Donnerstag, 17. Dezember 2015

Der Torero ein Damokles?

Wenn der Degen zum Damoklesschwert wird
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von Philip de Málaga



Der französische Schriftsteller und Ethnologe, den wir schon im gestrigen TAUROZITAT gehört haben, Michel Leiris, sagte mal, "Der matador: ein Damokles, der sein Schicksal an den Hörnern gepackt hat, seinen Degen mit voller Hand."

Ein interessanter Vergleich. Einer der berühmtesten römischen Philosophen, Politiker, Redner und Schriftsteller, Marcus Tullius Cicero (106 v Chr. bis 43 v. Chr.). In der zweiten Jahreshälfte von 45 v. Chr. schrieb er seine Tusculanae disputationes (Gespräche in Tusculum). Dabei handelt es sich um fünf Bücher, in welchem fiktive Schüler irgendwelche Leitthesen aufstellen, welche von einem fiktivem Lehrer, Cicero selbst widerlegt werden. Dabei geht es ihm darum, anhand von welchen Kriterien und Massstäben die jeweilige Richtigkeit einer Handlung abgewogen werden sollte.

Dabei rückt auch der Tod, gewollt, provoziert oder ungewollt in den Mittelpunkt. Und schon eines seiner ersten Kapitel behandelt den Tod als ein grundsätzliches Übel. So findet sich in seinem fünften Buch die Geschichte des Damoklesschwert, welche die meisten wahrscheinlich kennen.

Damokles mit dem Schwert über sich
Damokles, aller Voraussicht nach eine erfundene Person, war ein Höfling am Hofe Dionysos und mit seinem Leben unzufrieden, denn er beneideten den regierenden Tyrannen um seine Macht. Dieser wollte ihm darauf hin eine Leere erteilen, um ihm seine Vergänglichkeit zu demonstrieren. Er lud ihn zu einem Festmahl ein, aber oberhalb seines Platzes befestigte er an einem Pferdehaar ein Schwert. Als Damokles Platz nahm und das grosse Schwert entdeckte, war es ihm unmöglich das luxuriöse Mahl zu geniessen und er bat darauf auf die Annehmlichkeiten verzichten zu können um das Mahl zu verlassen. Er hatte seine Lektion gelernt. Erfolg, Reichtum und Macht bieten keinen Schutz vor Gefahren, sondern verursachen diese geradezu.

Wie ist das nun beim toreo. Die menschliche Intelligenz begegnet dem animalischen Instinkt. Der torero, mit capa, pica, banderillas, muleta und espada bewaffnet sollte in jeder Hinsicht dem Tier überlegen sein. Es beherrschen, dominieren, dem Ziel, also dem Tod des toros näher und ausführen. Und da stehen sie nun im ruedo, figuras wie Manolete oder Joselito, geprägt von Triumphen, Reichtum  und Erfahrung. Und trotzdem wendet sich das Schicksal gegen sie. Nicht der eigentliche estoque tötet sie, sondern der espada des toros, das cuerno, das Horn, nicht weniger spitz als ein Schwert wird der menschlichen Überlegenheit zum Verhängnis. Und nicht nur das, diesbezüglich ist ein jeder toro gleich doppelt bewaffnet.

Wenn der toro zum Angreifer wird
Auch hier genauso wie vor über zweitausend Jahren, der Mensch wird gezwungen, seine Macht durch einen gewissen Grad an Unterdrückung von Gefühlen der Überlegenheit zu kontrollieren, selbst wenn sich der matador in der komfortablen Situation einer bestimmten Sicherheit erwähnt, und der toro reichlich verwundet erscheint. Doch der momento de la verdad ist noch nicht zu Ende.