Sonntag, 30. Oktober 2011

Es ist Zeit für die Stiere

Während man in anderen Gebieten über das Für und Wieder der tauromaquia sich streitet geht die südspanische Metropole Málaga still und heimlich ihren taurinischen Weg. Anlässlich ihres 175. Jubiläums veranstaltete die Diputación de Málaga una semana taurina. Eine Woche lang wurde sich mit der tauromaquia auseinandergesetzt und im Mittelpunkt stand ein runder Tisch mit Persönlichkeiten aus Kultur und der Welt der Stiere, eine praktische Vorführung der Stierkampfschüler aus Málaga mitten auf dem Plaza de la Constitución und eine Ausstellung mit Photographien von Pablo Cobas.

Das besondere an dieser Ausstellung Tiempo de Tauromaquia war ohne Frage der Ort. Nicht in einem Museum, in keiner Gallerie, und auch nicht in irgendeiner Bar. Man wählte die Fassade eines Gebäudes im Herzen von Málaga, direkt am Plaza de la Constituciön. Zu sehen sind Momente der arte del toreo, der Stierkämpferkunst. Zehn überdimensionale Schwarz-Weiss-Photos erfreuen die Augen der flanierenden Herrschaften auf der noblen Calle Marques de Larios.


Der sechsundzwanzigjährige Pablo Cobas aus Málaga ist kein Unbekannter. Zahlreiche Ausstellungen, viele Preise und gerade in diesem Jahr gewann er den "III. Fotowettbewerb der Semana Santa".


Webauftritt des Künstlers: Pablo Cobas Fotografía

Siehe auch:

Sonntag, 23. Oktober 2011

Antoñete, Tod am Nachmittag

Sonntag in Andalusien. Es ist noch früh am Morgen. Nur wenige Kreaturen zeigen sich im Strassenbild. Die letzten Gestalten der Nacht, die ersten Kirchgänger, die Taxifahrer, Bäcker und die Zeitungshändler, welche die jüngsten Exemplare der Presse sorgfältig vor ihrem Stand ausbreiten. Neben dem Kantersieg von Real Madrid wissen die Medien auch vom Tod zu berichten. Vom Tod am Nachmittag. Nicht im ruedo, sondern in einem Krankenhaus in Madrid.
Der Himmel ist schwarz. Es donnert und grollt, helle Blitze erleuchten schmerzend die Silhouette der Altstadt von Málaga. Es regnet in grossen Tropfen. Der Himmel weint und Spanien trauert. 

Nichttaurinos werden von ihm kaum gehört haben, aber diejenigen, die sich zur afición bekennen, wissen sehr wohl, warum die taurinischen Flaggen auf Halbmast hängen. Antonio Chanel Albadalejo "Antoñete" hat gestern der Welt Lebewohl gesagt. Nicht die toros haben ihn besiegt, nein, der Tabak und die Einsamkeit gaben dem Leben eines der grossen toreros ein jehes Ende. Wer als Neuaficionado das Glück hatte Antoñete in Aktion zu sehen, der kam in den Genuss der Tauromaquia noch einmal die Hand zu schütteln, so wie man sie Anfang Mitte des letzten Jahrhunderts kannte. Die grossen Juan Belmonte und Manolete lassen grüssen.

Antoñete, ein Mythos der Tauromaquia, eine Legende aus der Welt des Stierkampfes. Der Geschmack des guten toreos. Sein klassischer Stil mit den Stieren zu kämpfen, seine persönliche Art im Umgang mit der Tauromaquia lassen ihn als Teil der taurinischen Geschichte erleuchten. Für immer und unvergesslich.

Für den kolumbianischen matador de toros Cesár Rincón war er Idol und Vorbild. Und mit Erfolg. Im Jahr 1991 konnte man in der Presse lesen, Cesár Rincón in Madrid kämpfen zu sehen, ist wie Gott etwas zu fragen und er antwortet dir. Ein Mythos lebt weiter.

Wer kennt ihn nicht? Atrevido, den weissen Stier. 15. Mai 1966, das war keine faena, das war eine Simphonie. Unvergessliches Delirium in der grössten Plaza de toros von Europa. Las Ventas, seine Plaza de toros, hier ist er, hier war er zuhause.


Kein anderer hat es verstanden wie er die Geometrie des toreos umzusetzen, kaum einer konnte mit der Distanz zum toro so umgehen wie er. Seine Manöver waren durch und durch geplant, bis in das kleinste Detail durchdacht, er beherrschte das Terrain. Das toreo war für ihn wie eine taurinische Gleichung die er meisterte. Gewiss, sein Stil mag für einige wenige etwas altmodisch gewesen sein, der Vergangenheit angehörend und vielleicht auch zu schlicht, aber stets elegant, majestätisch, klug und überlegen.

Antoñete, descanse en paz.

