Mittwoch, 30. April 2014

Ostersonntag in Málaga (2. Teil)

Málaga - Domingo de Resurrección - 20 de Abril de 2014
Mitternacht in der Malagueta und vor Beginn der corrida
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von Torodora Gorges
(Fotos: HJD)


Nur recht wenige Menschen hatten sich schon vor Mitternacht in der plaza eingefunden. Fasziniert schauten wir auf den Oldtimer, der sich vor uns im Dunkel des ruedo abzeichnete und uns mit  ehrwürdiger Eleganz beeindruckte. Das also war der alte Ford, in dem Morante und El Juli morgen  zur plaza fahren würden so wie vor 100 Jahren Belmonte und Joselito. - Zwei junge Männer setzten sich in den Wagen, andere kamen und nutzten die Chance, in das nicht abgeschlossene Auto zu klettern. Für Liebhaber alter Autos sicher ein aufregendes Gefühl;  wir versuchten, daran teilzuhaben.


Fast ebenso aufregend war es dann, um Punkt Mitternacht beim Durchqueren des dunklen Rondells tiefes sonores Muhen und mehrstimmiges Läuten von Kuhglocken zu hören. Irritiert fragte mein Begleiter, ob wir auf der Alm seien. Die cabestros waren selbstverständlich auch schon vor Ort wie die Stiere und machten sich bemerkbar. - Wir schweiften dann noch durch die Gänge der plaza und bewunderten die Kinderbilder.


Inzwischen waren auch noch mehr Besucher zur Fiesta Nocturna eingetroffen. Die Bar war eröffnet. Aber, die Jugend schien woanders zu feiern. Aus der Stierkampfszene waren zwar etliche junge Männer erschienen, ansonsten aber trafen wir auf unsere Altersklasse: engagierte aficionados und aficionadas aus England, Frankreich, Amerika - die gestandene "Internationale der Stierkampfanhänger und -verteidiger", wie ich uns gerne tituliere.


Ein Flamenco-Duo - Gitarre und Cajón - spielte und sang mit großer Ausdruckskraft und ansteckender Begeisterung. Wie lange die beiden Musiker noch durchhielten, ihr Publikum zu faszinieren, weiß ich nicht. Gegen halb Drei verabschiedeten wir uns; da gerade Pause war, wurden wir von den freundlichen Sängern per Handschlag verabschiedet.

Wir registrierten, dass es begonnen hatte zu nieseln.

Ostersonntag - vor Beginn der corrida

Am Morgen regnete es ziemlich stark, es war unfreundlich und kalt. Wir überquerten die Strasse zur plaza. Sofort wurden uns die ersten entradas angeboten. Hatten die Verkäufer sich mit ihren Eintrittskarten verkalkuliert? An den taquillas stand man Schlange unterm Regenschirm. Wir hatten unsere entradas per Internet gekauft. Ich staunte über den Optimismus derer, die angesichts der Wetterlage ihre Zuversicht nicht verloren und jetzt noch Karten kauften.


Der Wetterbericht machte Hoffnung: zwischen 17 und 21 Uhr sollte es eine Regenpause geben. Und tatsächlich liess gegen 16 Uhr der Regen nach, die Sonne schimmerte zeitweise durch die graue Wolkendecke. Es gab zwar immer wieder leichte Schauer, aber die Menschen strömten zur plaza. Die Betriebsamkeit mit den üblichen Vorbereitungen nahm ihren Lauf: Verkauf von Sitzkissen und  auch Regencapes, Getränken, Knabberzeug.

Die Ankunft von Morante und El Juli im Oldtimer beobachteten wir nicht. Die Besucher der inzwischen nahezu ausverkaufte plaza drängten sich. Es schien ratsam, die Plätze in den tendidos rechtzeitig aufzusuchen. Als wir unsere Plätze erreichten, regnete es noch, die Steine waren nass. Regenschirme und dicke Kleidung behinderten uns, eine bequemere Sitzhaltung einzunehmen. Ich dachte voller Sehnsucht an den Sitzkomfort, den uns die Plaza Monumental in Barcelona einst geboten hatte! Hier auf den steinernen Treppen quetschte man sich aneinander in unzuträglichen Sitzpositionen. Wir kamen uns in dieser Situation vor wie arme Büsser, die schon durch die erzwungene unbequeme Körperhaltung ihre Strafe für potentielle Sünden im Umgang mit den Tieren  absassen.


