Donnerstag, 19. November 2015

Alexandre Dumas und die Stiere





von Alexandre Dumas

Der bekannte französische Schriftsteller Alexandre Dumas der Ältere (1802 bis 1870) erlangte wohl vor allem mit seinen Beststellern Die drei Musketiere und der Graf von Monte Christo zu Weltruhm. Mit der spanischen mundo de los toros hatte ihn eigentlich kaum einer in Verbindung gebracht.
Alexandre Dumas Davy de la Pailleterie
So kam es, dass er als offizieller Hofchronist im Jahr 1843 die verheirateten Paare Königin Isabel II. mit Francisco de Asis de Borbón und ihre Schwester Luisa Fernanda mit dem Herzog von Montpensier in die spanische Hauptstadt Madrid begleitete. Dort wohnte man den "Feierlichkeiten" bei, auf dem bekannten Plaza Mayor aus dem Jahr 1620, wo ein festejo taurino stattfand, bei dem 46 toros getötet worden sind. Und dieses immerhin vor einer beeindruckenden Kulisse, denn der aforo fasste immerhin 50.000 Zuschauer.

Plaza Mayor aus Madrid mit bis zu 50.000 Zuschauern.
Und da sind dem Schriftsteller aus Frankreich ein wenig die Phantasien durchgegangen. Schnell nannten seine Worte eine plaza de toros mit 100.000 Menschen, selbst auf den umliegenden Dächern sassen Leute und Kirchtürme wären besetzt gewesen um dem Schauspiel zu folgen.

An dem Tag sollte der bekannte matador Francisco Montes "Paquirro" antreten,  für diesen Tag der toros engagiert worden ist. Dumas war Gast beim Frühstück des Hauses vom Herzog, wo auch der torero zugegen war:

Francisco Montes "Paquiro"
"Der Schützling des Herzogs war ein armer junger Mann, mit dem Namen Don Federico, von ungefähr dreiundzwanzig Jahren, der es sich nicht ansehen konnte, wie seine liebevolle Mutter und seine Schwester in so elenden Umständen lebten. So meldete er sich als ein torero  weil er mit dem Einsatz seines Lebens sicherstellen wollte, dass es ihnen viel besser ging.

Als man das Frühstück brachte, waren wir lediglich an die sechs bis acht Personen, und zur linken Seite des Herzogs sass sein taurinischer Schützling. Er sah in seinem wirklich sehr altmodischem Kostüm und wirkte wirklich sehr bleich und in sich gekehrt. Essen konnte er fast gar nichts. Für diesen armen Teufel war es wohl so eine Art Henkersmahlzeit. Die Gefahr war allein schon deswegen für ihn so gross, weil er mit den Übungen, die er diesen tag zu zeigen hatte, nicht vertraut war. Denn er hatte in seinem ganzen Leben noch nie auf einem Pferd gesessen und auch keinerlei Erfahrung im Umgang mit der pica

Und dann begann schliesslich das espectáculo taurino auf dem Plaza Mayor und Dumas nahm in der Nähe der königlichen Loge auf dem Balkon des Herzogs seinen Platz ein. Die plaza füllte sich. Und gespannt betrachtete man die Segnung zwischen dem bekannten und seinem Pferd. Doch kaum hatte Don Federico, der Schützling des Herzogs, sein caballo bestiegen, fing dieses an sich beharrlich gegen seine menschliche Last zu wehren. Unerfahren wie der torero war, zog er stark an den Zügeln, statt sie zu lockern, das Pferd sprang hoch, bäumte sich auf und fiel schliesslich rückwärts in den Sand der Arena. Da lagen sie nun beide, das Ross und sein torero. Das Glück war beiden hold. keinem war etwas zugestossen. Also wieder ein neuer Versuch und diesmal gelang es Don Federico besser sein Pferd zu kontrollieren.


Montes mit roter capa
Dann kam ein roter toro durch das toril. Zuerst griff er die alguaciles an, welche jedoch eilig die Flucht ergriffen und davon galoppierten. Nun fasst der torero Federico den Mut sein Pferd Richtung toro zu bewegen. Ein guter Moment, denn dieser, war mit einem im Sand liegenden Hut beschäftigt. Er liess die Zügel ein wenig locker, galoppierte an und als er in Reichweite war, nahm er seine Lanze und warf sie dermassen hart auf den toro, dass diese zerbrach. 

Der toro war geschockt. Blieb stehen, blickte um sich und sah dann Don Federico mit seinem caballo, den er unverzüglich und mit voller Gewalt angriff. Der Reiter hatte keine Möglichkeit dieser kommenden Gefahr auszuweichen. Und so erwischte der Stier das Pferd und beförderte es mit seiner menschlichen Last zu Boden. Das Publikum schrie auf, sah den torero schon verloren dem Tode ausgesetzt.

Doch plötzlich stand er da. Mit bewundernswertem Mut tauchte am Halse des Pferdes der matador Francisco Montes auf und stellte sich mit einer roten capa zwischen dem toro und dem auf dem Boden liegenden torero Federico in Position um den angreifenden Stier abzulenken.

Die rote Farbe des Tuches reizte den toro und er liess sich davon täuschen und dann erfreuten wir uns an einem wunderbaren Schauspiel, wo der matador Montes, mit einem seidenen Mantel bewaffnet, eine ganze Weile mit dem toro es verstand zu spielen und herrliche Manöver zeigte."

_______________________________________________________

Anmerkung von SfA:

Dumas unterlag hier dem Irrtum, dass der toro besonders auf die Farbe rot reagiere. Dass das Tier lediglich schwarz/weiss sein Umfeld aufnahm, und vorwiegend auf die Bewegungen reagierte war ih wohl noch nicht so bekannt.

Quellennachweis:

Nach Spanien und Nordafrika, Alexandre Dumas