtet und den eigenen Träumen keine Grenzen setzen.
Als sie davon erfuhr teilte sie mit: "Diese Auszeichnung steht nicht nur für mich allein, sondern für alle Frauen die darum kämpfen ihren Träumen keine Grenzen zu setzen".