Die areneros waren fleißig damit beschäftigt, den durchnässten Sand im ruedo zu glätten. Die Zeit des offiziellen Beginns, 18 Uhr, war bereits überschritten. Schließlich mussten auch noch die weißen Kreise gezogen werden, was die beiden kräftigen Männer mit großer Präzision unter dem  Beifall des Publikums ausführten.


Die Stimmung war gut, Spannung und Vorfreude breiteten sich aus. Hinter mir versicherte eine Spanierin ihrem Mann: "Wenn Morante kommt, beginnt die Sonne zu scheinen!"   


Fortsetzung folgt

Montag, 28. April 2014

Ostersonntag in Málaga (1. Teil)

Málaga - Domingo de Resurrección - 20 de Abril de 2014
Das große Vorspiel
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von Torodora Gorges
(Fotos: HJD)


Ostern in Málaga! Als ich meinen Flug dorthin buchte, stand das cartel für den Domingo de Resurrección (Ostersonntag) noch nicht fest. Vermutlich war ich nicht die einzige aficionada, die sich - vergebens - einen Auftritt  von José Tomás in der Malagueta erhoffte. 

Da Sevilla von den figuras boykottiert wurde, konnten El Juli und Morante de la Puebla für Málaga gewonnen werden. Für ein "gran mano a mano", "un duelo en la cumbre, cien años después"  wurde seitens der empresa als besondere Attraktion geworben. Erinnerungen wurden geweckt  an die beiden großen toreros des Goldenen Zeitalters der Tauromachie, die vor hundert Jahren in freundschaftlicher Rivalität die Modernisierung des toreo einleiteten: Belmonte und Joselito. 

Die Werbung in der Presse und im Internet war perfekt: Videospots, Fotos/Filmausschnitte, historische Aufnahmen mit Belmonte und Joselito in Parallele zu und aktuelle Interviews mit den zu Kombattanten, Rivalen oder Konkurrenten proklamierten Akteuren. Die Zeitung "Málaga Hoy" machte in ihrer Ausgabe vom 20. April Málaga Resurrección 2014 zum  Epizentrum der Tauromachie. -


Die afición Málagas nahm es mit Gelassenheit. Im Cafe Flor an der plaza wurde über die Qualitäten Morantes und El Julis diskutiert. Ob es ein "No hay billetes" - Ausverkauft! - geben würde, interessierte weniger. Bei den alten Herren an der Theke, unter ihnen ein médico de la enfermería, hatte mein Favorit Morante keine guten Karten. In Málaga, so ihre Meinung, hätte er bisher nie, übermäßig beeindruckenden Leistungen gezeigt. Dennoch war die Atmosphäre freundlich und erwartungsfroh. 
                              
Ab Karfreitag stand Morantes Bus vor der plaza: EL ARTE NO TIENE MIEDO!  


Drinnen gab es eine thematische Ausstellung mit diversen "Devotionalien" zu den beiden historischen toreros Belmonte und Joselito: Paradecapas, alte carteles aus den 10er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts,  und ein Bildschirm, auf dem ein etwa 10 Minuten dauernder alter Film aus Belmontes Glanzzeit gezeigt wurde. Die Exponate stammen zum Teil aus dem Besitz der Familie Sánchez Mejías, Nachkommen des großen Ignacio Sánchez Mejías. -

