Mittwoch, 17. Februar 2016

Internationale Aficionados im St. James Park



von Ursula Herzog
und Philip de Málaga


Beim Buckingham Palace wird Stierkampf geübt
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Wie uns Ursula Herzog mitteilte findet regelmässig ein Treffen von internationalen aficionados in der britischen Hauptstadt London statt. Veranstaltet wird dieses toreo de salón vom Club Taurino of London (siehe SfA: Auch in London gibt es Afición). Und da stehen die aficionados auf dem grünen Rasen des St. James Park, gleich in der Nähe der königlichen Residenz, dem Buckingham Palace, und üben sich in der arte del toreo. Diesmal unter der Anleitung des matador de toros aus Murcia Rafaelillo zeigen sie, wie sie das Führen der muleta beherrschen. Er selbst sagt dazu, "Es ist eine wunderbare Erfahrung. Hier habe ich die Möglichkeit mit meinem Wissen zu vermitteln, was man als torero fühlt."

Er zeigt wie es geht auf dem grünen Rasen von England
Das rote Tuch ist original, der echte toro bravo fehlt, und wird durch zwei Hörner ersetzt, welche von Menschenhand geführt werden. Toreo del salón nennt sich diese Art, die arte del toreo zu üben.

Wenn der Mensch zum Stier wird.
Eine natural im Britischen Empire
Stolz wie ein torero, aber wir sind nicht in Spanien!
Eine torera?
Ein faszinierendes Ereignis, über welches auch die spanischen Medien, wie der Fernsehsender TeleCinco berichteten.
Verständlich, dass dabei auch der Präsident des Club Taurino of London Mark Rainer das Wort ergreift. Denn schliesslich gehört sein Club mit zu den renommiertesten Einrichtungen und Vertreter der tauromaquia ausserhalb der eigentlichen mundo de los toros. Das alle zwei Monate erscheinende Magazin La Devisa erfreut sich bei den nichtspanischen aficionados grosser Beliebtheit. In englischer Sprache abgehalten ist es auch nicht für die spanische afición bestimmt, sondern von Mitgliedern des Clubs auch für Mitglieder und deren Freunde geschrieben. Das Niveau wird dabei relativ hoch gehalten, und die Artikel werden von Leuten verfasst, die in der mundo taurino auch mitreden können.


LINK ZUM VIDEO VON TELECINCO: Pasión por el toreo en Reino Unido 

Kurioses am Rande: In der folgenden Zeichnung von London finden sich an der Themse zwei plaza de toros:

Dienstag, 16. Februar 2016

Charlie Chaplin und die Stiere: Ein grandioses Spektakel

Für viele kaum vorstellbar:  
Der populäre britische  Komiker ein grosser aficionado?
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von Philip de Málaga



Der Superstar des Film Sir Charles Spencer Chaplin, bekannt unter dem Künstlernamen Charlie Chaplin (1889 bis 1977) besuchte 1931 seine erste corrida de toros in San Sebastian. An der barrera nahm er Platz und war bei den baskischen afición ein willkommener Gast. Als er fiesta de los toros für sich entdeckte, kam er nicht umhin kategorisch festzustellen, "Es ist das grandioseste Spektakel, welches ich in meinem Leben gesehen habe!"

Charlie Chaplin bei seiner ersten corrida de toros in San Sebastian
Was ihm die maestros die matadores de toros  Marcial Lalanda, Nicanor Villalta und Vicente Barrera y Cambra  mit ihren toros bravos zu bieten hatten, die Leidenschaft, mit der die toreros mit den toros agierten, beeindruckte den Schauspieler dermassen, dass er am Ende des festejos taurinos nicht umhin kam seine Begeisterung von sich zu geben:
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"Ich habe auf der ganzen Welt,
kein schöneres und emotionaleres Schauspiel gesehen!"

