Sie haben allen Grund zum Jubeln. Den Champagner könnten sie schon mal kalt stellen. Denn noch nie waren sie, die antitaurinos, ihrem Ziel, einem Verbot von Stierkämpfen in Katalonien, so nahe wie in diesen Tagen. Die abolición de las corridas de toros en Cataluña in greifbarer Nähe. Doch ist es wirklich das, was die Tierschützer eigentlich erreichen wollen?
Erinnern wir uns. Im Jahr 2007 preschten deutsche, österreichische und britische Tierschützer nach Brüssel und forderten ein “europaweites Verbot von Stierkämpfen!”. Nun, Katalonien ist nicht Europa. Und genau genommen wollen die Katalanen nicht mal Spanier sein, welche sich ja als ein Teil Europas verstehen, sogar den Vorsitz führen. Kommt es also zu einem Verbot, können sich die antitaurinos rühmen eine Gebiet überzeugt zu haben, welches 1,4 Prozent der Bürger der Europäischen Union beansprucht.
Um ihr Ziel zu erreichen, liessen sich die Tierschützer vor den katalanischen Karren spannen. Mit politischer Autorität lasse sich vielleicht etwas mehr erreichen. Dachten sie! Doch sie wurden eines anderen belehrt, denn es ging vielmehr um katalanisches Freiheitsdenken als um die Abschaffung der tauromaquia. Das erkannten auch resignierte Tierschützer: “Es geht doch nicht gegen Spanien, sondern um Tierschutz!”, verkündeten sie vor knapp zwei Wochen in der Tageszeitung EL PAIS.
Ihre Hoffnung ein Verbot von Stierkämpfen in Katalonien würde im restlichen Spanien Nachahmer finden wurde enttäuscht. Ein möglicher Dominoeffekt wird definitiv ausbleiben. Im Gegenteil sogar, der Schuss ging nach hinten los, denn Spaniens Regionen wurden so überhaupt erst einmal wach gerüttelt. Bis zu diesem Zeitpunkt sind sie den antitaurinischen Initiativen eher mit nicht all zu viel Respekt begegnet. Sie haben sie nicht einmal zur Kenntnis genommen.
Wie konnten wir damals beim deutschen Internetportal La Tauromaquia lesen? „Ich habe den Verdacht, dass in Spanien die Meinung herrscht, dass die Pyrenäen hoch genug seien, damit kein Brüsseler Gesetz 'drüberweg kommt...". Ob Brüssel oder Tierschützer aus dem Ausland, man nahm sie nicht war. Doch jetzt werden sie langsam zur Plage und schneller als jedem antitaurino recht ist, fahren die taurinos ihre Verteidigungsgeschütze auf. Gleich drei Regionen, Madrid, Murcia und Valencia boten innerhalb weniger Stunden ein eindeutiges Contra. Weitere Region werden sich anschliessen und Spanien wird, wie schon jemand in einem Kommentar in diesem Blog erwähnte zu einer uneinnehmbaren Festung der tauromaquia.
Und während man in Katalonien streitet und die ausländischen Tierschutzportale jubeln, läuft auf der Iberischen Halbinsel die neue Stierkampf-Saison an. Mit nicht wenig Erfolg. Wo auch immer die ersten corridas de toros zu sehen waren, meistens mit einem ¡No hay billetes! – ausverkauft! Da können die Tierschützer nun wirklich nicht von einem Erfolg sprechen.