Mittwoch, 21. September 2016

Die Welt der Stiere erfreut sich wieder grosser Beliebtheit beim spanischen Fernsehpublikum




von Philip de Málaga


Die Fernsehsender melden wieder hohe Einschaltquoten
und ziehen eine positive Bilanz für das Jahr 2016
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Man kann natürlich der Meinung sein, dass die Zahl der aficionados de toros am sinken sei und das Interesse an der tauromaquia auch immer kleiner werde. Wer aber einen Blick in die Realität wirft, wird eines anderen belehrt. Die grossen ferias taurinas konnten in der Regel die Zahl ihrer abonados halten oder vergrössern, ziemlich viele festejos taurinos wurden gut besucht, die Presse berichtet regelmässig von der mundo taurino und schliesslich die Fernsehanstalten, die in diesem Jahr erfreuliche Zahlen, meint erneut steigende Einschaltquoten, gar Rekordwerte vorweisen kann. Nicht umsonst wird weiterhin aus der mundo de los toros berichtet, denn es scheint ja ein gewisses Interesse vorhanden zu sein, wie es ja die Einschaltquoten demonstrieren. 2016 war ein erfolgreiches Jahr für die toros auf dem Bildschirm.
Auch wenn viele der Meinung sind, in Spanien will das öffentliche Fernsehen nichts mehr mit den toros zu tun haben, so wird er hier vor Ort eines anderen belehrt. Da gibt es zum einen die fast einstündige informative Sendung Tendido Cero, welche das ganze Jahr über mindestens 300.000 Zuschauer vor den Bildschirm zieht. 

Hinzu kommen die Übertragungen von ein bis zwei corridas de toros live, welche durchschnittlich von einer Million Menschen verfolgt werden.

Der Publikumsmagnet des öffentlichen Fernsehens dürften jedoch die encierros von San Fermín aus Pamplona sein. Auch in diesem Jahr wurde weltweit via Satellit übertragen und die morgendlichen Treiben der toros einem Millionenpublikum geboten. Allein in Spanien verfolgten durchschnittlich 1.652.000 Zuschauer die encierros. Die höchste Einschaltquote gab es am 10. Juli mit mehr als 1,8 Millionen Zuschauer. Zu dieser frühen Stunden erreichte das öffentliche Fernsehen und der Privatsender Canal+ eine Einschaltquote von fast 70 Prozent!

Für zwanzig Euro im Monat kann man sich beim Privatsender Canal+Toros Einbuchen. 24 Stunden täglich wird aus der mundo de los toros berichtet. Und live von fast allen wichtigen  ferias taurinas, wie Madrid, Sevilla, Bilbao etc. Viele haben diesen Kanal schon tot geschrieben, aber aus irgend einem Grund übertragen sie immer noch, und das schon seit sechs Jahren. Laut inoffiziellen Quellen zählt der Kanal um die 200.000 Abonnenten.

Andalusien, die Heimat, das Geburtsland der tauromaquia. In keiner Region Spaniens werden die toros als Kulturerbe dermassen respektiert, geschützt und gefördert wie in Andalusien. Und so versteht es sich, dass der lokale Sender Canal SUR über Andalucía TV ihr kulturelles Programm, und dazu gehören selbstredend die toros  in die ganze Welt überträgt. Besonders populär das Programm Toros para Todos mit dem charismatischen Moderator Enrique Romero, der sein Programm selbst als Formel Eins unter den Stierkampfmagazinen sieht. 

Das Besondere an diesem Programm ist vor allem, dass hier nicht nur von den festejos taurinos berichtet wird, sondern der Schwerpunkt richtet sich auf die Stierzucht. Hier erfährt der Zuschauer viel über die ganaderías und die toros. Und mit einer Einschaltquote von stolzen 20 Prozent übertrifft es zur selben Zeit alle grossen Konkurrenzsender (TVE 1 mit 10%, CUATRO mit 9%, Antena 3 mit 6%, Telecinco mit 5%) und liegt beim eigenen Sender weit über dem täglichen Durchschnitt von 8%.

Hinzu kommen die Liveübertragungen von corridas de toros und dem beliebten Certamen de las Escuelas Taurinas, welches sich auf mehrere Sonntage von März bis Juli verteilt. Hieran erkennt man, wie man in Andalusien bereit ist, den Nachwuchs zu fördern.

Kommen wir zur spanischen Hauptstadt. Obwohl Rathaus und Kreistag die tauromaquia weder schützen oder gar Förden, freuen sich die toros in Madrid weiterhin grosser Beliebtheit. Nicht nur die feria taurina, San Isidro war zu grossen Teilen ausverkauft, sondern auch die Liveübertragungen von TeleMadrid kamen gut bei der afición an. Und so kam dieser doch eher kleine Sender auf eine immerhin stolze Einschaltquote von 5 bis 9 Prozent bei seinen Liveübertragungen von nicht wenigen corridas de toros aus verschiedenen Teilen Spaniens. Allerdings lassen sich diese festejos leider nur auf den Bildschirmen in Madrid betrachten.

Er war der erste grosse funktionierende Privatsender in Spanien. Und schon immer würden sie sich viel mehr der tauromaquia zu wenden. Doch verschiedene Versuche scheiterten. Sei es ein eigenes Magazin auf die Beine zu stellen oder Liveübertragungen von corridas erfolgreich zu vermarkten. Vor einigen Jahren legte sich der Sender sogar mit dem öffentlichen Fernsehen RTVE an, indem sie in Pamplona zu den encierros in San Fermín parallel übertrugen. Doch der Angriff wurde zu einem audienzmässigen Fiasko. So zog man sich zurück. Aber schon seit Jahren, gelang es dem Sender sich bei zweitgrössten encierro von Spanien zu positionieren. In San Sebastián de los Reyes, einer Vorstadt von Madrid. Beim ersten encierro am Freitag den 26. August kam der Sender mit 413.000 Zuschauern auf eine Quote von 14,3 Prozent. Ein Ergebnis, welches 2,3 Prozent über dem Durchschnitt des Kanals liegt. Insgesamt verfolgten die drei encierros knapp 900.000 Zuschauer.

Das Don Quijote es schon mit den toros probierte um es dann sein zu lassen, darüber hatte SfA ja schon geschrieben (Don Quijote und die Stiere). Aber trotzdem sind in der La Mancha die toros weiterhin beliebt. Und das lokale Fernsehen schafft es immer wieder mit den Stieren eine beindruckende Zahl an Zuschauern vor die Bildschirme zu locken. In diesem Jahr standen sieben Liveübertragungen von corridas de toros auf dem Programm mit einer durchschnittlichen Einschaltquote von 16,3 Prozent. In Cuenca, wo sich am 20. August diesen Jahres die derzeit wohl bekannteste matadora de toros Cristina Sánchez, mit den figuras Enrique Ponce und El Juli sich wieder im ruedo präsentierte, gab waren es gar 24 Prozent!

Abschliessend sei beobachtet, gewiss locken die toreros längst nicht so viele Menschen vor den Bildschirm wie die Fussballer. Aber auch hier zeigt sich ein stetiges und Interesse ist stets vorhanden. Selbst im kulturellen Bereich zieht die tauromaquia mehr Leute vor den Fernseher wie bei anderen Veranstaltungen. Auch ist eine Tendenz zu beobachten. Die Einschaltquoten halten sich nicht nur konsequent stabil, sondern sie beginnen seid zwei Jahren wieder zu steigen.