Dienstag, 29. September 2015

Ein ungeheures Gefühl an Glückseligkeit (2. Teil)





mit Francisco Morales


Der novillero Francisco Morales aus dem Dorf Carratraca in der Provinz Málaga stellt sich  den Fragen von SfA. Hierbei handelt es sich um ein Gemeinschafts-Interview mit dem ORF:

SfA: Hat dich schon einmal ein toro auf die Hörner bekommen?

Francisco Morales: Nein.
Sieht gefährlich aus, ist aber nichts passiert.
Keine cornada für den torero.
SfA: Nicht ein einziger?

Francisco Morales: Nein. Sie haben mich zwar schon mal erwischt, aber mich nie verletzt, keine einzige cornada.

SfA: Hattest du schon Momente, wo die Idee aufkam mit dem toreo aufzuhören?

Francisco Morales: Es gab Tage, da habe ich oft darüber nachgedacht. Aber ich dachte mir, den ganzen Einsatz den ich vorher erbracht hatte wäre umsonst gewesen. Das wäre Schade. Eines Tages wird die Belohnung dafür sicherlich kommen. Zum Guten wie zum Schlechten. Aber Gott sei Dank, bis jetzt lief alles gut.

Vor dem Einzug ins Finale, das er gewinnen wird
SfA: Konntest du dir im Finale des Certamen vorstellen, es zu gewinnen?

Francisco Morales: Um ehrlich zu sein, nach meinem ersten Auftritt (am Tage zuvor). nein. Ich hatte da einfach nicht das Gefühl, das ich überhaupt ins Finale komme. Aber als ich es dann im Hotel erfuhr, kam mir in den Sinn, dass in diesem Jahr ich meine Chance nutzen werde.

SfA: Die antitaurina ist ja bei dir ins ruedo gesprungen?

Francisco Morales: Ja, bei meinem novillo.

Die antitaurina bei dem schon toten novillo von Francisco Morales
SfA: Aber nachdem der novillo Tod war?

Francisco Morales: Das sind wir gerade dabei herauszufinden. Die antitaurina war eine Erwachsene. Und wenn eine antitaurina ins ruedo springt bringt sie nicht nur ihr Leben in Gefahr sondern auch unseres. Denn wenn der novillo plötzlich wieder aufsteht, könnte er wieder angreifen, während wir vom Publikum abgelenkt werden. Und so versucht man jetzt anhand von Videos herauszufinden, in welchem Zustand der novillo sich befand, als sie ins ruedo sprang. Als sie ihn erreichte war er tot.

SfA: Wie siehst du die antitaurinos? Bringst du ihnen Verständnis entgegen, kannst du sie verstehen oder findest du sie nur ärgerlich?

Francisco Morales: Ich respektiere sie. Aber immer vorausgesetzt, dass sie auch mich respektieren. Gegenseitiger Respekt.

So zum Beispiel diese Situation mit der Señora, oder mit Morante in Marbella, oder diese vielen Attacken die es dieses Jahr gab, jener Peter Janssen, jetzt wissen wir sogar schon seinen Namen, ich möchte an ihn eigentlich nicht denken, aber jetzt kennen wir ihn beim Namen. ... Und jetzt werden diese Sachverhalte auch von Anwälten überprüft, denn eins ist klar, so kann es nicht weitergehen.

SfA: Sprechen wir jetzt ein wenig vom toreo. Was liegt dir mehr, die capa oder die muleta?

Francisco Morales: Mehr die muleta.

SfA: Warum?

Francisco Morales: Weil man zum einen sich am längsten mit dem toro und ihr, der muleta auseinandersetzt, und sich am besten mit ihr ausdrücken kann in einer Art Verbindung mit dem toro

Der Umgang mit dem capote ist weitaus komplizierter. Aber ich denke auch, der torero mit dem capote, wenn er gut mit der capa umgehen kann, wie Morante, glaube ich, dass man mehr Vergnügen dabei hat als mit der muleta. Und um zu sehen wie das noch wilde Tier angreift, wie es sich bewegt, man es dazu auffordert, um einen gewissen Eindruck zu vermitteln, das Gefühl einer Sensation dabei ist grösser. Aber für mich gegenwärtig ist es die muleta.

SfA: Ein Manöver, welches du mit der muleta bevorzugst?

Francisco Morales: Die natural. Das ist fundamental.

Francisco Morales mit der muleta.
SfA: Und der momento de la verdad? Wie stehst du zur estocada, bereitet sie die Angst?

Francisco Morales: (Atmet durch) Ich respektiere diesen Moment.  Ich respektiere ihn, weil das Tier, von dem die antitaurinos behaupten dass wir es nicht mögen, es nicht lieben, dieses Tier ist für uns gross und erzogen geworden. Darum ist dieser Moment ein Augenblick des Respekts. Darum ist es in der plaza bei der suerte suprema besonders still. Und der torero versucht die estocada best möglichst auszuführen, damit das Tier am wenigsten zu leiden hat, und einen schnellen wie schönen Tod findet.

SfA: Bereitet dir diese suerte suprema Probleme

Francisco Morales: (Er lacht) Die letzten Male ist es mir recht gut gelungen, aber in der Vergangenheit ist es mit der espada nicht immer so optimal für mich gelaufen.

Das erste was man lernen muss, ist dem Tier nicht ins Gesicht zu schon. Allein der Anblick der Hörner hindert einen mental daran, sich dazwischen zu wagen um den Todesstoss anzusetzen. Der Schlüssel dazu ist, den optimalen Platz zu finden, um den espada erfolgreich und tief zu platzieren. Und für mich, so langsam wie möglich, denn dieses langsame Eindringen verbindet sich mit dem Respekt. Denn wenn es einer schnell tut, vermittelt er den Eindruck, dass er es schnellstens hinter sich bringen will, um sich so wenig wie möglich der Gefahr zu stellen. Nein, nein, genauso langsam wie beim toreo.

SfA: Aber diese Langsamkeit birgt auch ein gewisses Risiko.

Francisco Morales: Ja. Denn das schnelle Eindringen vermittelt deinem Unterbewusstsein, zügig davor zu fliehen. Und so bekommt man keine gute estocada hin. Den mit der Langsamkeit bringt man auch eine Harmonie zum Ausdruck, denn auch dieser Moment muss einen gewissen  Ausdruck an Schönheit zeigen, der Tod des toros.

SfA: Welche Art des Tötens bevorzugst du? Volapie oder Recibiendo?

Francisco Morales: Ich habe noch nie recibiendo getötet. Immer gehe ich auf das Tier zu. Man darf nicht vergessen, den toro recibiendo zu töten dazu gehört viel Risiko.
Plaza de toros in Carratraca (Málaga) aus dem Jahr 1878 für 3.000 Zuschauer
SfA: Zum Schluss, du selbst kommst aus Carratraca, dort gibt es ja auch eine beeindruckende plaza de toros an einem Berghang, aber keine toros.

Francisco Morales: Vor zwei Jahren wurde sie wieder eingeweiht, man hat sie dafür extra ein wenig renoviert, und ich hatte das Glück das festejo zu organisieren, und ich war derjenige, der seit 1909 dort wieder das erste Mal als torero angetreten ist.

SfA: Wann hast Du Deine nächsten Auftritte

Francisco Morales: Zwei novilladas sin picadores, eine am 16. in einem Dorf bei Guadalajara und am 17. bei Madrid.

SfA: Wir danken dir für das Interview und wünschen dir weiterhin viel Glück und Erfolg.


Francisco Morales: Danke an euch.