Montag, 30. September 2013

Sevilla: Ausverkauftes silencio



von Philip de Málaga
(Foto: mundotoro)


Die maestros Morante de la Puebla, El Juli und Alejandro Talante 
präsentieren sich in der andalusischen Hauptstadt
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Die meisten kamen nur um ihn zu sehen. Den torero des Jahres. Morante de la Puebla. El Juli und Alejandro Talavante eine luxuriöse Beigabe. Kaum ein torero artista hat es bisher dermassen geschafft die Massen dermassen anzuziehen. No hay billetes. Ausverkauft ist die La Real Maestranza von Sevilla. Knapp 13.000 Zuschauer füllen die tendidos. Alle Blicke richten sich nach oben, alle hoffen, das ein Regenschauer diesem espectáculo taurino keine Ende bereiten wird. Zu Beginn nieselt es ein wenig.

Der erste toro, Fantasía, 532 Kilo ist zwar folgsam doch recht schwach in den Beinen. Morante beginnt damit, was er am besten kann. Mit den verónicas. Im tercio de varas platziert er den toro weit weg vom picador und dieser greift auch an, aber die Attacke war wohl eher als bescheiden anzusehen. Die überzeugend platzierten banderillas. im zweiten Drittel waren auch schon der letzte Höhepunkt. Es war kein toro für Morante. Silencio

Morante de la Puebla, es sollte der krönende Abschluss einer Saison werden, doch es war nicht sein Tag.
Chorrada, der Unfug, der Blödsinn wog 503 Kilo. Ein toro ziemlich serio und der matador de toros El Juli empfing in mit geschlossenen Beinen und einer Serie von verónicas, welche er mit einer wunderbaren media verónica beendete. Im tercio de varas zeigte der toro wenig Energie. Auch im letzten Drittel gab der toro dem matador wenig Möglichkeiten zu glänzen. Weder rechts noch links gelang es dem maestro komplette Manöver durchzuführen. Hinzu kam der störenden Effekt von aufkommendem Wind. Wieder ein silencio.

El Juli musste die muleta auffallend tief führen.
Wenn ein toro den Namen Trágico trägt könnte man schon ein nicht so gutes Vorzeichen deuten. Mit 540 Kilo ein grosses Exemplar. Serio und astifino greift er an, dem matador Alejandro Talavante gelingen einige verónicas und eine wunderbare media verónica, die von den tendidos besonders applaudiert wurde. Nach dem ersten puyazo verhielt sich der toro vollkommen gelähmt. Kaum eine Bewegung war zu ersehen, keine Reaktion ersichtlich, das Publikum protestierte und es war nur noch eine Frage der Zeit, dass der presidente das grüne Tuch zeigte um damit des Austausch des toros in die Wege zu leiden. Trágico wurde seinem Namen gerecht.

Alejandro Talavante
Descorchado mit seinen 436 Kilo war von Beginn an nicht recht angriffslustig aber schliesslich doch folgsam. Und im tercio de varas verstand es Talavante bei den quites mit der capa durchaus zu überzeugen. Im letzten Drittel kam endlich die Emotion ins ruedo. Der matador konnte mit der Arbeit seiner muleta überzeugen. Herrliche derechazos mit der Rechten, traumhafte naturales mit der Linken aber mit diesem toro beherrschte er definitiv mehr die muletazos largos auf der rechten Seite. Einfach nur herrlich anzusehen, ein Hauch von duende erreichte endlich mal die tendidos. Mit einer estocada entera rundet er es ab, ab zu wenig Publikum forderte das oreja.

Alejandro Talavante konnte gerade noch die Katastrophe vom zweiten 6 silencios 6 verhindern.

Nun kam der zweite Auftritt von Morante. Doch der 565 Kilo schwere Espanto, übersetzt soviel wie das Grauen und Entsetzen, dachte gar nicht daran, dem matador Folge zu leisten. Schwach im Angriff forderten einige im Publikum den Wechsel des toros, was beim presidente auf taube Ohren stiess und er schnell das tercio de varas beendete. Mit der muleta versuchte Morante noch einiges aus dem toro zu holen, vergeblich, er war einfach zu schwach und so griff er relativ schnell zum espada und mit einer estocada, welche lediglich ein Viertel eingedrungen ist, beendet er das Grauen. Silencio. Enttäuschung macht sich in den tendidos breit. Man hatte definitiv mehr erwartet.

Auch wenn es nicht sein Tag war, mit seiner media verónica konnte er schon immer überzeugen.
Mit dem schon christlichen Namen Luterano (Parladé) betreten 536 Kilo die Bühne. Anfangs schien er angriffsfreudiger als seine Vorgänger, doch nach dem ersten puyazo war auch diesem ein Ende gesetzt. Glänzen konnte hier lediglich Morante mit einer quite. El Juli gelang es fast gar nicht den toro aus seiner defensiven Stellung herauszulocken Und so findet mit einer estocada corta auch dieses Kapitel ein enttäuschendes Ende. Ein weiteres silencio.