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Man bedenke bei so viel Begeisterung des britischen Komikers, dass zu diesem Zeitpunkt die Pferde der picadores noch nicht mit dem entsprechenden Schutz, dem peto, ausgerüstet waren. Was aber Chaplins Emotionen nicht zu beeinflussen schien.

Kurioserweise setzte sich der Komiker schon viel früher mit dem toreo auseinander, ohne der mundo de los toros wirklich begegnet zu sein. Denn 15 Jahre vorher drehte er seine Filmkomödie A Burlesque on Carmen. Und alle kennen die Geschichte der Zigeunerin Carmen, welche sich in den torero Escamillo verliebt. So kam es, dass sich Chaplin schon 1915 mit der tauromaquia konfrontiert sah. Man sagte schon damals, der Schauspieler hätte sich so in seine Arbeit vertieft, dass er auch schon eine Reihe von suertes des toreo andeutungsweise recht gut beherrschte. 1916 kam der Film in die Kinos und dann sollte es 15 Jahre dauern, bis der maestro der Filmwand seine erste richtige corrida de toros zu sehen bekam. Und dann war es gleich afición auf den ersten Blick.

1931: Der matador de toros Marcial Lalanda widmet Charlie Chaplin seinen ersten toro.
Dann sollte es wieder lange dauern. Zwanzig Jahre später reiste Chaplin zur Iberischen Halbinsel und besuchte als aficionado auch die temporada taurina. Mehr als siebzig corridas soll er gesehen haben, und weil ihn die afición so gepackt hatte suchte er auch verschiedene tentaderos auf. Ein britischer Sir, einer der berühmtesten und einflussreichsten Komiker des 20. Jahrhunderts und gleichzeitig ein aficionado de toros. Alles in einer Person. Kaum glaubhaft aber nichts anderes als ein grosser Funken an Realität.
Charlie Chaplin bei einem tentadero (zweiter von links)

Montag, 15. Februar 2016

Picasso Keramik bei Christie`s versteigert




von Philip de Málaga


Kunstobjekte aus der Tauromachie sind bei Versteigerungen stets gerne gesehen
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In der letzten Woche wurde bei bekannten Auktionshaus Christies eine Keramik des spanischen Künstler Pablo Picasso (1881 bis 1973) versteigert. Es handelt sich dabei um ein 58 Zentimeter hohes Keramikgefäss welches am 22. Juni 1953 entstanden ist. Die Motive kommen aus der mundo de los toros. genauer gesagt, beziehen sich die Darstellungen auf die Handlungen im ruedo einer corrida de toros. Das Kunstwerk hat den Namen  "Gros oiseau corrida"    und ist innen mit dem Stempel "Madura Klein Feu / Edition  Picasso / 15 / 25" versehen.   


Zur Versteigerung wurde es von dem bekannten Liedermacher und Schauspieler Miguel Bose der sich nicht nur als ein aficionado de toros versteht, sondern auch taurinisches Blut durch seine Adern fliessen lässt. Sein Vater war der berühmte matador de toros Luís Miguel Dominguín, über den schon Ernest Hemingway in wohl seinem besten Buch "Gefährlicher Sommer" geschrieben hatte.
Vater und Sohn: Mit sombrero der toreo daneben der Liedermacher
Christie`s schätzte die Keramik auf 58.000 €  bis 71.000 €. Am Ende der Versteigerung brachte das Kunstwerk von Picasso 165.000 € ein. Miguel Bose sagte über den Künstler: "Für Picasso waren die toros seine Verbindung mit einem Teil der spanischen Kultur, von welchem er völlig fasziniert gewesen sei."

