Dienstag, 3. September 2013

Flamenco im ruedo




von Philip de Málaga


Wenn der matador de toros zu singen beginnt
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Wie schon Colin Ernst beschrieben hat, hat der matador de toros Alejandro Talavante sich selbst während seiner faena mit seinem dritten toro aus der ganadería Zalduendo (450 Kilo) in Mérida mit ein wenig Flamencogesang begleitet. Hier ein Video dazu:


Cante flamenco, indulto - 6 orejas y rabo live in Mérida (2. Teil)






von Colin Ernst


Ein Stier wird begnadigt
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Taco, der vierte Stier dieser corrida, bien armado, der einzige der sechs toros, der über 500Kilo wog (501 Kilo Kampfgewicht). Zu Beginn präsentierte sich dieser etwas langbeinige Stier, ein wenig suelto. Auch Taco wurde nur einmal im tercio de las varas geprüft, zeigte sich aber dabei sehr angriffslustig. Auch beim Setzen der banderillas, war er sehr agil, was den banderillero anscheinend etwas verunsicherte, denn das erste Paar landete im Sand. Mit diesem toro lieferte Alejandro Talavante eine Lehrstunde im toreo de salon. Wunderschöne lange pases, schöne lange Züge mit der muleta auf beiden Seiten der Hörner. Sehr gut seine faena en redondo und die cambios de la muleta. Es schien, als wollte der torero nicht aufhören, mit dem Stier zu tanzen und bald begann das Publikum den indulto zu fordern. Auch Talavantes Blicke gingen hoch zum palco, zum Präsidenten. Dieser zögerte sehr. Noch einmal zitierte Talavante den toro, und noch einmal und noch einmal… Nun griff der Leiter der corrida endlich zum Telefon, um die Meinung des ganaderos einzuholen. Die Spannung in der plaza de Mérida war selbst vor dem Fernseher fühlbar. Endlich griff der Präsident zu den Tüchern und hängte das orangefarbene Tuch über die Brüstung – INDULTO! Freude und Erleichterung spiegelten sich im Gesicht des jungen Stierkämpfers wieder, als er ging, um den Tötungsdegen wieder an den mozo de espada zurück zu geben. Was nun folgte war der klassische Akt des indultierens und der gefährlichste Moment für den torero. Ein letztes Mal zitierte Talavante den Stier in die Mitte des ruedos, platzierte ihn wie beim tödlichen Degenstoß  -  nur das er nun keine Waffe, sondern nur das rote Tuch in der Hand hielt. Mit der bloßen Hand in die Mitte zwischen die Schulterblätter gehend, gab der torero dem toro so das Leben zurück. Für den tapferen Stier die Heimkehr, für den torero zwei orejas y rabo simbolisch, Lohn für die Protagonisten. Für Alejandro Talavante zweifellos ein Triumph und das ganze vor den Augen von Millionen von Zuschauern, die das Spektakel vor dem Fernseher verfolgten.    

(Foto: mundotoro)
Kaum Luftgeholt und schon stand der gefeierte torero dem fünften Stier gegenüber. Redoble sein Name, ein recht großer Brocken, wog 468 Kilo. Nach dem er, wie seine Weidegenossen einmal vom picador geprüft wurde, agierte er schon im Part der banderillas sehr langsam. Eine Einladung zum Tanz mit der muleta nahm er sehr zögernd an, aplomado und parado.  Kein Stier, mit dem man glänzen kann. Auch der maestro war etwas außer Form, nach zwei pinchazos mit dem Degen, musste er zum descabello greifen, ein sauberer Stich ins Genick und es war vorbei.

(Foto: mundotoro)
Den letzten toro de la tarde, Gavilan, 492 Kilo, widmete Talavante dem Publikum. Gavilan präsentierte sich munterer als sein Vorgänger, erlaubte schöne media veronica und remate. Alejandro ganz klassisch, die Füße zusammen, eng am Stier, kaum bewegend, waren die naturales sehr gut. Leider schwächelte der toro schnell, der torero konnte ihn nicht mehr zur Mitarbeit bewegen. So griff er bald zu seinem Degen mit dem speziellen Handgriff um zum Ende zu kommen. Auch diesmal gelang die estocada nicht und Talavante musste zweimal mit dem descabello zustechen, ehe der toro fiel.

(Foto: mundotoro)
Resumen: Eine corrida wie geschaffen für das breite Publikum, ein Gewinn für die tauromaquia.  Trotz der „Designerstiere“ keineswegs langweilig, die Tiere gut präsentiert, besonders tapfer Validoso, der dritte toro und Taco. Nummer zwei und sechs boten gute Möglichkeiten für den torero, seine Kunst zu zeigen. Nicht so besonders waren No. 1 und 5, denen es an Luft fehlte und auch an trapio. Gewonnen haben bei diesem einsamen Wettstreit zwischen Mensch und Tier alle Beteiligten. Der empresario hat eine 2/3 volle plaza gehabt und seine Sache, was die Vermarktung angeht, sehr gut gemacht. Schöne Geste, jemand hatte weiße Tücher mit dem Aufdruck „Talavante“, verteilt. Der torero hat seine Sache sehr gut gemacht und bestimmt neue Fans gewonnen. Der Züchter hat einen neuen Deckstier und das TV hat sein Versprechen eingelöst, eine corrida live zu übertragen.

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Anmerkung von SfA:

Die Liveübertragung im spanischen Fernsehen konnte in Spanien eine Einschaltquote von 10,8 Prozent verbuchen. Im Vergleich zu anderen Sendungen am selben Tag zur gleichen Zeit eine Steigerung um fast fünfzig Prozent. Wenn man nun bedenkt, das die corrida weltweit übertragen worden ist, kann man davon ausgehen, dass mindestens zwanzig Millionen Zuschauer diese Veranstaltung verfolgt haben.