Mit geschlossenen Beinen führt El Juli mit viel temple auf auffallend tief eine verónica durch.
Der letzte toro war mit 565 Kilo wieder ein ordentlicher Brocken. Lingotazo, ebenfalls aus der Zucht von Parladé war serio, beweglich und Alejandro Talavante gelangen einige schöne verónicas, chicuelinas und abschliessend eine media verónica. Erneut leider eine schwache Vorstellung im tercio de varas nur Morante konnte sich mit lediglich einer media verónica noch einmal bei Publikum für seine schwache Leistung rechtfertigen. Der matador widmet den toro dem Publikum und obwohl ihm einige Manöver gelingen, der toro baut von immer mehr aber, zieht sich zurück, und schmeisst schliesslich beim Passieren der muleta den Kopf nach oben. Die corrida endet mit dem, womit sie begonnen hat. Einem silencio.

Alejandro Talavante mit einer verónica
Fazit: Die Feria von San Miguel in Sevilla hat mit seinen vier corridas ganze siebzehn silencios gegeben. Statistisch gesehen über 90 Prozent. Eine durchaus bescheidene Bilanz. Vor allem der Sonntag, die grosse Enttäuschung, hat man doch einiges erwartet, allein schon das No hay billetes zeigt auf, wie gross dass Interesse war. Hasta la bandera, da hätten ganaderos wie toreros doch ein wenig mehr zeigen können.
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Real Maestranza de Sevilla
No hay billetes  Ausverkauft, 12.538 Zuschauer
Toros von Juan Pedro Domecq (1-4) und Parladé (5+6)
Morante de la Pueblasilencio und silencio
El Julisilencio und silencio
Alejandro Talavante - ovación und silencio

Sonntag, 29. September 2013

Über die Notwendigkeit des Todes im Leben


Ein Zitat von
Rainer Bischof


Die fiesta de toros ist das letzte mystische Schauspiel des Todes in der europäischen Kultur. Das versteht sich als eindeutiges Bekenntnis des Wissenschaftlers und Künstlers aus Wien.


"Im Ablauf der corrida ist die Darstellung des Lebens im Tode und die Notwendigkeit des Todes im Leben dargestellt. Mehr noch: Es ist die umfassendste Darstellung des Lebens im Sinne des Theaters. Für jeden aficionado geschieht dies auf dem Boden der Kunst - es un arte de torear. Die corrida ist somit auch eine Entwicklung und Resultat in Richtung Humanisierung und Ästhetisierung theatralischer Lebensumstände der Menschen, dargestellt in einem Opferritual."

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Quellennachweis:
Heilige Hochzeit, Rainer Bischoff
Böhlau Verlag, Wien, Köln, Weimar, 2006

Samstag, 28. September 2013

Sevilla: 6 silencios 6




von Colin Ernst


Schlechter kann eine feria taurina kaum beginnen
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Wie soll man das mano a mano zwischen Nazaré und Fortes beschreiben, wie soll man so eine corrida beschreiben? Im spanischen fällt es mir leicht: Falta fuerza, falta transmision, falta chispa (falta = es fehlt an). Gleich der erste Stier wurde zurück in den corral geschickt, zu schwach… Schon beim Betrachten der toros im corral fiel mir auf, das sie schwach bemuskelt waren. Dies, zusammen mit Fettansätzen, macht die Tiere nicht besser. Zwei toros gefielen mir in ihrer Art, aufmerksam verfolgten sie das Geschehen um sich herum und reagierten. Und genau das taten sie später auch im ruedo. Alle toros der dehesa waren im ersten tercio noch frisch, galoppierten munter ihren Herausforderern entgegen. Doch schon die kleinste Prüfung, ließ sie schwächeln, zu tiefe muletazos konnten die Meisten nicht durchhalten. Hier mussten die beiden toreros ihr ganzes Wissen zitieren um ein halbwegs gutes Bild abzugeben. Antonio Nazaré, Sohn der Stadt, versuchte durch saubere, technisch gute faena zu überzeugen. Doch weder toro noch torero konnten die tendidos erreichen.
Porta gayola  von Antonio Nazaré vor doch leeren Rängen (Foto: mundotoro)
Ohnehin ein launischer Nachmittag, die plaza nur ein Drittel voll, zwischendurch regnete es, das Publikum wenig animiert. Kaum stimmte es das heisere „bién“ an, war auch schon wieder silencio angesagt, denn die toros waren mangels Kraft, auf Verschnaufpausen angewiesen. Dies zerstört jegliche flüssige faena. Beide toreros schonten die toros wo sie konnten. Wie gern hätte Jímenez Fortes mit der capa geglänzt, empfing er doch alle seine Stiere a porta gayola. Die quites wurden zwar nicht verschenkt, aber doch wenig spektakulär ausgeführt. Der torero aus Málaga gefiel mir einen Tick besser, baute er, wenn immer der toro es erlaubte, klassische Elemente ein. Leider waren diese Momente endtäuschend selten. Ein torero soll mit seiner Arbeit den toro verbessern, Defekte beheben und erziehen. Davon war`s gut wie nichts zu sehen, dazu waren die zu wenig kooperativ, durch die fehlende Stärke. Einer von ihnen, welcher Jímenez Fortes kurz auf die Hörner nahm war ein protestón, ständig protestierte er durch hoch stossen des mächtigen Kopfes, verlor so den Anschluss und wurde zusehends saurer und unzufriedener. Mit einer anderen Art des Zitierens, des Lockens und ausreichend Raum lassender faena  hätte man diesen  verbessern können. Eine Trophäe hätte Nazaré mit seinem zweiten toro erbeuten können. Grunete, 536 Kilo, hatte mir schon im corral gefallen und schenkte dem matador ein paar gelungene naturales templados. Schade das er am Ende nicht über genügend Power verfügte. Estocada entera und silencio das Ergebnis, ein oreja wäre bei etwas mehr Enthusiasmus gewiss gewährt worden. Aber das Publikum hatte sich gedanklich schon nach dem zweiten toro verabschiedet, dann noch der Regen… es kam keine Stimmung auf. Der dritte und letzte toro für Fortes, Casablanca, 501 Kilo, castaño, bociblanco, war ein schicker Kerl, der anfangs auch recht frisch und ehrlich angriff, leider waren auch seine Kräfte rasch verbraucht. Das enttäuschte Publikum verließ die tendidos noch während des Schauspiels.  6 Silencios 6 betitelte ein spanischer Journalist die corrida. Glanzloses Ergebnis für eine so wichtige feria in Sevilla. Der ganadero hat mich enttäuscht, die toros waren physisch nicht gut vorbereitet. Die toreros haben meine durchwachsene Erwartung erfüllt, die Stärke, das Durchhaltevermögen der Tiere wurde zu hoch eingeschätzt und zahlte es ihnen bei der faena mit der muleta heim. Keiner konnte die Defekte der toros wirklich beheben, von Verbesserung waren sie Meilen entfernt. Kein aficionado der sich mit der Materie auskennt, kann mit so etwas zufrieden sein. 6 Silencios 6 auch von mir.