Sonntag, 14. Februar 2016

Madrid: Die Sozialisten sind aufgefordert sich zu positionieren




von Philip de Málaga


Die PSOE wird aufgefordert, in Spanien einheitlich zu agieren
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In der spanischen Hauptstadt Madrid tobt gerade zu eine hitzige Auseinandersetzung bezüglich der tauromaquia zwischen dem sector antitaurino, also dem Rathaus wie dem Kreistag auf der einen Seite und dem sector taurino und seiner afición auf der anderen Seite. Die Stiftung La Fundation de Toro kündigte diese Woche an, juristische Schritte gegen die Sozialisten in die Wege zu leiten. So erklärte Carlos Nuñez, "Es sei unmöglich mit den antitaurinos auf einen Nenner zu kommen, leider befinden wir uns da in einem regelrechten kriegerischen Zustand! Auf der politischen Ebene kommen wir nicht weiter, und uns bleibt leider nichts anderes übrig, den rechtlichen Weg zu wählen, damit die  die Verantwortlichen reagieren.

Carlos Nuñez
Und er fährt fort, "Es sei sehr erstaunlich, dass sich konstitutionelle Parteien, wie die PSOE (sozialistische Arbeiterpartei), trotz ihrer Rechtsstaatlichkeit für Verbote wie auf den Balearen einsetzen, aber in anderen Regionen, wie Andalusien oder Kastillien-La Mancha fördern, dort wo ein Verbot der toros überhaupt kein Thema ist." Es liege für die PSOE an der Zeit sich bezüglich der tauromaquia zu positionieren. Sie können hier nicht eine Meinung vertreten, und an einem anderen Ort anderer Meinung sein. 
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"Die PSOE, als eine rechtsstaatliche Partei,
 kann nicht hier gegen die toros sein, 
und an einem anderen Ort dafür!"
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Landesweit hat sich die PSOE dazu entschieden, dass sie zwar keine Befürworter der mundo taurino sei, aber dieses Thema auch nicht anfassen werden. So sollte sie es bitte auch in allen Regionen halten, und sich neutral verhalten. Dies sei aber nicht der Fall.

Die Stiftung erklärte, dass ihnen schon einige legale Mittel zur Verfügung ständen, um die jeweiligen Gemeinden auf die rechtlichen Konsequenzen hinzuweisen, bzw. sie zur Umsetzung der Wahrung des spanischen Kulturgutes der tauromaquia aufzufordern. Über die Zukunft der Fiesta müsste klare Entscheidungen getroffen werden. Und diese Beschlüsse müssen auf allen politischen Ebenen und deren Umfeld getroffen werden.

In Madrid wird in der plaza de toros Vistalegre mit einem aforo für 8.000 Zuschauer
die temporada taurina in der spanischen Hauptstadt eröffnet.
Um ein Zeichen der afición zu setzen, wird die corrida de toros in in der plaza de toros von Madrid  Vistalegre live im spanischen öffentlichen Fernsehen TVE übertragen. Zusätzlich werden 3.000 entradas an interessierte Schüler der angrenzenden Schulen verteilt.

Die erste corrida de toros in Madrid - live im TVE.
Gerade die spanische Hauptstadt dürfe nicht in Frage stellen, was die Regierung zum Kulturerbe deklariert habe. Und immerhin, gut 20 Prozent der spanischen Bevölkerung bekennen sich dazu. Das ist keine Minderheit und sollte respektiert werden.

Samstag, 13. Februar 2016

Mallorca: Was denn nun? Tierschutz ja oder nein?




von Philip de Málaga


Am letzten Dienstag hat die Balearenregierung die toros endgültig verboten
Aber zwischenzeitlich werden die Ziegen ausgerottet ...
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Am vergangenen Dienstag hat die Zentralregierung der Balearen Inselgruppe die letzten Schritte in die Wege geleitet, um auf der besagten Inselgruppe die festejos taurinos, und somit die Tradition der tauromaquia endgültig zu verbieten. Im Gegensatz zu Katalonien richtet sich dieses Verbot nicht nur gegen die corridas, sondern gegen alle Veranstaltungen mit toros, novillos, becerros oder vacas. So soll es keine capeas oder encierros mehr wie in Fornalutx geben. In erster Linie richtet sich die abolición de los toros gegen die plaza de toros in der Hauptstadt, dem Coliseo Balear, sowie gegen die Ortschaften Alcúdia, Inca und Muro.

