Samstag, 30. Juli 2016

Über Francisco Cano




von José und Wella de Alemania


Wir kannten Francisco Cano schon sehr lange, so wie jeder ihn kannte, der in der tauromaquia zu Hause ist. Er war immer sehr verbindlich und freundlich, pflegte aber eine gewisse Distanz, wenn er nicht sicher war, ob man ein echter aficionado ist.

Wenn man sich des Öfteren gesehen hat, dann entwickelte er sich zum begnadeten "Geschichtenerzähler". Bei jeder Feria sah man ihn mit seiner weissen Mütze beim paseillo. In Valencia wohnen wir immer im Hotel Vincci Lys. Dort ist auch das Foto entstanden.

Deutsche aficionados mit dem bekannten Fotografen "Canito" in Valencia.
Einmal hat er uns in der plaza fotografiert, ohne dass wir es merkten und dann hat er das Foto im Hotel abgegeben. Natürlich in Schwarz/Weiss und mit seiner Unterschrift. 

Viele seiner Fotos sind in Pamplona entstanden.  Wir waren in den 80er Jahren dort und er fand es immer schade, dass sich San Fermín so touristisch entwickelt hat. In den letzten Jahren war er nicht mehr dort zu sehen, und man konnte ahnen, dass sein Alter ihm zugesetzt hat. 

Alle, die in der mundo de los toros bedeutend waren, pflegen einen respektvollen Umgang mit ihm.

Es gibt ein sehr schönes Buch über Cano, dass er uns mit einer tollen Widmung geschenkt hat. Das war in Valencia 2011. Und wir sind uns immer wieder über den Weg gelaufen und haben uns jedesmal gefreut ihn wieder zu sehen. 

Freitag, 29. Juli 2016

Meine Liebe zu den Stieren brachte mich dazu sie zu malen





von Philip de Málaga


Der kolumbianische Künstler Fernando Botero 
gestaltet das cartel er feria taurina von Albacete 2016
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Der Maler und Bildhauer Fernando Botero ist am 12. April 1932 in Medellín, in den kolumbianischen Anden geboren. Schon mit zwölf Jahren begann er sich der Malerei zuzuwenden. In den 50-ger Jahren gelang es ihm einen eigenen Stil zu finden, der die Welt der Kunst auf ihn aufmerksam machte und ihm zu Berühmtheit verhalf. Im Mittelpunkt seines Schaffen stand der Mensch. Jedoch zeigte er seine Figuren in voluminösen Proportionen. Menschen werden zu dicken Wesen befördert, teilweise sehr dicken Individuen, welche jedoch nach Verständnis des Künstlers eine gewisse Ästhetik vorzuweisen haben. 
Fernando Botero als Teil seines Kunstwerkes
Der Künstler erklärt das so: "Mit Volumen kann man Sinnlichkeit und Bewegung zum Ausdruck bringen. Das hat zu der grössten Revolution in der Kunst geführt: Dem Einbringen von Volumen. Es ist die Illusion, auf einer flachen Oberfläche etwas zu schaffen. Die Dinge existieren Dank ihres Volumens.Was ich gemacht habe ist eine aussergewöhnliche Revolution. Aber ich bin noch darüber hinaus gegangen. Mit Hilfe von verführerischen Formen und Volumen wollte ich Aufregung zum Ausdruck bringen. Jene Gemütsbewegung, welche Sie beim Anblick eines Kunstwerkes spüren. Denn wenn man sich ein Kunstwerk betrachtet, dann muss man darüber in die Meditation eintauchen können. Ich bin fest davon überzeugt, dass Volumen und Bewegung in der Kunst durchaus sinnliche Elemente in der Malerei sind."
Und so befinden sich im Zentrum seiner Kunstwerke Menschen, welche doch recht dick anmuten. Voluminös. Und vor niemandem macht Botero halt. Nicht vor Königen, Diktatoren, Tänzerinnen, Soldaten, Flüchtlinge oder eben toreros. Womit wir beim Thema wären. Der tauromaquia. "Meine tiefe Liebe zu den toros brachte mich dazu sie zu malen." Aber üppige toreros, das soll gehen? Ästhetik und Eleganz wird hier in neuem Licht gezeigt. Und nicht zu wenig. Über 140 Ölwerke und 38 Zeichnungen entstanden in den letzten 60 Jahren. Viel gab es für den Künstler zu entdecken. "Die toros machen dem Maler das Leben einfach, denn es ist eine farbenfrohe Angelegenheit. Die traje de luces des matadores, der Sand im ruedo, die barrera, das Publikum ... Ein wunderbares Thema, etwas was die Poesie in die Malerei bringt."
Dieses Werk mit dem Titel "Tercio de varas" soll das nächste cartel in Albacete schmücken.
Botero ist ein leidenschaftlicher aficionado. Seine afición begann beim Eintritt in eine escuela taurina. Dort hat er begonnen erste Zeichnungen über verschiedenen suertes anzufertigen. Und "über die toros bin ich zur afición der Malerei gekommen".