Wenn das Publikum schweigt




von Philip de Málaga


Wenn man für seine Eintrittskarte nichts zu sehen bekommt
6 silencios 6 !!!!
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Sevilla, ohne Frage einer der Hochburgen des toreos. Der Anspruch des Publikums ist alles andere als bescheiden. Und genauso erwartet man von den toreros, dass sie in der Real Maestranza ihr Bestes geben. Zeigen, dass sie es wert sind, matador genannt zu werden. Auch wenn man weiss, dass nicht jeder torero immer seinen besten Tag hat, oder dass die toros nicht immer den Erwartungen entsprechen, aber irgend etwas sollte doch der zahlende Zuschauer zu sehen bekommen. Doch was man gestern im ruedo von Sevilla gesehen hat, da fehlen einem die Worte. Keine Leben, keine Freude, kein Inhalt, so schrieb man im Portal von mundotoro. Eine glanzlose corrida können wir bei Aplausos lesen. Mit ganzen sechs silencios wurden die matadores abgestraft. Schweigen im Publikum. Gibt es etwas schlimmeres, wenn man als empresario erfahren darf, dass die Zuschauer von der Vorstellung mehr als enttäuscht sind? Wenn sie bereuen, überhaupt einen Cent in diese corrida investiert zu haben. Einen schlechteren Beginn konnte sich die Feria de San Miguel de Sevilla nicht wünschen.
Jímenez Fortes (Foto: mundotoro)

Antonio Nazaré (Foto: mundotoro)

Freitag, 27. September 2013

Über das Konkurrenzdenken beim Stierkampf




von Rainer Bischof


Im Allgemeinen sprechen sich die Österreicher gegen die toros aus. Bei der schriftlichen Erklärung im Jahr 2007 war Österreich das einzige Land Europas. welche sich komplett für ein europaweites Verbot von Stierkämpfen eingesetzt hat. Trotzdem gab es in dieser mitteleuropäischen Republik eine Persönlichkeit aus Wien die es ein wenig anders gesehen hat. Bischoff gilt als einer der angesehensten Komponisten, dessen Leben die Verbindung zwischen Musik und Philosophie reflektiert. Auch er versteht sich als ein aficionado de toros. Über die corrida hat er folgendes geschrieben:

"Die Begriffe Kampf und Konkurrenz gibt es in der corrida nicht. Alle Überlegungen in diese Richtung sind vom Ansatz her falsch. Daher kann sie auch nicht als Sport bezeichnet werden. Weil keine Konkurrenz, keine Gleichwertigkeit im Ausgangspunkt des Wettstreites, eben weil die corrida frei ist von jedem Konkurrenzdenken. Es geht nicht um eine Chance, welche jemand - welches Wesen immer - hat, es geht um die Darstellung des Lebens durch den Tod und die Darstellung des Todes im Leben. Selbst wenn man Leben und Tod als Konkurrenz betrachtet, kann dieser Konkurrenzgedanke nicht für die corrida angewendet werden, weil der Tod immer Sieger ist."

