Freitag, 24. Januar 2014

Die Reise nach Amerika hat sich gelohnt




von Philip de Málaga


Spanischer Stier in Venezuela begnadigt
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Wenn ein toro seine ganadería, sein trautes Heim verlässt um auf Reisen zu gehen, ist es meistens seine Begegnung mit dem Tod. Fast ausnahmslos. Erst recht wenn das Tier die Reise über den Atlantik antritt. Mehrere tausend Kilometer, nur um in einer plaza de toros einen würdevollen Tod zu sterben. So brach der toro Flor azul, die blaue Blume, aus der ganadería Torrestrella auf, um nach San Cristobal in Venezuela transportiert zu werden. 

Dort betrat Flor Azul, mit der Nummer 107, als último de la tarde, vor der beeindruckenden Kulisse von 16.000 Zuschauern, das ruedo und wurde von dem gerade ernannten Lokal-matador de toros Fabio Castañeda (mit seinem ersten feierte dieser seine alternativa). Im Innenkreis empfing in Castañeda mit verónicas und einer revolera.

Fabio Castañeda mit einer verónica (Foto: mundotoro)
Bei tercio de varas vollführte der junge matador de toros einige wunderbare chicuelinas. Beim zweiten tercio liess es sich Castañeda nicht nehmen die banderillas selbst zu setzen. Dazu lud er seinen padrino El Fandi sich dabei ebenfalls zu beteiligen.

Die faena begann der neue matador auf den rodillas, den Knien, ebenfalls in den medios, und lässt den toro an seinem pecho, seiner Brust vorbei rauschen. Er entledigt sich seiner manoletillas, stellt sich Flor azul, und und lässt ihn herrlich ruhig passieren, vollführt elegante molinetes und lässt ihm dann eine gewisse Ruhe. Schliesslich setzt er mit seiner muleta erneut zu wunderbaren naturales an, welche den Rausch des toreos in die tendidos übertragen und den beiden Akteuren Standing Ovations einbringen. Der fast ausverkaufte coso kollabierte und die ersten Rufe nach einem indulto ertönten. Mit grosser Gelassenheit arbeitete Castañeda weiter mit seinem toro und die indulto-Rufe werden lauter. Der presidente lässt sich nicht beeindrucken, schliesslich muss ja auch der ganadero seine Zustimmung geben. Der torero wechselt seinen espada und führt weitere Manöver mit viel Feingefühl aus. In den tendidos wird es lauter, man verlangt eine Begnadigung, während der toro weiterhin mit viel embestida den Aufforderungen der muleta folgt. Mit circulares und temple steht das Urteil der Zuschauer fest. Die Köpfe des Publikums verschwinden in einem Meer von weissen Taschentüchern oder ähnlichem um ihrem Wunsch mehr Druck zu verleihen, begleitet von dem Chor aus 16.000 Mündern. Flor azul gibt nicht nach, greift immer wieder mit viel bravura an, weitere circulares und dann ist es geschehen. Das orangene pañuelo des presidentes zeigt es an: Indulto! Flor azul wird begnadigt. Ein spanischer Stier triumphiert in Südamerika!

Nun muss Fabio Castañeda lediglich die estocada ohne estoque simulieren und erhält dann als trofeos symbolische dos orejas. Und so öffnet er zusammen mit El Fandi die puerta grande von San Cristobal.

Puerta grande für El Fandi und Fabio Castañeda (Foto: mundotoro)