Donnerstag, 28. Juli 2016

Adiós Canito

Francisco Cano war nicht nur ein leidenschaftlicher Photograph 
in der mundo de los toros,
auch weltweit erfreute er sich gösster Popularität
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von Philip de Málaga
Wer es schafft so viel Leidenschaft, so viel Passion in seine Bilder zu transportieren, wenn es jemandem gelingt die ohne Frage viel diskutierte pasión a los toros für die Ewigkeit festzuhalten, der nimmt gewiss in der mundo de los toros eine ganz besondere Stelle ein. Legendär wurde er durch den Tod, hat er doch als einziger Photograph den Tod des matadores de toros Manolete in der plaza de toros von Linares (Andalusien) im Jahr 1947 bildlich festhalten können. Und nun hat der Tod ihn geholt. Francisco Cano Lorenza, liebevoll Canito genannt, der Mann mit der schon legendären Mütze und der einzigartigen Unterschrift eines cano.

Als Sohn des novilleros Vicente Cano "Rejillas" ist er am 18. Dezember 1912 in einem Vorort von Alicante geboren. Obwohl sein Vater schon ein Teil der mundo de los toros war, zog Paco Cano zunächst eine andere Leidenschaft in den Bann. Das Boxen. Mit siebzehn Jahren übte er sich im Fliegengewicht und fand damals schon in dieser Klasse einen Gegner, der dieselbe berufliche Laufbahn wie er einschlagen sollte. Der Kameramann Pepita Aguayo, der später auch für Luis Buñuel arbeitete.

Um der Armut zu entfliehen suchte Paco Cano nach neuen Wege. So wendete er sich der mundo taurino zu. Bei einer novillada in seiner Heimatstadt Alicante sprang er als espontáneo ins ruedo und landete erst einmal im calabozo der Polizei. Schliesslich kam es zu einem Auftritt als sobresaliente bei einer novillada mit toreras, den novilleras Palmeño.
Diese beiden novilleras gaben Paco Cano als sobresaliente eine erste Chance
Bei einer novillada in Orihuela (bei Alicante) machte Francisco Cano seine erste Erfahrung mit einer cornada, was ihm diesmal den Weg in das Hospital bescherte. Nein, er liebte die Welt der Stiere, war ergriffen von der pasión, aber den toros entgegen zu treten entsprach nicht unbedingt seinem Streben nach Erfolg. In Linares war er mit Manolete im Hotelzimmer und dieser fragte ihn:

Manolete: "Wie warst Du als torero?"

Paco Cano: "Ich war der ungeschickteste torero der Welt .... Die toros haben mich immer erwischt."

Manolete: "Wenn sie dich immer erwischt haben, wohl deswegen, weil Du immer ruhig stehen geblieben bist."
Paco Cano und der maestro Manolete im Hotel, vor dem tragischen tarde de toros.
Dann kam der spanische Bürgerkrieg. Paco Cano tauchte unter und versteckte sich in der Wohnung seines Freundes Gonzalo Guerra Banderas in Madrid, welcher ihn in die Kunst der Photographie einführte, von der er von Beginn an begeistert war. Zwar hatte er innerlich immer noch den Hang zum torero sein, während er als Aushilfskraft in einer Kosmetikfabrik gearbeitet hatte, aber er entschied sich letztendlich die traje de luces gegen einen Photoapparat einzutauschen. Der Krieg war vorbei, und Cano war entschlossen im Alter von 26 Jahren ein Photograph taurino zu werden. Schnell arbeitete er sich zum begehrtesten Photographen der tauromaquia hoch. Er arbeite für grosse Medien wie ABC oder EL PAIS, aber stets als Freiberufler, denn binden wollte er sich nie: "Mir gefällt die Unabhängigkeit, die Freiheit...". Und so begann er Photoreportagen von bekannten maestros zusammenzustellen; unter ihnen die diestros Pepe Luis Vázques, Domingo Ortega oder Luis Miguel Dominguín, mit dem er ein besonders freundschaftliches Verhältnis pflegte.
Paco Cano und der torero und Freund Luis Miguel Dominguín
Und dann kam der 29. August 1947. Der matador Luis Miguel schuldete dem Photographen ein wenig Geld und forderte ihn auf ihn nach Linares zu begleiten, dort könne er dann alles begleichen.  Ohne zu wissen, dass dies der wichtigste Tag im Leben seiner photographischen Karriere sein wird, begab sich Paco Cano in das andalusische Linares. Und an jenem Nachmittag war er in der Plaza de Toros der einzige Photograph der die dramatischen Momente festhielt, wo der toro von der gefürchteten ganadería Miura mit dem Namen Islero den damals auch international berühmten matador de toros Manuel Rodriguez Manolete tötete. Es entstanden Bilder, welche die Welt eroberten. Nach dem niedergeschriebenen Meisterwerk von Ernest Hemingway Tod am Nachmittag kam nun fünfzehn Jahre später die passenden Photos dazu. Muerte en la tarde.



