mit Francisco Morales
Der novillero Francisco Morales aus dem Dorf Carratraca in der Provinz Málaga stellt sich den Fragen von SfA. Hierbei handelt es sich um ein Gemeinschafts-Interview mit dem ORF:
SfA: Hat dich schon einmal ein toro auf die Hörner bekommen?
Francisco Morales: Nein.
Sieht gefährlich aus, ist aber nichts passiert. Keine cornada für den torero. |
SfA: Nicht ein einziger?
Francisco Morales: Nein.
Sie haben mich zwar schon mal erwischt, aber mich nie verletzt, keine einzige cornada.
SfA: Hattest du schon
Momente, wo die Idee aufkam mit dem toreo aufzuhören?
Francisco Morales: Es gab
Tage, da habe ich oft darüber nachgedacht. Aber ich dachte mir, den ganzen
Einsatz den ich vorher erbracht hatte wäre umsonst gewesen. Das wäre Schade.
Eines Tages wird die Belohnung dafür sicherlich kommen. Zum Guten wie zum
Schlechten. Aber Gott sei Dank, bis jetzt lief alles gut.
Vor dem Einzug ins Finale, das er gewinnen wird |
SfA: Konntest du dir im
Finale des Certamen vorstellen, es zu gewinnen?
Francisco Morales: Um
ehrlich zu sein, nach meinem ersten Auftritt (am Tage zuvor). nein. Ich hatte
da einfach nicht das Gefühl, das ich überhaupt ins Finale komme. Aber als ich
es dann im Hotel erfuhr, kam mir in den Sinn, dass in diesem Jahr ich meine
Chance nutzen werde.
SfA: Die antitaurina
ist ja bei dir ins ruedo gesprungen?
Francisco Morales: Ja,
bei meinem novillo.
Die antitaurina bei dem schon toten novillo von Francisco Morales |
SfA: Aber nachdem der novillo
Tod war?
Francisco Morales: Das
sind wir gerade dabei herauszufinden. Die antitaurina war eine Erwachsene. Und
wenn eine antitaurina ins ruedo springt bringt sie nicht nur
ihr Leben in Gefahr sondern auch unseres. Denn wenn der novillo plötzlich wieder
aufsteht, könnte er wieder angreifen, während wir vom Publikum abgelenkt
werden. Und so versucht man jetzt anhand von Videos herauszufinden, in welchem
Zustand der novillo sich befand, als sie ins ruedo sprang. Als sie ihn
erreichte war er tot.
SfA: Wie siehst du die antitaurinos?
Bringst du ihnen Verständnis entgegen, kannst du sie verstehen oder findest du
sie nur ärgerlich?
Francisco Morales: Ich
respektiere sie. Aber immer vorausgesetzt, dass sie auch mich respektieren.
Gegenseitiger Respekt.
So zum Beispiel diese Situation
mit der Señora, oder mit Morante in Marbella, oder diese vielen Attacken die es dieses Jahr gab, jener Peter
Janssen, jetzt wissen wir sogar schon seinen Namen, ich möchte an ihn
eigentlich nicht denken, aber jetzt kennen wir ihn beim Namen. ... Und jetzt werden
diese Sachverhalte auch von Anwälten überprüft, denn eins ist klar, so kann es
nicht weitergehen.
Francisco Morales: Mehr
die muleta.
SfA: Warum?
Francisco Morales: Weil man
zum einen sich am längsten mit dem toro und ihr, der muleta auseinandersetzt, und sich
am besten mit ihr ausdrücken kann in einer Art Verbindung mit dem toro.
Der Umgang mit dem capote
ist weitaus komplizierter. Aber ich denke auch, der torero mit dem capote,
wenn er gut mit der capa umgehen kann, wie Morante, glaube ich, dass man mehr
Vergnügen dabei hat als mit der muleta. Und um zu sehen wie das noch
wilde Tier angreift, wie es sich bewegt, man es dazu auffordert, um einen
gewissen Eindruck zu vermitteln, das Gefühl einer Sensation dabei ist grösser. Aber
für mich gegenwärtig ist es die muleta.
SfA: Ein Manöver, welches
du mit der muleta bevorzugst?
SfA: Und der momento de la verdad? Wie stehst du zur estocada, bereitet sie die Angst?
Francisco Morales: (Atmet
durch) Ich respektiere diesen Moment. Ich respektiere ihn, weil das Tier, von dem die antitaurinos
behaupten dass wir es nicht mögen, es nicht lieben, dieses Tier ist für uns
gross und erzogen geworden. Darum ist dieser Moment ein Augenblick des Respekts.
Darum ist es in der plaza bei der suerte suprema besonders still. Und der
torero
versucht die estocada best möglichst auszuführen, damit das Tier am
wenigsten zu leiden hat, und einen schnellen wie schönen Tod findet.
SfA: Bereitet dir diese suerte suprema Probleme
Francisco Morales: (Er
lacht) Die letzten Male ist es mir recht gut gelungen, aber in der Vergangenheit ist
es mit der espada nicht immer so optimal für mich gelaufen.
Das erste was man lernen muss,
ist dem Tier nicht ins Gesicht zu schon. Allein der Anblick der Hörner hindert
einen mental daran, sich dazwischen zu wagen um den Todesstoss anzusetzen. Der
Schlüssel dazu ist, den optimalen Platz zu finden, um den espada erfolgreich und tief zu
platzieren. Und für mich, so langsam wie möglich, denn dieses langsame
Eindringen verbindet sich mit dem Respekt. Denn wenn es einer schnell tut,
vermittelt er den Eindruck, dass er es schnellstens hinter sich bringen will,
um sich so wenig wie möglich der Gefahr zu stellen. Nein, nein, genauso langsam
wie beim toreo.
SfA: Aber diese
Langsamkeit birgt auch ein gewisses Risiko.
Francisco Morales: Ja.
Denn das schnelle Eindringen vermittelt deinem Unterbewusstsein, zügig davor zu
fliehen. Und so bekommt man keine gute estocada hin. Den mit der Langsamkeit
bringt man auch eine Harmonie zum Ausdruck, denn auch dieser Moment muss einen
gewissen Ausdruck an Schönheit
zeigen, der Tod des toros.
SfA: Welche Art des
Tötens bevorzugst du? Volapie oder Recibiendo?
Francisco Morales: Ich
habe noch nie recibiendo getötet. Immer gehe ich auf das Tier zu. Man darf
nicht vergessen, den toro recibiendo zu töten dazu
gehört viel Risiko.
Plaza de toros in Carratraca (Málaga) aus dem Jahr 1878 für 3.000 Zuschauer |
SfA: Zum Schluss, du selbst kommst aus Carratraca, dort gibt es
ja auch eine beeindruckende plaza de toros an einem Berghang,
aber keine toros.
Francisco Morales: Vor
zwei Jahren wurde sie wieder eingeweiht, man hat sie dafür extra ein wenig
renoviert, und ich hatte das Glück das festejo zu organisieren, und ich war
derjenige, der seit 1909 dort wieder das erste Mal als torero angetreten ist.
SfA: Wann hast Du Deine
nächsten Auftritte
Francisco Morales: Zwei novilladas sin picadores, eine am 16. in einem Dorf bei Guadalajara und am 17. bei Madrid.
SfA: Wir danken dir für
das Interview und wünschen dir weiterhin viel Glück und Erfolg.
Francisco Morales: Danke
an euch.