Donnerstag, 18. April 2013

Die Stiere in Picassos Lebenswerk

Viele behaupten, dass der spanische Maler und Bildhauer Pablo Picasso gar nicht so viel mit den Stieren zu tun hatte. Stimmt das?
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von Philip de Málaga


Im gestrigen Beitrag mit dem Titel Der kleine Picasso und die Stiere wurde erwähnt, dass er schon sehr früh von seinem Vater an die toros herangeführt worden ist. Und zehn Jahre nach seiner Geburt zieht seine Familie mit ihm nach La Coruña (Galicien), wo sein Vater als Professor in der Schule der schönen Künste tätig wurde. Für viele stellte sich daher die Vermutung ein, dass dieser Abzug doch auch als ein Ende des Interesses des jungen Picasso an den Stieren zu interpretieren sei, von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen. Doch wer einen Blick in sein Leben wirft, wird etwas ganz anderes erkennen:

1892: Corrida de toros y palomas
1889:  Erstes Ölgemälde mit dem Titel "El pequeño picador amarillo". Picasso war gerade mal neun Jahre alt.

1892:  Erste Zeichnung die er der fiesta taurina widmete: "Corrida de toros y palomas"

1896:  Kehrt er nach Málaga zurück um verschiedene Ölgemälde von den toros anzufertigen. Im selben Jahr entstand auch in Barcelona das Ölgemälde "Corrida de toros". 

1900: Escena taurina
1900: Zur Jahrhundertwende arbeitet Picasso an seinen ersten Stichen: Unter anderem die "Escena taurina", "Apuntes taurino" und "Toreros en la plaza". Auch Ölgemälde wie "Corrida de toros".

1919: In der Alhambra von Granada wird das Theaterstück El sombrero de tres picos aufgeführt, mit der Musik von Manuel de Falla. Picasso gestaltet einige Kostüme mit Bezug auf die mundo de los toros.

1921 bis 1923: Es entstehen Zeichnungen auf Papier und Leinen mit dem Titel "Toro y caballo herido".

1922:  Im Picasso-Museum von Paris wird "La muerte del torero" ausgestellt.

1931: Die erste taurinische Bronzefigur: "Cabeza de toro"

1933: Es entsteht die bekannte Miniserie "La Tauromaquia", bestehend aus 11 Stichen. 
1937: Studie für das Gemälde Guernica,
Cabeza de hombre-toro y ojos

1934: Es entstehen weitere Ölgemälde auf Leinen mit der Thematik "Corrida de toros". Auch Ölgemälde wie "Corrida - la muerte del torero". In diesem Jahre begann Picasso die toros teilweise durch Frauen zu ersetzen.

1935: Er setzt die Frauen-Gemälde zur tauromaquia fort, unter anderem "Mujer, toro y caballo".

1937: Es entsteht die weltberühmte "Guernica", in welcher auch ein toro ein Rolle spielt. Dafür hat Picasso eine Serie von verschiedenen Studien entworfen.

1938: Der Künstler kreiert verschiedene Werke auf Leinen wie "Naturaleza muerta con vela, paleta y cabeza de toro negro".
1942: Cabeza de toro

1942: Aus Anlass des Todes seines Freundes Julio González entsteht zu dessen Ehrung "Naturaleza muerta con cráneo de toro". Im selben Jahr realisiert er die Skulptur "Cabeza de toro", bestehend aus einem Lenkrad und eines Sitzes eines Fahrrades.

1945 bis 1946: Picasso arbeitet an verschiedenen Lithografien mit dem Thema "El toro".

1947: Konzentriert er seine Arbeit auf thematischen Grafiken "Picador y toro 1" und "Picador y torero en el ruedo"

1950: Picasso lernt den matador de toros Luis Miguel Dominguín kennen. Es entstehen eine Toro y Cabeza de toro".
Reihe von Skulpturen mit Stieren und Stierköpfen, "

1951: In diesem Jahr dreht Robert Picault die Dokumentation "La corrida de Picasso".

1955: Es entstehen weitere recht breite Werke auf Leinen: "Corrida: el torero volteando" und "Corrida: el picador volteando".

1955: Corrida: el torero volteando
1956: "Pase de capa" in ebenfalls auffallend grossem Format.

1957: In diesem Jahr benutzt er verschieden Materialien (Leinen, Zeichnungen und Skulpturen) um sich den toros zu nähern: "Toro", "Toro echado".

1958: Auch im Folgejahr widmet er sich den Leinen "Naturaleza muerta con cabeza de toro" und den Bildhauerkunst zu, "Gran toro" und "Cabeza de cuernos".

1959: La Tauromaquia
1959: Jetzt beginnt Picasso das Thema der "La Tauromaquia" von José Delgado, Pepe Hillo aufzugreifen und er entwirft 26 Illustrationen die sich mit diesem Thema beschäftigen.

1961: Das Buch "Pablo Picasso. Toros y toreros" mit Zeichnungen von Pablo Picasso und Texten von Luis Miguel Dominguín wird veröffentlicht.

1970: In den folgenden Jahren entwirft Picasso drei trajes de luces.

Wie jeder hier erkennen kann, die toros, die mundo de los toros und die tauromaquia haben sehr wohl Pablo Picasso sein ganzes Leben nicht nur begleitet sondern auch geprägt. Er besuchte corridas, toreros zählten zu seinem Freundeskreis, und in seinen Kunstwerken spiegeln sich die Gedanken der Fundamente der klassischen tauromaquia wieder. Eine Gleichung, die sehr wohl aufgeht:


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SIEHE AUCH:
Der kleine Picasso und die Stiere
Zur corrida im Lichteranzug von Pablo Picasso

Die oben aufgeführte Ansammlung von Picassos Tätigkeiten und Werken für die mundo de los toros erhebt keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit. Es soll lediglich hiermit dargestellt werden, inwieweit der Künstler in diesem Thema involviert war.