"So konnte ich Bilder machen, die um die Welt gingen. Einige waren böse auf mich, dass ich dieses so ausnützte, aber es brachte mir viel Ruhm und Geld ein. Die Leute standen Schlange bei mir zu Hause um Photos von der cogida mortal von Manolete zu erwerben. Armer Manolo. Ich habe in meinem ganzen Leben viel um dich geweint, viel mehr als um meinen Vater."

Es folgten noch weitere 69 Jahre, in denen der Ruhm des Mannes mit der Leica in der Hand aus Alicante noch anhalten sollte. Bis in diese Tage. Aber er war nicht nur ein Meister im Festhalten der toros, der lidia, sondern es gelang ihm eine Epoche zu erfassen mit ihrem ganze Tiefe an Ambiente und Emotionen. Er lebte diese einzigartige Atmosphäre in und um einer Plaza de Toros und mit seiner ehrlichen aufrichtigen gefühlsintensiven Arbeit erfreut er sich zahlreicher Freundschaften mit  vielen Berühmtheiten aus der ganzen Welt.
Ave Gardner bei einer corrida de toros
Ave Gardner gibt den Rhythmus vor und der torero Chamaco tanzt Flamenco
Immer gestand er seine Schwäche für die amerikanische Schauspielerin Ave Gardner. Für ihn sei sie die schönste Frau der Welt. Einmal ging er zu seiner Frau und sagte: "Es ist alles geregelt. Für dich die Jungfrau. Für mich, Ave Gardner."
Paco Cano mit Ernest Hemingway in Pamplona
Hemingway war vor allem ein Freund seiner Freunde. Aber er war der freundlichste. "Der sympathischste Freund von allen war Hemingway, Don Ernesto. Und nicht nur deswegen, weil ich mich mit ihm betrunken habe. Aber noch viel mehr von einem Genie hatte Orson Welles. Er war unglaublich liebevoll."
1961 in PamplonaAntonio Ordoñez, Orson Wells und Paco Cano
1953: Paco Cano mir Gary Cooper
Auch Cano hatte seinen High Noon. Der amerikanische Schauspieler Gary Cooper versuchte sich mit einer becerra.  "Aber weil er so gross war, wirkte das Tier so fürchterlich klein." Cooper lud ihn ein nach Hollywood zu kommen, er würde ihn gerne in einem seiner Filme mitspielen lassen. Cano fand diese Idee toll, jedoch stellte er sich vor, dass Cooper sicherlich nur an die Rolle eines Bösewichts für ihn dachte.
1953 Cano mit Bing Crosby in Sevilla
1962 in Pamplona. Cano trifft Charlton Heston im callejón.
Viele gehören zu seinem Freundeskreis. Zu nennen wären da noch Ortega y Gasset, Soraya, Fürst Rainer und Grace Kelly, Deborah Kerr, Alexander Fleming und viele andere. Aber im Zentrum seines Lebens standen die toros. Die tauromaquia mit ihren eindrucksvollen Momenten, wo er stets den richtigen Zeitpunkt gefunden hat, den Auslöser zu drücken. Und er liebte sein Zigeunerleben, von ruedo zu ruedo trieb es ihn, sein ganzes Leben lang. In seiner Arbeit blühte er auf, er war bei allen beliebt und das trieb ihn an noch besser zu werden.
Ein Leben für die Photographie der toros. Francisco Cano (1912 bis 2016)
"Mein grösster Stolz ist es, wo auch immer ich hingehe, die Leute mögen und umarmen mich." Und jetzt in den plaza de toros, wenn die toreros zum paseillo aufmarschieren, da fehlt er im callejón, der Mann mit der hellen Mütze, dem freundlichen Lachen und seinen herzlichen Umarmungen. 