Man konnte auch Armbänder und T-Shirts kaufen mit dem Slogan des Busses - schließlich war es eine Werbekampagne. Und die sollte sich vor allem an die Jugend richten, um ihr Interesse zum Erhalt der fiesta de toros als Kulturgut zu gewinnen. Auch Kinder im Grundschulalter wurden einbezogen. Die von ihnen gemalten Bilder zum Thema "El arte de torear en la Historia del Arte: de Joselito y Belmonte a El Juli y Morante de la Puebla" wurden in den Gängen der Plaza de Malagueta ausgehängt und konnten schon einen Tag vorher von Schaulustigen besichtigt werden. Angekündigt war auch ein Fotowettbewerb für interessierte Jugendliche am Tag der corrida

Am Ostersamstag, bei blauem Himmel und Sonnenschein, konnte man schon vormittags viel Bewegung vor der plaza beobachten. Entradas wurden gekauft, die Schlangen waren nicht allzu lang, die tendidos aber waren bereits ausverkauft. Am Nachmittag kippte das Wetter um, es gab Sturm und Regenschauer. Aber noch hielt es sich! Trotzdem bangte ich um den folgenden Nachmittag. Würde das große Ereignis ins Wasser fallen, so wie es vergangenes Jahr in Nimes passierte, als Morante auftreten sollte?


Erst einmal aber kam die Nacht vor dem mano a mano der beiden toreros. Angekündigt war eine "fiesta joven" in der plaza de toros, wo man mit neugierigen, an den toros interessierten Jugendlichen rechnete, denen man mit einer nächtlichen Festivität el arte del toreo näher bringen wollte.



Fortsetzung folgt

Sonntag, 20. April 2014

El Juli und Morante in Málaga

Über die Wiederauflage eines Duells zweier maestros
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von Dominik Sachsenheimer 



Das mano-a-mano zwischen El Juli und Morante de la Puebla heute am Ostersonntag in Málaga wird als Wiederauflage des ersten Duells Joselito-Belmonte vor 100 Jahren vermarktet. Hierzu einige Anmerkungen. Die Rivalität zwischen José und Juan, die ausserhalb des Sandes eine Freundschaft war, lässt sich so beschreiben: Joselito war ein begnadeter Athlet, der die damals herrschenden Vorgaben des toreo in Perfektion darbot und Stiere wie kein zweiter beherrschte, während Belmonte als kränkliches Genie die Technik des toreo durch seine Bewegungslosigkeit für immer revolutionierte und dadurch eine vollkommen neue ästhetische Dimension schuf.

Auf den ersten Blick ist die Parallelle 100 Jahre später, Juli als den Beherrscher aller Stiere im Lager Joselitos zu sehen und Morante als genialen Ästheten als Erbe Belmontes, wie auf dem beigefügten cartel als Collage angedeutet. Beide Aussagen sind fraglos richtig, greifen allerdings zu kurz, weil die heutigen Heroen auch sehr viel mit ihrem vermeintlichen historischen Gegenpol verbindet.

Belmonte
 Belmonte ist der Übervater der Dominanz des Stieres mit dem Tuch, weil er sich anders als seine Zeitgenossen nur langsam und mühsam bewegen konnte, also auf perfekte Arbeit mit der muleta angewiesen war. Seither haben unter anderem Manolete, El Cordobés, Paco Ojeda oder El Juli (mit unterschiedlichen Schwerpunkten…) diese Technik des bewegungslosen Mannes mit perfekt getimten Handgelenk verfeinert und jeweils wie Belmonte in Massenmedien für Aufruhr gesorgt (man erinnere sich an das Wortspiel “juligans” für den Zulauf an Teenager-Publikum vor 15 Jahren). Juli ist also in vielerlei Hinsicht die extremste Weiterentwicklung der Belmonte-Prinzipien und seine faena vor einem Jahr in Sevilla ein Paradebeispiel: höchstes Risiko, der Mann ist dem Stier ausgeliefert und lenkt diesen allein mit den Fingerspitzen. Die spezifische Juli-Revolution ist dabei der beinahe im Sand schleifende Handrücken, aficionados schütteln ungläubig staunend den Kopf.