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Quellennachweis:
Heilige Hochzeit, Rainer Bischof
Böhlau Verlag, Wien, Köln, Weimar, 2006

Donnerstag, 26. September 2013

Der Stierkampf rückt dem Kulturgut immer näher




von Philip de Málaga


Alle Gegenanträge die toros zum Kulturgut zu erklären 
wurden heute in Spanien abgelehnt!
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Die ganze mundo taurino blickte heute ins spanische Parlament. Und die Überraschung war eigentlich nicht wirklich gross. Alle fünf Anträge zu verhindern, dass die toros zum spanischen Kulturgut erklärt werden könnten, wurde vom spanischen Parlament eindeutig abgewiesen. Die Versuche, der vorwiegend links orientierten Parteien wurde somit zum Scheitern verurteilt. 
Das spanisch Parlament sagt JA zu den Stieren (Foto: mundotoro)
Die mundo de los toros gehört zu Spanien, und wer das nicht versteht, oder anerkennt hat ein Problem mit Spanien. Kultur bleibt Kultur. Da kann man nicht mal daher herkommen und aus populistischen wie politischen Gründen versuchen diese einfach abzuschaffen. Tierschütz hin, Tierschütz her, gibt es nicht gerade in Sachen Tierschutz andere Prioritäten? Gewiss, nackt in Pamplona zu stehen bringt mehr Popularität als nackt vor einer Massentierhaltung sich aufzubauen. Das ist einer der Gründe, meine Damen und Herren, warum sich gewisse Organisationen dermassen gegen die tauromaquia engagieren. 

Aber gerade die Schriftliche Erklärung aus dem Jahr 2007 hat gezeigt, nur die Hälfte der sogenannten Tierschützer stehen hinter diesen Aktionen der antitaurinos. Mehr brauch man dazu nicht sagen.

Michelito - der jüngste Stierkämpfer der Welt




von Ursula Herzog


Der jüngste torero der Welt arbeitet sich nach oben
befindet sich in Mexiko auf der Bestenliste schon ganz oben
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In seiner ersten temporada als matador de toros stand der junge Michelito Lagravére, mit dem Künstlernamen Michelito an zweiter Stelle im mexikanischen escalafón. Er hatte an 27 corridas teilgenommen und dabei 42 orejas und zwei rabos erhalten.

Michelito wurde am 1. Dezember 1997 in Mérida in Mexiko geboren. Sein Vater war der ehemalige französische matador de toros Michel Lagravére, seine Mutter Mexikanerin. Auch sein Grossvater war schon ebenfalls ein matador de toros, der aus Andalusien stammende Jesús de Fariña. So kann man schon erkennen, dass das Blut eines torero in der Familie lag.  Michelito begann im Alter von fünf Jahren seine Karriere als torero. Und recht erfolgreich. In der temporada 2008/2009 erlangte er als novillero bei 61 novilladas die stolze Ansammlung von 111 orejas, 29 rabos und einem indulto. Da war er gerade mal elf Jahre alt.

Mit elf Jahren gegen elf Stiere (Foto: mundotoro)
Michelito war 2009 im Alter von 12 Jahren in die  internationale Presse gekommen, als er  in Mérida, seinem mexikanischen Geburtsort, sechs erales gegenüberstand. Der junge torero erhielt damals zwei orejas.

(Foto: mundotoro)
Seine alternativa fand am 25. November 2012 (kurz vor seinem 15. Geburtstag) in Mérida statt, wo er sein erstes oreja als matador de toros ergattern konnte. Dabei war niemand geringerer als der berühmte französische maestro Sebastian Castella sein padrino. Noch heute wird diskutiert, wer war es denn nun, der torero der im jüngsten Alter seine Alternative bestritt. Angeblich sollen sechzehn Tage zwischen Michelito und dem matador de toros Luis Miguel Dominguín (1926 - 1996) gelegen haben.

Wird er der nächste Superstar unter den toreros?
Es ist immer wieder die Kritik aufgetaucht, dass hier ein ehrgeiziger Vater seinen Sohn verheize. Vielleicht wollte Michelito aber wirklich von frühester Kindheit an mit den toros kämpfen. Wenn man toreo als Kunst betrachtet, muss man auch akzeptieren, dass es Ausnahmeerscheinungen geben kann ("Monstren", wenn man so will). Es gab und gibt in allen Bereichen der Kunst "die frühe Berufung".

Die junge mexikanische temporada ist der neue Star unter den torero etwas ruhiger angegangen. Mit gerade mal der nicht schlechten Bilanz von 9 festejos taurinos, wobei er 15 orejas und einen rabo erobern konnte, kann die afición trotzdem sicher noch viel von diesem jungen Talent erwarten.

