Sonntag, 20. September 2015

Wenn der Präsident sich selbst ein Oreja gibt

Kurioses aus der Region Extremadura
___________________________________________________________________







von Philip de Málaga


Im September 1927 ereignete sich in der Ortschaft Oliva de Jerez in der Provinz Badajoz etwas höchst Ungewöhnliches. Anlässlich des städtischen Festes wurde eine Mini-novillada organisiert mit lediglich zwei novillos der ganadería Conde de la Corte. Als matador engagierte man den novillero Morenito de Huelva aus dem Süden Andalusiens.


Das festejo taurino begann. Die Dorfgemeinschaft hatte in den improvisierten tendidos Platz genommen, das Trompetensignal ertönte und der erste novillo betrat das ruedo. Doch dann geschah es. Der novillero sah den novillo herein preschen und hatte dermassen viel Angst bekommen, dass er nicht daran dachte den burladero zu verlassen um dem res gegenüber zu treten. Man redete auf ihn ein, aber er weigerte sich beharrlich ins ruedo zu gehen. Lieber gehe er ins Gefängnis als sein Leben als torero bei diesem gefährlichen Tier zu riskieren.

Dann geschah etwas höchst Ungewöhnliches. Denn der presidente war nun gezwungen eine Entscheidung zu treffen, denn einen sobresaliente, also einen Ersatz torero hatten sie nicht parat. So stand der presidente auf, ging in den callejón, nahm dem torero sein Arbeitszeug ab und zum Erstaunen des Publikums betrat er selbst das ruedo um dem novillo gegenüberzutreten. Die Leute in den tendidos waren erst überrascht und schliesslich erstaunt über den Fortgang der novillada. Mit so viel Improvisation hatte keiner gerechnet. Und schnell schlug die Stimmung in Begeisterung um und der neue selbsternannte espada erhielt lauten Applaus von den Rängen. Die lidia gefiel dem Publikum und es forderte als trofeo ein oreja, welchem der torero als presidente selbst zustimmte.