Joselito El Gallo
Ästhetisch ist das allerdings nicht jedermann’s Sache und Morante berührt die Zuschauer auf einer vollkommen anderen Ebene. Dabei bewegt er sich zwischen den pases deutlich mehr als viele seiner heutigen Zeitgenossen, erinnert also eher an den barocken Ansatz des grossen Joselito El Gallo und besitzt wie dieser in seinem Tanz mit dem Tier eine schwer beschreibbare natürliche Eleganz, was sich vom eher hölzernen Belmonte kaum sagen liess. Wie einst Joselito gilt auch Morante als Vertreter der Tradition gegen die neuen Moden dank technischer Revolutionäre. Die ernsthafteren solcher Kritiker wendeten und wenden sich dabei nicht gegen Ausnahmetoreros wie Belmonte oder Juli, sondern streichen lediglich die Bedeutung des Bewährten gegenüber dem reinen Thrill eines bewegungslosen Mannes im Angesicht der Bestie heraus.

El Juli und Morante de la Puebla
 Trotz dieser Bemerkungen wird das “Duell” in Málaga vor allem von den anfangs angesprochenen Gegensätzen geprägt sein: Die machtvolle Dominanz des Juli vs. die romantische Ästhetik Morante’s, lidia vs. Hingabe, Rasse vs. Poesie usw, alles auf Basis eine enger Freundschaft ausserhalb der Arena.

Vor allem aber sind beide Akteure “komplette” matadores: Beide haben schon zu novillero-Tagen in den 90ern alte capa-Figuren in ihr Programm eingebaut und so das erste und zweite tercio an Bedeutung gewinnen lassen. Juli’s Repertoire ist bis heute unerreicht und Morante’s verónicas gelten als die besten seit Antonio Ordoñez. Juli war bis in die Nuller-Jahre ein sehr spektakulärer banderillero und auch Morante hat über die Jahre hinweg immer wieder zu den Stöcken gegriffen. All dies Indizien für die breitere Sicht der lidia beider toreros im Gegensatz zum verbreiteten Fokus auf möglichst aufregende Einzelmomente, obgleich gerade die populärsten Manöver dem Stier oft schaden und für die lidia kontraproduktiv sind. Mithin stellen Morante und Juli trotz unterschiedlicher Schwerpunkte nicht nur als “máximas figuras” sondern gerade wegen ihrer Interpretation der corrida als Gesamtwerk eine tatsächliche Verbindung zu ihren Vorvätern von vor 100 Jahren dar.


Hoffen wir auf einen interessanten Nachmittag, gutes Wetter und vor allem tolle Stiere!

Mittwoch, 9. April 2014

José Tomás trainiert wieder




von Philip de Málaga


Der maestro aus Galapagar befindet sich wohl wieder in guter Form
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Wie verschiedene Medien aus der Welt der tauromaquia berichten trainiert der matador de toros José Tomás wieder in verschiedenen ganaderías und in seiner finca, wie am letzten Dienstag. Seinem neuen Auftritt in Juriquilla (México) scheint wohl nichts mehr im Wege zu stehen, wo er seinen Freund Fernando Ochoa begleiten wird, welcher dort im ruedo sein adios als matador de toros geben wird. Insider wie Freunde berichten, der maestro Tomás befände sich in einer extrem guten Kondition. Nach einem Jahr Pause kann sich afición wieder freuen.

José Tomás, bald wieder in den ruedos (Foto: mundotoro)

Dienstag, 8. April 2014

15 Prozent mehr Besucher in Madrid




von Philip de Málaga


Auch bei der Jugend werden die toros wieder populär
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Wie die empresa der plaza de toros in der spanischen Hauptstadt bekannt gibt sind die Besucherzahlen bei den ersten novilladas im Vergleich zum Vorjahr um 15 Prozent gestiegen. Auffallend dabei die Anzahl der Jugendlichen, wo ein steigendes Interesse bemerkbar ist. Mehr als 700 jugendliche Zuschauer konnte man in den tendidos sehen. Grund für den Mehrbesuch mit Sicherheit auch die neue Preispolitik der empresa. Für Personen unter fünfzehn Jahren war der Eintritt frei. Die meisten der jungen Leute haben so das erste Mal ein festejo taurino life erlebt. Wegen diesem Erfolg hat die empresa Taurodelta entschieden auch weiterhin jungen Menschen zu ermöglichen die mundo de los toros kennen zu lernen. Aber auch für das zahlenden Publikum halten sich die Preise der entradas von 7 bis zu 45,50 Euro für die novilladas in einem zahlbaren Bereich.

