Freitag, 11. Dezember 2015

Stierkämpfe auf den Philippinen

Und es gab sie wirklich, Stierkämpfe im Pazifik
Schon seit 1619 begegnete man in Manila den Stieren
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von Philip de Málaga


Zugegeben, wer an die Inseln im Pazifik denkt, verbindet diese eigentlich nicht gleich unbedingt mit der mundo de los toros. Aber es entspricht der Wahrheit, welche vor allem von der Marinearchäologie herausgefunden worden ist. Festejos taurinos wurden in der Tat auf den Philippinen veranstaltet.


Ein ersten Ansatz dafür findet man in den Geschichtsbüchern. Denn immerhin waren die Philippinen die am weitesten entfernte Kolonie Spaniens. Und zwar von 1565 bis 1898. Da kann man schon mal auf die Idee kommen, dass die Spanier einen Teil ihrer iberischen Kultur auf diesem Inselarchipel einführten wie zum Beispiel die festejos taurinos. Doch was dort genau so stattfand lässt sich schwer nachvollziehen. Da gab es auf den Inseln zunächst mal keine toros. Wo kamen die her? Wie die konservative Tageszeitung aus Spanien ABC im Mai 2013 publizierte, ist der "philippinische toro" wohl das Ergebnis einer Mischung von mexikanischen und chinesischen Tieren, welche beide auf dem Seeweg im Bug der Segelschiffe dorthin gelangten. Manila bildete oft die Brücke von Asien nach Amerika. So gelang es, auf den Philippinen toros zu züchten, aber von auffallend kleiner Grösse. Auch nicht besonders bravo waren diese Tiere und manchmal alles andere als angriffsfreudig. Man sprach sogar von "faulen und bequemen Stieren".

Wie es aber dann zu den fiestas kam ist weitgehend unbekannt. Im Indienarchiv von Sevilla findet sich ein Dokument, welches ein festejo taurino im Vorort Paco der Hauptstadt Manila im Jahr 1619 dokumentiert, anlässlich der lokalen fiesta der Unbefleckten Empfängnis. Mehr weiss man darüber nicht, ausser der Erkenntnis, dass die Idee mit den toros wohl aus China rübergekommen sei, als eben jene Tiere dorthin transportiert worden sind.

Aber es gab sie definitiv die toros auf den Philippinen. Mehr noch, sogar plaza de toros entstanden nach spanischem Vorbild, wie man auf folgendem Photo sehen kann, welches Ende des 19. Jahrhunderts entstanden ist. Keine Frage, eine richtige plaza de toros mit ihren tendidos um das runde ruedo, einem Rang und einem callejón. Aber wer einen genauen Blick auf die Photographie wirft, wird erkennen, dass es keine burladeros gab; wahrscheinlich irgendwo eine puerta, denn irgendwie muss ja auch der toro in das ruedo gelangt sein.


Über die toreros weiss man gar nichts. Nicht mal ein Name ist bekannt. Vorerst vermutete man chinesische toreros am letztendlich handelte es sich wohl um Philippinen selbst. Sie müssen wohl sehr mutig gewesen sein, und fielen bei ihrem toreo mehr durch ihre Kühnheit als die arte del toreo auf.


Spanien sandte 1884 den jungen Politiker, Historiker und Journalisten Don Wenceslas Emilio Retana y Gamboa (1862 - 1924) zu den Inseln. Seine Hauptaufgabe bestand darin, in der Verwaltung die Entwicklung dieser Kolonie voranzutreiben. Auch sollte und wollte er auch herausfinden, wie es um die toros steht. Als er dort ankam konnte er weder festejos taurinos noch plaza de toros entdecken. Retana interessierte sich aber für die toros. So begann er nachzuforschen. Er hatte sogar vor die fiesta taurina, aber diesmal mit richtigen toros bravos erneut zum Leben zu erwecken, was ihm aber nicht gelang. Von ihm stammt auch das bescheidene Wissen, dass wir heute über die toros und toreros auf den Philippinen haben, welches er selbst in einem kleinen Büchlein zusammengefasst hat, welches 1896 veröffentlicht worden ist.

Wie auch immer, mit dem Abzug der Spanier im Jahr 1898 verschwand letztendlich auch die Tradition der tauromaquia vollkommen von den Inseln und ist heute vollkommen in Vergessenheit geraten.
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Quellennachweise:

Toros en la bodega de carga, Verónica Walker Vadillo, ABC, Madrid 20. Mai 2013
Una joya bibliográfica - Fiesta de toros en Filipinas, Taurología.com
Tarde de toros en Manila, Video bei You Tube