Freitag, 11. November 2011

Spanien wählt

Spanien wählt am 20. Noveber 2011
Wahlkampf in Spanien. Der Termin rückt näher und das Buhlen um Wähler kommt in die heisse Phase. Da der Ausgang schon festzustehen scheint, kämpf man eben um die kleinen Dinge. Die Parteien um den Einzug, die Sozialisten um Schadensbegrenzung und die PP neigt zu Habgierigkeit. Dabei interessiert die Wähler vor allem nur eins: Ihr Leben, ihr Standard, ihre Zukunft und ihre Kultur. Für die aficion bekommt derjenige die Stimme, der sich für den Erhalt der Tauromaquia einsetzt. Bei gut fünfzehn Millionen aficionados ein wahrlich riesiges Wählerpotencial.

Das erkannte auch der Spitzenkandidat der Partido Popular, Mariano Rajoy, der am letzten Dienstag im Privatsender Antena 3 (*1) verkündete,  "Haré lo posible porque haya toros en toda España. Incluida Cataluña". Eindeutiger geht es nun wirklich nicht mehr. Er und seine Partei werden alles dran setzen um die Tradition der Tauromaquia aufrechtzuhalten. Das gilt auch für Katalonien. Punkt aus!

Was für ein Stich mitten in das Herz der antitauristas. Nur wenige Tage vor der Wahl, verkündet genau die Partei, die mit grösster Wahrscheinlichkeit gewinnen wird, vor einem Millionenpublikum, nicht nur dass sie weitere Störversuche diverser antitaurinos auf keinen Fall dulden werde, sondern stellt auch den katalanischen Alleingang in Sachen abolición de los toros, also ein Verbot von Stierkämpfen in Frage.
Mariano Rajoy Brey

Mariano Rajoy gibt ohne weiteres zu, dass er kein grosser aficionado de toros sei, aber trotzdem gelegentlich Stierkämpfe in Pontevedra oder Sevilla besuche. Er selbst spricht sich für die Freiheit aus: "Man kann keinen verpflichten zu Stierkämpfen zu gehen, aber genauso wenig kann man diese verbieten". Schliesslich findet sich die Förderung der Verbreitung der Tauromaquía als Kulturerbe und Teil der spanischen Tradition im Wahlprogramm der Partido Popular wieder (*2). 


Eine nationale Auszeichnung für die Tauromachie

Ángeles Gónzález-Sinde Reig
Und das Leiden der Gegner geht weiter. Noch bevor es zum grossen Rededuell der Spitzenkandidaten kam, verkündetedie die spanische Kulturministerin Ángeles González-Sinde die Einführung einer neuen staatlichen Auszeichnung. Die Premio Nacional de Tauromaquia (*3). Seitdem die Tauromachie im Juli diesen Jahres dem Ministerium für Kultur unterstellt worden ist (*4), versteht sich die Stierkämpferkunst ofiziell als eine artistische Disziplin. Es sei nur eine logische Konsequenz, "die Personen oder Einrichtungen auszuzeichnen, die sich durch ihren Einsatz hervorgetan haben, um sich für die Verbreitung der kulturellen Werte der Tauromachie einzusetzen", so die Kulturministerin.

Dotiert mit 30.000 Euros übertrifft diese staatliche Auszeichnung alle Prämien für Literaturpreise, welche lediglich eine Zuwendung von 20.000 Euros erhalten. Die katalanische Tageszeitung La Vanguardia ist entsetzt (*5). Wie kann der Staat etwas auszeichnen, was von einzelnen Regionen (die kanarischen Inseln und Katalonien) verboten worden ist? Fassunglos nehmen sie zur Kenntnis, dass von nun an, toreros, ganaderos, empresarios taurinos etc. höher prämiert werden als die Werke von Schriftstellern, Geschichtsprofessoren oder Journalisten. Die Tauromachie wurde auf die Ebene der Schönen Künste, des Theaters und der Musik gestellt; alles Elemente die wir am tarde de toros, im sol y sombra und beim Erklingen des paso dobles  erleben können.

Wie auch immer die Wahl ausgehen wird, der Gewinner steht schon jetzt fest:  

La Fiesta Nacional. 


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Anmerkungen:
(*1) Interview mit der Chefredakteurin der Nachrichten von Antena 3 Gloria Loman mit einer Einschaltquote von 11,5 Prozent.
(*2) Fomentar la difusión de la tauromaquia como patrimono cultural y traditional español. 
(*3) BOLETÍN OFICIAL DEL ESTADO,  Núm. 269, Sec. III., Pág. 116575, 8/11/2011
(*4) BOLETÍN OFICIAL DEL ESTADO, Núm. 209, Sec. I, Pág. 94912
(*5) "La última estocada de Sinde" von Albert Lladó, La Vanguardia, 9/11/201