Wenn sich tendidos füllen (Foto: Boris Kahl)


Sonntag, 6. April 2014

Wenn Alter keine Rolle spielt



von Philip de Málaga
(Fotos: mundotoro)


Der matador de toros El Cordobés mit 77 Jahren in Córdoba
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Die deutschen aficionados kennen ihn sowieso. Wer der taurinischen Literatur vertraut ist kennt ihn erst recht. "Heute kaufe ich Dir ein Haus ... oder du wirst Trauer tragen". Kaum ein Satz bewegte so viele Emotionen wie dieser von dem matador de toros El Cordobés. Die Welt schaute zu, die Welt war dabei, die Welt hat es gelesen, als die mundo de los toros sich mit einem neuen Gesicht zeigte.


Und nach so vielen Jahren war er wieder dabei. 77 Jahre jung, ein torero der das Blut des toreo in den Adern führt und noch heute trägt. Und ihm ist es gelungen, was bisher kaum toreros in seinem Alter geschafft haben, den coso von Córdoba wieder mit knapp 13.000 Zuschauern in den tendidos zu füllen.


Und dann betrat er das ruedo um dem novillo von der ganadería Domingo Hernández entgegen zu treten. Mit verónicas templadas empfing er ihn. Dabei operierte er nah am novillo und die Vibration erreichte die tendidos. Gänsehaut und Respekt ging durch die Reihen, trotz schwachem Abschluss. 


Er verstand es während der gesamten lidia zu überzeugen und das temple mit der muleta lies das Publikum verstehen, warum er einer der grossen figuras des letzten Jahrhunderts war. Seine naturales eine pure Form des Ausdrucks vom toreo.


77 Jahre torero! Und so hallte es durch die tendidos: "Torero!". Dos orejas und puerta grande.


Chinesen wollen auch Torero sein




von Philip de Málaga


Das Reich der Mitte beginnt sich für die mundo de los toros zu interessieren
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Zwar spielen die toros im Reich der Mitte keine so wichtige Rolle, aber immerhin sind es an die fünfzehn Millionen Chinesen, welche sich für die tauromaquia interessieren. Zeitversetzt werden dort regelmässig corridas aus Spanien im Fernsehen übertragen. 

Und nun liegt es wohl an der Zeit, sich selbst im ruedo zu üben. Der matador de toros und Co-Moderator bei Toros para Todos Francisco Ruiz Miguel führt die Asiaten in Südandalusien, in Los Barrios (bei Algeciras) in die Kunst des toreo ein. Chinesen bald im Rund einer plaza de toros? Nun, so ganz neu ist der Gedanke nicht, Japaner gab es schon. Erstaunlich eigentlich nur die Tatsache, dass sich in den tendidos so wenige Besucher aus dem Reich der Mitte befinden. Wenn überhaupt.

Auch das deutsche Fernsehen besuchte die escuela taurina für Chinesen. RTL berichtete darüber in Chinesen können auch Torero

Er ist ein Held . . .





von Andrés Amorós Guardiola

"Er ist ein Held, weil er genau das tut was ein normalerMensch nicht tun würde. Er tritt 
einem gefährlichem Tier entgegen, welches ohne Frage  zu den gefährlichsten der Welt gehört, nur mit ein paar Stoffen bewaffnet. 

Was für ein Wahnsinn."
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Quellennachweis:
Aphorismen zur Tauromachie, Augenblicke der Wahrheit.
www.torodora.de

Samstag, 5. April 2014

"El Juli" im spanischen Frühstücksfernsehen





mit Julián López "El Juli"



Der matador de toros El Juli stellte sich am Freitag Morgen den Fragen des spanischen Frühstück-Fernsehens.


