Mittwoch, 10. März 2010

Von der Sinnlosigkeit eines Boykotts

Um ihr Ziel eines Verbotes von Stierkämpfen zu erreichen fordern Tierschützer gleich zu mehreren Boykotts auf

In der Allgemeinen Erklärung für Menschenrechte vom 10. Dezember 1948 ist zu lesen: “Jeder hat das Recht auf Meinungsfreiheit und freie Meinungsäußerung; dieses Recht schließt die Freiheit ein, Meinungen ungehindert anzuhängen sowie über Medien jeder Art und ohne Rücksicht auf Grenzen Informationen und Gedankengut zu suchen, zu empfangen und zu verbreiten.” Dabei findet der letzte Teil, “ohne Rücksicht auf Grenzen” beim Tierschutz sicherlich seine eigene Interpretation.

Um ihr Ziel eines europaweiten Verbotes von Stierkämpfen näher zu kommen, scheint den antitaurinos fast jedes Mittel recht. Gerade am Dienstag dieser Woche konnten wir beim Internetportal von SOS Galgos einen Boykottaufruf spanischer Waren zur Kenntnis nehmen. Als Erklärung heisst es, “das Land steckt in der Krise, das Gesundheitssystem ist schlecht, Kranke warten monatelang auf einen Operationstermin, für jedes “OLÉ” welches man schreit, bleibt ein weiterer Patient ohne Operationssaal und vielen spanischen Familien steht das Wasser bis zum Hals.” Mit anderen Worten, durch den Boykott wird letztendlich dem Patienten geholfen. Dies zu glauben sei einem jeden selbst überlassen.

Die Organisation tierdach.de ruft zum Boykott spanischer Sponsoren auf. Hier wird die Liste allerdings lang (siehe Stierkampf in der Werbung). Besonders bezieht man sich da auf IBERIA, weil sie mit dem torero El Juli werben sowie die Firmen Volkswagen, Cadillac, Renault, Daimler Chrysler, Easy Jet, Jim Beam und Lidl. Auch Bücher und Touristenführer stehen im Schussfeld, die nur andeutungsweise neutral über den Stierkampf berichten.

Die Tierrechtsbewegung Flensburg zielt auf die Reisebranche: Boykott von Reisebüros, Reiseveranstaltern, Hotels und Restaurants. Dabei soll man sich auch die Mühe machen den jeweiligen Institutionen mitzuteilen, warum man deren Dienstleistung nicht in Anspruch nimmt. Die deutschen Organisationen animal 2ooo und die Initiative Anti-Corrida haben per Internet zu einem generellen Tourismusboykott aufgerufen, wie auch die Arbeitsgemeinschaft Tier & Welt von einem konsequenten Boykott der Luftlinien und der Touristikbranche spricht.

Bei Foren zum Tierrechtsdiskurs wird generell gefordert Spanien konsequent zu boykottieren. Dieser allgemeine Spanienboykott findet sich allerdings auch auf anderen Anti-Stierkampf-Portalen.

Vor einem Jahr wurde ich von einer lokalen Anti-Stierkampf-Organisation sogar zu einem Boykott einer Picasso & Goya –Ausstellung in Fuengirola aufgefordert, weil es dort Exponate mit Stierkampfmotiven zu sehen gab.

Diese Aufzählung könnte sicherlich noch unentwegt fortgesetzt werden. Souvenirläden, Kunstobjekte, Museen, Theater und Opernhäuser etc.. Alles sei radikal zu boykottieren. Den Empfehlungen eines Boykotts scheinen keine Grenzen gesetzt zu sein. Und was ist mit dem Danach? Dem Fleisch der toros nach einer corrida? Den Verzehr auch boykottieren?

Glauben überzeugte Tierschützer wirklich, mit diesen Boykottmassnahmen nur annähernd etwas erreichen zu können? Besinnen wir uns, die Welt der Stiere lebt nicht vom Tourismus (Der grosse Irrglaube: Stierkampf sei für den Tourismus). Auch fügt ein Boykott anderer ökonomischer Betriebe dieser Branche keinen finanziellen Schaden zu. Mal ehrlich, ob nun eine Fluglinie wie IBERIA wirtschaftliche Verluste erleidet, das interessiert aus dem Umfeld der tauromaquia doch wirklich keinen. Und grosse Konzerne wie Daimler, Volkswagen, Lidl und Co. werden bei Umsatzverlusten ganz bestimmt nicht in der Welt der toros die Schuldigen suchen oder gar vermuten.