Über die taurinische Finanzwelt während der Krise
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von Colin Ernst
(Fotos:
mundotoro)
Was soll man davon halten? Der
Director del Plan Nacional de Fomento y Protección de la Tauromaquia,
Juan Antonio Gómez-Angulo, hat geäußert, das man die Kosten für die
corridas senken muss. Damit kann man als
aficionado gut leben. Aber wie sieht dann die andere Seite aus?
Das Herumgereite auf dem Gaul namens
crisis (Krise), ist einmal mehr ein Grund, die Daumenschrauben da anzusetzen, wo es allen weh tut, die mit ihrem Leben für die
fiesta brava stehen. Die Erhöhung der
IVA, der Mehrwertsteuer von 10 auf 21% für
festejos taurinas, wird schon unter den Tisch gekehrt. Nun fordert man von den
toreros, ihre Löhne zu senken, zu Gunsten geringerer Eintrittspreise, auch die
ganaderos sollen ihre Preise senken, damit über die
entradas baratas - Schiene, mehr Menschen die
corridas besuchen.
Was aber tut der
empresario? Ein Beispiel, die
figuras bekommen ungefähr 17.500 Euro pro
corrida in einer
plaza der ersten
categoría. Davon müssen sie neben Steuern auch ihre Angestellten, die
cuadrilla, bezahlen, von Versicherungen will ich nicht reden... Dies ist das Mindestendgeld, dafür, das man sein Leben und das seiner Mitarbeiter in einer
plaza wie
Las Ventas, mit zwei Stieren aufs Spiel setzt. Und dieser "Mindestlohn", so im Tarif geregelt, betrifft die
toreros, welche den
escalafón anführen, mehr als 43
corridas im Jahr bestreiten. In diesem Jahr sind es grade mal vier:
Padilla,
El Fandi,
Fandiño und
Perera.
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Die Stars unter den toreros: Juan José Padilla, El Fandi, Fandiño und Perera |
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Morante de la Puebla |
Alle anderen
matadores bekommen tariflich gleich mal 4.500 Euro weniger! Natürlich werden
Morante,
José Tomás und Co mehr bekommen, Dank ihrer Bekanntheit und ihrer
apoderados.
Aber mal ehrlich, ist ein
Enrique Ponce mehr oder weniger wert??? Wir reden immerhin über das Leben eines Menschen. Und über das des
toros. Wenn ein
ganadero die Kosten für seine Tiere noch weiter senken muss, wird auch dies Konsequenzen haben. Billigeres Futter zum Beispiel, weniger Vitamine, Kündigungen der Menschen die diese Tiere betreuen. Wenn ein
toro schlecht gehalten wird, ist seine Leistung in der
plaza auch fraglich. Man hat schon ganze Rinderherden beinahe verhungern sehen. Die "Herstellung" eines Stieres hat seinen Preis. Und was bekommt der
aficionado mitunter zu sehen, wenn ein
empresario nicht sehr pflichtbewusst ist? Die
plaza ist in einem schlimmen Zustand, bedarf dringend Renovierungen. Das umfangreiche
cartel führt neben vielen unbekannten Namen ein
mano a mano von zwei
toreros der zweiten Kategorie (was bedeutet zwei Mal 4500 Euro weniger zu zahlen und einen
torero gespart!) Eine
novillada oder eine
corrida mixta rundet das Bild ab. Der ein oder andere
empresario hat sich eine goldene Nase verdient, während er seinen Service auf ein Minimum herunter geschraubt hat. Und da ist auch schon der Fehler im System, denn er hat seine Kunden, die
aficionados vernachlässigt.
Und nun versuchen die Herren in Nadelstreifen, wieder einmal mehr, die Preise zu drücken, unter dem Mantel der Bedürftigkeit. Bei sinkenden Zahlen der
corridas gleicht der die
plaza de toros manchmal einem Haifischbecken. Die
toreros müssen sich regelrecht um die Plätze prügeln, also Zugeständnisse machen, und den Züchtern geht es nicht anders. Der Gewinner in diesem Spiel sind
Canal Plus toros, dort kann man für gut 16 Euro im Monat so viel
toreo sehen wie man vertragen kann, die p
ipas knackt man dann eben auf dem Sofa...