"Mallorca ohne Blut" sind ihrem Ziel näher gekommen
Um ihr Ziel zu erreichen mussten sie vorerst das Tierschutzgesetz entsprechend anpassen um dann ein Verbot durchzusetzen. Und diesem Vorgang stand der Zentralregierung nichts mehr im Wege, denn die sozialistische PSOE und die Parteien  Podemos und Més halten hier die Mehrheit gegen die konservative PP, welche die Kultur der toros unterstützt.

Bei diesem Verbot wird der Tierschutz sehr weit vorgeschoben. Mallorca von diesem "Trauma der Stierkämpfe" zu befreien heisst es.  Mallorca sin sangre, Mallorca ohne Blut ist der Slogan. Ohne Blut? Keine Tötung? Tierschutz für freie Tiere?

Doch da geschieht auf den Balearen gerade in diesen Tagen etwas, genau am letzten 4. Februar, was sogar die animalistas in Aufregung versetzte. Die gossen Zeitungen wie El Mundo oder die Mediengruppe Vocento brachten es und auch Parteien wie die PACMA empörten sich:

Die Regierung der Balearen liess auf der Insel Es Vedrá alle Ziegen erschiessen.
Nicht gerne gesehen auf den Balearen
(Foto: El Mundo)
In einem sechsstündigen Massaker wurden von Scharfschützen alle 45 Ziegen auf der kleinen Insel Es Vedrá getötet. Weitere tausende von Ziegen, zum Beispiel auch auf Ibiza, sind noch zum Abschuss frei gegeben. Die nationale wie lokale Presse ging nicht gerade zimperlich mit der Wortwahl um. Da ist die Rede von Ausrottung der Ziegen. Vernichtung einer Tierrasse, Massentötung im Auftrag der Regierung usw. Diese wiederum hat Ihre Handlung damit gerechtfertigt, dass man um den Schutz der Natur, insbesondere der Waldlandschaften besorgt sei, da diese nach diversen Bränden erheblich reduziert sein. 

Tatsache ist und bleibt, diese Vorgehensweise ist unumstritten gesetzwidrig  und widerspricht dem Tierschutzgesetz 8/2003. 

Wie man das auch immer bewerten will, hier fliessen in Sachen Tierschutz in die Debatte zur tauromaquia völlig neue Argumente mit ein. Denn immerhin basiert der Versuch der abolición de los toros auf funktionierende Tierschutzgesetze. Und die hat ja die Regierung selbst nun ein wenig in Frage gestellt. Eins ist klar, die toros sind nun verboten, aber bitte nicht mit dem Vorwand um den Schutz der toros wegen.  Denn die toros für die festejos taurinos werden weiterhin auf dem spanischen Festland gezüchtet, eben nur nicht mehr zu den Balearen geliefert. Der Tod wurde lediglich woanders hin verlegt.

Freitag, 12. Februar 2016

Die erste Zeichnung über Stierkämpfe kam von einem Belgier





mit Jan van der Straet


Der 1523 in Brügge geborene Künstler hatte viele Namen. Giovanni Stradano, Giovanni de Strada, Johaness Strands oder Johann Stradanus.  Nach seiner Ausbildung in Antwerpen zog er mit 27 Jahren nach Florenz, wo er für die Herzöge von Medici arbeitete. So war er auch unter anderem im Vatikan tätig. Wahrscheinlich hatte er dort auch seine Begegnung mit den toros, wo es auf dem Sankt Markus Platz in jenem Jahrhundert einige festejos taurinos gab. Der nachfolgende Druck entstand im Jahr 1578 mit dem Titel "So verherrlicht sich der wilde Stier". Es ist die älteste erhaltende Zeichnung aus der tauromaquia, die es noch gibt, ist im Besitz der Sammlung von Juan Barco, und ist im Museum der Künste über die Tauromachie in Málaga zu sehen. Dieses Kunstwerk fertigte der Künstler unter dem Namen Johaness Stradanus an, was nicht selten zu dem Irrtum führt, dass der Künstler von diesem Werk nicht selten mit Herkunft als Deutscher genannt wird.