Mittwoch, 27. Juli 2016

Der legendäre Photograph Francisco Cano ist mit 103 Jahren verstorben

Heute am Mittwoch den 27. Juli 2016 ist der wohl berühmteste Photograph der tauromaquia Francisco Nano Lorenza, bekannt unter den Namen Paco Cano oder Canito in Valencia im Alter von 103 Jahren verstorben. Ein Photograph der sich nicht nur bei den toros auskannte, sondern viele internationale Gesichter auch aus Hollywood zählten zu seinem Freundeskreis. Er kannte die Stiere und die Welt kannte ihn.
Paco Cano (1912 bis 2016)

Montag, 25. Juli 2016

Campofrío: Mit 300 Jahren eine der ältesten Plaza de Toros in Spanien

Ein kleine, beinahe unbekannte Plaza de Toros in Andalusien 
macht auf sich aufmerksam
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von Philip de Málaga


Die breite barrera: 40 cm.
Da gibt es in einer der südlichsten Region der Iberischen Halbinsel in Huelva (Andalusien) ein kleines Dorf mit einer plaza de toros für doppelt so viele Einwohner. Das ist nichts Ungewöhnliches und findet sich ohne Frage öfters in Spanien. Die Gemeinde Campofrío zählt keine 800 Einwohner, ihr coso taurino bietet Platz für 1.500 aficionados und das ruedo misst eine erstaunliche Diametrale von 52,70 Metern. 2,05 Meter bleiben für den callejón. Dabei besonders auffallend die steinige barrera mit einer Breite von 40 Zentimetern.
Das Besondere an der Geschichte dieser plaza de toros ist genau genommen eigentlich die Erkenntnis, dass sie älter als die Gemeinde selbst ist. Die Idee die tauromaquia hier einzuführen ging von der katholischen Bruderschaft des Heiligen Jakobus aus. Das war im Jahr 1716, also 300 Jahrhunderte in der Vergangenheit. Zu diesem Zeitpunkt war die Gemeinde ein Teil von dem grossen Dorf Aracena. Und somit auch abhängig von denen. Und so beantragte die Ortschaft bei der Hauptverwaltung den Bau einer runden plaza, um dort die tradición der toros einzuführen, welche auch genehmigt worden ist.
Unverzüglich ging man an die Arbeit und einer neuer coso war im Begriff zu entstehen. Erst am 5. April 1753 erhielt die Gemeinde durch das königliche Privileg von Fernando IV die Unabhängigkeit, trug ab diesem Datum den Namen Campofrío, und konnte nun den taurinischen Interessen nach eigenem Willen nachgehen.

Zu richtigen taurinischen Höhepunkten ist es aber nie gekommen. Zwar gaben dort 1977 die novilleros El Litri und Chamaco ein Stell-Dich-Ein, aber zu einer corrida de toros mit figuras importantes ist es nie gekommen. Und so kam es, um den soso rentabel und kulturell attraktiv zu halten, dass er für zahlreichen Veranstaltungen wie Konzerte, kulinarische Ausstellungen oder sportliche Ereignisse seine Verwendung fand.

Andalusischen aficionados, SfA-Lesern und Zuschauern von Canal Sur dürfte dieser coso jedoch nicht ganz unbekannt sein. Schon mehrere Male wurden von dort festejos taurinos live übertragen, wo Qualifikationen der certamen de escuelas taurinas aus Andalusien ausgetragen worden sind.