"Der torero muss seine Klasse aufzeigen und sich für die Verbreitung des toreos einsetzen, dabei muss der toro im Mittelpunkt stehen und nicht als sein Gegner angesehen werden.


In der plaza neige ich mehr zum Alten, zum Klassischen. Aber ausserhalb muss man sich an das moderne Leben anpassen. Wir müssen den Stierkampf in die moderne Gesellschaft wieder einführen. Wir verbeissen uns noch zu viel in den alten Wurzeln. Das toreo benötigt ein neues Gesicht. Das die jungen Leute corridas sehen können und erkennen, dass es hier um die toros geht. Und dann können sie entscheiden ob es ihnen gefällt oder nicht, aber dann können sie wenigstens mitreden.

Wir toreros leben in einem schmalen Grad zwischen Triumph und Schmerz. Aber genau diese Berufung fordert dich auf mehr zu riskieren. Die Jahre vergehen und es scheint eher normal sich zu pflegen, aber genau das Gegenteil trifft hier zu. Ich trainiere mehr als früher und auch meine Illusion ist grösser als vorher. Wenn ich sage, wann ich mich am besten fühle, mir selbst gegenüber, dann ist es im Angesicht des toros. Ich weiss, es ist ein harter Beruf mit vielen Hindernissen wie cornadas, Misserfolgen bis hin zur Gleichgültigkeit. Ich weiss auch, ich möchte meine Kinder nicht in diesem Beruf sehen, aber wenn sie sich dafür entscheiden, helfe ich ihnen.

Katalonien hat den Stierkampf politisiert. Die Welt der toros war für viele Jahre fern ab von jeder Realität. Keiner mischte sich ein, bis Katalonien es zu einem politischen Thema machte. Und dabei war noch nicht einmal der toro das Problem. Sie verteidigen nach wie vor die Stiertreiben in den Strassen und das zeigen damit auf, dass der toro eigentlich keine Rolle spielt. In Katalonien gibt es keine Stiere, weil es kein erlaubtes Vergnügen ist, wo ich dagegen bin, dieses Aktivität zu verbieten. Das toreo kommt vom Volk, es ist demokratisch und das Volk sollte entscheiden können ob sie es wollen. Dieses Recht kann und sollte man keinem nehmen können. Es gibt zahlreiche negative Einflüsse, welche vor allem das Ausland betrifft, wie Lateinamerika. Aber zum Glück konnte zahlreiche Attacken auf das toreo gestoppt werden. 

Wahrscheinlich ist es ein grosses Problem, dass sich das toreo über Jahre hinweg selbst verwaltet hat. Ohne Einfluss von aussen. Und so hat uns die Gegenwart ein wenig überrannt ohne darauf vorbereitet zu sein. Aber jetzt befinden wir uns im Prozess der Modernisierung. Eine der grossen Leistungen war, dass toreo zum Kulturgut zu erklären. Man kann reden so viel man will, dass toreo bildet einfach einen Teil der spanischen Kultur. Die Politiker, wenn wir uns mit ihnen getroffen haben, torerieren sehr gut, führten gute capotazos durch, aber letztendlich waren es positiven Zusammentreffen.

Andere Bereiche hätten gerne den Erfolg des toreo. Die Sichtweise hängt stets davon ab, wie man etwas betrachtet. Tatsache ist, San Isidro füllt über einen Monat sein 25.000 Sitzplätze. San Fermín lleno ... Das toreo ist derzeit an zweiter Stelle, was die Besucherzahlen angeht, mehr als in den 80ger und 90ger Jahren, weniger als 2007.

Diese Gerüchte über die angeblichen Subventionen sind doch eine abgedroschene Lüge. Es gibt keine Zuschüsse für das toreo, im Gegenteil, die empresarios müssen für die Benutzung der plazas gewisse Abgaben leisten. Geld was direkt an das Land geht. Ein anderes Beispiel, ich habe in meinem unmittelbaren Umfeld an die dreissig Familien, welche vom toreo leben. Direkte und indirekte Arbeitsplätze.