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Quellennachweis:


Centro de Arte de la Tauromaquia

Colección Juan Barco
Plaza del Siglo
E 29015 Málaga

Öffnungszeiten:
Mo. bis So. 10:00  bis 20:00, im Sommer bis 21:00


Donnerstag, 11. Februar 2016

Rainer Maria Rilke, der die Stiere nie sah

Er erinnert an Toreros, hat aber nie einen Stierkampf erlebt 
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von Philip de Málaga



Der in Prag geborene deutschsprachige Lyriker Rainer Maria Rilke (1875 bis 1926) hat in seinem ganzen Leben nie eine corrida de toros gesehen. Und trotzdem ist er der mundo de los toros auf seine Art begegnet. Am intensivsten wohl im andalusischen Ronda.

Rainer Maria Rilke in Spanien. Auf der Iberischen Halbinsel immer wieder ein Thema.
(Foto: el mundo)
Im Herbst 1912 begann seine Reise nach Spanien. Angetrieben die Bilderwelt von El Greco zu entdecken und zu erleben erreichte er über Toledo, Granada, Sevilla am 9. Dezember 1912 Ronda. "Es ist einfach wunderbar, dass ich Ronda gefunden habe, indem alles Erwünschte sich zusammenfasst," schrieb er am 18. Dezember seinem Freund und Verleger Anton Klippenberg, "die spanischste Ortschaft, phantastisch und überaus grossartig auf zwei enorme steile Gebirgsmassive hinaufgehäuft, die die enge Schlucht des Guadalvin auseinanderschneidet ...schliesslich das bequeme, geläufige Hotel, in dem ich vor der Hand sogar ganz allein bin."  Das Hotel hat des dem Schriftsteller besonders angetan. Es handelt sich dabei um das Vier-Sterne-Hotel Reina Victoria.

Diese Postkarte von seinem Hotel schickte Rilke am 19. Dezember 1912 an die Schriftstellerin
Lou Andreas Salomé, welche auch mit Sigmund Freund und Friedrich Nitzsche befreundet war.
Eigentlich wollte Rilke dort nur ein paar Tage verweilen, aber schliesslich blieb er dort bis zum 18. Februar 1913. Vor allem hat es ihm das morgendliche Wachwerden angetan:, als er durch das offene Fenster die Berge erblickte und der Ruhe lauschte. Hatte er doch seit 1910 wegen Depressionen mit einer Schreibblockade zu kämpfen. Doch die schien sich hier zu lösen und er begann den ersten Teil der spanischen Trilogie zu schreiben. Aber nichts über die mundo de los toros.

Antonio Montes "Paquirro"
Und nun stellt sich die Frage nach den toros. Wie ist hier eine Brücke zu schlagen? Viel erstaunter wird der geneigte Leser wahrscheinlich sein, wenn er liest, dass seine bekannten Zeilen über den torero Antonio Montes "Paquirro" schon fünf Jahre vorher niedergeschrieben hat, in Paris am 5. August 1907. Hinzu kommt die Tatsache, das der matador de toros schon am 4. April 1851 in Chiclana verstorben war, also 56 Jahre vor dem Gedicht, und wo Rilke noch nicht einmal geboren war.

Wie es dazu gekommen ist? Zum einen soll ihn eine innere Sucht nach der Iberischen Halbinsel dazu inspiriert haben. Hinzu kommt seine Verehrung spanischer Maler wie Francisco de Goya bis hin zu Ignacio-Zuloaga, welche sich in ihren Werken intensiv mit der tauromaquia auseinander gesetzt haben.