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Quellennachweise:
Michelito, in Terres Taurino, Actualité, vom 27. September 2013
Michelito Lagravere, Encyclopedia des Portal Taurino
Luis Miguel Dominguín, Encyclopedia des Portal Taurino
Michelito, el torero más joven del mundo, sueña con Europa, lainformación.com, vom 27. September 2013

Mittwoch, 25. September 2013

Der Stierkampf ist eine Tragödie




von Orson Welles

Orson Welles mit seinem Freund Antonio Ordoñez
Wie der Schriftsteller Ernest Hemingway war der Schauspieler und Filmregisseur Orson Welles mit dem bekannten matador de toros Antonio Ordoñez  eng befreundet. Beide Amerikaner bekannten sich leidenschaftlich zur tauromaquia und besuchten regelmässig festejos taurinos. Der Regisseur besuchte viele corridas auch in bekannter Begleitung, wie zum Beispiel in Madrid mit dem französischen Schriftsteller, Malers und ebenfalls Regisseurs Jean Cocteau, oder der französischen Chansonsängerin Juliette GrécoOrson Welles verstarb im Herbst 1985 im kalifornischen Los Angeles, aber seine Asche wurde in einem mit Blumen verzierten Brunnen auf der finca seines Freundes Antonio Ordoñez im andalusischen Ronda beigesetzt.

Orson Welles füllte nach eigenen Angaben
mehrere hundert Male die tendidos.
"Der Stierkampf

ist eine Tragödie,

bei dem am Ende

ein Held

wirklich stirbt!"

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Interview mit Orson Welles
in THE SPANISH EARTH, 1937

Dienstag, 24. September 2013

Logroño: Eine andere Sicht




von Colin Ernst


Über Gewinner und Verlierer
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Als ich mir die toros der gestrigen corrida in Logroño ansah, musste ich zugeben, daß sie vielversprechend aussahen. Astifinos, mit schicker Jacke, vom Gebäude her korrekt, ja das sah ganz gut aus. Besonders der burracco gefiel mir, andere nennen es auch ensabanado, diese weiß- gepunktete Fell. Ein Blick auf das cartel und ich zählte schon die Trophäen. Padilla, mindestens zwei, Fandiño ebenfalls und Talavante dürfte eigentlich auch so in diesem Mittel liegen. Es sind Juan PedrosDomecq in Reinkultur, die Favoritenzuchtliene fast aller toreros.

Der erste toro für Padilla war das was ich erwartet hatte, schick präsentiert, anfangs motiviert aber im ganzen etwas emotionslos. Der Präsident verweigerte die vom Publikum geforderte Trophäe, meines Erachtens zu Unrecht.

Der Gewinner des Tages: Ivan Fandiño
Auf Fandiño habe ich diese Saison immer „blind“ gesetzt, er steigert sich von corrida zu corrida  In Logroño haben ihn die Juan-Pedros nicht sehr belästigt, für Triumphe fehlte es an toros.

Der zweite, bunte Stier von Padilla, hat mich nicht enttäuscht, der maestro konnte sein ganzes Können zeigen und Emotion in die tendidos übertragen, dazu braucht es einen Stier und Padilla.

Der Verlierer des Tages: Talavante
Was war los mit Alejandro Talavante?  Kurz gesagt, die toros mochten ihn nicht und er sie auch nicht. Die Chemie stimmte überhaupt nicht. Die toros konnten mit seinem Konzept gar nichts anfangen. Man kann es drehen und wenden, die toros haben versagt, angesichts des toreros, und der torero hat versagt, angesichts der toros. Ein Totalausfall, der vom Publikum entsprechend honoriert wurde. Silencio und bronca, das gab es zuletzt in Las Ventas mit den toros von Victorino Martín. Zufall? Die beiden führenden ganaderías – und Talavante



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Siehe auch:
Logroño: Nur wenige Zuschauer, drei orejas und eine vuelta

Montag, 23. September 2013

Logroño: Nur wenig Zuschauer, drei orejas und eine vuelta




von Philip de Málaga


Iván Fandiño überzeugt mit beiden Stieren
Juan José Padilla gibt eine saubere Leistung ab
Talavante möchte diesen Nachmittag lieber vergessen
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Gerade mal etwas mehr als die Hälfte waren die tendidos besetzt. Etwas mehr als 5.000 Besucher. Da hatte man wohl mehr erwartet. So sehen gab es die Stiere der Zucht Juan Pedro Domecq.

Der matador de toros Juan José Padilla hatte einen toro, Vahído, was für Schwindel steht. Er war recht serio, noble aber auch ein wenig blando und brachte 517 Kilo auf die Waage. Der maestro empfing ihn auf den rodillas, und später mit der muleta gelangen ihm wunderbare Manöver mit temple. Vor allem die naturales hatten es dem Publikum angetan. Doch den toro verliessen zu zügig die Kräfte. Mit einer estocada, nicht ganz so kraftvoll angesetzt verweigerte ihm der presidente ein oreja, obwohl die Mehrheit in den tendidos verlangte. Vuelta al ruedo.

Trágico, der zweite toro brachte 531 Kilo mit ins ruedo. Aber wie der Name versprach sollte es für den matador de toros Iván Fandiño nicht werden. Der Stier zeigte sich höchst angriffslustig. Schon zu Beginn als Fandiño mit wundervollen verónicas begrüsste. Besonders hervorzuheben die ersten quites, also jener Part er den toro vom picador wegführte, wo er herrliche chicuelinas zum Besten gab. Er widmete den Stier dem Publikum und begann eine faena mit viel temple und wo es ihm gelang viel Dominanz über das Tier zu zeigen. Mit tiefgeführter Hand vollführte er einige muletazos largos. Obwohl ihm beim Todesstoss nur eine media estocada gelang, sie war tödlich und der Belohnung gerechtfertigt: Oreja.
Talavante, das war heute nicht sein Tag.
Alles andere als faszinierend war der 505 Kilo schwere Fascinador. Ein toro ziemlich corto und überhaupt mit wenig raza. Alles andere als ein toro noble. Keine Ehre für den ganadero. Und so konnte der matador de toros Alejandro Talavante mit ihm auch nichts anfangen, was man in die tendidos hätte übertragen können. Silencio für beide, für toro und torero.