Am  3. Mai 2003 wurde der coso musikalisch für die Ewigkeit festgehalten, und da ist es natürlich naheliegend in Form eines Paso Dobles. Der ebenfalls aus Huelva stammende Musiker und Komponist Rafael Prado schaffte ein Werk, mit welchem sich die Gemeinde und die dortige tradición taurina identifizierten, den Paso Dobles Campofrío.
Auch den Nicht-toreros sollte die plaza de toros von Campofrío Glück bringen. Denn der coso verzierte am 18. März 1971 die Lose der 9. Nationalen Lotterie.
Man sieht, Campofrío gelang nie so richtig der grosse Sprung in die tauromaquia aber die toros sind dort schon seit vielen Jahren beliebt. Man lebt mit ihnen, man taucht ein in eine wahre tradición der toros. Und so scheint es doch naheliegend, wo die plaza mittlerweile auch auf eine 300-jährige Geschichte zurückblicken kann, den coso taurino zum lokalen Kulturerbe deklarieren zu lassen. Die Gemeinde, das Rathaus und auch in der andalusischen Landesregierung leitet man diesbezüglich die entsprechenden Schritte in die Wege.

Sonntag, 24. Juli 2016

Stierkampf in Andalusien: Live in Deutschland zu sehen




von Philip de Málaga


Aus Puerto de Santa María überträgt Televisión Andalucía live
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Am 24. Juli 2016 um 19:25
Wie Ursula Herzog herausgefunden hatte, überträgt der andalusische TV Sender RTVA auf seinem internationalen Kanal Andalucía TV heute live ab 19:25 Uhr eine corrida mixta aus der plaza der toros in Puerto de Santa María, im Süden von Andalusien.

Zu sehen sind die toros der ganaderías Juan Antonio Sampedo (für das rejoneo) und Salvador Domecq für den rejoneador Diego Ventura und für die matadores de toros Juan José Padilla und Alberto López Simon.
Kann es für einen sommerlichen Sonntag einen schöneren Ausklang geben, als eine corrida de toros in Puerto de Santa María miterleben zu können? Hat es nicht schon zahlreiche aficionados dorthin gezogen um ihre Lieblinge unter der Sonne Andalusiens, im Zusammenspiel zwischen sol y sombra,  im ruedo zu sehen und zu bewundern?
"Wer keine toros in El Puerto gehen hat,
weiss nicht, was ein día de toros ist."
Dieser legendäre Ausspruch kam von dem berühmten matador de toros José Gómez Ortega "Joselito" (1895 bis 1920), welche mit dem maestro Juan Belmonte Anfang der 20-Jahre das Goldenen Zeitalter der tauromaquia prägte.

Jenen Satz gab er aber nicht im andalusische Küstenort von sich, sondern im nördlichen San Sebastian. Nach einer corrida im Jahr 1916 versammelten sich die Beteiligten um über die verschiedenen wichtigsten plaza de toros in Spanien zu diskutieren. Die einen schwärmten für la capital del toreo, für Madrid, und selbstverständlich fiel auch der Name Sevilla. Bilbao war zu hören und von der lokalen afición wurde sogar San Sebastián ins Rennen geworfen. Doch dann meldete sich der lidiador Joselito, geboren in aus Sevilla, zu Wort, und alle erwarteten sein Zugeständnis für die andalusischen Hauptstadt, doch es kam anders. Es folgte sein unvergesslicher Ausspruch, den man bis heute noch nicht vergessen.
Das ruedo misst 60 Meter und die tendidos bieten Platz für 12.186 Zuschauer.
Der coso taurino wurde 1880 fertig gestellt.
Ein Grund mehr sich für diesen día de toros in Puerto de Santa María und auf den zahlreichen Bildschirmen der Welt, zu freuen.

Samstag, 23. Juli 2016

Valencia: Eine Stadt wirbt für den Stierkampf



von Philip de Málaga
(Fotos: Simón Casas Productión)


Die Feria de Valencia begrüsst ihre Helden im Juli
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Wer in diesen Tagen durch Valencia streift, kommt gar nicht darum herum mit der mundo de los toros konfrontiert zu werden. Im Gegensatz zur spanischen Metropole Madrid, identifiziert man sich hier vollkommen mit der tradición taurina. In der Kultur, in der Gesellschaft, selbst in der Politik, es besteht überhaupt kein Bedenken die tauromaquia als patrimonio cultural zu pflegen und zu schützen.