Zu Sevilla. Da gibt es ein Problem des gegenseitigen Umgangs. Wir haben es lange ausgehalten, aber nun ist der Moment gekommen, wo es genug an Respekt fehlt und dem Namen Sevilla nicht mehr gerecht wird. Für mich ist es die plaza, wo für mich die meisten Emotionen herrschen. Es gelang mir dort vier mal die Puerta del Príncipe zu öffnen und im letzten Jahr holte ich mir dort die schwerste cornada in meiner Laufbahn. Die Abwesenheit in Sevilla gestaltet sich schwierig, obwohl es das mano a mano in Málaga gibt, die afición in Sevilla und Spanien ist enttäuscht."

Freitag, 4. April 2014

Im Klassiker zur Malagueta




von Philip de Málaga


Am Ostersonntag fahren die beiden matadores im Ford zur plaza
wie Joselito und Belmonte vor fast 100 Jahren
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Bevor die corrida in Málaga beginnt wiederholen die beiden matadores de toros Morante de la Puebla und El Juli den Gang der Geschichte. Wie damals vor knapp einhundert Jahren werden die beiden maestros, genauso wie Joselito und Belmonte in einem Ford Modell A Cabrio sich zur Malagueta begeben. Geplant ist dieselbe Route wie damals, durch den Paseo de Parque begleitet von den cuadrillas und alguaciles. So kommt die südspanische Metropole Málaga in den Genuss der puren tauromaquia, bevor es überhaupt begonnen hat. Der wahre duende vor der corrida.

(Foto: mundotoro)

Donnerstag, 3. April 2014

Los Simpsons .... und die Stiere




von Philip de Málaga


Die populäre Serie nimmt zum zweiten Mal die Stiere ins Visier
... oder die Stiere die Simpsons?
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Ohne Frage ist San Fermin das populärste Stierfest der Welt. Ob die nationale wie internationale Presse, alle sind dabei. Auch die Simpsons. Nach 2006, wo sich die Simpsons schon einmal im traje de luces gezeigt haben, schon das zweite Mal. Dabei wird die Familie Simpsons von toros durch die Strassen von Pamplona gejagt und endet am Ende auf ihrem Sofa. "Viva San Fermín".

(Foto: mundotoro)

Mittwoch, 2. April 2014

Auferstehung in Málaga

In Málaga treten nicht nur zwei der besten matadores an ... 
sondern Kultur wird zum Kult deklariert
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von Philip de Málaga


Der Ostersonntag in der südspanischen Metropole Málaga wird sicherlich zum taurinischen Highlight. Auch wenn es Kritikerstimmen gibt, welche die Auswahl der ganaderiás als eher unattraktiv oder gar langweilig bezeichnen, darum geht es doch eigentlich gar nicht mehr. Dem empresario José Cutiño und allen anderen Beteiligten geht es um viel mehr. Man möchte in Málaga wieder mal taurinische Geschichte schreiben. Geht das überhaupt? Werfen wir einen Blick zurück in die Vergangenheit, beinahe einhundert Jahre zurück:

28. Februar 1915: In der Malagueta wird ein erstes mano a mano zwischen den beiden grössten matadores de toros Joselito "El Gallo" und Juan Belmonte bestritten. Ein Zusammentreffen der wohl grössten figuras die das letzte Jahrhundert geprägt hatten. Und gerade deswegen hat Cutiño angekündigt an diese beiden grossartigen toreros zu erinnern und die Wichtigkeit der Malagueta in der tauromaquia, gestern wie heute, zu unterstreichen. Die entradas für den sombra kosteten damals sieben Peseten, drei Peseten für die Sonnenplätze, und schon Stunden vorher waren die 13.000 Sitzplätze in den tendidos gefüllt. Hasta la bandera! Auch Joselito und Belmonte traten damals gegen ihre bevorzugte ganadería an. Den Stieren von Murube. Richtige toros? Die Zeitung ABC bezeichnete jene Tiere in den corrales als novillejos impropios, als alte ungeeignete novillos für diese zwei grossen figuras der torería. Und dementsprechend verlief die corrida. Joselito bekam für seinen ersten toro ein orejaBelmonte gelang es bei seinem zweiten ein oreja zu ergattern. Der Rest der Veranstaltung so die Chronik von ABC eine grosse desilusión, vor allem wegen der Stiere.

