Mittwoch, 29. Juli 2015

Deutsche Medien in Spanien mehrheitlich gegen die Stiere

Fast alle deutschsprachigen Medien in Spanien
berichten nicht neutral über die Stiere
Wie kommt es dazu?
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von Philip de Málaga



In Spanien leben nun mal viele Ausländer. Auch Deutsche. Auf Mallorca, Costa Brava oder zum Beispiel an der Costa de Sol. Und wo es solche Konzentrationen an einem deutschsprachigen Publikum gibt, finden sich in der Regel auch deutschsprachige Medien wie Radio oder Presse. Und viele Deutsche, der spanischen Sprache nicht so mächtig, empfinden es als angenehm, die Nachrichten aus ihrem Umfeld, in ihrer neuen Heimat in deutscher Sprache zu erfahren. Was ja irgendwie verständlich ist.

Infos aus Spanien für Deutsche in Spanien
Meistens entsprechen deren Berichte der Wahrheit, sind sie nicht selten auch von den spanischen Kollegen abkopiert. Doch wenn es um die mundo de los toros geht, hat man eine ganz andere Meinung.
Kein spanisches Medium bringt solche Nachrichten,
welche einfach nicht der Wahrheit entsprechen!
Oft weit entfernt von der Realität. Hauptsächlich wird nämlich über die Aktivitäten der antitaurinos berichtet. Oder wenn es um ein Verbot der toros geht, wie derzeit in Palma de Mallorca. Mit besonderer Leidenschaft wird dem Leser von Ortschaften erzählt, welche sich zu einer Gemeinde antitaurino deklariert haben. Zum Beispiel gerade in der Aktualität werden die 18 municipios auf Mallorca genannt, welche mit gutem Beispiel voran getreten sind und die toros abgeschafft haben. Da wären:
  • Son Servera
  • Mancor de la Vall
  • Ariany
  • Deiá
  • Sant Joan
  • Campanet
  • Manacor
  • Lloseta
  • Porreres
  • Algaida
  • Capdepera
  • Santa María del Camí
  • Sencelles
  • Costixt
  • Esporles
  • Artá
  • Puigounyent
  • Consell

  • Palma de Mallorca (?)

Ohne Frage, für eine Insel eine beeindruckende Liste. Doch bitte was haben sie denn abgeschafft oder verboten? Im reglamento taurino, also im staatlichen Regelwerk für die toros werden vorwiegend nur in jenen Ortschaften festejos taurinos zugelassen, welche über eine tradición taurina verfügen.
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In den oben genannten Ortschaften auf Mallorca
ist nicht eine Gemeinde dabei, 
die über eine Tradition der Stierkämpfe verfügt!
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Weder haben sie eine plaza de toros oder eine escuela taurina, noch haben sie jemals festejos taurinos veranstaltet, verfügen über kein museo taurino, keine ganaderías wo Stiere gezüchtet werden, keine toreros und auch die Zahl der aficionados hält sich eher bescheiden, eben weil keine tradición taurina dort verankert ist. Das wäre, als ob man Städte wie München, Berlin oder Hamburg zur antitaurinischen Gemeinden ausrufen würde. Und genau darüber berichten die Medien nicht.

Im Gegenzug. Pamplona war dieses Jahr ein voller Erfolg. So viele Zuschauer wie noch nie, finanzieller Gewinn und weltweites Interesse. Nur das verschweigen die hiesigen deutschen Medien. 

Noch ein Beispiel: Überhaupt, volle plaza de toros, selbst in Touristenorten wie Roquetas de Mar (SfA hatte darüber berichtet: Roquetas, ein Ferienziel und eine volle plaza de toros), solche Informationen werden dem Leser einfach vorenthalten. Über 20.000 Zuschauer in Luft aufgelöst.

Ein volle plaza de  toros, doch der deutsche Leser erfährt es nicht.
Wie kommt es dazu? Woher kommt diese einseitige Berichterstattung? Zum einen spielt da eine durchaus verständliche Tierliebe eine Rolle. Und für solche Tierliebhaber ist es nicht einfach die mundo de los toros zu verstehen. Will man auch gar nicht. Wie will man dann darüber neutral oder gar positiv berichten? Und da liegt das eigentliche Dilemma. In diesen deutschen Verlagen gibt es in der Regel keine Experten zum Thema der toros, nicht einmal aficionados

Hinzu kommt die Tatsache, dass diese Medien von dem antitaurinismo geradezu bombardiert werden, während sich die taurinischen Medien, Politiker und empresarios diesbezüglich in Schweigen hüllen. 

Und so kommt es, dass die Leserschaft nicht nur ziemlich einseitig über die tauromaquia informiert wird, sondern auch sogar gegen den aktuellen Trend.

Nicht anders bei den nationalen Medien aus Deutschland. Auch sie berichten relativ einseitig. Mit einer Ausnahme: Die beiden Korrespondenten für Spanien der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Leo Wieland und Paul Ingendaay zählen zu den wenigen Journalisten aus dem deutschsprachigen Bereich, die berichten wie es wirklich ist. Sie selbst bezeichnen sich sich nicht als aficionados, sprechen sich aber auch nicht dagegen aus. Auf eine solch neutrale Berichterstattung hat ein jeder Leser ein bestimmtes Anrecht.

Ob nun Mallorca dem Beispiel von Katalonien folgen wird spielt für die tauromaquia eine wohl untergeordnete Rolle, denn in der Tat verfügt diese Balearen Insel über eine eher bescheidene tradición taurina, obwohl es sie auch dort mal gab. Auch hierüber hat SfA berichtet: Und es gibt ihn doch: Stierkampf auf Mallorca.

Wie auch immer, eine bessere und vor allem neutralere und realitätsnahe Berichterstattung der ausländischen Medien zum Thema der toros hier in diesem Lande wäre wünschenswert. Denn erst dann sind auch die hier lebenden Deutschen in der Lage mitreden zu können.