Bramido mit 512 Kilo (Foto: mundotoro)
Auf den vierten toro de Tages wartet man voller Spannung. War er doch schon wegen seinem Fell in einigen Medien heute vormittag abgelichtet. Bramido, sein Name, das Gebrüll, der Brunftschrei brachten 512 Kilo mit zur corrida. Auch diesen empfing Padilla auf den rodillas mit zwei sehr langen largas cambiadas. Es folgten beeindruckende lances und die emoción erreichte die tendidos. Schliesslich wurden vom matador selbst die banderillas gesetzt, spektakulär wie immer. Auch er widmete den toro dem público und begann auch das letzte tercio begann der torero auf den rodillas, auf den Knien. Padilla wirkte sehr entspannt und vollführte eine ruhige Arbeit mit viel temple, geprägt von muletazos largos. Gegen Ende der faena versuchte der torero durch künstlerische Bewegungen noch ein wenig Eleganz in das Schauspiel zu bringen und tötete dann mit einer media estocadaOreja.

Ein derechazo von Padilla
Mit 534 Kilo betrat Castigado die Szenerie. Kein einfacher toro, sehr beweglich und dachte auch nicht immer daran die capa oder die muleta eben so zu passieren wie man es erwartete. Doch Iván Fandiño zeigte sich höchst professionell, war sich seiner Sache sicher und es gelang ihm ebenfalls diesen toro zu dominieren. So begann er mit viel Geduld den Beginn seiner faena um den toro einfühlsam dem roten Tuch näherzubringen. Mit viel temple gelang es ihm den Stier zu beherrschen, und es gelangen ihm wunderbare Manöver der Langsamkeit, die die tendidos wieder erreichte. Mit einer gelungen estocada erlangte der torero seine zweite trofeoOreja.


Fandiño dominiert den toro
Der mit 552 Kilo schwerste toro, Paparucho, besiegelte den erfolglosen Nachmittag eines Talavante. Es sollte nicht sein Tag sein. Obwohl er versuchte das público anzusprechen, das Tier gab ihm nicht viel Möglichkeiten. Lediglich ein paar quites konnten überzeugen aber als er dann mit der estocada auch noch versagte, kannte man in den tendidos nur eine Reaktion: Bronca.
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Plaza de toros "La Ribera" in Logroño
Toros aus der ganadería Juan Pedro Domecq
Für die matadores de toros
Juan José Padilla - vuelta al ruedooreja
Iván Fandiñoorejaoreja
Alejandro Talavante - silencio, bronca



Paco Ojeda, Litri und El Tato




von Philip de Málaga


Die Altmeister betreten in Frankreich noch einmal das ruedo
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Wie jedes Jahr wird zu Füssen der Burg Beaucaire in der südfranzösischen Region Languedoc-Roussillon eine plaza portátil installiert um am 19. Oktober eine novillada zu veranstalten. Eigentlich nichts ungewöhnliches, würden sich dort nicht auch diestros vergangener Tage ein Stelldichein geben. Unter anderem der 59-jährige Paco Ojeda (Puebla del Río, Sevilla), der wenn überhaupt nur noch als rejoneador aktiv war, der 53-jährige El Mangui (Sanlúcar de Barrameda), der 46-jährige Miguel Báez Litri (Madrid), und der 43-jährige El Tato (Zaragoza). Ergänzt wird das cartel Javier Conde (Málaga) und der Franzose Román Pérez (Arles).

Vor diesem idyllischen Hintergrund in Beaucaire wird eine besondere novillada veranstaltet.
Die 6 novillos 6 kommen von der ganadería José Luis Marca.

Das Besondere an dieser Veranstaltung ist die musikalische Begleitung: Die bekannte Flamenco-Sängerin Estrella Morente wird den Paso Doble bei den faenas ersetzen. Auch der banderillero Paco Peña will mit seiner Stimme dazu beitragen.

(Foto: mundotoro)
Schon gestern Nachmittag trafen sich die maestros auf der ganadería Jandilla wo sie von dem propietario Borja Domecq begrüsst worden sind, um sich wieder in ein wenig Form zu bringen.

Steinbeck: Über mögliche Emotionen bei den Stierenkämpfen




von John Steinbeck

Der amerikanische Autor und Nobelpreisträger wendete sich auch der mundo de los toros zu. Die folgenden Zitate kommen aus einem Bericht, die Steinbeck 1968, also ein Jahr vor seinem Tod veröffentlichte:

John Steinbeck
"Es gibt eine Bestätigung, 
die nur Angelsachsen 
als Sport bezeichnen, 
hassen und aber 
auch herdenweise besuchen. 
Das ist der Stierkampf.