Joselito und Belmonte (Foto: mundotoro)
Und nun, fast hundert Jahre später sollen und wollen es zwei maestros besser machen.

20. April 2014: Erneut treten zwei grosse figuras zu einem mano a mano an. Die maestros Julián López "El Juli" und José Antonio "Morante de la Puebla". Der erste ein Garant für erfolgreiche lidias, der zweite die Hoffnung auf grösste Momente in der tauromaquia miterleben zu können. Schon jetzt reissen sich die morantistas um entradas. Sicherlich begründet, denn von einem No hay billetes kann man wohl ausgehen.

El Juli und Morante de la Puebla
Was an diesem cartel auffallend ist, es gibt kein sorteo. Die matadores konnten sich ihre toros aussuchen. Die spanische Tageszeitung El Mundo beschrieb es so: Die toreros bringen ihre toros unter den Armen mit. Treffender kann man es nicht bezeichnen. So entschied sich Morante de la Puebla für reses der ganaderías Jandilla, Juan Pedro Domecq und Zalduendo. El Juli wählte für dieses festejo taurino die toros von Domingo Hernández, Victoriano del Río und Garcigrande.

Die Eintrittspreise der entradas für diese Auferstehung eines espectáculo taurino bewegen sich zwischen 7 und 125 Euro.

Aber nicht nur jenes festejo taurino prägt die Erinnerung an Joselito und Belmonte. Begleitet und geplant für das laufende Jahr sind zahlreiche kulturelle Veranstaltungen um an diese beiden grossen maestros des vergangenen Jahrhunderts zu erinnern. So wird unter anderem am selben Tag der corrida ein Kurs angeboten, bei dem Hobbyfotografen von professionellen Fotografen in die Kunst der taurinischen Photographie eingeführt werden. Das beginnt bei den maestros im Hotel, und führt über den patio de caballos in den callejón. Die besten Photos werden im Anschluss in der plaza ausgestellt.

José Cutiño
Auch Ausstellungen und Vorträge sind geplant. Der Kreistag von Málaga und die empresa der plaza de toros haben beschlossen, die tauromaquia in Málaga wieder zu dem werden zu lassen was sie war.  Cutiño sagte dazu bei der Präsentation des cartels: "Allein die Tatsache, dass zwei so bedeutende figuras wie Joselito und Belmonte Málaga für ihr erstes mano a mano auswählten, zeigt doch auf, wie wichtig die Malagueta in der mundo de los toros ist". Es scheint offensichtlich, die toros sollen in der südspanischen Metropole zum Kult hingeführt werden. Mit Feingefühl und Verständnis für eine Kultur, welche schon immer zu Spanien gehörte. Vivan los toros!

Dienstag, 1. April 2014

Der Blick zu Gott

Wenn toreros in den Himmel schauen ...
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von Philip de Málaga
(Fotos: mundotoro)


Von der zweiten novillada in Las Ventas der spanischen Hauptstadt Madrid wurde von dem Portal mundotoro eine Fotoserie ins Internet gestellt. Beim genaueren Betrachten fallen einem vor allem zwei Photos auf, bei denen die novilleros ihren Blick Richtung Himmel wenden. Sekunden des Innehalten, Bruchteile eines Dialoges mit Gott, ein kurzer Moment der die Gläubigkeit der toreros in Szene setzt.



Aber genauso wie das Gespräch nach oben findet sich der Blick nach unten. Der Eigendialog. Die Selbstfindung, Momente der Konzentration oder auch der Verzweiflung.