Toreros von Ignacio-Zuoaga
Tauromaquia von Francisco de Goya
Angeregt durch die optische Kunst, gemischt mit den Erzählungen seiner Freunde welche die Welt bereisten und ergänzt durch seine Phantasie und sprachgewaltige Ausdrucksweise schrieb er eine Poesie, welche eigentlich nur taurinischen Poeten vorbehalten ist. Allein schon der Titel, Corrida, lässt nicht auf einen deutschen Ursprung schliessen, schon gar nicht erwartet man jemanden, der zu jener Zeit die toros nicht mal gesehen hat und sie nur von den Bildern her kennt. Aber trotzdem erschien diese poesía taurina im Ersten Teil seiner Neuen Gedichte im Jahr 1907, indem der Verfasser die Frage nach dem Sinn des Todes aufstellt, den torero als Held darstellt, toro und Mann als Einheit verknüpft bis hin zum momento de la verdad, dem Tod des toros:


CORRIDA
In memoriam Montez, 1830

Seit er, klein beinah, aus dem Toril
ausbrach, aufgescheuchten Augs und Ohrs,
und den Eigensinn des Picadors
und die Bänderhaken wie im Spiel

hinnahm, ist die stürmische Gestalt
angewachsen – sieh: zu welcher Masse,
aufgehäuft aus altem schwarzen Hasse,
und das Haupt zu einer Faust geballt,

nicht mehr spielend gegen irgendwen,
nein: die blutigen Nackenhaken hissend
hinter den gefällten Hörnern, wissend
und von Ewigkeit her gegen Den,

der in Gold und mauver Rosaseide
plötzlich umkehrt und, wie einen Schwarm
Bienen und als ob ers eben leide,
den Bestürzten unter seinem Arm

durchlässt, – während seine Blicke heiss
sich noch einmal heben, leichtgelenkt,
und als schlüge draussen jener Kreis
sich aus ihrem Glanz und Dunkel nieder
und aus jedem Schlagen seiner Lider,

ehe er gleichmütig, ungehässig,
an sich selbst gelehnt, gelassen, lässig
in die wiederhergerollte grosse
Woge über dem verlornen Stosse
seinen Degen beinah sanft versenkt.



Mittwoch, 10. Februar 2016

Edith Hultzsch in der ersten Reihe

Eine deutsche Künstlerin widmet ihr Hauptwerk der Tauromachie
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von Günter Hultzsch


Es gibt kaum einen Künstler, der so eigenartig, so direkt und aufregend, so spontan aufgeladen von der Erregung des Augenblickes jene Eleganz aufzeichnet, die dem torero in der Choreografie des Kämpfers mit dem Stier eigen ist, wie die Malerin Edith Hultzsch.“ Mit diesen Worten beschrieb der Düsseldorfer Kunsthistoriker Dr. Beisker das Werk meiner Grosstante Edith Hultzsch anlässlich der Ausstellungseröffnung von „Taureaux“.
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„Ich kann mich besser definieren, 
wenn ich male als wenn ich spreche. 
Alles über mich finden sie in meinen Bildern“ 

Edith Hultzsch
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So beantwortete Edith Hultzsch die Frage nach ihrer Person und Motivation. 1908 in Berlin geboren, hat Sie nicht viel Biografisches hinterlassen, dafür aber um so mehr Bilder und Zeichnungen, die ihr Leben und Wirken widerspiegeln – charakteristisch für diese außergewöhnliche Malerin. Was der Betrachter aus ihren Bildern schliesst: eine extrem starke Persönlichkeit, die es versteht, sich auf das Wesentliche, das Allgemeingültige und Beständige zu konzentrieren. Sie verzichtet sie bei ihrer Malerei auf Farbe – der Großteil ihrer Bilder sind schwarzweiße Tuschpinselzeichnungen, –  sie malt keine Personen, keinen Hintergrund. So schafft sie Dokumente, die dem Betrachter das Allgemeingültige wiedergeben, nicht den speziellen Moment eines bestimmten Ereignisses – eine zeitlose Kunst.