Vom ersten Entsetzen kam ich 
zur sterblichen Schönheit, 
zur Form und Außergewöhnlichere 
einer verónica bis hin zu der faena.

Und ich habe ein paar grossartige 
und wunderbare Dinge 
Der matador de toros Manolete, den
Steinbeck mehr gesehen hat, als sein
amerikanischer Kollege Hemingway.
in den plaza de toros gesehen. 
Aber es gibt davon nur wenige, 
und man muss manchmal 
sehr viele corridas besuchen, 
bis man in den Genuss 
eines wirklich guten Kampfes kommt.

Aber ich nehme an, 
dass die meisten grossartigen Dinge 
in dieser Welt selten sind. 
Wie viele richtig Musikstücke gibt es? 
Wie viel erwähnenswerte Theaterstücke 
und wie viel Topweine?

Ich glaube, ich habe die meisten 
der möglichen Emotionen 
über die tauromaquia erleben können 
und bin so zu der Überzeugung gekommen, 
dass die unvergleichliche Kühnheit 
eines matadores sich auf eine besondere Weise 
auf das Publikum überträgt."
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Ich sah sogar Manolete..., John Steinbeck, 1968

Sonntag, 22. September 2013

Nimes: Eine erfreuliche Überraschung




von Ursula Herzog


Auch ohne José Tomas grosser Besucherandrang in Nimes
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Die feria des Vendanges 2013 war die erste feria ohne den matador de toros José Tomás seit dem Jahr 2010. Trotzdem war der Besuch der Arena ausgezeichnet. Es ist klar, dass die Vendanges 2012 mit dem „en solitario“ von José Tomás alle Rekorde gesprengt hatte. Dennoch war die Zahl der Eintritte 2013 größer als die Zahl der Eintritte 2009 und 2010. 2013 lag sogar nur um 800 Besucher hinter dem Jahr 2011, wo José Tomás auf dem Programm stand.

Plaza de toros in Nimes (Foto: mundotoro)
Diese feria zählt zu den „Top 6“ unter den 34 ferias des Vendanges, die bisher stattgefunden haben.

Wenn die Stiere im Mittelpunkt stehen



von Colin Ernst
(Fotos: mundotoro)


Logroño, der zweite Tag, ein Wettbewerb der Stierzuchten
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Spannung pur in der halb vollen plaza von Logroño, dem coso La Ribera, so zumindest, hatte ich mir die Überschrift gewünscht. Wann hat man schon mal die Gelegenheit, sechs verschiedene ganaderías, die alle auf der gleichen Zuchtbasis züchten, zu sehen. Und mit sechs verschiedenen toreros, von denen einige als Spezialisten bekannt sind. 

Wenn die toros im Mittelpunkt stehen
Misterio, 515 Kilo
Den ersten toro, Misterioso, 515 Kilo schwer, negro (entrepelado, bragado, meano, was heißt er ist schwarz mit weißen Stichelhaaren und weißen Flecken unter dem Bauch) aus der ganadería José Escolar, wurde dem matador de toros Luis Bolivar zugelost. Der Stier erfüllte alle Anforderungen im tercio de varas. Anfangs noch etwas suelto, mit erhobenem Kopf unruhig umherstreifend im Part der banderillas, bot er sich doch im letzten tercio dem matador an. Mit gutem Schwung und schönem Rhythmus ergab er sich seiner Aufgabe. Bolivar konnte besonders über die linke Seite eine schöne, in die Tiefe führende faena herausarbeiten. Ein guter Stier, trotz seiner züchterisch bedingten Eigenarten. Leider hatte der diestro Probleme mit dem Abschluss, was eine Trophäe ausschloss. Ovación für den toro der ganadería José Escolar, silencio für Luis Bolivar. Dieser Misterioso war mein Favorit und hätte die estocada gesessen, wäre ein oreja für Bolivar sicher gewesen. Ich erlaube mir sogar zu sagen, das dieser Stier für zwei Trophäen gut war. Toro bravo!

Pajarito, 468 Kilo
Pajarito, aus der ganadería La Quinta, cárdeno (grau) war mit 468 Kilo der der leichteste in der corrida und der matador de toros Paco Ureña hatte es nicht immer einfach, typisch für diese encaste. Am Pferd machte sich der toro ausnehmend gut, während er bei der faena mit der muleta nicht immer mitspielte. Die teilweise wütenden Attacken ließ der erfahrene Ureña über sich ergehen, sicher führte er den Stier und tötete recibiendo. Auch wenn der Stier etwas soso war,  kommt Unverständnis auf wenn man die Bewertung dieses Paares sieht. Silencio für toro und torero. Ein geiziges Publikum. Paco Ureña hätte sein oreja mehr als verdient, denn der Stier senkte nicht allzu demütig das Haupt, sondern agierte in der Mehrzahl der faena mit halbhohem Kopf. Um dann trotzdem so eine gediegene Vorstellung abzuliefern erfordert es Intelligenz, Wissen und Können. Obendrein das Risiko, recibiendo zu töten, bei solch einem Exemplar … oreja de ley, meines achtens, für diesen bemerkenswerten torero.

