Text von Brian Harding und Photographien entnommen
aus La Divisa,
Club Taurino of London, Number 215 - November/December
2013, S. 59-60
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Text von Brian Harding und Photographien entnommen
aus La Divisa,
Club Taurino of London, Number 215 - November/December
2013, S. 59-60
Übersetzung von Dr. Andreas Krumbein
Eine
der Freuden, die einem das Beiwohnen der feria de San Isidro oder der feria de
Otoño in Madrid beschert, ist, dass man ein Exemplar von La Voz de la Afición erhalten kann, einer kostenlosen Zeitschrift,
die zu den Zeiten beider ferias veröffentlicht und von der Asociación EL TORO de Madrid (http://www.eltoro.org/) an Angehörige des
Publikums verteilt wird, wenn sie die plaza betreten. Diese angesehene peña ist
einem ein Begriff wegen ihrer „schwarzen“ und „weißen“ Listen von ganaderías,
und während der Wintermonate wird von ihr eine Reihe von tertulias abgehalten.
Ihre Aussage ist klar: Ohne einen vollständigen toro bravo, gibt es keine fiesta.
(Siehe ihr Ansteckzeichen.)
Die
Aktivitäten zur Verteidigung der fiesta durch Angehörige der asociación sind
zahlreich und über einige davon wird in ihrer Zeitschrift berichtet. Ein
anderer Gesichtspunkt ihrer Ziele jedoch wird in denjenigen Artikeln zur
Sprache gebracht, in denen eine Meinung darüber wiedergegeben wird, was
heutzutage in der fiesta richtig und falsch ist; sie demonstrieren den Drang
dem aficionado aufzuzeigen, welche Erwartungen er rechtmässigerweise stellen
kann.
In
der letzten Ausgabe ihrer Zeitschrift (Nr. 43) findet sich eine Erklärung von
Javier Salamanca, einem Mitglied der asociación, zur suerte de varas, und warum
es wichtig ist, Qualitätsansprüche daran, wie der picador seine Aufgabe ausführt, zu stellen. Die Wichtigkeit dessen, was man mit der pica tut, wird
von vielen im Publikum einer corrida missverstanden: Obwohl ihre Kenntnis des
reglamento sehr begrenzt ist oder sie überhaupt keine Kenntnis davon haben, hat
ein großer Teil von ihnen das Bedürfnis gegen eine übermäßige Züchtigung zu
protestieren, egal wie die Umstände sind. Manchmal sind sie gerechtfertigt,
allerdings gibt es in diesem Zusammenhang etwas mehr zu betrachten.
Sr.
Salamanca macht klar, was im reglamento bezüglich des puyazo niedergeschrieben
steht, und warum es wichtig ist, diese Regeln einzuhalten. Mitglieder des Club
Taurino of London haben natürlich den Vorzug, ihre englischsprachigen Ausgaben
des reglamento zu jedweder Gelegenheit konsultieren zu können, und haben
deshalb ein besseres Verständnis davon als der durchschnittliche Zuschauer im
Publikum.
Die
Darstellungen sprechen für sich selbst: Das reglamento legt fest, dass der Stier nur in den morillo, den Muskelhöcker zwischen Kopf und cruz, den
Widerrist, gestochen werden sollte. An jeder anderen Stelle ist es falsch und
fügt dem Stier Schaden zu, und zwar in folgender Weise:
- Ein puyazo in die
Schulter kann zum lahmen führen.
- Ein puyazo zu weit
hinten und zu tief unten wird die Lungen in Mitleidenschaft ziehen und
kann sogar die Pleura (dt.: Brust- oder Lungenfell), die Höhlung, die die
Lungen enthält, durchlöchern.
- Ein puyazo tief
unten entlang des Widerrists (cruz) beschädigt die Muskelstruktur und kann
verursachen, dass der Stier aufgrund geschwächter Vorderbeine strauchelt.
- Ein puyazo hinter
dem Widerrist kann die Wirbelsäule beschädigen und die Angriffskraft des
Stieres in Mitleidenschaft ziehen.
- Ein puyazo in den
Widerrist birgt das Risiko, dass Knochen und in dieser empfindlichen
Gegend liegende Blutgefäße und Nervengewebe beschädigt werden. In einer
früheren Form des reglamento war es ausdrücklich verboten in den Widerrist
zu stechen und jedem picador, der einer solchen Ausführung für schuldig
befunden wurde, drohte eine Geldstrafe und er konnte sogar einer
Freiheitsstrafe unterworfen werden.
Sr.
Salamanca beschließt seinen Text mit dem Hinweis, dass Post-Mortem-Untersuchungen gezeigt haben, dass in nur 5% der Fälle
der Stich korrekterweise in den morillo gesetzt wurde. Er schreibt, dass es
keine Entschuldigung für den picador gebe, wenn dieser seinen puyazo nicht
schnell korrigiere oder ganz vom Körper wegnehme, wenn eine unglückliche
Bewegung im Moment des Zusammentreffens einen der oben aufgeführten Fehler
verursacht.
Sr.
Salamanca wagt eine Erklärung auf die immer wieder gestellte Frage: Wozu gibt es
das stechen mit der pica? „Die korrekte Positionierung ist in den morillo oder
cerviguillo, präziser in Richtung des hinteren Teiles des morillo, dort wo er
nach unten abfällt, in Richtung des ‚hoyo de las agujas’. Ein puyazo in den morillo zieht den Angriff des Stieres nicht ernsthaft in Mitleidenschaft und er
führt zu einem gewissen Mass an Unterwerfung, denn, wenn die Muskeln, die das
Heben des Kopfes kontrollieren, geschwächt werden, ist es für den Stier
leichter den Knopf zu senken.
Er
erwähnt nicht, dass es dem Stier außerdem die Gelegenheit gibt, seine Stärke,
seine bravura und seinen Einsatzwillen zu demonstrieren, was, wie ich behaupte,
der Fall ist.
Und
ich würde hinzufügen, dass zu den wenigen Gelegenheiten, in denen wir einen
picador sehen, wie er die puya korrekt platziert, und zwar in den morillo, wir
ihm applaudieren und unsere Anerkennung und Zustimmung zeigen sollten.
Übermäßige Züchtigung ist eine andere Sache und kann grundsätzlich dem matadores
und seinen Anweisungen vorgeworfen werden.