Dienstag, 1. März 2016

Das macht den Stierkampf angreifbar




von Lorenz Rollhäuser

Wie einer der Erziehungswissenschaften studiert um dann als Kellner, Koch oder Kuchenbäcker in Hamburg sein Einkommen zu verdienen, schließlich die Brücke zu der spanischen mundo de los toros findet, ist für viele deutsche aficionados keine Sonderfall. Denn auch in Spanien zieht sich die afición a los toros durch alle gesellschaftlichen Schichten. Vom Schuhputzer bis zum Königshaus. Lorenz Rollhäuser, 1953 in Marburg/Lahn geboren, liess sich von dem Leben in der tauromaquia anstecken, infizieren, dass es ihn dazu brachte, ein Buch darüber zu schreiben, welches 1990 vom Rowohlt veröffentlicht worden ist. Und keine Frage, das ist einer der Bücher taurinos, welche in den Regalen der deutschsprechenden aficionados nicht fehlen sollte.

Der Verfasser stellt den Stierkampf als ein soziales Ereignis dar, zutiefst verwurzelt in der spanischen Geschichte. Er entführt seine Leser in die fremde Welt der toros mit ihren Mythen, strengen Gesetzen und wilden Westen. Dabei wir die Lebendigkeit dieser Tradition spürbar, welchen den EG-Normen unverträglich bleibt, auch wenn der muerte en la tarde nicht mehr das ist, was er zu zeigen Hemingways war. Doch selbst heute, wo die corrida zum espectáculo zwischen Folklore und Geschäftemacherei verkommen zu sein scheint, lebt die grosse Leidenschaft der toros und toreros fort: Die aficionados harren mit grosser Kennerschaft und Geduld auf den Moment, in dem der Kampf zu Kunst wird. ... So heisst es in den eingehenden Worten in diesem Buch.


" Der Stier wird aus kulturellen Motiven gehalten, 
um auf bestimmte Weise getötet zu werden, 
das heisst, er wird nicht getötet um verzehrt zu werden, 
sondern getötet und zudem verzehrt. 
Das macht den Stierkampf angreifbar."

Lorenz Rollhäuser

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Quellennachweis:
TOROS, TOREROS, Lorenz Rollhäuser, Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH, Reinbeck bei Hamburg, 1990