Mercedario, 563 Kilo
Mercedario aus der ganadería Flor de Jara, mit 563 Kilos der schwerste toro aus der ganadería Flor de Jara machte es dem Mexikaner Joselito Adame nicht einfach. Wie beinahe alle toros, die auf dieser Basis gezüchtet werden (Santa Coloma-Albaserrada), bestand er die Prüfung des picadores ohne Probleme, allerdings ließ sein Eifer bald nach. Auf der rechten Seite gelangen Adame einige schöne aber kurze muletazos, aber die Chemie schien nicht zu stimmen, was keine Höhepunkte bescherte. Gute estocada.  Silencio für toro und torero  Das Ganze wirkte etwas abgehackt und langweilig. Es wäre ein halbherziges oreja gewesen.

Madrono, 513 Kilo
Madronocárdeno aus der Zucht Adolfo Martín, war der 513 Kilo schwere Gegner von Rubén Pinar. Ein komplizierter Vertreter seiner Zucht. Dieser Stier hinterfragte alles. Dies erfordert große Erfahrung. Auch ließ er sich leicht ablenken, was bei diesen wachen Gesellen typisch ist. Auch Madrono zeigte seine ganze Stärke im tercio de varas  aber es war ersichtlich das Pinar mit diesem Exemplar wenig anzufangen wusste. Jede Wette, ein El Cid hätte ihm ein oreja abgetrotzt. So gab es silencio für beide Protagonisten.

Huesino, 548 Kilo
Huesino, der toro für Antonio Nazaré aus Sevilla, gezüchtet von Ana Romero, bot ein beeindruckendes Schauspiel am Pferd, aber dann war der 548 Kilo Stier auch schon geschafft. Nazaré bot wirklich sein ganzes Können auf, aber es war einfach kein Weg zu finden, den toro zu animieren. Auch dieses Paar wurde durch Schweigen gestraft.

Ein derechazo von Esaú Fernández
Barrabasillo, 527 Kilo
Barrabasillo, 527 Kilo, negro aus der ganadería Juan Luis Fraile war der letzte toro des Nachmittags. Esaú Fernández, der für Martin Escudero einsprang, hatte sich wohl vorgenommen diese Chance zu nutzen. Gestärkt durch die gute Erfahrung mit dem Victorino den er vor kurzem indultiert hat, verstand er es, Tier und Publikum zu berühren. Empfing vertrauensvoll den Fraile Stier mit der porta gayola, auf den Knien vor dem Tor des torils. Esaú Fernández verstand den toro vorzüglich. Nach zwei picotazos des picadores, war Barrabasillos Mütchen etwas gekühlt und der junge torero belohnte ihn mit weichen, nach vorne führenden muletazos, die dem Stier wieder Vertrauen einflößten und so die faena zu einem flüssigen toreo machte. Auch dieser toro trug den Kopf meist hoch erhoben, was die Trophäe, welche das strenge Publikum am Ende gewährte, noch wertvoller macht. Eine Demonstration des „suerte“, denn Esaú Fernández vertrat Escribano, der bestimmt auch gut ausgesehen hätte mit diesem guten Exemplar de Frailschen Zucht. Ein torero der, wie sich zeigt viel Verständnis für diese schwierige encaste hat, sensibel mit dem Stier umzugehen weiß. Und auch kein Risiko scheut, wie er bewiesen hat. En hora buena – Glückwunsch!

Oreja für Esaú Fernández
Fazit: Für aficionados wie mich, die sich sehr für Stiere und deren Zucht interessieren, ein interessanter Event. Für toreistas nicht unbedingt ein künstlerischer Hochgenuss, eher gediegene Arbeit. Aber grade diese Arbeit fordert vom torero ein hohes Maß an Sensibilität, Einfühlungsvermögen Intelligenz, Flexibilität und Konzentration. Nicht jeder torero verfügt über diese Qualitäten, manche machen es sich mit den sogenannten Designerstieren zu einfach. Wenn sie dann mal einem toro bravo gegenüber stehen, geben sie mitunter ein trauriges Bild ab. Die ganaderos, die Züchter dieser speziellen Zuchtlinien, die sich heute präsentierten, dürfen auch ohne großen Applaus zufrieden sein. Was nämlich fehlt, sind toreros  die mit diesen toros umzugehen wissen. Diese Stiere wurden seit Jahrhunderten selektiert, ähnlich wie die Rennpferdezucht. Es ist etwas Besonderes, Erhaltenswertes. Vor allem haben sie trotz aller Selektion durch den Menschen nicht ihre Ursprünglichkeit verloren, ihre Angriffslust und Härte, wie sich besonders im tercio de varas zeigt. Und sie sind intelligenter geworden – sie gehen nicht grundlos auf alles los, sie wägen ab, bevor sie ihren Gegner attackieren. Sie geben nicht demütig auf, nein, die meisten tragen den Kopf hoch, das Maul geschlossen, bis zum Ende. Für mich war der toro der ganadería Escolar der Beste und der Name Esaú Fernández wird in meinem Gedächtnis bleiben.