In einer einzigartigen Kampagne will der empresario Simón Casas mit seiner Gruppe erneut die Werte der tauromaquia hervorheben. Dabei wird versucht den Mut und die Echtheit derjenigen hervorzuheben, die bei diesem kulturellen Ereignis stets ihr Leben riskieren. Die übermenschlichen Fähigkeiten versetzen die toreros in wahre Helden, gleich den Superhelden in den Comic-Heften, welche nie aus der Mode kommen. So will die Simón Casas Production die wahren Werte welche sich in der tauromaquia reflektieren in der modernen Gesellschaft verbreiten. Und das geht eben nur dann, wenn sie, die Gesellschaft der Gegenwart, auch mit der mundo de los toros konfrontiert wird. So prägt schon seit letztem Donnerstag das gesamte Strassenbild von Valencia die Gegenwart der toros. Sie gehören dazu. Sie sind ein Teil des spanischen Lebens. Wer durch Valencia geht, wird genau mit jener Nachricht konfrontiert. Kann es sehen und miterleben.

Ob in der Metro ...
In den Unterführungen ...
Ob an den Haltestellen ...
Ob an den Bussen ...
Ob in den Zügen ...
Sie haben nur ein Ziel ... die Plaza de Toros von Valencia!

Freitag, 22. Juli 2016

Orson Welles und Rita Hayworth




von Peter Stackpole


Das es in Amerika nicht nur den Schriftsteller Ernest Hemingway (1899 bis 1961) gab, der von der mundo de los toros fasziniert war, dürfte allgemein bekannt sein. Da gab es unter anderem den Regisseur Orson Wells (1915 bis 1985), und von beiden wurde im September letzten Jahres im andalusischen Ronda "Zwei Denkmäler, zwei Amerikaner und die Stiere" eingeweiht. Auch seine damalige Frau, die Schauspielerin Rita Hayworth (1918 bis 1987) war von den toros begeistert. Die Schauspielerin. Von den letzten beiden Amerikanern entdeckte SfA-Leser Vincent B. aus Freiburg eine Photographie, welche im Jahr 1945 entstanden ist, und das Ehepaar bei der Durchführung einer media verónica darstellt. Rita Hayworth eine matadora und Orson Wells wird zum toro.
1945 Foto von Peter Stackpole

Donnerstag, 21. Juli 2016

Steigt erneut die Popularität an Stierkämpfen?

Jüngsten Umfragen nach steigt die Popularität der toros wieder
Die Beleidigungen stossen weltweit auf grossen Widerstand
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von Philip de Málaga

Als der der matador de toros Víctor Barrio am Samstag den 9. Juli an einer cornada bei einer corrida de toros in Teruel verstorben ist, brach in den verschiedenen Netzwerken eine regelrechte Flut an schlimmste formulierten Diffamierungen aus, welche sich gegen den torero, seine Familie, seine Freunde und im allgemeinen gegen die mundo taurino richtete. Doch es vergingen kaum 24 Stunden, da stiessen diese Kommentare auf weltweite Kritik. Nicht nur in der mundo de los toros, auch in Politik und Presse. Selbst die antitaurinos verhielten sich am Anfang recht still, unter der Annahme, dass eine so geballte Kritik an den toros ihrem antitaurinischem Streben letztendlich helfen könnte. Doch als sich die Gesellschaft so dagegen empörte kehrten nicht wenige antitoristas dieser Vorgehensweise den Rücken zu. Auch Menschen, die eigentlich eher gegen die toros plädierten, begannen für die taurinos Partei zu ergreifen.

Man möchte meinen, dass gerade diese Diffamierungen gegen den sector taurino, wieder ein gewisses Interesse für eben die toros aktiviert habe. Irgendwie erinnert es an die katalanische abolición de los toros. Denn erst als die Katalanen begonnen haben, die klassischen corridas in der Tat zu verbieten, begann sich die spanische afición zu wehren. Nicht um einen Angriff zu verteidigen, sondern um ihre Rechte in Anspruch zu nehmen und um sie zu schützen. Auch dass konnte man damals beobachten, stieg ein gewisses Interesse, weil viele es einfach nicht für richtig empfanden, ein Kulturgut mit Tradition einfach so zu verbieten.

Und erleben wir derzeit nicht etwas ähnliches? Nicht, dass es plötzlich gleich viel mehr aficionados werden, aber es wird klar, die meisten die sich für die tauromaquia einfach nicht interessieren, noch lange nicht auch dagegen sind. Oft ist es Leuten egal, dass diese tradición der toros von ihren Mitmenschen mit afición gepflegt wird, obwohl sie selbst halt kein Interesse dafür haben. Und hier reflektiert sich einer der grössten Irrtümer der antitauromaquia. Nur weil ein bestimmter Prozentsatz dafür ist, bedeutet es noch lange nicht, dass der Rest dagegen ist. 