Mittwoch, 12. Oktober 2011

Die heilige Verónica

Es ist wohl das bekannteste und in der Regel auch eines der ersten Manöver die ein matador mit dem toro vollführt. Dabei tritt der torero dem Stier mit der capa entgegen. Bei der capa handelt es sich um einen zweifarbigen Cape, einem außen rosa farbenen und innen gelben Umhang, der normalerweise mit beiden Händen gehalten und geführt wird. Der Name capa wird von capote abgeleitet und im Cossío, dem spanischen Brockhaus für Stierkampf findet sich die Erklärung: Instrumento de torear ... para burlar y torear al toro. Ein Instrument des Stierkampfes um den Stier zu täuschen und um mit dem Stier zu arbeiten. Wobei das Wort torear absolut vielseitig übersetzt werden kann. Denn neben mit dem Stier zu kämpfen, steht es für provozieren, belästigen aber auch verspotten. Im besagten COSSÍO verweisst man erst einmal auf ein anderes Wort: Lidear los toros en la plaza. Und schliesslich: Acción de dar al toro lidia. Also eine Tätigkeit mit dem Stier im Rahmen einer lidia, der Gesamtheit aller auszuführenden Figuren.mit einem toro während eines Stierkampfes.

Und was hat das bis jetzt mit der Heiligen Verónica zu tun? Wenn ein toro das Rund einer Plaza de toros betritt, wird er meistens vom matador mit einer Serie von veronicas empfangen. Dabei hält der torero die capa mit beiden Händen frontal zum toro und versucht ihn zu locken um ihn an sich vorbei führen zu können.
Ein Torero lockt den Stier mit der capa
Der Torero führt den Stier an sich heran
Der Torero führt den Stier an sich vorbei

El Greco: Die Heilige Verónica (um 1580)
Jenes Manöver nennt man verónica. Ein jeder der in irgendeinweise mit dem Stierkampf konfrontiert ist hat diesen Namen schon mal gehört. Nach irgendeiner Heiligen benannt, sei er erzählt man, und die ganz Schlauen wissen sogar etwas von einem Schweisstuch zu berichten. Und es stimmt

Die Figur trägt den Namen nach der Heiligen Veronica, einer angeblichen Jüngerin von Jesu Christi, obwohl nicht sicher ist, ob sie überhaupt existiert hat. Auf seinem Kreuzweg soll sie Jesu ein Schweisstuch mit beiden Händen in der Art gereicht haben, wie eben jenes Manöver der toreros ausgeführt wird. So zumindest stellt es sich in zahlreichen Kunstwerken dar.

"Costillares"
Die Erfindung des Manöver der verónica wird Joaquín Rodríguez, bekannt unter dem Namen Costillares (1746 - 1799), zugeschrieben. Überhaupt war er der erste torero der begann mit capa und muleta die ersten kunstvollen Manöver zu vollführen. Die Namensgebung ist aber von José Degado "Pepe Hillo" (1754 - 1801) erfolgt, der diese Figur in seiner Tauromaquia von 1796 erstmals schriftlich festhält.



Der spanische matador Enrique Ponce in Mexiko mit einigen verónicas:
 

Abschließend sei festgestellt, dass sich die verónica selbstverständlich auch in ein Verb konvertieren lässt, veroniquear: Regaterín tuvo una gran tarde, hasta como torero, pues veroniqueó superiormente.

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Quellennachweise:
  • COSSIO, Band 1, Espasa Calpe S.A., 2007
  • CINCO LUSTROS DEL TOREO, José D. De Quijano (Don Quijote), Ediciones de "La Fiesta Brava" Barcelona 1933
  • EL ARTE DE TOREAR, José Delgado "Pepe Hillo", 1796:
Pepe Hillo
“La Verónica: Esta es la que se hace de cara al Toro , situandose el Diestro en la rectitud de su terreno . Es la mas lucida , y segura que se executa ; y sus reglas son áproporcion de los Toros . El Franco ,Boyante , Sencillo ó Claro que todo es uno, se debe dexar venir por su terreno, y quando llegue á jurisdiccion cargarle la Suerte y sacarla , y hasta este acto , parará el Diestro los pies para lograr echarle quantas suertes quiera, procurando siempre que quede la Res derecha y no atravesada . Si estos Toros tienen muchas piernas deberá el Diestro situarse á bastante distancia ,a la Suerte, porque siempre pueden rematarla , pero sí carecen de ellas se han de citar sobre corto ,de forma que rematen y hagan suerte; y si no ,sucede muy de continuo que se quedan por falta de piernas antes de llegar á el engaño , o en el centro, y entonces puede peligrar el Diestro”


Montag, 3. Oktober 2011

Basketball und die Stiere

adidas Werbespot 2011
Wieder einmal wirbt der deutsche Sportartikel-Hersteller adidas mit Stierkampf für seine Produkte. Pate dabei ist der US-amerikanische Basketballspieler Derrick Martell Rose und gedreht wurde in der grössten Stierkampfarena von Europa. In Las Ventas von Madrid.