Montag, 1. April 2013

Und sie sagen keiner geht mehr zu den Stierkämpfen




von Philip de Málaga


Sevilla am Ostersonntag 2013 - No hay billetes - AUSVERKAUFT
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Lleno hasta la bandera
In der ausverkauften Maestranza in der andalusischen Hauptstadt Sevilla zeigte der matador de toros El Juli vor 12.538 Zuschauern, dass er zu den ganz großen toreros der Gegenwart gehört. Mit drei orejas öffnete sich für ihn am Ostersonntag die Puerta del Principe. Eine der wohl größten Ehren, die einem matador zuteilwerden kann.

Die Puerta del Principe öffnet sich für El Juli und fast 13.000 Personen feiern ihn.


Das Baskenland und die Stiere. Geht das überhaupt?

Immer wieder wird gefragt, ob die klassische corrida de toros im Land der Basken überhaupt ihre Rechtfertigung hat
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von Philip de Málaga


Nach Barcelona ist es nun die baskische Stadt San Sebastián die sich gegen die toros aufbegehrt. Immer wieder wird gerne die Behauptung ins Rennen geworfen, die Basken würden ähnlich den Katalanen die corrida ablehnen, weil es zu spanisch sei und sie sich lieber anderen Stierfesten zuwenden würden. Ist es wirklich so? Steht der Baske den toros abweisend gegenüber? Wer ein Blick in die taurinische Vergangenheit von Euskadi wirft wird das Gegenteil erkennen.

In Sevilla bevorzugte man die muleta um den toro zu reizen.
Denn in der Tat kann sich das Baskenland sehr wohl mit der klassischen corrida de toros identifizieren. Mehr noch, sie haben dazu beigetragen. Um dies zu verstehen muss man einen Blick zurück in das 18. Jahrhundert werfen. Also genau zu jener Zeit, wo man begann die Abläufe der corrida in geregelte Bahnen zu lenken, der Geburtsstunde der tauromaquia. Denn noch bevor dieses geschah trafen zwei unterschiedliche Welten des Umganges mit den toros aufeinander. Da war zunächst der Süden Spaniens mit seinen andalusischen Hochburgen in Sevilla und Ronda. Dort bevorzugte man für eine corrida Hilfsmittel wie muleta und capa um mit den toros umzugehen. Im Gegensatz dazu im Norden, mit seinen Hochburgen in Pamplona und Zaragoza, wo man versuchte mit dem Körper, den so genannten recortes die Aufmerksamkeit der toros zu erregen.

Da man aber im Süden begann die corrida zu strukturieren, sie zu organisieren, und nicht wie jene aus dem Norden der Willkürlichkeit der toreros überliess, gewann die corrida de toros nach andalusischem Vorbild immer mehr an Einfluss. Den endgültigen Durchbruch erlangten die Andalusier mit einer feierlichen und klassischen corrida de toros mit den matadores CostillaresPepe Hillo und Pepe Romero, am 17. Juni 1789 zur Thronbesteigung von Karl V. in Madrid.

Aber um dem breiten Publikum in ganz Spanien zu gefallen nahmen die Südländer etwas in ihr Repertoire mit auf, welches seinen Ursprung südlich der Pyrenäen findet, vor allem in Navarra und eben im Baskenland: Das zweite Drittel, das tercio de banderillas. Somit kann man durchaus die Behauptung stehen lassen, das ein Drittel der heutigen corrida ihren Ursprung im Norden hat. 

"Martincho"
"Martincho"
Und es war ein Baske, Martin Barcaiztegui "Martincho", der als einer der berühmtesten toreros mit den banderillas Geschichte geschrieben hat. Seine Art den toros zu begegnen war einzigartig.  Sein übermässigen Mut bezeichnete man als barbarische Tollkühnheit. So beeindruckend, dass sie sogar von Francisco de Goya auf zwei Zeichnungen festgehalten worden sind, wo er unter anderem einen toro auf einem Stuhl sitzend tötet, wobei er in der linken Hand, statt der muleta einen sombrero führte. Die Zeitschrift La Lidia bezeichnete diese estocada als schwierigste durchzuführende suerte de matar. Bisher hat kein anderer matador diese estocada versucht in irgendeiner Form nachzuahmen. Stets suchte "Martincho" noch gefährlichere Herausforderungen. So hat er auch auf einem Tisch stehend den toro empfangen oder nach ein paar Manövern mit der capa sich einfach vor den toro gesetzt. Gerne fasste der auch mal den toro mit der rechten Hand am Horn mit der linken am Schwanz.

Doch kommen wir wieder zurück in die Gegenwart. Die grösste Stadt des Baskenlandes, Bilbao ist mit ihrer plaza de toros Vista Alegre und dem dazu gehörendem gesellschaftlichem Leben neben SevillaMadrid und Valencia mit Sicherheit eine Hochburg der spanischen tauromaquia. Eine Stadt die nicht nur toros darstellt sondern auch Jahr für Jahr die toros erlebt. Neben den corridas begleiten Gesprächsrunden, Ausstellungen, Filmvorführungen, Konzerte und andere kulturelle Events die toros.
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ANMERKUNG: 
Zeichnungen von José de Chaves aus den Jahren 1883 und 1884

Hier die Darstellung von Goya.