Montag, 22. September 2014

Ist Morantes Plan aufgegangen?

Wurde von Seiten Morantes wirklich genug getan
um die Kunst der Tauromachie einen Schub nach vorne zu geben?
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von Philip de Málaga


Was diese temporada von den bisherigen unterschied, war das marketingtechnische Auftreten von bekannten maestros wie El Juli, Talavante, Juan José Padilla und vor allem Morante de la Puebla

El Juli, Talavante, Padilla und Morante de la Puebla (Fotos: mundotoro)
Besonders die letzte figura hat beschlossen dieses Jahr mit seiner Tour 2014 "El Arte no tiene miedo" (Die Kunst kennt keine Angst) einen besonderen Punkt in der tauromaquia der Gegenwart zu setzen. Ist ihm das gelungen? Konnte er auch die Augen der anderen taurinos öffnen und begeistern? Jene aficionados welche noch nicht zu den Morantistas zählen?


Um dieses Ziel zu erreichen sollte man in erster Linie auch so viel wie möglichen Besuchern in den tendidos die Möglichkeit geben, diese in seiner Art doch einzigartige Kunst selbst bewerten zu können. Und wirft man dann einmal einen Blick auf die Anzahl der 27 festejos, darf durch aus nach gefragt werden, ob das ausreichend sei, um für die Kunst genügend neue aficionados des morantismo begeistern zu können. Ein grosses Fragezeichen bei der Beantwortung dieser Frage scheint durchaus gerechtfertigt. 

Gewiss, da stand vor einer jeden plaza de toros wo Morante antrat jener schwarze Autobus der für ihn und seine Tour 2014 warb. Sicherlich gab es innen drin einige wertvolle Objekte wie besondere traje de luces zu sehen, auch ein Video auf einer grösseren Leinwand. aber das Alpha und Omega war es sicherlich nicht. Und wenn die Leistung im ruedo patzte noch weniger.

Also wenn schon nicht im Rund einer plaza, gegenüber eines schwierigen toros, dann eben ausserhalb. So schien das Konzept in seiner Grundfunktion zu sein. Geprägt von extravaganten Auftritten eines Boheme in seiner pursten Form erlangt er zwar die seichte Presse, aber irgendwie entfernte er sich damit auch von der lidia selbst. Gleich einem Schachzug gegen die tauromaquia, denn was hilft es für etwas zu werben, was man erst gar nicht zu sehen bekommt? Von seiner Laune, einen toro gleich zu Beginn zu töten, weil dieser ihm so gar nicht liegt, brauchen wir erst gar nicht reden. 

Keine Frage, die No hay billetes gab es genug, und es gelang dem maestro auch hier und dort zu triumphieren, wie in Valencia, Bilbao, Málaga oder Ronda. Und genau da fand sich die sensible Problematik. Man möchte etwas sehen, hat aber kaum eine Chance an entradas heranzukommen. Die übrigens sich im Falle José Tomás nicht anders darstellt, nur wirbelt jener nicht mit solch einer Werbetrommel.

Mit einer Erfolgsquote von 63 Prozent liegt er im Ranking der o. g. figuras an letzter Stelle (El Juli: 170 %,  Juan José Padilla: 139 %, Talavante: 121 %, Spitzenreiter dürfte wohl El Fandi mit 215 % sein).

Aber Kunst muss und darf sich nicht unbedingt als Massenware verstehen. Nicht jeder bringt das emotionale Gefühl auf ihn als die Persönlichkeit im Rund zu sehen, wie viele meinen, dass er sich so am liebsten darstellen würde. Einige sogar halten ihn lediglich nur für einen payaso, einen Clown. Aber wer genau hinschaut erkennt etwas Anderes. Im ruedo begegnet ein Mensch einem Tier. Morante einem toro. Emotional gesteuert und Technik begegnen hier auf offne ehrliche Weise dem puren Instinkt der Natur. Ein Mensch mit eigenen Gefühlen, mit differenzierten Emotionen, eben genau jener Anziehungskraft eines Künstlers, der als Mensch es schafft den duende in die tendidos zu bringen, wenn seine Laune den Umgang mit dem toro es zulässt. Genau jene Freiheit welche die Künstler bei der Documenta in Kassel geniessen und ausspielen. Und so gelangen wir in das zeitgenössische Zeitalter. Willkommen in der Gegenwart, ein Ausspruch der einen jeden antitaurino erzittern lässt.

Wenn Morante die tendidos verzaubert (Fotos: mundotoro)
Jüngst wurde ich von einem aficionado angesprochen, welcher die Meinung vertrat, dass, wenn man im öffentlichen Fernsehen mehr corridas mit matadores de toros wie Morante de la PueblaJosé Tomás oder überhaupt den dominierenden figuras zu sehen bekäme, würde die afición a los toros um ein einiges wachsen. Nicht immer nur diese langweiligen novilladas sin picadores der escuelas taurinas. Die seien zwar nicht unbedingt langweilig, bringen aber keine taurinisch interessierte Neulinge vor den Bildschirm.

Morantes Kampagne war mit Sicherheit erfolgreich. Man kann es trotzdem sehen wie man will. Es gab seine Höhepunkte aber auch einiges an Langeweile. Die Morantistas sind begeistert, und zu recht hatte er in diesem Jahr auch seine Höhepunkte. Er ist eben ihr Morante. Und das kann und wird keiner so schnell ändern können, oder gar wollen.