Montag, 24. August 2015

Wie viel Tod verträgt die Optik? (1. Teil)

Über die optische Darstellung von Tod und Lebensgefahr
1. Teil: Allgemeine Interpretation
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von Philip de Málaga


Im Zentrum der tauromaquia steht die klassische corrida de toros. Ein festejo taurino, eine Begegnung zwischen Mensch und Tier, zwischen torero und toro mit dem Ziel am Ende der lidia den toro zu töten.
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„Es geht um die Darstellung des Lebens durch den Tod
und die Darstellung des Todes im Leben.“

Rainer Bischof
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Der österreichische Professor Bischof aus Wien fährt fort: „Das Mysterienspiel in diesem Theater, in dieser Tragödie, vollzieht sich, basierend auf dem alten Opfergedanken des Todes, um damit den Tod, der in sich Leben trägt, zu überwinden, heute in einem streng geregeltem Ritual.“ Der corrida de toros.

Der französische Philosoph Michel Leiris, SfA-Leser kennen ihn, sieht in der corrida eine Exekution, welche auch für das Leben des Ausführenden, also den matador de toros, ein unmittelbares Risiko darstelle.

Karl Braun macht es in seinem Buch über die Feste und Rituale in Spanien gleich zum Titel: Der Tod des Stieres.

Die toros und der Tod gehören zusammen wie deren erster Buchstabe. Das lässt sich nicht trennen. Aber es ist kein Konkurrenzkampf, kein Wettbewerb. Der Tod des toros gehört zum festen Bestandteil einer corrida. Dieses zu leugnen wäre schlichtweg unangebracht.

Beide, toro wie torero, nahe am Tod. (Foto: mundotoro)
Jedoch um dieses Ziel zu erreichen setzen Menschen, die toreros, ihr Leben aufs Spiel. Riskieren lebensgefährlich verletzt zu werden. Obwohl der toro das ruedo betritt um zu sterben, hat er die Möglichkeit sich zu wehren, andere Lebewesen zu verletzen, gar zu töten, bis hin zum indulto, eine Begnadigung zu erwirken. Wer in einer plaza de toros eine solche corrida live mitverfolgt, kommt nicht daran vorbei, dieses alles auch zu beobachten. Der Zuschauer sieht, wie ein toro verletzt und getötet wird, aber auch wenn ein torero von den Hörnern eines toros erwischt wird, bis hin zum möglichen Tod. Kurz gesagt, alle im ruedo an der lidia Beteiligten, beginnend bei dem toro und dann, sei es der matador, der natürlich der grössten Gefahr ausgesetzt ist, seine banderilleros oder auch die picadores können verletzt oder gar getötet werden.

SfA hat ja in den vergangen Wochen auch ein wenig über die Berichterstattung in den Medien dokumentiert. Da kam unter anderem auch die Frage nach dem Bildmaterial und den Videos auf, welche einem breiten Publikum über die jeweilige corrida zur Betrachtung zugemutet werden sollten. Diese Frage richtet sich an beide Seiten: An die taurinos wie an die antitaurinos.

Fortsetzung folgt

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Quellennachweise:

Blutige Hochzeit, Rainer Bischof, Böhlau Verlag, Wie, Köln Weimar, 2006
Spiegel der Tauromachie, eingeleitet durch Tauromachien, Michel Leiris, Matthes & Seitz Verlag, München, 1982

Der Tod des Stieres, Karl Braun, Verlag C.H. Beck, München, 1997