Mittwoch, 16. Dezember 2009

Wäre es eigentlich schlimm …

… wenn es in Katalonien keine Stierkämpfe mehr gebe?
Das es bei der Thematik der Abschaffung von Stierkämpfen in Katalonien nur noch um Politik als um aktiven Tierschutz geht, ist allen bestens bekannt. Doch stellt sich die Frage, im Falle eines Verbotes, wäre es wirklich so schlimm für die tauromaquia? Würde es eine Kettenreaktion auslösen, und die Iberische Halbinsel zu einem stierkampffreien Territorium verurteilen?
Wohl kaum. Auf den Kanaren gibt es ja auch keine toros, und kein Hand kräht danach. Und gerade mal zwei Paar Hände voll an Stierkämpfen auf katalonischem Boden, würden nicht mal die taurinischen Statistiken irgendwie sichtbar beeinflussen. Und überhaupt, welcher aficionado kommt auf die Idee, sich in Barcelona einen Stierkampf anzuschauen, wenn es nicht gerade José Tomás ist?
Der von den antitaurinos herbei gewünschte Dominoeffekt wird sicherlich ausbleiben. Katalonien, oder besser gesagt, ein gewisser Teil der katalanischen Bevölkerung möchte ja von Spanien nicht mehr allzu viel wissen. Und warum soll nun ausgerechtet Spanien, zum Beispiel eine Region wie Andalusien dem katalanischen Beispiel einer abolición de la tauromaquia folgen?
Auf der anderen Seite könnte man mal nachfragen, ob es denn überhaupt Sinn mache, in Barcelona weiterhin corridas de toros zu veranstalten? Ein mögliche Antwort könnte da lauten: Sicherlich, solange es die dazugehörige afición gibt! Das macht in der Tat Sinn, wenn denn diese afición die Stierkampfveranstaltungen auch finanzierbar macht. Und das gerade die plaza de toros in Barcelona fast nur rote Zahlen schreibt, ist gewiss kein Argument für die Erhaltung der tauromaquia in Katalonien.
Und so lässt eines sich sehr wohl erkennen. Ein “Ja” zum Stierkampf trifft die Tierschützer, die antitaurinos weitaus mehr als ein “Nein” die afición.

Donnerstag, 10. Dezember 2009

… weil es so katalanisch ist!

Ab dem 15. Dezember schaut die Welt der afición und der antitaurinos nach Barcelona. Dort wird abgestimmt, wie es um die Zukunft der tauromaquia auf katalanischen Grund und Boden bestellt sein wird. Das es dabei schon lange nicht mehr um Stierkampf geht, sondern viel mehr um katalanisches Nationalbewusstsein, dürfte auch die Welt der Tierschützer erreicht haben.
So werden Randgruppen zu diesem Thema fast nicht bedacht. Da wäre zum Beispiel die Gastronomie, die sich in der Umgebung der plaza de toros der katalanischen Hauptstadt angesiedelt hat. So verkündet Evangelista García, Eigentümer der Bar La Gran Peña: “Los toros nos dan de comer!” Der Stiere geben uns zu essen! Und in der Tat, sobald es anspruchsvolle Stierkämpfe in Barcelona zu sehen gibt, steigen die Umsätze in den anliegenden Gastronomiebetrieben um ein Vielfaches. Evangelista verkauft an so einem Tag die doppelte Fleischmenge. Auch in der Kebabbude nebenan, werden gut 300 Euros mehr umgesetzt.
Wohlgemerkt, es müssen schon anspruchsvolle carteles sein, und nicht solche Spektakel für Touristen. Denn da wird kaum verdient, weiss Maria, die Geschäftsführerin der Bar Edtih (früher “El Toril”) zu erzählen. Da stürmen Gruppen von Touristen die Bar, einer bestellt sich einen Kaffee, die anderen zwanzig stürmen die Toiletten. Wenn dann aber ein Starmatador wie José Tomás auftritt, brummt das Geschäft. Ein meist elegant gekleidetes Publikum hinterlässt viele Euros für kulinarische Köstlichkeiten.
Das hat auch die südspanische Metropole Málaga erkannt.Während der Feria werden Sondergenehmigungen erteilt, um die Kapazität auf den Terrassen der anliegenden Lokale zu erweitern. Denn in den zwei Wochen sorgen 100.000 bis 150.000 zahlungskräftige aficionados für einen vielversprechenden Umsatz.
Doch in Barcelona wollen sie “Nein” sagen zum Stierkampf. Damit lehnen sie auch die taurinische Gastronomie ab. Schon jetzt gibt es die Lokale wie “Sol y Sombra” oder “El Burladero” nicht mehr (beides jetzt Auto- und Motoradwerkstätten). Und plötzliches gewinnt ein anderes Wort an Bedeutung: Emigration. Denn die taurinische Barkultur muss chinesischen rastros weichen. Die asiatische Antwort auf die Hundert-Peseten-Läden. Billiges Plastik und schlechte Imitationen aus dem Reich der Mitte statt spanischem Kulturgut, statt taurinischem Fundamentalismus. Ist es das, was die Bevölkerung aus Barcelona wirklich will? Wahrscheinlich, weil es ja so katalanisch ist...