Gerade in den letzten Monaten schmücken sich die Portale der antitaurinos mit dem Umfrageergebnis von dem Meinungsforschungsinstitut Ipsos Mori, wo nur noch 19 Prozent der Spanier sich für die toros interessieren. Nur noch 19 Prozent?  Viele poltische Organisationen würden sich über ein solches Ergebnis freuen. Interessant, wenn man diese Zahl mit den Theater- und Opernbesucher in Deutschland vergleicht. Denn hier besuchen an die 30 Millionen Personen gelegentlich oder regelmässig (nur 2,6 Millionen) pro Jahr die Theaterhäuser. Das sind 37 Prozent. Deswegen kommt aber kaum einer auf die Idee zu behaupten, dass die restlichen 63 Prozent dagegen seien, oder sich gegen die Subventionen stellen. Nein, dem ist nicht so. Auch in Spanien nicht. Wer sich dafür nicht interessiert den kann man auch nicht gleich als antitaurino abstempeln. Viele setzen bei ihrem Zeitvertreib oft andere Prioritäten.

Aber viele Menschen werden durch solch brachiale Kampagnen, wie die gerade jüngste Welle an Diffamierungen, oft auch darauf gebracht, sich mit dem Thema, in diesem Fall die tauromaquia  auseinanderzusetzen. Was nicht selten der Beginn einer neuen afición ist oder ein wiedererwecktes Interesse. 

Gerade in diesen Tage macht wieder eine Umfrage auf sich aufmerksam. Im Portal von EL TITULAR bekennen sich von den über 30.000 Befragten immerhin ⅓ zur tauromaquia. Eine klare Ansage.

Mittwoch, 20. Juli 2016

Die Nacht von Lissabon: Diego El Cigala & Morante de la Puebla (2.Teil)

José Antonio Morante de la Puebla am 30. Juni 2016
Der Flamenco trifft auf die Welt der Stiere
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von Torodora Gorges


José Antonio Morante de la Puebla durchschreitet den ruedo, seine cuadrilla und den sobresaliente  im Gefolge, alle in goyesker Manier gekleidet. "Mein" Künstler-Torero sieht in seiner eleganten traje - nachtblau, mit weissen Applikationen - phantastisch aus. Sein Outfit gefällt mir heute besonders gut. Mich (und wie ich später höre, auch andere seiner "Fans") überrascht seine ungewöhnliche Frisur. Er trägt die Haare weder als Mähne noch glatt gestylt, sondern in sehr vorteilhafter Weise locker "gebändigt".
Nach begeistertem Begrüssungsapplaus und den obligatorischen Verbeugungen in Richtung Präsidentenloge wendet sich Morante an Diego El Cigala, dem er seinen schwarzen Hut mit einer verbalen Widmung auf die geschmückte Musiker-Empore im Tendido-Bereich zuwirft. El Cigala bedankt sich lachend. Immer wieder imponieren mir Aussehen und Auftreten dieses Künstlers. Durch seine ungewöhnliche, auffallende Erscheinung (die langen wirr-krausen Haare, das Gesicht halb versteckt durch einen dunklen Bart) hat sich vor vielen Jahren eine Stewardess so verschrecken lassen, dass sie ihm und seiner musikalischen Entourage den Zugang zum Flieger verwehren wollte, vergeblich, wie sich denken lässt!
Den stattlich bunten paseillo der toreros begleiten die Flamencoklänge des Gitarristen. Leider geht  durch Verstärkerwirkung und Halleffekte im geschlossenen Raum viel verloren vom Zauber und Flair der Fandangos oder Burlerías. Man muss sich erst einhören, auch in die zunächst nicht so gut ausgesteuerte Übertragung von El Cigalas Stimme.
Dennoch, ich lasse mich verzaubern und geniesse das spektakuläre Zusammenspiel der beiden prominenten artistas. Schon der erste Stier ermöglicht dem maestro, das Publikum durch eine Serie von absolut perfekten verónicas mit abschliessender media zu beglücken. Ähnliches gelingt ihm auch beim dritten und vierten Stier. Die chicuelinas bei der quite des ersten Stiers lösen ebenso Begeisterung aus wie seine faena mit der muleta.
Diego El Cigala hat das Talent, Morantes inspirierte Begegnung mit dem Stier atmosphärisch-sängerisch zu akzentuieren, "ambientarle con el cante". Morante bewegt sich im vollkommenen Rhythmus mit dem Stier. 
Nach dem  simulierten Todesstoss mit einer banderilla wird der Stier von der Ochsenherde aus dem ruedo geholt. Morante lächelt glücklich, als ihm der Beifall des ebenfalls glücklichen Publikums eine vuelta al ruedo beschert. In Spanien hätten wir mit den weissen Tüchern ein oreja für ihn gefordert.