Bei den meisten ihrer Gemälde handelt es sich um schwarz-weisse Tuschpinselzeichnungen
Corrida Arles, 1971
Banderillero, 1975
Estocada, 1971
Von Anfang an faszinierte mich die Bewegung“. Bewegung - ihr Lebensinhalt: -  den entscheidenden Moment einer Bewegung festzuhalten – beim Sport, beim Tanz und beim Stierkampf – die drei Hauptthemata ihres Schaffens!  


Muleta, 1982
Banderillero, 1984
Eine Meisterin im Festhalten des flüchtigen Augenblickes einer Bewegung.

Hervorzuheben ist, dass die Malerin die schwarzweissen Pinselzeichnungen unmittelbar am Ort des Geschehens zu Papier brachte, ohne jegliche Vorarbeit durch Skizzieren und ohne spätere Nacharbeit, dass heisst Edith Hultzsch zeichnete mit Tusche und Pinsel in den Sportstätten und den plaza de toros. Man muss sich vorstellen, dass sie mit Aquarellblock, Pinsel und Tusche in der ersten Reihe, barrera, sass und stets drei Plätze beanspruchte, um ihre frischen Zeichnungen ablegen zu können. 
Die Künstlerin benötigte in einer plaza de toros zwei bis drei Plätze an der barrera
um ihre Zeichnungen anzufertigen
Wo dies nicht möglich war – beispielsweise in Pamplona oder bei Tanzaufführungen - skizzierte sie in Sekundenschnelle mit Bleistift. Aus diesen Skizzen entstanden im Atelier wunderschöne farbige Gouachen, die Betrachter eindrucksvoll die ganze Spannung der Bewegung vermitteln.
Nach Skizzen aus der plaza entstanden zuhause die herrlichen Kunstwerke
Das größte Oeuvre ist beim Stierkampf entstanden

Von 1961 bis 1990 bereiste Edith Hultzsch im Sommer regelmässig Frankreich, Spanien und Portugal. Dort galt ihre ganze Faszination bald den Stieren. Sie beschäftigte sich mit den toros auf der Weide, ihrem Verhalten, der Aufzucht –  Thema „Ferrade“- und im ruedo einer plaza de toros. Was sie dort als Malerin am meisten beeindruckt, ist die Ästhetik und Rasanz der Bewegung.
1981: Edith Hultzsch in Pamplona wo sie als erste Ausländerin den Wettbewerb
für das cartel taurino gewinnt.
1981 gewann Edith Hultzsch als erster nichtspanischer Künstler den ersten Preis beim Wettbewerb für das cartel taurino zur Fiesta Sanfermines in Pamplona. Seither war sie häufig Ehrengast des Veranstalters der weltberühmten Fiesta.

Die Künstlerin aus Berlin war mit zahlreichen Ausstellungen auf internationaler Ebene vertreten. So gab es ihre Werke in Deutschland von 1966 bis 1988 an 35 Orten zu sehen. Auf internationaler Ebene in Spanien, Frankreich, Portugal, Argentinien, Österreich und in den Niederlanden.



Im Jahr 2006 verstirbt die Künstlerin im Alter von 97 Jahren in Nordrhein-Westfalen.



Noch bis zum 21. Februar 2016 läuft noch eine schöne und umfassende Ausstellung mit 74 Bildern unter dem Titel Kunst von Edith Hultzsch im Wasserschloss in Bad Rappenau, mit den Hautthemen Sport, Tanz und Stierkampf.


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Weitere Informationen:

Wer daran interessiert ist, zusätzliche Informationen über Edith Hultzsch zu erhalten, oder am Erwerb einzelner Bilder, bzw. Interesse daran hat eine Ausstellung auszurichten, der wende sich bitte an die Mail von Herrn Günter Hultzsch: h.g.hultzsch@t-online.de oder direkt an SfA: philipdemalaga@me.com