Jetzt erst wird mir bewusst, dass nicht nur die picadores (die so oft wegen ihres "grausamen" Vorgehens ausgepfiffen werden) fehlen; die ganze Zeremonie zur  Vorbereitung auf den Tod des toros scheint unvollständig. 
Die bunten banderillas im goyesken Stil wirken geradezu niedlich an diesem stattlichen Zalduendo-Stier, irgendwie harmlos. Was rechtfertigt noch den Tod des Stiers, der außerhalb der Plaza getötet wird? Man kann sich hier etwas "vorlügen", sprich: verleugnen!  Das Töten des Stiers vor den Augen des Publikums, der Zuschauenden, heisst nicht umsonst "Der Augenblick der Wahrheit". Man sieht dem ins Auge, was am Ende steht!  Das bleibt hier ausgespart. 

Ich erstaune über mich selbst, dass ich diese Gedanken wieder ausblenden kann und weiter bereit bin, mich an Morantes und El Cigalas gemeinsamer Darbietung zu erfreuen.

Der zweite Stier läuft ein, er hat einen Defekt (an den Augen!); trotz motivierter Anstrengungen kann Morante auch den ausgewechselten Stier nicht zur künstlerischen Kooperation in der faena bewegen. Silencio!
Diego El Cigalas cante wie die Klänge des guitarrista trösten uns sozusagen, wenn arte y duende seitens des toros keinen Einlass finden.

Nach einer kurzen, offiziellen Pause kommt der dritte Stier, der letztlich auch eine Enttäuschung bedeutet für den torero und uns, das Publikum! Morante kann zwar mit ihm,  wie eben schon erwähnt, seine begnadeten verónicas zeigen; auch der salto mit der garrocha, zu dem Raúl Ramirez, ein subalterno, angetreten ist, gelingt und findet grossen Beifall.  
Aber im  letzten tercio verlässt den Stier seine Angriffslust ganz und gar.  Morante beendet die faena ("optó por abreviar" - man kennt das von ihm in anderen Situationen!). Ein Witzbold (oder ein Gegner des portugiesischen toreo-Stils?) hat ihm wiederholt zugerufen: "Matalo!", "Töte ihn!" - Die Herde nimmt den toro mit. Palmas für Morante.

Der vierte Stier schliesslich, der beste dieses nächtlichen Aufgebots, zieht das Publikum in  einen unwiderstehlichen Rhythmus der Bewegungen von torero und toro und El Cigalas einfühlende musikalische Interpretation mit hinein. Die Akteure verstehen sich, sind in kreativer Heiterkeit aufeinander eingestimmt. Der duende ist jetzt anwesend, sorgt bei den Zuschauern für "mucho pellizco", was man mit dem Begriff Gänsehaut nur annähernd beschreiben kann.
José Antonio Morante habe ich selten so heiter-entspannt und glücklich erlebt. Diesen letzten Stier widmet er einem Man im callejón, in dem meine Nachbarn Joselito vermuten. Ich bezweifle das. Egal! Diese intensive faena wäre Joselitos würdig, ist reine Magie. Morante, der genio de la Puebla, wie er von der spanischen afición gerne tituliert wird -  zieht  im kongenialen Austausch mit dem großen cantaor El Cigala uns alle in den Bann. 
In der ersten Stunde des neuen Tages wird Morantes glänzender Auftritt mit dos vueltas al ruedo, eine Runde davon a hombros durch Männer seiner cuadrilla,  geehrt.  Alle strahlen,  nicht nur zufrieden, sondern glücklich.

Eine Reise zu einer Galaveranstaltung? Ja, das war es für mich auch. Sie war zu gut drei Vierteln besucht.

Aber ich denke lieber an die unvergessliche magische Nacht, von der in den Internetportalen die Rede ist. "Noche de magia y puro duende!"

Anmerkung einer Nichtraucherin: Es durfte in der geschlossenen Plaza geraucht werden! Ich gönnte mir einen purito, wie ganz früher! 

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Siehe auch:

Die Nacht von Lissabon: Diego El Cigala & Morante de la Puebla (1. Teil)